DIE Internet-Zeitung

Artikel Seite 239
Sparen gilt nicht für alle

Struck zahlte mehr als 130.000 Euro für Privatisierungsberater

Seit Beginn der "Privatisierungswelle" für die Bundeswehr vor fünf Jahren hat es schon viel Ärger mit millionenschweren Beraterverträgen gegeben. Jetzt steht Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) offenbar eine neue Berateraffäre ins Haus. Der Vorwurf des Bundesrechnungshofes: Bei Zahlungen von mehr als 130.000 Euro an den Manager Werner Heinzmann, der die Bundeswehr bei ihren Privatisierungsvorhaben beraten hat, fehlten "vertragliche Regelungen". Das Geld zu sparen ist sozusagen "freihändig" geflossen. Aus den Unterlagen des Bundesrechnungshofes geht offenbar hervor, dass der ehemalige Manager des Rüstungskonzerns EADS vom 1. April 2003 bis 31. Dezember 2003 als Geschäftsführer des "Modernisierungsboards" das Reisemanagement des Verteidigungsministeriums neu organisieren und die Beschaffung handelsüblicher Güter koordinieren sollte.

Holzhammer gegen Gewalt

Grimms-Märchen als Anklage gegen Kindesmißbrauch inszeniert

"Nur für Erwachsene" hieß es am Samstagabend zur Premiere des Märchenspiels "Hänsel und Gretel" im Erfurter Theater. Regisseur Giancarlo del Monaco stellte seine ab 16 Jahren freigegebene Fassung der Humperdinck-Oper vor und versuchte, sich dem schwierigen Thema des Kindesmissbrauchs auf der Theaterbühne zu nähern. Das schmutzige Geschäft geschieht in der Inszenierung nicht in der Verborgenheit dunkler Hinterzimmer, das abscheuliche Verbrechen wird vielmehr dargestellt. Giancarlo del Monaco lässt Hänsel und Gretel in seiner Opern-Inszenierung gleich mehrfach vergewaltigen, bevor die Geschwister dem Kinderschänder im Blutrausch den Garaus machen.

Romantische Outlaws

Dresdner Staatsschauspiel bringt "Der Mann ohne Vergangenheit" auf die Bühne

Das Dresdner Theaterpublikum war am Samstagabend zu einer doppelten Premiere geladen. Nicht nur das Stück "Der Mann ohne Vergangenheit" feierte seine Uraufführung, auch die Bühne des Kleinen Hauses des Staatsschauspiels wurde nach Umbau und siebenjähriger Pause zum ersten Mal bespielt.

Medienkampagne befürchtet

Schwuler Münchner Stadtrat sieht in Moshammer keinen typischen Schwulen

Der schwule Münchner Stadtrat Thomas Niederbühl befürchtet nach der Klärung des Mordes an Rudolph Moshammer in den Medien eine Schmutzkampagne um die homosexuelle Szene der Stadt. Die Ausbreitung der "dunklen und geheimen Seite" Moshammers werde "viele Vorurteile gegenüber Homosexuellen bestärken", sagte der Vertreter der "Rosa Liste" im Stadtparlament und Geschäftsführer der Münchner Aidshilfe. Moshammer war von einem gekauften, männlichen Sexualpartner offenbar im Streit um 2000 Euro Liebeslohn erdrosselt worden.

Verbraucherschutz

Automonopol überteuert Preise und schwächt Nachfrage

Die Monopole auf dem Markt mit Autoersatzteilen führen vor allem in Deutschland und Frankreich zu überteuerten Verbraucherpreisen und schwächt die Nachfrage. Dies kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband. Bisher bestehe in einzelnen EU-Staaten beim Handel mit Kotflügeln, Stoßstangen oder Außenspiegeln ein Monopol der jeweiligen Automobilhersteller. Der deutsche Verband der Automobilindustrie widersprach der Kritik. Eine Marktöffnung liege nicht im Interesse des Verbrauchers. Der Verbraucher riskiere Qualität und Sicherheit. Außerdem sei auf dem europäischen Markt keine Tendenz zur Monopolisierung zu erkennen.

Studie

Arbeitsplätze Einheimischer nur selten durch illegale Zuwanderer gefährdet

Illegale Einwanderer stellen kaum eine Bedrohung für die Arbeitsplätze Einheimischer dar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Dies liege vor allem daran, dass ilegale Beschäftigung nur in wenigen Bereichen lohnenswert sei. In Deutschland betreffe das vor allem den Bausektor und private Haushalte. Gerade in Privathaushalten würden Illegale jedoch keine einheimischen Arbeitnehmer verdrängen. Internationale Studien legten nahe, dass die volkswirtschaftlichen Effekte illegaler Migration nicht eindeutig negativ seien. Die Wissenschaftler beklagen allerdings einen zu geringen Kenntnisstand über illegale Einwanderung nach Deutschland: "Politik operiert heute auf einer Basis großer Ungewissheit, und es wäre dringend erforderlich, durch klug konzipierte Forschungsanstrengungen unsere Wissensbasis zu erweitern und gleichzeitig politische Interventionen stärker auf ihre Wirkungen hin zu überprüfen", fassen die Autoren zusammen.

Immigrantenpolitik

Weniger Asylanträge trotz steigender Not

Immer weniger Menschen beantragen in Deutschland Asyl, obwohl die Bedürftigkeit steigt. Das erwartet die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl von der Statistik 2004. Im Jahr 2004 seien 30,3 Prozent weniger Anträge gestellt worden als noch ein Jahr zuvor. Das entspreche einem historischen Tiefstand, der vergleichbar mit 1984 sei. Diese Entwicklung stünde im Widerspruch zu dem weltweiten Flüchtlingselend, kritisiert die Flüchtlingsorganisation. Dass gerade einmal 1,8 Prozent der Antragsteller Flüchtlingsstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention erhielten, habe nichts mit einem geringeren Schutzbedürfnis zu tun. Es sei vielmehr ein Beleg für die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik. Derzeit gelte das Prinzip Abschiebungen auf Vorrat herstellen, meint Pro Asyl.

Staatsmacht

Große Auffanglager in Indonesien gegen die Interessen der Opfer

Die indonesische Regierung plant, die Opfer der Tsunami-Katastrophe der Region Banda Aceh in großen Auffanglagern unterzubringen, damit das Militär die Kontrolle über die Zivilbevölkerung aufrechterhalten kann. Das meldet am Freitag das "Bündnis: Gemeinsam für Menschen in Not - Entwicklung hilft!", bestehend aus den Hilfsorganisationen Brot für die Welt, Misereor, medico international, terre des hommes und der Deutschen Welthungerhilfe. Die Wiederaufbauhilfe in der Region werde so mit der indonesischen Strategie verknüpft, die Gewalt über die Menschen in der Region zu sichern. Doch die Bewältigung weit verbreiteter psychischer Traumata sei in großen Auffanglagern viel schwieriger für die Betroffenen und auch Seuchen breiteten sich dort wesentlich schneller aus, so die Hilfsorganisationen. Ausserdem fürchteten viele Bewohner der Lager, dass sie auf Grund unklarer Rechtstitel den Anspruch auf ihr angestammtes Land in ihren Dörfern verlieren. Die Bundesregierung solle gegenüber der indonesischen Regierung darauf drängen, die Flutopfer in der Provinz Aceh nicht in großen zentralen Auffanglagern unterzubringen, so das Bündnis.

Lebensmittel Nummer 1

EU-Parlament soll Grundwasser konsequent schützen

Strengere Schutzstandards für europäische Grundwasservorkommen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verlangt. In Berlin, München, Leipzig, Bremen, Hannover, Saarbrücken und weiteren Städten besuchten Mitarbeiter der Umweltorganisation die Büros von Abgeordneten aller Fraktionen des EU-Parlaments. Dort übergaben sie frisches Trinkwasser und Vorschläge zur Reinhaltung des Grundwassers. Kommende Woche beraten die Parlamentarier eine neue EU-Grundwasserrichtlinie. CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und PDS wurden aufgefordert, die vom BUND, der Grünen Liga und dem Deutschen Naturschutzring erarbeiteten Standards zur Reinhaltung des Grundwassers in die Gesetzgebung einzubringen.

Rußpartikel

Pre-Norm zur Förderung sauberer Diesel-Fahrzeuge hilft der Gesundheit

Der NABU hat heute den EU-Vorschlag, den Grenzwert für eine neue europäische Abgasnorm bei 5 mg Rußpartikel je Kilometer festzulegen, begrüßt. "Dieser Wert ist geeignet, um Krankheiten durch Dieselruß fast vollständig zu verhindern", erklärte NABU-Hauptgeschäftsführer Gerd Billen. Ein Grenzwert von 5 mg/km sei nur mit hochwertiger Filtertechnologie zu erreichen, die nahezu 100% der Partikel aus den Abgasen filtert. Die so genannte "Pre-Norm" läge somit zwischen dem Vorschlag des Bündnisses "Kein Diesel ohne Filter", dem der NABU angehört und das ebenso wie SPD und Grüne 2,5 mg/km gefordert hatte, und dem einiger Auto-Hersteller, die für eine Grenze von 8,5 mg/km plädiert hatten.

Bleimunition verbieten

Seeadler mit Bleivergiftung in Brandenburg gefunden

Ein vor wenigen Tagen bei Dahme (Kreis Teltow-Fläming) krank aufgegriffener und in die Tierklinik Düppel eingelieferter Seeadler ist Opfer einer Bleivergiftung geworden. Dies teilte der Naturschutzbund NABU, Landesverband Brandenburg, heute mit. Eine Blutuntersuchung hatte Bleiwerte ergeben, die einer tödlichen Dosis nahe kommen. Der NABU hatte bereits in der Vergangenheit wiederholt auf das Problem der Bleivergiftung hingewiesen. NABU Geschäftsführer Wolfgang Mädlow: „Von 91 in Brandenburg in den letzten Jahren tot oder krank aufgefundenen Seeadlern hatten 32 eine tödliche Bleivergiftung, und weitere 6 wiesen erhöhte Bleiwerte in den Organen auf.“

"Kunstverein in Hamburg"

Siemens startet neue Ausstellungsreihe

In Zusammenarbeit mit dem "Siemens Arts Program" startet der Kunstverein in Hamburg in diesem Jahr eine neue internationale Reihe von Ausstellungen und Projekten. "Akademie. Kunst lehren und lernen" bildet am 21. Januar den Auftakt dieser Reihe und reflektiert die Situation der Studierenden und Lehrenden an Kunsthochschulen, teilte der Kunstverein am Mittwoch in der Hansestadt mit. Das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Siemens Arts Program besteht aus einer Ausstellung mit teilweise prozesshaft angelegten künstlerischen Arbeiten in einer Vortragsreihe.

Frankfurt am Main

Festival "Africa Alive" zeigt nordafrikanische Filme

Das Festival "Africa Alive" in Frankfurt am Main steht in diesem Jahr unter dem Motto "Afrikas fließende Grenzen". Der Titel beziehe sich sowohl auf innerafrikanische als auch auf afrikanisch-europäische Beziehungen, teilten die Veranstalter bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch in Frankfurt mit. "Denn Millionen Menschen sind stetig gezwungen, ihre afrikanische Heimat zu verlassen. Andererseits überwinden die heutigen neuen Demokratien alte Grenzen. Führt diese Periode der fließenden Grenzen zu neuen Wegen und Chancen in Afrika?" Einen thematischen Schwerpunkt des Filmprogramms bei der elften Auflage des Festivals bilden Länder, die lange von Bürgerkrieg und Unterdrückung geprägt waren und dies in ihren Filmen reflektieren, wie Algerien, Südafrika und Angola.

Gegen Pkw-Maut

Bundesdatenschützer warnt vor Totalüberwachung auf Deutschlands Straßen

Nach der Einführung der Maut warnt der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, vor einer Ausweitung des Systems auf Pkw und Kleintransporter. "Das ist unter Datenschutzaspekten äußerst bedenklich", sagte Schaar der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt". Er betonte: "Damit würde der Grundsatz der datenfreien Fahrt, der für alle privaten Pkw-Nutzer uneingeschränkt gilt, verletzt". Der Datenschutzbeauftragte fordert darum: "Es muss möglich bleiben, in Deutschland eine Autobahn mit dem Pkw ohne Registrierung personenbezogener Daten zu benutzen".

"Schuldenmoratorium unzureichend"

Schuldenerlass für Indonesien und Sri Lanka notwendig

Die Schulden Indonesiena sollen durch eine unabhängige Instanz geprüft werden. Dies forderte am Donnerstag das Südwind Institut. Das Institut erklärte, ein Zahlungsaufschub, eine sogenannte "Stundung", sei nicht zureichend. Die Mitglieder des "Pariser Clubs" hätten sich auf eben solch eine Stundung geeinigt, obwohl die Schuldenmenge an sich für Indonesien viel zu groß, und nicht mehr tragfähig, sei. Die Schuldenkrise sei für Indonesien die Hauptursache für die leeren Staatskassen, erklärte das Südwind Institut. Ein Bruchteil der in den vergangenen Jahren geleisteten Zinszahlungen hätte demnach ausgereicht, um ein Frühwarnsystem aufzubauen. Allein die Zinsen der Schulden gegenüber des Pariser Clubs betrügen 2005 drei Milliarden US-Dollar.

Unklar

Neues Luftsicherheitsgesetz geht vor das Verfassungsgericht

Die Diskussion um das neue Luftsicherheitsgesetz wird wahrscheinlich vom Bundesverfassungsgericht entschieden. Bundespräsident Horst Köhler hatte das Luftsicherheitsgesetz am Mittwoch unterschrieben, zugleich aber wegen verfassungsrechtlicher Zweifel den Gang nach Karlsruhe empfohlen. Das Gesetz sieht im Notfall den Abschuss von Zivilflugzeugen durch die Luftwaffe vor. Köhler kritisierte, damit würde Leben zugunsten anderer Leben geopfert. Das sei aber mit dem im Grundgesetz garantierten Recht auf Leben und Menschenwürde unvereinbar.

Biologische Vielfalt

Politik soll Artensterben in der Landwirtschaft stoppen

Nur noch zwölf Pflanzenarten und fünf Nutztierarten bilden die Grundlage unserer Ernährung. 99,6 Prozent der Kulturpflanzen bleiben hingegen ungenutzt und rund 2000 Nutztierrassen sind derzeit vom Aussterben bedroht. Das wissenschaftliche Verbundprojekt "Agrobiodiversität entwickeln!" untersuchte die Ursachen und Folgen, die der Verlust der Artenvielfalt im Bereich der Landwirtschaft mit sich bringt. "Die gesetzlichen Regelungen und Bestimmungen haben nicht zum Erhalt der Rassen- und Sortenvielfalt beigetragen", sagt Miriam Dross, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Umweltrecht des Öko-Instituts e.V.

Dieselruß

EU-Kommission legt Grundlage für Schadstoff-Reduktion

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. begrüßt die heute von der EU-Kommission in Brüssel bekannt gegebene Vorgabe von fünf Milligramm Ruß pro Kilometer als Grenzwert für die steuerliche Förderung von Diesel-Pkw mit Rußfiltern. "Das ist ein weiterer Fortschritt in der Geschichte der Schadstoffbekämpfung und damit für sauberere Luft", urteilt Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand.

Deutschland

Naturparke entdecken und genießen

Der Verband Deutscher Naturparke (VDN) veröffentlicht seit heute im Naturparke-Portal www.naturparke.de unter dem Menüpunkt "Reisen" hochwertige und nachhaltige Reiseangebote aus den Naturparken in Deutschland, die unter dem Motto stehen "Naturparke entdecken und genießen". "Mit der Veröffentlichung der Reiseangebote wollen wir zeigen, dass Naturparke attraktive Natur- und Kulturerlebnisregionen sind, die es lohnt zu entdecken", betont Ulrich Köster, Geschäftsführer des VDN. Die Angebote, die spezielle Naturparkerlebnisse bieten, sind unterteilt in die Rubriken "Natur entdecken zu Fuß", "Natur entdecken per Rad", "Natur entdecken auf dem Wasser", "Fauna und Flora entdecken", "MixTouren" und "Wellness".

Nähen für den Weltmarkt

Frauenarbeit in Freien Exportzonen und der Schattenwirtschaft

Ein großer Teil unserer Kleidung stammt aus weltweiten "Freien Exportzonen" und Hinterhofnähstuben in der Schattenwirtschaft. Die Beschäftigten in den Steuer- und Zollenklaven in über hundert Ländern des Südens und Osteuropas sowie in Sweatshops sind mehrheitlich Frauen. Ihre Arbeitsbedingungen sind meist skandalös: Hungerlöhne, überlange Arbeitszeiten und Gewerkschaftsunterdrückung. Die neueste SÜDWIND-Publikation: "Nähen für den Weltmarkt" legt aus jüngsten Forschungsergebnissen Fallbeispiele über Arbeitsbedingungen von Frauen in Freien Exportzonen und Sweatshops in China, Indonesien und Sri Lanka vor. Hierzu nehmen die Unternehmen KarstadtQuelle, C&A, Otto, adidas-Salomon und Puma Stellung. Neben Hintergrundanalysen zu den Trends auf dem Weltmarkt für Textil und Bekleidung enthält die Publikation ebenso Handlungserfahrungen von Gewerkschaften und Verbrauchern und zeigt Alternativen auf.