Juli 2004
Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.
Zuviel des Guten schadet nur - Duftstoffe nicht wahllos einsetzen
Die meisten Menschen sind heute nahezu ständig von vielen unterschiedlichen Düften umgeben. Rund 2.500 verschiedene Duftstoffe finden sich zum Beispiel in Dingen des täglichen Gebrauchs - wie in Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetikprodukten, Parfümen, Raumluftverbesserern und Duftkerzen. Zum Schutz der Gesundheit sollte der Einsatz von Duftstoffen kritischer betrachtet werden als bisher, warnt das Umweltbundesamt (UBA). Einige Menschen reagieren sehr empfindlich auf Duftstoffe; für sie wird es immer schwieriger, sich diesen zu entziehen.
WWF-Report befürchtet Wasserknappheit durch Massentourismus
Die Länder des Mittelmeerraums müssen sich aufgrund der zunehmenden Touristenströme auf gravierende Wasserknappheit und damit verbundene Umweltprobleme einstellen. Bis 2025 sollen jährlich 655 Millionen Reisende ihren Urlaub im Mittelmeer verbringen. Das wäre noch einmal eine Verdopplung der aktuellen Besucherzahlen. Treffen diese Prognosen ein, würde dies das Todesurteil für zahlreiche Feuchtgebiete in der Region bedeuten, warnt der WWF in einem jetzt vorgestellten Report und fordert ein sofortiges gegensteuern.
Produktnamen sind oft nur Marketingtricks
Die Zunahme von Werbeversprechen auf Verpackungen, die eine umweltfreundliche oder biologische Herkunft vortäuschen der Weltdachverband für Verbraucherorganisation Consumers International am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien kritisiert. Allein in Österreich wurden auf 55 Produkten 69 Claims, die eine heile Welt versprechen, gefunden. Am häufigsten findet man hier Verpackungen, die eine idyllische Natur oder traditionelle bäuerliche Bewirtschaftung zeigen. Bei den Konsumenten entstehen so völlig falsche Vorstellungen über die Bedingungen der heutigen Massenproduktion.
Umweltschutz gibt Impulse für Innovationen
Der Umweltschutz eröffnet in vielen Bereichen Chancen für Innovationen. Darauf haben Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Prof. Dr. Andreas Troge, bei der Vorstellung des UBA-Jahresberichtes 2003 hingewiesen. Trittin und Troge betonten, dass eine neue Chemikalienpolitik, die künftige Abfallwirtschaft und eine moderne Energiepolitik nicht nur der Umwelt und dem Klima diene, sondern auch Impulse für wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung gebe.
Rußfilter für alle Diesel-Neufahrzeuge ab 2009 zugesagt
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. sieht in der Vereinbarung vom Dienstag zwischen Automobilindustrie und Bundeskanzler Gerhard Schröder über den weiteren Kurs bei der Dieselfiltertechnik einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu rußfreien Diesel-Fahrzeugen. Mit der Zusage, ab 2009 alle neuen Diesel-Pkw mit Rußfilter auszustatten, hätten die deutschen Autobauer erstmals klar zugegeben, dass Dieselfahrzeuge ohne Filter Technik von gestern und daher nicht mehr zu verkaufen seien. Der massive öffentliche Druck von Seiten der Umweltverbände habe jetzt Wirkung gezeigt.
Noch freie Plätze beim Eine-Erde-Camp im Müritznationalpark
Bald ist es soweit: das Eine-Erde-Sommercamp startet am 30.07.04 im Müritz-Nationalpark bei Neustrelitz (MV). Eine Woche lang bietet die BUNDjugend (Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz) jungen Menschen zwischen 16 und 26 die Möglichkeit ressourcenschonend zu leben und Workshops über Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Globalisierung und das Selbst-aktiv-werden zu besuchen. Anmeldungen sind noch möglich.
Rechtsanspruch auf Krippenplatz für Kinder unter drei Jahren gefordert
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt grundsätzlich den Beschluss des Bundeskabinetts zum Ausbau des Betreuungsangebotes für Kinder, die jünger als drei Jahre sind (U3). Sie lehnt allerdings den Plan der Bundesregierung ab, Tagesmütter zur Konkurrenz qualifizierter Tageseinrichtungen zu machen. "Wir brauchen nicht nur Spitzenunis, sondern vor allem Spitzenkitas", sagte die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange am Mittwoch in Frankfurt am Main.
Strafverfahren in deutsch-jüdischen Fällen eingestellt
Das Oberlandesgericht Nürnberg hat das Verfahren in sechs Fällen verschwundener Kinder von zur Zeit des Nationalsozialismus ausgebürgerter Deutscher jüdischer Abstammung eingestellt. In ihrer Pressemitteilung begründet die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Führt diese Entscheidung damit, dass eine Zuständigkeit deutscher Behörden nicht vorläge da die Opfer keine deutschen Staatsbürger seien. Die Familien der Opfer wahren während des dritten Reiches zwangsausgebürgert wurden. Die Koalition gegen Straflosigkeit hatte im Sommer 1998 die ersten Strafanzeigen von Angehörigen verschwundener und gefolterter deutscher gegen argentinische Militärs erstattet.
Fair gehandelte Blumen für Kommunen und öffentliche Einrichtungen
Zum Thema fair gehandelte Blumen hat die Menschenrechts- organisation FIAN einen Handlungsleitfaden erarbeitet. Mit der 16-seitigen Broschüre "Lass Blumen fair sprechen" wendet sich FIAN besonders an Kommunen und ihre Einrichtungen. Denn gerade diese benötigen Blumen zu den verschiedensten Anlässen, wie zum Beispiel bei Empfängen, Tagungen oder um Trauungszimmer zu schmücken. Woher diese Blumen stammen, und unter welchen Bedingungen sie Produziert wurden, darüber machen sich die wenigsten Gedanken.
Neue Polizei-Befugnisse erst gegen Islamisten, dann gegen Linke
Die geplante "Anti-Terror-Datei", in der Daten über mutmaßliche Islamisten zentral gespeichert werden sollen, der beabsichtigte verstärkte Einsatz von DNA-Analysen sowie das gemeinsame Lagezentrum von Polizei und Geheimdiensten sind erneut auf scharfe Kritik gestoßen. Die Rote Hilfe bezeichnete die Beschlüsse der Innenministerkonferenz (IMK) als "Angriff auf zentrale Grundrechte". Dadurch würden zentrale BürgerInnenrechte, die durch die Politik der "Inneren Sicherheit" und ihre Rechtfertigung durch angeblich drohende Terroranschläge in den letzten Jahren ohnehin zunehmend eingeschränkt worden seien, weiter demontiert. Es sei - wie bereits in der Vergangenheit - davon auszugehen, dass neue Befugnisse für Polizei und Geheimdienste schnell wieder gegen unliebsame politische Aktivitäten eingesetzt würden.
Deutschland fordert Freilassung von "Cap Anamur"-Chef Bierdel
Im Streit um die Rettung mutmaßlicher sudanesischer Flüchtlinge fordert die Bundesregierung von Italien die umgehende Freilassung des Chefs der deutschen Hilfsorganisation "Cap Anamur", Elias Bierdel. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) betonte am Dienstag in Berlin, Bierdel könne nicht dafür bestraft werden, dass er Menschen in großer Not helfen wollte. Der "Cap Anamur"-Chef war am Montag in Italien verhaftet worden, nachdem das Schiff der Hilfsorganisation 37 im Mittelmeer geborgene Schiffbrüchige im sizilianischen Hafen Porto Empedocle an Land gesetzt hatte. "Cap Anamur" kritisierte, alle Bemühungen, die Rettungsaktion in ein schlechtes Licht zu ziehen, seien "durchsichtige Manöver, um sich den humanitären Problemen nicht zu stellen". Bierdel, der Kapitän Stefan Schmidt und der erste Offizier Vladimir Daschkewitsch müssten sofort aus der Haft entlassen und das beschlagnahmte Schiff freigegeben werden.
Shell will Ölförderung auf Kosten der letzten Westpazifischen Grauwale ausbauen
Der Bau einer weiteren Öl-Bohrinsel und einer Pipeline im Ochotskischen Meer vor der russischen Insel Sachalin könnte die letzten hundert Westpazifischen Grauwale gefährden. Das unter Federführung der niederländischen Shell AG angelaufene Zwölf-Milliarden-Dollar-Projekt der "Investment Company Sakhalin Energy" berührt unmittelbar die Nahrungsgründe dieser vom Aussterben bedrohten Grauwal-Unterart. "Lärm und Ölverschmutzung gefährden die grauen Riesen. Wir fordern Shell auf, die Bauvorhaben vorerst zu stoppen und nach einer Lösung zu suchen, die jegliche Gefahr für die Grauwale ausschließt", erklärt Volker Homes, Wal-Experte des WWF Deutschland. Die Naturschutzorganisation appelliert an die ab dem 19. Juli in italienischen Sorrento tagende Internationale Walfang Kommission (IWC), sich für den Schutz der Grauwale einzusetzen.
Berliner Steuerzahler müssen für Pleitefonds der Bankgesellschaft aufkommen
Nach einer Meldung des Tagesspiegels vom 8. Juli 2004 muss jetzt das Land Berlin und damit der Berliner Steuerzahler für die Pleitefonds der Bankgesellschaft Berlin endgültig bluten. Da die Bankgesellschaft Berlin die ausgebliebenen Einnahmen aus den "Not leidenden Immobilienfonds" nicht selbst begleichen will und offenbar auch nicht kann, muss nunmehr der Berliner Steuerzahler zahlen. Damit steht fest, dass die Risikoübernahme hinsichtlich der desaströsen Fonds und der monströsen Krise der Bankgesellschaft einseitig durch die Berliner erfolgen soll, teilt der Bund der Steuerzahler mit.
Flächenverbrauch ist ökologisches, finanzielles und soziales Risiko
105 Hektar Fläche werden täglich in Deutschland neu für Siedlungen und Verkehr genutzt - vor allem im Grünen. Begünstigt wird dies auch durch staatliche Subventionen, wie die Eigenheimzulage, oder falsche Weichenstellungen im Steuersystem wie die derzeitige Grunderwerbsteuer. Das Umweltbundesamt (UBA) hält es für notwendig, die staatlichen Förderungen, die die Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehr begünstigen, grundlegend zu reformieren. Denn: Der seit Jahren konstant hohe Flächenverbrauch frisst nicht nur wertvolle natürliche Lebensräume auf. Er wird auch immer mehr zu einem finanziellen und sozialen Risiko für Bund, Städte und Gemeinden.
Mit mehr Geld der Industrieländer reichen Aidsmedikamente für alle Menschen
In der Nacht vor Beginn der 15. Weltaidskonferenz in Thailand (11.-16. Juli) hat das Aktionsbündnis gegen AIDS in ganz Deutschland mit Demonstrationen sowie Informations- und Kulturveranstaltungen auf die Auswirkungen der globalen AIDS-Epidemie aufmerksam gemacht. In 55 Städten appellierten AIDS-Hilfen, Eine-Welt-Initiativen, Kirchengemeinden und Entwicklungshilfeorganisationen an Bundesregierung und Pharmaindustrie, ihr Engagement gegen die Immunschwächekrankheit zu verstärken. Enttäuscht sind die Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen AIDS, dass Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul ihre Teilnahme an der Weltaidskonferenz abgesagt hat.
Ministerpräsident soll Falsch-Kennzeichnung von Gen-Soja unterbinden
Greenpeace-Aktivisten protestierten am Montag vormittag in Stuttgart vor dem Staatsministerium Baden-Württembergs gegen die Falsch-Kennzeichnung von gentechnikfreiem Tierfutter durch die Ölmühle in Mannheim. Die Bunge Deutschland GmbH, die Betreiberin der als gentechnikfrei zertifizierten Ölmühle, kennzeichnet unter Billigung der Kontrollbehörden den Großteil ihres gentechnikfreien Soja-Schrots als genmanipuliert. Damit wird die gentechnikfreie Ware am Markt künstlich verknappt und verteuert. Greenpeace fordert von den Behörden, für eine richtige Kennzeichnung der gentechnikfreien Ware zu sorgen. Zudem müssen alle Bundesländer prüfen, welche Firmen falsch kennzeichnen.
Für jede zerstörte Waffe werden zehn neue produziert
Weltweit sind rund 640 Millionen Schusswaffen in Umlauf; damit kommt auf zehn Menschen eine Waffe. Etwa 14 Milliarden Schuss Munition werden jährlich hergestellt - zwei für jeden Erdenbürger. Jedes Jahr werden hunderttausende Menschen Opfer von illegalen Schusswaffen. Millionen von Männern, Frauen und Kindern leben in ständiger Angst vor bewaffneter Gewalt. Dennoch sind rund 1249 Firmen in über 90 Ländern an der Produktion von Kleinwaffen und leichten Waffen beteiligt. Diese aufrüttelnde Bilanz legten die Organisatoren der Kampagne "Waffen unter Kontrolle!" zum heutigen Internationalen Tag für die Vernichtung von Waffen vor.
Unterschriftsaktion kämpft für Stopp der Tierversuche in Tierversuchslabor
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte will am 14. Juli zusammen mit den Vereinen „Münsteraner Initiative für Tierrechte“ und „die tierbefreier“ rund 20.000 Unterschriften für den sofortigen Stopp aller Tierversuche der Firma Covance Laboratories/Münster an Umweltministerin Bärbel Höhn übergeben. Die Unterschriften wurden im vergangenen halben Jahr gesammelt, nachdem das ZDF im Dezember 2003 in der Sendung "Frontal 21" undercover aufgenommene Bilder ausstrahlte, die einen brutalen Umgang mit den Versuchsaffen und katastrophale Haltungsbedingungen im Münsteraner Tierversuchslabor Covance demonstrierten. Bundesweit seien über 100 Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet worden.
Karlsruhe bestätigt umfassendes Verbot des Umgangs mit Cannabis
Das umfassende Verbot des Umgangs mit der "weichen" Droge Cannabis ist weiterhin mit dem Grundgesetz vereinbar. Das hat das Bundesverfassungsgericht auf eine Vorlage des Amtsgerichts Bernau in Brandenburg hin entschieden. Die 1994 in der "Haschisch-Entscheidung" vorgenommene Einschätzung des Verfassungsgerichts zu den Risiken des Konsums von Haschisch und Marihuana werde durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse "nicht erschüttert", heißt es in dem am Freitag in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss.
Biomembranen machen Aquakulturen umweltfreundlich
Der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten nimmt weltweit zu - gleichzeitig schrumpfen die Bestände in Meeren, Seen und Flüssen. Um den wachsenden Bedarf zu stillen, werden zukünftig immer mehr Fische in großen Fischfarmen - in Aquakulturen - gezüchtet. Das Umweltbundesamt (UBA) hat nun eine Biotechnik iniitiert, mit der es möglich ist, in Aquakulturen umweltschonend zu produzieren. Das Abwasser der Kreislaufanlagen wird hierfür durch feinste Biomembranen gefiltert. Viren, Rückstände von Futterzusatzstoffen und Therapeutika werden entfernt, es gibt praktisch kein Abwasser.