DIE Internet-Zeitung
Immer noch nicht genug Nichtraucherabteile

Deutsche Bahn Nachrichten

Am

Bei der Deutschen Bahn gibt es eine klare Maßregel: Beim Kontakt mit dem Kunden wird nicht geraucht. Ansonsten regele sich das Verhältnis von Rauchern und Nichtrauchern über das "kollegiale Miteinander". Beim Angebot für die Kunden geht der Trend hingegen seit Jahren zu größerem Angebot an Nichtraucherplätzen. Doch die Raucher werden auch weiterhin zu ihrem Recht kommen. "Es gibt da Nachfrage", ergänzte der Sprecher. Für Hartmut Buyken vom Fahrgastverband "Pro Bahn" ist die Zahl der Raucherplätze jedoch immer noch zu hoch. "Sind die Nichtraucher voll, gibt es bei den Rauchern meist noch Platz", hat er festgestellt.


Deutsche Bahn

Entscheidend für den Anteil der Raucherplätze ist die Durchschnittszeit, die jeder Kunde in den Waggons sitzt. So ist in den S-Bahnen des Nahverkehrs mit seinen schnellen Ein- und Ausstiegen das Rauchen verboten. Im Regionalverkehr hingegen gibt es eigene Plätze für Raucher. Schaue man sich etwa die neuen Doppelstockwagen an, so seien dies aber inzwischen "sehr wenig" Plätze, sagt Bahn-Sprecher Uwe Herz.

Am besten haben es Raucher bei der Deutschen Bahn in den Fernzügen. Gequalmt wird stets an den Zugenden, wo je ein Wagen der ersten und zweiten Klasse für Raucher reserviert ist. Die übrigen Abteile stehen Nichtrauchern zur Verfügung. Wegen der wechselnden Zuglängen gibt allerdings kein festes Verhältnis zwischen Nichtraucher- und Raucherplätzen.

Im ICE 2 sowie den Intercity-Wagen finden die Bahnkunden hingegen noch Raucherabteile, die innerhalb eines Wagens abgetrennt sind. Eine spezielle Belüftung soll die Nichtraucher vor Qualmgeruch schützen. Hartmut Buyken reicht diese Lösung nicht aus. Auch Herz gibt zu: "Man kriegt es mit". Allerdings sei dies nur eine kleine Beeinträchtigung.

Am 27-05-2001

Fahrgastverband fordert Länder auf BahnCard-Pläne zu stoppen

Die Deutsche Bahn AG will auf die BahnCard künftig offenbar nur noch einen Rabatt von 25 statt bisher 50 Prozent geben. Dies sei Bestandteil des neuen Tarifsystems, das der Bahn-Vorstand am Dienstag kommender Woche beschließen wolle, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Fahrgäste in Fernzügen könnten mit neuen Sonderangeboten im Vergleich zu den heutigen Preisen bis zu 60 Prozent sparen. Kunden in den Regionalzügen, die dort mit der BahnCard unterwegs seien, müssten dagegen bis zu 40 Prozent mehr bezahlen. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte scharf, die Pläne zu einer "deutlichen Preissteigerung" gerade für Pendler und treue Bahnkunden führen würden. Der Verband fordert die Bundesländer auf, die Pläne zu stoppen.

Die neuen Tarife sollen ab Herbst 2002 eingeführt werden. Die DB wolle neben der neuen BahnCard mit 25 Prozent Preisnachlass übergangsweise das alte Ticket mit 50 Prozent Rabatt noch ein Jahr anbieten, heißt es weiter. Die neue BahnCard solle im Gegensatz zur gegenwärtigen Regelung auch bei Sonderangeboten gelte. Dies verbillige den Fernverkehr. Wer dort im voraus buche und sich auf eine bestimmte Zugverbindung festlege, bekomme künftig hohe Preisnachlässe.

Pro Bahn-Pressesprecher Andreas Barth bemängelte, dass nach allen bisher bekannt gewordenen Informationen für den Nahverkehr, in dem über 90 Prozent der Bahn-Reisenden unterwegs sind, keinerlei Vorausbucherrabatte geplant seien. "Damit bedeutet dies für viele Fahrgäste eine Preissteigerung von knapp 50 Prozent." Das sei "mehr als nur unverschämt". Es treffe vor allem viele Leute, die nur zweimal pro Woche unterwegs sind.

"Eine 630-Mark-Kraft muss mit den neuen Tarifen zukünftig bis zu einem ganzen Monatsgehalt im Jahr an die Bahn abgeben", kritisiert der Pro-Bahn-Sprecher. Der Fahrgastverband warnte davor, dass mit dem neuen Tarif Stammkunden vergrault werden. "Wer mehrere hundert Mark im Jahr mehr zahlen muss, überlegt sich vielleicht seine Verkehrsmittelwahl noch mal", sagte Barth.

Pro Bahn forderte die Länder auf, sich die Verschlechterung im Nahverkehr nicht für die von ihnen bestellten und bezahlten Züge gefallen zu lassen. Der Nahverkehrstarif unterliege der Genehmigungspflicht durch die Länder, betonte der Pro-Bahn-Sprecher. Hier bestehe "die Möglichkeit, die massiven Verschlechterungen zu stoppen".

Die Bahn möchte mit dem neuen System die Auslastung ihrer Fernzüge vorteilhafter steuern. Dies ginge aber nur, wenn viele Kunden frühzeitig buchten und sich so besser auf die einzelnen Züge verteilen ließen. Bei dem momentan hohen Rabatt mit der BahnCard gebe es aber wenig Anreiz, schon Tage vor der Reise ein preiswertes Ticket zu kaufen, argumentiere die Bahn. Sie habe ermittelt, dass in den überfüllten Zügen besonders viele Besitzer der BahnCard mitführen.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) setzt sich auch weiterhin für den Erhalt der BahnCard mit 50% Rabatt ein. Er fordert neben einer klaren Wachstumsstrategie ein einfaches, kundenfreundliches Preissystem. Bahn fahren müsse durch eine "Lichtung des Tarifdschungels" attraktiver werden. "Einfach, transparent, preislich attraktiv und bundesweit einheitlich" seien die richtigen Stichworte. Zudem sollten die Tickets durch großzügige Mitnahmeregelungen und Übertragungsmöglichkeiten aufgewertet werden. Die BahnCard mit 50% Rabatt entspreche einem Großteil dieser Ziele. "Sie ist einfach, verständlich und bietet ganz Deutschland für die Hälfte". Der VCD forderte von der DB AG, dass sie im Sinne der Kunden die genannten Anforderungen im neuen Preissystem berücksichtige.

Am 27-06-2001

Gewerkschaft Transnet will Warnstreiks verschärfen

Bei der Deutschen Bahn drohen neue Warnstreiks. "Wir werden die Proteste in der nächsten Woche verschärfen", kündigte der Sprecher der Gewerkschaft Transnet, Hubert Kummer, am Samstag im Radio FAZ 93,6 Berlin an. Dazu gehörten neue Warnstreiks und andere Aktionen. Hintergrund sind Pläne des Bahnvorstands, mehrere Instandhaltungswerke zu schließen. Dadurch sind laut Transnet rund 6.000 Arbeitsplätze gefährdet.

Die Beschäftigten seien sauer und hätten dies bereits in der vergangenen Woche mit Warnstreiks deutlich gemacht, sagte Kummer. Die geplanten Schließungen seien nicht nötig und kämen einem "Kahlschlag" gleich.

Die kommenden Warnstreiks würden dezentral organisiert. Es werde aber auch Aktionen in ganz Deutschland geben, betonte der Sprecher. Dabei sei nicht auszuschließen, dass es für Reisende "zu Beeinträchtigungen kommt". Bislang gebe es für Verhandlungen kein Signal des Konzernvorstands. "Vom Verhalten von Vorstandschef Hartmut Mehdorn ist es abhängig, ob die Proteste deutlicher oder ausgesetzt werden", sagte der Gewerkschaftssprecher.

Am 01-07-2001

Protest gegen Schließung von Instandhaltungswerken

Mehr als 50 Beschäftigte von Instandhaltungswerken der Deutschen Bahn AG haben am Mittwoch in Berlin gegen die geplante Schließung ihrer Werke protestiert. Vor der Bahnzentrale am Potsdamer Platz übergab der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft Transnet, Günter Ostermann, an Bahnchef Hartmut Mehdorn einen Katalog mit 101 Fragen der Mitarbeiter an den Bahnvorstand zu den Schließungsplänen. Die Beschäftigten erwarteten rasch Antworten und wollten eine Perspektive aufgezeigt bekommen, sagte Ostermann. Unter Pfiffen und Buhrufen betonte Mehdorn, die Bahn werde um die Schließung von Instandhaltungswerken nicht herumkommen. Es werde in neue Züge investiert, und diese erforderten weniger Instandhaltung.

Die Pläne der Bahn sehen vor, 8 von 18 großen Instandhaltungswerken bis 2003 zu schließen und rund 6.000 der 11.000 Stellen zu streichen. Anlass für die Protestaktion war eine Sitzung des Aufsichtsrates der Bahn. Transnet-Chef Norbert Hansen kündigte an, seine Gewerkschaft werde alle Rechtsmittel ausschöpfen, um eine Schließung der Werke zu verhindern. Er sieht neben dem Bahnvorstand auch die Bundesregierung in der Pflicht. Sie müsse die verkehrs- und finanzpolitische Vernachlässigung der Bahn aus der Vergangenheit bereinigen. Hansen verwies darauf, dass es bereits zu spontanen Arbeitsniederlegungen in den betroffenen Werken gekommen ist. Weitere Protestaktionen auch auf Bundesebne seien nicht ausgeschlossen.

Am Dienstag hatte sich Staatsminister Schwanitz gegen die überstürzte Schließung von Bahnwerken ausgesprochen. "Mit einem kalten Beschluss allein ist es nicht getan. Die ökonomischen Zwänge der Bahn sind das eine, die Verantwortung für Standorte und Region ist das andere", so Schwanitz nach einem Gespräch mit Bahnchef Mehdorn über die geplanten Schließungen von Instandhaltungswerken der Bahn in Ostdeutschland. Für jedes Werk müsse ausgelotet werden, ob im Interesse von Standort und Arbeitsplätzen vor Ort Alternativen gefunden werden können. Dabei sollte - wie in anderen Fällen auch - strikt nach dem Grundsatz "Privatisierung vor Schließung" verfahren werden. An Standorten wie Halberstadt oder Stendal habe man damit gute Erfahrungen gemacht. Mehdorn habe, so Schwanitz, diesem Weg grundsätzlich zugestimmt und entsprechende Aktivitäten der Bahn vor Ort zugesagt.

Für den 19. Juli ist eine Vollversammlung der Betriebsräte von Bahnwerkstätten geplant. Hansen erwartet bis dahin "klare Aussagen" von Bahnvorstand und Bundesregierung.

Am 04-07-2001

Eisenbahnergewerkschaft protestiert mit Mahnwache gegen Werkschließung

Die Eisenbahnergewerkschaft Transnet protestiert seit Mittwoch mit einer unbefristeten Mahnwache vor der Berliner Zentrale der Deutschen Bahn AG am Potsdamer Platz gegen die geplante Schließung von acht Instandhaltungswerken. Die Gewerkschafter fordern den Bahnvorstand auf, die Pläne zurückzunehmen. Erst dann sei sie bereit, zusammen mit den Betriebsräten mit der Bahn über ein alternatives Sanierungskonzept zu verhandeln, sagte Transnet-Vorsitzender Norbert Hansen. Er sagte, dass ein "gewisser Personalabbau" notwendig sei. Dieser müsse aber sozialverträglich und unter Beibehaltung der Standorte vollzogen werden. Nach Gewerkschaftsangaben sind insgesamt 6.000 Arbeitsplätze bedroht.

Wenn die Bahnspitze nicht einlenkt und ihre Pläne aufgibt, soll die Mahnwache nach Transnet-Angaben zunächst für zwei Monate auf die Probleme aufmerksam machen. Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere tausend Bahn-Beschäftigte aus ganz Deutschland in Berlin demonstriert.

Am 26-07-2001

Minister der Wirtschaft widerspricht Verkehrsexperten

Der aus der Großindustrie kommende Bundeswirtschaftsminister Werner Müller setzt sich dafür ein, dass die Deutsche Bahn AG das Schienennetz behalten darf. Müller plädierte gegenüber dem "Handelsblatt" gegen eine Trennung von Netz und Betrieb. Er widerspricht damit den Verkehrspolitikern fast aller Parteien im Bundestag.

Auch die Deutsche Bahn lehnt es seit Monaten vehement ab, sich die Netz AG und damit die Trasseneinnahmen entziehen zu lassen. Müller wies darauf hin, dass die EU-Richtlinie für den diskriminierungsfreien Zugang zum Schienennetz keine vermögens-, sondern nur eine verwaltungsrechtliche Trennung von Netz und Betrieb verlangt.

Müller war vor seinem Eintritt in die Bundesregierung Manager der VEBA AG, die inzwischen im E.ON-Konzern aufging. Die E.ON AG ist mit 65,5 Prozent an der Stinnes AG beteiligt, der wiederum mit der Schenker AG einer der führenden Lkw-Speditionen Europas gehört. In den Medien kursieren immer wieder Gerüchte, Müller könne in den E.ON-Konzern zurückkehren. Er dürfte daher von verkehrspolitischen Interessen nicht ganz frei sein.

Der Bahn AG wird von Verkehrswissenschaftlern immer wieder vorgeworfen, sie trete nicht in eine offensive Konkurrenz zum Lkw-Verkehr. Zudem würden wegen der schlechten Angebote seitens der Bahn immer mehr Güterverkehrsanschlüsse bei Unternehmen stillgelegt und der Verkehr auf die Straße verlagert, statt umgekehrt.

Am 03-09-2001

Massive Bahnbeteiligung am kommunalen Nahverkehr

Die Deutsche Bahn will offenbar massiv in den kommunalen Nahverkehr einsteigen. Wie die "Berliner Zeitung" am Mittwoch berichtet, plant das Unternehmen in naher Zukunft die Übernahme zahlreicher regionaler Bus- und Stadtbahngesellschaften. "Wir wollen unseren Marktanteil in der Sparte in den nächsten fünf bis zehn Jahren von heute sieben Prozent auf 20 Prozent erhöhen", sagte Ulrich Homburg, Bahnvorstand für Regional- und Stadtverkehr dem Blatt. Der Einstieg solle über Ausschreibungen, aber auch über die Beteiligung an Stadtwerken erfolgen.

In Göttingen hatte die Deutsche Bahn den Angaben zufolge vor wenigen Wochen erstmals gemeinsam mit dem Energiekonzern E.ON die Stadtwerke übernommen und sich über die eigene regionale Busgesellschaft an der Verkehrssparte der Stadtwerke beteiligt. "Das ist ein Modellfall, den wir gerne wiederholen würden", sagte Homburg. Mittelfristig stünden zahlreiche Stadtwerke, in denen traditionell oft noch Gas- und Energiesparten sowie die Verkehrsgesellschaft vereint sind, zum Verkauf. Dort würden sich ähnliche Konsortialpartnerschaften mit Energiekonzernen zur Übernahme anbieten.

Ziel sei es, künftig "integrierte Verkehrskonzepte für die gesamte Region" mit vertakteten Fahrplänen und einheitlichen Tickets in Bussen und Bahnen anzubieten. Solche Konzepte werden derzeit in Göttingen und in Hannover konkret verwirklicht. Auch bei den zu erwartenden künftigen Ausschreibungen im regionalen Bahnverkehr hofft die Bahn künftig besser als in der Vergangenheit zum Zuge zu kommen, wie es weiter heißt. "Wir sind dabei, uns im Nahverkehr völlig neu aufzustellen, um wettbewerbsfähiger zu werden", sagte Homburg. Derzeit werde die gesamte Sparte deshalb von der Zentrale in neun Regionalleitungen verlagert, die jeweils die alleinige unternehmerische Verantwortung tragen sollen. Das werde bis zum Jahresende durchgesetzt.

Am 26-09-2001

Vier Verhaftungen wegen Korruptionsverdachts

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ist einem "weitverzweigten Korruptionsgeflecht" zwischen Mitarbeitern der Deutschen Bahn AG und mehreren Firmen auf der Spur. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte, wurden am Dienstag vier Personen verhaftet, unter ihnen ein mittlerweile pensionierter leitender Beamter der Bahn, der mit mehreren Millionen Mark bestochen worden sein soll. Die Ermittler fürchten, bis dato lediglich die "Spitze eines Eisbergs" entdeckt zu haben.

Der Bahnbeamte soll in den vergangenen fünf Jahren als Einkaufsleiter Bargeld und Sachzuwendungen im Wert von insgesamt rund 3,4 Millionen Mark erhalten haben. Im Gegenzug soll er dafür gesorgt haben, dass die Mitbeschuldigten - Manager zweier Firmen – Geschäfte im Umfang von mehr als 100 Millionen Mark mit der Bahn machen konnten. Die Bahn wollte zu den Schäden zunächst keine Angaben machen. Es sei jedoch davon auszugehen, dass im Zuge weiterer Ermittlungen "Schäden in sehr erheblicher Höhe" festgestellt werden.

Laut Staatsanwaltschaft wurden am Dienstag bundesweit zeitgleich 17 Wohnungen und Büroräume durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Das hessische Landeskriminalamt richtete eine spezielle Arbeitsgruppe ein. Wo die Verdächtigen verhaftet wurden, wollten Staatsanwaltschaft und Bahn nicht verraten, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn kündigte weitere Schritte an, um den "Sumpf der Korruption trocken zu legen". Die Geschäftspartner des Unternehmens forderte er auf, sich dem Kampf gegen die Korruption anzuschließen. "Wer das nicht tut und erwischt wird, wird von den Auftragslisten der Deutschen Bahn gestrichen", kündigte der Konzern-Chef an. In den Fällen, in denen sich die Korruptionsvorwürfe als richtig erwiesen, werde die Bahn auch zivilrechtlich mit aller Konsequenz gegen beteiligte Mitarbeiter vorgehen.

In einem Brief an die Belegschaft schrieb Mehdorn, man werde Hinweisen auf mögliche Korruption "bedingungslos nachgehen". Nur wer sich freiwillig offenbare, bevor er erwischt werde, könne auf "Hilfe im Rahmen des Möglichen" hoffen, heißt es in dem Schreiben. Den Maßnahmen der Staatsanwaltschaft gingen nach Bahn-Angaben zunächst "betriebsinterne umfangreiche Ermittlungen" voraus. Bereits im Sommer 2000 habe das Unternehmen bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet. Als erste konkrete Verdachtsmomente bekannt wurden, sei dem ehemaligen Bahnbeamten unverzüglich gekündigt worden.

Am 31-10-2001

Fahrgastverband kritisiert Beschneidung der Interregio-Linien

Deutliche Kritik an neuen Rückzugsplänen der Deutschen Bahn AG (DB) aus dem Interregio-Verkehr hat der Fahrgastverband "Pro Bahn" geübt. Der Intercity (IC) oder Nahverkehrszüge seien oft kein Ersatz für die Interregio, betonte Pro-Bahn-Sprecher Andreas Barth am Dienstag in München. Zudem seien für den IC noch 3,60 Euro Zuschlag zu zahlen. Der Fahrgastverband reagierte damit auf Ankündigungen des Leiters der DB-Sparte Personenverkehr, Christoph Franz, die Bahn werde "auch in diesem Jahr an bestimmten Stellen noch weitere Interregio-Verbindungen streichen". Dazu würden schon Gespräche mit den betroffenen Bundesländern geführt, sagte Franz in der "Financial Times Deutschland" vom Dienstag. Welche Strecken gestrichen werden sollen, wollte er nicht sagen.

Wie das Bahn-Ersatzangebot für eine aufgegebene Interregio-Strecke aussehe, könnten Reisende zwischen Berlin und Rostock erleben, hob der Fahrgastverband hervor: oft überfüllte Züge mit vier Wagen, die drei Stunden unterwegs seien, und keine Platzreservierung in diesen Zügen. Für Urlaubsreisende mit Gepäck sei dies eine Zumutung, betonte Barth. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Otto Ebnet (SPD) hatte vorige Woche die Zugverbindungen zwischen Schwerin und Rostock und der Hauptstadt einen "Albtraum" genannt. Die Züge seien "unpünktlich und oft überfüllt", kritisierte er vor Verkehrsexperten in Schwerin.

Der Fahrgastverband setzt Hoffnungen auf die sich regende Konkurrenz privater Anbieter. Wenn sich für ein anderes Unternehmen das Interregio-Netz rechne, das für die Bahn unwirtschaftlich sei, dann sei es "sinnvoll, diesem die Übernahme zu ermöglichen", erklärte der Verband. Er ermunterte alle Bundesländer, nach entsprechenden Ersatzlösungen zu suchen.

Vor einer Woche hatte das private Bahnunternehmen Connex angekündigt, es werde als Konkurrent der Bahn ab März täglich mit Fernzügen von Berlin-Lichtenberg nach Rostock fahren". Mit dieser ersten Fernverbindung wolle Connex "die Fahrzeit für Reisende gen Norden verkürzen", sagte der Geschäftsführer der Regiobahn, Hans Leister. Auch der Fahrpreis werde "unter DB-Niveau liegen", fügte der Ex-DB-Manager hinzu, der jetzt die Tochter des französischen Mischkonzerns Vivendi führt. Die Züge mit elektrischen Schnelltriebwagen seien bequemer und böten auch einen Imbiss an.

Weitere Details will Connex im Februar bekannt geben. Da die Privatbahn auf der Fahrt nach Rostock keinen Umweg wie die DB über Berlin-Spandau und Güstrow machen werde, dürften die Züge gut 40 Minuten schneller sein, hieß es aus Bahnkreisen. Laut Fahrgastverband Pro Bahn könnte bei entsprechendem Angebot die Zahl der Bahnreisenden zwischen Berlin und Rostock "um 25 Prozent steigen". Der Connex-Regio-Chef kündigte zugleich an, dass sein Unternehmen mittelfristig "weitere Interregiostrecken übernehmen" wolle, von denen sich die Deutsche Bahn trennen will.

Am 23-01-2002

Sozialverband VdK macht gegen Streichung der Bahncard Senior mobil

Der Deutschen Bahn AG droht ein Proteststurm der Rentner wegen der geplanten Abschaffung der Senioren-Bahncard. "Um die Bahncard Senior zu retten, startet der Sozialverband VdK in diesen Tagen eine bundesweite Brief-Kampagne", sagte VdK-Präsident Walter Hirrlinger der "Berliner Zeitung". Darin würden die 18 Millionen Rentner in Deutschland dazu aufgerufen, bei Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn gegen die Abschaffung der Bahncard Senior zu protestieren. In der VdK-Mitgliederzeitung und ab kommende Woche auch im Internet sei ein entsprechender Musterbrief zu finden.

Die Bahn bestätigte dem Blatt zufolge, dass bei Einführung des neues Preissystems ab Dezember die meisten Sondertarife - darunter auch die Bahncard für Senioren und die Bahncard für Junioren - wegfallen sollen. Im Gegenzug sollen Frühbuchern hohe Rabatte eingeräumt werden. Hirrlinger hält Frühbucher-Rabatte nicht für einen geeigneten Ersatz für die Bahncard Senior. "Es ist ein Trugschluss, dass Rentner ihre Reise immer eine Woche im voraus planen können", sagte der VdK-Präsident. Ältere Menschen seien in besonderer Weise darauf angewiesen, beispielsweise bei Notfällen in der Familie ihre Angehörigen schnell erreichen zu können. Es müsse daher weiterhin günstige Angebote geben, die kurzfristig genutzt werden können.

Nach Angaben der Bahn sind derzeit 3,5 Millionen Bahncards im Umlauf, davon 828 000 Bahncard Senior. Damit sind fast ein Viertel der Bahncardbesitzer Rentner. "Für diese wichtige Kundengruppe muss es weiterhin ein Sonderangebot geben", forderte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, in der Zeitung. Als Beispiel nannte Naumann Flug- oder Busgesellschaften, die spezielle Angebote gerade für Rentner haben.

Der Bahn-Konzern wies die Vorwürfe strikt zurück. "Aus unserer Sicht werden Senioren durch den Wegfall der Bahncard Senior nicht benachteiligt", sagte Bahnsprecherin Birgit Röher der Zeitung. Vielmehr könne ein Rentner durch die Reform des Preissystems künftig noch mehr sparen - nämlich über die Hälfte des normalen Fahrpreises. Voraussetzung: Er ist im Besitz einer normalen Bahncard und bucht eine Woche vor Fahrtantritt sein Ticket. Nicht unbedingt ein Beitrag zur Flexibilität des Reisens per Bahn.

Am 04-02-2002

Verbraucherschützer: Werbung ohne Aufklärung ist Abzocke

Abmahnung gegen Bahn und Telekom

Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) hat auf Initiative von Pro Bahn die Deutsche Bahn AG und die Deutsche Telekom AG abgemahnt. Hintergrund ist die von beiden Unternehmen verbreitete Werbung für die Telekom-Auskunft 11 8 33 mit der Aussage "Jetzt mit Weitervermittlung zur Bahnauskunft" und "Die schnelle Verbindung zur Bahnauskunft". Wettbewerbswidrig ist aus Sicht des vzbv, dass weder Bahn noch Telekom auf die immensen Gebühren - fast das Zehnfache - im Vergleich zur direkten Anwahl der Bahnauskunft hinweisen. Der vzbv warf den Unternehmen Abzocke vor. "Man kann doch nicht ernsthaft für denselben Service das Zehnfache an Gebühren verlangen, ohne darauf hinzuweisen", so Dr. Thorsten Kasper, Rechtsexperte des vzbv.

In den vergangenen Wochen waren wiederholt Beschwerden von Bahnkunden beim Fahrgastverband Pro Bahn wegen der großflächigen Werbung von Bahn und Telekom eingegangen. Erst beim Blick auf die Telefonrechnung, so einige Kunden, sei ihnen bewusst geworden, mit welch immensen Mehrkosten der "schnelle Draht" verbunden sei. So werden nach der Weitervermittlung durch die Deutsche Telekom an die Bahn-Auskunft weiterhin die höheren Gesprächsgebühren der Telekom-Auskunft (0,99 € pro Minute) statt die bei der Bahnauskunft fälligen 0,12 € pro Minute berechnet. Ohne vorherige Aufklärung könne der Verbraucher damit nicht rechnen, so der vzbv in seiner Begründung. "Vielleicht ist dies ja schon ein Vorgeschmack auf das, was womöglich im Sommer auf die Bahnkunden zukommt", so Karl-Peter Naumann, Vorsitzender von Pro Bahn in Anspielung auf die Pläne der Deutschen Bahn, die Telefonauskunft ab Mitte 2002 auf eine 0190-Nummer umzustellen.

Ab diesem Termin wird wohl auch die Möglichkeit der Umgehung der mit 0,12 € pro Minute bereits jetzt recht teuren Bahn-Auskunft entfallen: Im "0180-Telefonbuch" sind nämlich (noch) die hinter der von den Verbraucherschützern als relativ preiswert bezeichneten 01805-Nummer stehenden "echten" Festnetz-Nummern zu finden. Diese lassen sich über einen Call-by-Call-Anbieter oder sogar über die Telekom selber erheblich billiger erreichen. Eine solche Anwahl kostet im Fall eines günstigen Call-by-Call-Anbieters sogar nur rund ein Sechzigstel des Preises der Weiterverbindung über die Telekom-Auskunft.

Bahn und Telekom haben bis zum 25. Februar 2002 Zeit, die beanstandete Werbung einzustellen und eine Unterlassungserklärung abzugeben.

Am 18-02-2002

TRANSNET kündigt wegen Überstunden Teile von Bahn-Tarifvertrag

Bahn-Gewerkschaft

Die Bahngewerkschaft TRANSNET hat den Arbeitszeit-Tarifvertrag für 160 000 Angestellte von den derzeit 214 000 Beschäftigten der Deutschen Bahn AG teilweise zum 31. März gekündigt. Die Gewerkschaft will erreichen, dass fast 14 Millionen aufgelaufene Überstunden bei der Bahn kurzfristig abgebaut werden. TRANSNET-Vorsitzender Norbert Hansen kündigte in Hamburg Gespräche mit dem Bahnvorstand an. Sollten die Verhandlungen aber zu keinem Ergebnis führen, müsse mit Arbeitskampfmaßnahmen gerechnet werden, fügte Hansen hinzu. 14 Millionen Überstunden entsprechen rund 7000 Vollzeit-Arbeitsplätzen, rechnete er vor. Ein Unternehmen, das sich Service und Sicherheit auf die Fahne schreibe, könne den Beschäftigten nicht unbegrenzt Überstunden zumuten, betonte Hansen. Die Gewerkschaft stelle sich neue Modelle auf 35-Stunden-Basis vor.

Gekündigt worden seien nur solche Teile des Tarifvertrags, die sich günstig für den Arbeitgeber auswirken, hob Hansen hervor. Dies betreffe vor allem Ruhezeiten und Pausengestaltung. Alle Teile, die Vorteile für Arbeitnehmer bedeuten, gelten nach seinen Worten unverändert fort. Es gebe verschiedene Mitarbeiter, die regelmäßig in einer 60-Stunden-Woche arbeiteten. Einzelne Mitarbeiter hätten bis zu 200 Tage aus angesammelten Überstunden abzufeiern.

Seit der Zusammenlegung von Bundesbahn und Reichsbahn wurden nach TRANSNET-Angaben 300 000 der ehemals 500 000 Stellen abgebaut. 170 000 davon fielen seit Überführung des ehemaligen Staatsunternehmens in die Deutsche Bahn AG 1994 weg. Der geltende Jahresarbeitszeit-Tarifvertrag wurde 1998 geschlossen. Er gilt für 160 000 Angestellte von insgesamt 200 000 Beschäftigten. Die übrigen Bahn-Mitarbeiter sind Beamte. Der Vertrag sieht für durchschnittlich Beschäftigte 1984 Arbeitsstunden im Jahr vor und räumt dem Arbeitgeber eine gewisse Flexibilität bei der Einsatzplanung ein.

Am 11-03-2002

Verkehrsclub Deutschland empört über kundenfeindliche Stornoregelungen

Neues Preissystem der Deutschen Bahn

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist über die im neuen Preissystem der Deutschen Bahn AG vorgesehenen Stornoregelungen empört. Wie der VCD jetzt erfahren hat, sollen mit Einführung des neuen Preissystems im Dezember massive Einschränkungen bei der Rückgabe von Bahntickets zu Sonderpreisen eingeführt werden. Für alle Fahrkarten des so genannten Plan&Spar-Tarifs, die der Kunde Tage vor der Reise für einen bestimmten Zug kaufen muss, heiße es ab dem Reisetag "Umtausch ausgeschlossen". Auch wer nur eine Stunde später fahre als geplant, bekomme nicht einen Cent angerechnet. "So viel Kundenfeindlichkeit kann sich die Deutsche Bahn AG nicht leisten. Das Unternehmen muss diese Regelung unverzüglich zurückzunehmen und auch weiterhin eine Umtauschmöglichkeit für alle Fahrkarten sicherstellen", fordert Thomas Schaller, VCD-Bundesvorsitzender.

Für Tickets, die nach Ende der Vorverkaufsfrist, aber vor dem Reisetag umgetauscht würden, werde die Bahn eine Gebühr von 30 Euro erheben. Wer 40 Prozent Ermäßigung erhalten wolle, müsse seine Fahrkarte beispielsweise spätestens sieben Tage vor der Reise kaufen. Wolle er die Karte etwa aus Krankheitsgründen drei Tage vor der Abfahrt zurückgeben, bedeute das 30 Euro Verlust. "Auch dieser Stornobetrag ist viel zu hoch und hat abschreckende Wirkung auf potenzielle Bahnfahrer", kritisiert Schaller.

Nur wenn durch Zugverspätungen, die die DB AG zu verantworten habe, ein gebuchter Anschluss nicht mehr erreicht werde, könne das Sparticket im nächstmöglichen Zug benutzt werden. Für Fahrscheine zum normalen Preis soll die bisherige Regelung gelten. Bis zu einem Tag vor der Abfahrt ist der Umtausch kostenlos, ab dem Reisetag beträgt die Gebühr 15 Euro. Nach Ansicht des VCD wurde schon mit der Erhöhung der Rücknahmegebühr zu Jahresbeginn von 17 Mark auf 15 Euro die Schmerzgrenze beim Umtausch von nicht benutzten Fahrscheinen überschritten. Auch könnten seit Jahresbeginn Sparpreistickets ab dem ersten Geltungstag nicht mehr zurückgegeben werden.

"Die Deutsche Bahn AG will mit dem neuen Preissystem das Bahnfahren für Millionen Menschen attraktiver und preisgünstiger machen. Das kann jedoch nur gelingen, wenn den Kunden die Flexibilität beim Bahnfahren nicht genommen wird", meint Annette Volkens, Verkehrsreferentin des VCD. Denn diese Freiheit biete der größte Konkurrent, das Auto, jederzeit. "Mit den geplanten Frühbucherrabatten und Stornoregelungen kann von Flexibilität aber keine Rede mehr sein."

Das Vorhaben der DB AG bestärkt den VCD in seiner Forderung, die BahnCard in ihrer jetzigen Form mit einer Ermäßigung von 50 Prozent zu erhalten. Damit sei ein günstiger Preis sowie der flexible Zugang zu den Zügen garantiert. Das sind nach Ansicht des VCD nach wie vor die wesentlichen Voraussetzungen für eine starke Nutzung des umweltfreundlichen Verkehrsträgers Bahn. Dies sei schließlich sowohl im Interesse der DB AG als auch im Interesse der Politik.

Am 15-03-2002

Sicherheitsvorkehrungen der Deutschen Bahn

Simulatoren und Zwangsbremsungen

Der erste Fahrsimulator der Deutschen Bahn AG (DB) wurde 1996 in Fulda aufgestellt. Inzwischen stehen insgesamt 14 dieser Geräte in 10 Ausbildungszentren in Magdeburg, Hamburg, Berlin, Halle, Leipzig, München, Nürnberg, Fulda, Mainz, Saarbrücken und Hagen. Von den je rund 2,5 Millionen Euro teuren Geräten sollen demnächst 4 neue angeschafft werden, um die Ausbildungskapazität zu erhöhen.

Zur Zeit wird die Mehrzahl der Lokführer noch im normalen Fahrbetrieb ausgebildet. Bevor ein Lokführer alleine auf die Schienen darf, muss er die jeweilige Strecke drei mal nachts und drei mal tagsüber bei Kollegen mitgefahren sein. Dabei gilt das gleiche wie für Lkw-Fahrer: Nach viereinhalb Stunden muss eine Pause eingelegt werden.

Auch in den Zügen selbst setzt die Deutsche Bahn auf High-Tech-Ausrüstung, um Unfällen vorzubeugen. So müssen Lokführer bei bestimmten Signalen und bei Geschwindigkeitsbeschränkungen eine so genannte Wahrnehmungstaste betätigen, um anzuzeigen, dass sie das Signal gesehen haben. Falls dann innerhalb kurzer Zeit nicht die gewünschte Reaktion erfolgt, leitet ein im Zug eingebauter Computer automatisch die Zwangsbremsung ein. Daneben muss der Fahrer alle 30 Sekunden mit dem Fuß ein Pedal drücken, um zu signalisieren, dass er noch wach und fahrbereit ist. Andernfalls wird auch hier sofort gebremst.

Alle Daten werden in einem elektronischen Fahrtenbuch gesichert und an die Auswertungszentrale nach Nürnberg geschickt. Dort wird die Fahrt auf mögliche Fehler überprüft.

Bahn will mehr Nichtraucherzüge einsetzen

Rauchfrei Zug fahren

Die Deutsche Bahn will den Schutz für Nichtraucher in ihren Zügen und Bahnhöfen verstärken. Wie das Unternehmen mitteilte, werden im Nahverkehr zunehmend reine Nichtrauerzüge eingesetzt und in gemischten Zügen der Anteil der Nichtraucherabteile erhöht. Damit richte sich die Bahn nach dem Wunsch der Kunden, mehr Nichtraucherplätze bereitzustellen. Darüber hinaus seien auch im Fernverkehr 80 Prozent der Plätze für Nichtraucher reserviert.

Das Unternehmen reagiert nach eigenen Angaben damit auf die Nachfrage der Kunden. Bei Bahnfahrern gehe schon seit Jahren die Nachfrage an Raucherplätzen zurück.

Castor-Gegner kündigen Blockaden der Bahnstrecke an

Atomtransport

Die Castor-Gegner machen gegen den für Mitte November geplanten Atommülltransport ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben mobil. Dabei sollen die Aktionen gegenüber dem März noch ausgeweitet werden. Die Initiative X-tausendmal quer" kündigte an, es werde diesmal auch Blockaden auf den Hauptstrecken der Bahn geben.

Auch auf dem Castor-Gleis zwischen Lüneburg und Dannenberg sowie auf der Straßenstrecke bis Gorleben wolle man den Zug mit hochradioaktivem Atommüll aufhalten. Zudem sieht das so genannte Streckenkonzept der Anti-Atom-Initiativen Demonstrationen und Kundgebungen vor.

Am 25. Okt. 2001 unter: politik

Zeitung: Ungenutzte Bahnmittel fließen in Straßenbau

Verkehrspolitik

Das Bundesverkehrsministerium schichtet Bahnmittel in Höhe von voraussichtlich knapp 300 Millionen Euro für den Ausbau der Straßen und Wasserstraßen um. Wie die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Ministeriumsunterlagen berichtet, waren 3,5 Milliarden Euro für die Modernisierung des Schienennetzes vorgesehen.

Die Deutsche Bahn rufe aber nur 3,2 Milliarden Euro ab. Im Verlauf des vergangenen Jahres habe man vorsorglich bereits 226 Millionen Euro für Baumaßnahmen an Autobahnen und Flüssen umgeschichtet. 60 Millionen Euro sollten kurzfristig folgen.

Am 28-06-2002

Deutsche Bahn sieht keine Fehler bei Zugunfall von Bad Münder

Vorwürfe gegen die Bahn

Die Bahn gerät wegen des Zugunfalls im niedersächsischen Bad Münder unter Druck. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) stellte gegen das Unternehmen am Dienstag Strafanzeige. Es habe mehrfach gegen die Bestimmungen zum Transport von Gefahrgütern verstoßen und damit die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdet, sagte BBU-Vorstand Eduard Bernhard. Die Deutsche Bahn AG wies die Anschuldigungen als unbegründet zurück.

Unterdessen gingen die Bergungsarbeiten am Unglücksort weiter. Bis zum Dienstagabend sollten die beiden Loks und die Waggons von den Schienen gehoben sein, sagte Bahnsprecher Hans-Jürgen Frohns in Hannover. Danach würden Bodenproben von der Unfallstelle genommen. Bis zum Wochenende bleibe die Bahnstrecke gesperrt. Boden-, Luft- und Wasserproben aus dem weiteren Umkreis des Unglücksortes seien bislang durchweg negativ ausgefallen, sagte Frohns. Mit Analyseergebnissen von Bahnkörper und Zugteilen rechnete er in den nächsten Tagen.

Frohns wies die Behauptung zurück, die Bahn habe die Feuerwehr zu spät über die Gefahren beim Rettungseinsatz informiert. Am Güterzug hätten sich Informationsschilder befunden, die über den Inhalt in den Waggons Auskunft gegeben hätten. Zudem habe die Möglichkeit bestanden, genauere Informationen von der Bahn zu bekommen, weil dort eine computergestützte Wagenliste geführt werde, sagte Frohns. Für die Information der Bevölkerung sei dagegen nicht die Bahn, sondern der Bund zuständig, fügte er hinzu.

Der Bürgervertreter im Krisenstab von Bad Münder, Helmut Burdorf, übte scharfe Kritik an Bahn und Bundesgrenzschutz. Nach dem Austreten der ätzenden und krebserregenden Chemikalie Epichlorhydrin seien etwaige Luftbelastungen lediglich mit Schnelltests untersucht worden. Dieses Messerverfahren sei jedoch sehr ungenau, sagte Burdorf, der als Chemiker ein Umweltinstitut in Hannover leitet. Deshalb habe es "auf Grundlage einer falschen Datenbasis" eine sofortige Entwarnung gegeben.

In dem niedersächsischen Ort waren Anfang vergangener Woche zwei Güterzüge frontal zusammengestoßen. Dabei war ein Kesselwagen mit der hochgiftigen Chemikalie Epichlorhydrin explodiert. Ursache des Unglücks war offenbar das Bremsversagen einer Lokomotive.

Am 17-09-2002

Kunden sollen von Mehrwertsteuersenkung profitieren

Die Deutsche Bahn hat weitere Preissenkungen für Fern- und Nahverkehrstickets in Aussicht gestellt. Vorstandschef Hartmut Mehdorn sagte am Montag, eine Senkung der auf die Fahrscheine erhobenen Mehrwertsteuer von 16 auf 7 Prozent werde die Bahn "natürlich insgesamt an ihre Kunden weitergeben". Das würde besonders Strecken im Fernverkehr, zum Teil aber auch im Nahverkehr verbilligen. Die Bahn habe immer Chancengleicheit der Verkehrsträger in Deutschland und Europa gefordert, sagte Mehdorn. Je eher sie komme, desto mehr Verkehr bekomme man auf die Schiene.

Bei ihren Koalitionsverhandlungen hatten sich SPD und Grüne zuvor auf eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Schienen- und Personenverkehr ab 2005 geeinigt. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung vom Dienstag zufolge würde eine Absenkung des Mehrwertsteuersatzes von 16 auf 7 Prozent bedeuten, dass der ab 15. Dezember gültige Grundpreis ohne Rabatte künftig zum Beispiel für die einfache Strecke Hamburg-München in der 2. Klasse von 107 auf rund 97 Euro sinken würde. Das entspräche einer Preisermäßigung von über neun Prozent.

Am 15-10-2002

Umstrittener neuer Bahnfahrplan und Tarife treten Sonntag in Kraft

Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hat die Deutsche Bahn aufgefordert, die kritischen Hinweise von Verbrauchern am neuen Preissystem ernst zu nehmen. "Wenn der Kunde die neuen Preise nicht akzeptiert, dann wird die Bahn neu darüber nachdenken müssen", sagte Stolpe der "Berliner Zeitung". Das Unternehmen könne es sich "nicht erlauben, große Kundengruppen zu verprellen".

Am Sonnabend fahren fast alle InterRegios der Deutschen Bahn AG zum letzten Mal. Statt dessen verkehren ab dem 15. Dezember auf zehn Linien InterCitys, die einer höheren Preisstufe im neuen Bahnpreissystem angehören. Damit werden Fahrten auf vielen Strecken im Fernverkehr für die Bahnkunden teurer, ohne dass dem adäquate Verbesserungen bei Reisezeit oder Frequenz gegenüberstehen, kritisiert der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Einstellung der InterRegios sei zudem der unrühmliche Schlusspunkt einer falschen Politik bei der DB AG, die den InterRegio seit Jahren durch fehlende Werbung und eine stetige Reduzierung des Angebots unwirtschaftlich gemacht habe.

Carsten Westerholt, Mitglied im VCD-Bundesvorstand: "Die beliebten InterRegios boten vielen Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern die Möglichkeit, auf kürzeren und mittleren Strecken bei einem guten Preis-Leistungsverhältnis zügig und ohne Umsteigen von A nach B zu gelangen. Mit den ICs werden diese Fahrten jetzt deutlich teurer, aber nicht unbedingt besser. So bleibt den Reisenden nur die zweifelhafte Wahl: Entweder tiefer in die Tasche greifen für den IC oder deutlich länger unterwegs sein mit dem Nahverkehr.“

Annette Volkens, Verkehrsreferentin des VCD: "Die Verteuerung durch die so genannte Aufwertung der InterRegios zu InterCitys fällt mit den Fahrpreiserhöhungen auf Strecken bis 180 Kilometer durch das neue Preissystem zusammen. Dadurch ergeben sich enorme Preissteigerungen und die Bahn verliert gerade für viele Pendler auf mittleren Distanzen weiter an Attraktivität gegenüber dem Auto aus Sicht des VCD eine fatale Entwicklung zu Lasten der Umwelt.

Der VCD fordert die Verantwortlichen in Bundes- und Landespolitik deshalb auf, für bessere Angebote auf solchen überregionalen Strecken zu sorgen, damit dem politischen Ziel, Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, Rechnung getragen werde. Das "Vergessen" des Verkehrs zwischen den Regionen bei der Bahnreform müsse mit Hilfe politischer Maßnahmen wettgemacht und beispielsweise durch mehr Wettbewerb auf der Schiene aufgefangen werden.

Mehrere Landesverkehrsminister nannten das neue Tarifsystem zwar einen Schritt in die richtige Richtung, forderten aber Nachbesserungen. Vor allem im Nahverkehr müsse es künftig einheitliche Tarife geben. "Wenn wir auch im Nahverkehr mehr Kunden gewinnen wollen, muss man mit einem Ticket preiswert und länderübergreifend reisen können", sagte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) der Zeitung. Auch Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) betonte, "zwingend erforderlich" seien Tarifvereinfachungen im Nahverkehr. Ziel müsse "die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel mit einem Ausweis sein".

Am 13-12-2002

Transnet versucht im Spitzengespräch bei Clement Bahnwerke zu retten

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement plant nach Angaben der Gewerkschaft Transnet ein Spitzengespräch zur Zukunft der Instandhaltungswerke der Deutschen Bahn. Gemeinsam mit Verkehrsminister Manfred Stolpe (beide SPD), Transnet-Chef Norbert Hansen und dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Kuno Dreschmann sollen dabei Wege gesucht werden, sechs von der Schließung bedrohte Standorte zu erhalten, teilte die Bahngewerkschaft am Dienstag in Berlin mit. Konkret betreffe dies die Werke in Blankenburg, Chemnitz, Delitzsch, Nürnberg, Opladen und Zwickau mit insgesamt 2500 Arbeitsplätzen.

Gewerkschaftschef Hansen bewertete den Vorstoß positiv. "Das bringt neue Dynamik in den Prozess", betonte er. Die Politik müsse dem Bahnvorstand, der bislang auf einer "Verweigerungshaltung" beharre, endlich Grenzen aufzeigen. Vom Bahnmanagement würden Konzepte zum Erhalt der Werke "nicht ernsthaft untersucht", kritisierte Transnet. Dies schrecke mögliche Investoren ab. Hansen forderte die Bahn auf, im Instandhaltungsbereich die Kompetenz im Unternehmen zu stärken und auszubauen. So könne die Bahn beispielsweise als Dienstleister für Dritte auftreten.

"Ich zähle die Instandhaltung zum Kerngeschäft", hob der Transnet-Vorsitzende hervor. Von der Politik müsse erwartet werden, dass sie bei steigenden Arbeitslosenzahlen "nicht tatenlos zuschaut, wie bei einem bundeseigenen Unternehmen Tausende Arbeitsplätze vernichtet werden".

Am 11-02-2003

Fahrradverband ADFC fordert besseren Bahn-Zugang für Radreisende

Der ADFC stellt nach Fahrplanwechsel und Preisreform fest, dass die Deutsche Bahn ihre Rad fahrenden Kunden verärgert: Fahrrad-Stellplätze würden abgebaut, attraktive Fernverbindungen - besonders der ICE – würden damit Radreisenden vorenthalten. Zehntausende Bahnkunden wünschten sich Mehrzweckabteile auch im ICE. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) startete mit der neuen Ausgabe des ADFC-Mitgliedermagazins Radwelt die ICE-Kampagne "Jetzt sind wir am Zug!"

Ziel der Kampagne sei die Fahrradmitnahme in allen Zügen - auch im ICE. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche der ADFC Ausrüstung und Mitstreiter, Berater und Spenden. ADFC-Bundesvorsitzender Karsten Hübener: "Wir haben uns auf eine lange Kampagne eingestellt." Bislang waren alle Bemühungen um die Fahrradmitnahme im ICE erfolglos: 16 Umweltverbände, unter ihnen der ADFC, protestierten gemeinsam im März 2002 gegen die absehbare Einstellung der Radmitnahme im schnellen Fernverkehr. "Die Bahn hat uns hingehalten und vertröstet", schrieb Hübener in einem Brief an Hartmut Mehdorn. Der aber sah keinen Gesprächsbedarf.

Hochgeschwindigkeit und Fahrradmitnahme passen nach Auffassung des ADFC gut zusammen, wie die französische Bahn SNCF beweist: Sie nimmt Fahrräder auch in ihrem Hochgeschwindigkeitszug TGV mit. Hübener: "Mit ihrer Verweigerungshaltung schadet die Bahn touristischen Regionen in Deutschland, die für Radurlauber mit dem Zug unerreichbar werden."

Am 26-02-2003

Gewerkschaft Transnet droht mit größtem Streik

Die Deutsche Bahn hat für den Fall der ab Samstag angekündigten Warnstreiks eine Hotline eingerichtet. Reisende können sich dann unter der kostenlosen Rufnummer 0800 - 66 44 22 5 über mögliche Fahrplanänderungen informieren, teilte die Bahn am Freitag in Berlin mit. Die Hotline werde freigeschaltet, sobald es zu Störungen im Betriebsablauf komme. Die Bahngewerkschaft Transnet hat mit dem größten Streik seit Jahrzehnten gedroht, wenn sich die Arbeitgeber im festgefahrenen Tarifkonflikt nicht bewegten.

Sollte es auch in weiteren Verhandlungen keine Einigung geben, bleibe den Beschäftigten nur eine Urabstimmung für einen "Erzwingungsstreik", sagte Transnet-Chef Norbert Hansen im ARD-Morgenmagazin. Dies wäre dann wahrscheinlich der größte Streik bei der Bahn in der Nachkriegsgeschichte.

Hansen kritisierte, dass die Bahn-Arbeitgeber auf die Gewerkschaftsforderung nach fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt bisher nicht mit einem Angebot reagiert hätten. Was die Bahn den Arbeitnehmern zumute sei "Tarifkarneval". Die Gewerkschaften ließen sich aber nicht verschaukeln. Schwerpunkt des Warnstreiks ab Samstag werde der Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen, sagte Hansen. Aber auch der Fernverkehr werde betroffen seien. Die Züge würden den ganzen Tag über nicht nach Fahrplan verkehren. Die Tarifverhandlungen gehen am 6. März weiter.

Am 28-02-2003

Der Bahnpreis-Check ergibt 30 Prozent falsche Auskünfte am Schalter

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat gemeinsam mit dem Magazin stern das neue Preissystem der Deutschen Bahn AG in einem umfassenden Praxistest überprüft. Im Auftrag von VCD und stern ermittelte das Qualitätsforschungsinstitut Quotas in 250 deutschlandweiten Tests, dass 30,7 Prozent der Kunden bei der Beratung am Schalter nicht das beste Angebot erhalten: Zu teure Fahrkarten, zu lange Reisedauer oder zu häufiges Umsteigen wurden den Reisenden empfohlen. So verlangte die Deutsche Bahn AG bis zu 60 Euro zu viel, empfahl eine maximal drei Stunden längere Reisezeit oder sieben zusätzliche Umstiege bei Hin- und Rückfahrt. Dennoch fühlten sich die Tester am Schalter kompetent und engagiert beraten und gaben dem Personal im Durchschnitt annähernd die Schulnote "gut".

René Waßmer, VCD-Bundesgeschäftsführer: "Das Bahn-Personal am Schalter bemüht sich zwar redlich, trotzdem bekommen die Reisenden nach fast 100 Tagen neues Preissystem nicht die günstigsten Preise und die besten Verbindungen. Dieser Widerspruch zeigt: Der Fehler liegt im System. Deshalb muss das Management der Bahn jetzt aus der Defensive kommen und das Preissystem genau so einfach machen, wie es die Werbebotschaften versprechen."

Der VCD fordert die Deutsche Bahn AG auf, die komplizierten Bedingungen für die Plan&Spar-Tarife radikal zu vereinfachen, die viel zu hohen Stornogebühren zu senken und den Kunden ab sofort wieder eine BahnCard mit 50 Prozent Ermäßigung anzubieten. Nur so könne die Bahn den sinkenden Fahrgastzahlen wirksam begegnen und die selbst gesteckten Ziele erreichen.

Annette Volkens, Verkehrsreferentin des VCD: "Dass die Logik von Plan&Spar nicht aufgeht, zeigt ein weiteres Ergebnis unserer Untersuchung. In 98 Prozent der Fälle waren die Frühbucherplätze bei Nachfrage am Schalter noch verfügbar. Gleichzeitig gaben nur 24 Prozent der befragten Reisenden an, mit Plan&Spar unterwegs zu sein. Das zeigt: Die Leute wollen flexibel reisen und sich nicht im Vorhinein festlegen. Diesen Kundinnen und Kunden der Bahn fehlen jetzt attraktive Angebote.

Dies betreffe vor allem kürzere Fernverkehrsstrecken bis 200 Kilometer, die im Alltagsverkehr knapp 90 Prozent der Fahrten ausmachten und mit dem neuen Preissystem teilweise erheblich teurer geworden seien. Hier konkurriere die Bahn eben nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto, das jederzeit flexibel zur Verfügung stehe. Um nicht noch mehr Bahnreisende abzuschrecken und auf das deutlich umweltbelastendere Auto abzudrängen, müsse die Bahn deshalb schnell die Angebotslücke schließen, die auch durch den Wegfall des preisgünstigen InterRegios entstanden sei.

Am 19-03-2003

Ja zum Börsengang der Bahn bedeutet weitere Bevorzugung des Straßenverkehrs

Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach sich bei der Feier "Zehn Jahre Bahnreform" für den Börsengang der Bahn 2005 - eine langjährige Forderung von Bahnchef Mehdorn - aus. Aus Sicht der Bahnexpertengruppe "Bürgerbahn statt Börsenbahn" kommt diese Forderung einem umfassenden Angriff auf den Schienenverkehr gleich. Gerade die letzten zehn Jahre "Bahnreform" hätten dies bewiesen.

Die Schiene konnte ihre Anteile am Verkehrsmarkt nicht halten. Es gab weitere deutliche Rückgänge im Güterverkehr. Es gibt deutliche Rückgänge im Fernverkehr. Die Nahverkehrsgewinne beruhten auf fragwürdigen Statistik-Veränderungen. Die Deutsche Bahn AG, die am 1.1.1994 schuldenfrei startete, hatte Ende 2003 wieder 22 Mrd. Euro Schulden, davon 11 Milliarden zinspflichtige Verbindlichkeiten. In zehn Jahren wurde eine Bahnschuld angehäuft, die mehr als einem Drittel dessen entspricht, was die Bundesbahn in viereinhalb Jahrzehnten an Schulden bildete.

In den vergangenen drei Jahren schrieb die Deutsche Bahn AG auch offiziell Verluste. Laut einem Gutachten von Pricewaterhouse Coopers (PWC) und laut "Capital" (16/2003) sind "alle Kennzahlen der DB AG weitaus schlechter als offiziell verkündet". Verkehrspolitiker sprachen davon, dass "Mehdorn die Bilanz auf Biegen und Brechen frisiert" (Albert Schmidt; Bündnis 90/Die Grünen) bzw. dass die Bahn-Bilanzen ein "trickreiches Machwerk" seien (Horst Friedrich, FDP). Der Bund zahlt heute für den Schienenverkehr mehr Gelder als vor der Bahnreform.

Wenn die Bahn dennoch an die Börse gebracht und damit der staatlichen Einflussnahme weitgehend entzogen werde, dann würden Lkw, Pkw und Kurzstrecken- bzw. Billigflüge ihre Marktanteile weiter ausbauen; die Bahn werde zu einer Nischen- und Schrumpfbahn. Die staatlichen Milliardenmittel, die weiter an die Schiene fließen werden, gingen an Private und seien einer öffentlichen Kontrolle ganz entzogen.

Wirtschaftsminister Clement konnte dagegen nur einen Tag lang die Forderung nach Privatisierung des Autobahnnetzes ins Gespräch bringen. Er wurde umgehend zurückgepfiffen; höchstens Teilstrecken der Autobahnen könnten privat finanziert und betrieben werden.

"Bürgerbahn statt Börsenbahn" fordert umgekehrt: Das gesamte Straßennetz sollte privatisiert und privat betrieben werden. Kfz-Steuer und Mineralölsteuer decken nur einen Bruchteil der gesamten Kosten, die der Straßenverkehr fordert. Die Forderung der Grünen von 1998, zur Finanzierung der Kfz-Verkehrskosten den Spritpreis auf 5 Mark (2,50 Euro) anzuheben, mag sozial problematisch gewesen sein. Volkswirtschaftlich und umweltpolitisch war sie völlig gerechtfertigt.

Die einseitige Parteinahme der Verkehrspolitik für die Straße wird an der Inkonsequenz der Privatisierungsdebatte deutlich: Die Forderung Börsengang wird für die Bahn aufgestellt, im Fall des Straßenverkehrs jedoch abgewiesen. Zutreffend sagte ein SPD-Sprecher als Argument gegen eine Privatisierung der Autobahnen, die "Strassen sind vom Steuerzahler schon einmal finanziert worden." Die Schiene aber auch, meint die Expertengemeinschaft Bürgerbahn.

Am 16-01-2004

Neue Entschädigungsregelungen bei Verspätungen

Deutsche Bahn erstattet erstmals

Bahnkunden können seit Freitag erstmals Entschädigungen für Verspätungen einklagen. Wenn Reisende bei Nutzung von Fernzügen der Deutschen Bahn AG mehr als eine Stunde zu spät ankommen, verspricht die Bahn rechtlich verbindlich eine Erstattung von 20 Prozent des Reisepreises. Allerdings nutzen nur weniger als zehn Prozent der Reisenden Fernzüge. Die große Masse bleibt weiterhin rechtlos.

320.000 Bahnfahrer nutzen täglich den Fernverkehr, 3,4 Millionen Reisende greifen auf den Nahverkehr zurück. Insofern betrifft die Neuregelung nur 8,6 Prozent aller Bahnreisen. Weiter gelten die Entschädigungsregelungen auch nicht bei Verspätungen, für die sich die Bahn nicht verantwortlich fühlt. Dazu gehören laut Bahnregelungen "Eingriffe Dritter" in den Zugverkehr, wie Personenunfälle, Brückenschäden, die durch Lkws verursacht wurden, und Unwetter.

Bisher gab es nur eine Kulanzregelung, die auch nur für ICE-Züge galt. So gab es bei einer Verspätung von 30 Minuten einen Reisegutschein von 10 Euro, bei 90 Minuten Verspätung von 25 Euro.

Weiterhin gilt wie zuvor, dass, wenn jemand seinen Anschluss durch eine Zugverspätung verpasst, er kostenlos zurückfahren oder mit einem anderen Zug weiterreisen kann, ohne dafür ein neues Ticket kaufen zu müssen. Er kann auch vorzeitig aussteigen und erhält den Fahrpreis für die restliche, nicht genutzte Reisestrecke. Erreicht der Bahnkunde wegen der Verspätung sein Ziel nicht bis Mitternacht, bekommt er von der Bahn einen Gutschein für ein Hotel bis zur Höhe von 80 Euro oder Geld fürs Taxi. Früher war die maßgebliche Zeit ein Uhr nachts.

Keine Entschädigung gibt es, wenn der Kunde wegen einer Zugverspätung sein Flugzeug verpasst und deshalb ein neues Flugticket kaufen muss.

Zahlreiche Organisationen begrüßten grundsätzlich die Kundencharta, kritisierten aber den viel zu geringen Umfang der Regelungen. So gehen "alle Reisenden, deren Verspätung üppig ausfällt, aber unter einer Stunde beträgt, leer aus", kritisierte Carsten Westerholt, Mitglied im Bundesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Weiterhin kritisiert der VCD, dass die Kundencharta ausschließlich auf den Fernverkehr beschränkt ist und eine bundesweite Lösung für den Nahverkehr weiterhin fehlt.

Der Fahrgastverband Pro Bahn nannte die geltenden gesetzlichen Entschädigungsregelungen für Bahnkunden veraltet. "Sie stammen im Wesentlichen aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts und sind nicht mehr zeitgemäß", so Verbandssprecher Andreas Barth.

Am 01-10-2004

Gewerkschaft kritisiert Schließung von Güterverkehrs-Knotenpunkten der Bahn

Verstärkt Lkw

Die Gewerkschaft TRANSNET kritisierte die Pläne der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn AG, sich weiter aus der Fläche zurückzuziehen. Nachdem vor gut zwei Jahren unter dem Titel "Mora C- marktorientiertes Angebot Cargo" bereits über 700 Güterverkehrsstellen geschlossen worden seien, sollen jetzt offenbar zahlreiche Zugbildungsanlagen für den so genannten Einzelwagenverkehr geschlossen werden. Das Unternehmen Railion AG, die Schienengütertochter der Deutschen Bahn AG, möchte für den Einzelwagenverkehr offenbar ein so genanntes "Knotenpunktsystem" einführen.

Dies soll offenbar zur Folge haben, dass eine bestimmte Anzahl von Zugbildungsanlagen geschlossen und die Arbeit auf andere, dann noch bestehende Standorte konzentriert wird. "Das ist das nächste Kapitel zum Rückzug aus der Fläche", befürchtet TRANSNET-Vorstand Wolfgang Zell. Wie durch eine Schließung von Zugbildungsanlagen neue Verkehre entstehen und dadurch mehr Güter transportiert werden könnten, sei "nicht wirklich schlüssig."

Folge werde sein, dass künftig in ländlichen Bereichen verstärkt Lkw zum Einsatz kommen würden. Dies sei jedoch "verkehrspolitisch fatal.

"Zum anderen müsse ein "deutlicher Personalabbau" befürchtet werden. Schon jetzt rede der Railion-Vorstand offen über 2000 Stellen, die in diesem Jahr wegfallen würden. Zell bemängelte, dass "die Betriebsräte in die aktuellen Planungen nicht eingebunden sind." Es sei "unerträglich", dass Beschäftigte und Interessenvertreter über die Medien informiert würden. Das Vorstandsmitglied der TRANSNET forderte Railion auf, "ein umfassendes Zukunftskonzept für den Schienengüterverkehr vorzulegen."

Am 21-02-2005

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