Der "Gesundheitsreport 2007" war im Auftrag des Finanzdienstleistungsunternehmens MLP in Kooperation mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt worden. Demnach schätzen 64 Prozent der gesetzlich Versicherten die Leistungen der privaten Kassen als besser ein. 78 Prozent der fast 1900 befragten Bundesbürger ab 16 Jahren erwarten, dass die Tendenz zur Zweiklassenmedizin zunimmt.
"Der Unterschied, ob ein Patient privat oder gesetzlich versichert ist, spielt eine immer größere Rolle", meint Lauterbach, der nach Meingung seiner Kritiker am Trend zu einer Zweiklassenmedizin selbst sehr aktiv mitgewirkt haben soll. Der Zugang zu Spezialisten sei nur ein Beispiel dafür, so Lauterbach.
Lauterbach kritisierte, dass die Union bei der zum 1. April 2007 in Kraft getretenen Gesundheitsreform zu stark die Interessen der Privatversicherer vertreten habe.
Eine Verbesserung der Versorgung ist nach Ansicht der meisten Befragten nicht in Sicht. Vielmehr herrscht die Meinung: Das System wird schlechter und teurer. Mehr als 80 Prozent rechnen mit steigenden Beiträgen und höheren Zuzahlungen für Medikamente. Viele befürchten den Abbau der Leistungen auf eine Grundversorgung, sagte Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach.
So sei - angeblich - ein "sprunghaft wachsendes Interesse an privaten Zusatzversicherungen" spürbar. 40 Prozent der Bevölkerung denken der Umfrage zufolge über eine solche Ergänzung nach, vor allem für Zahnersatz und Brillen.
Mit ähnlichen Mitteln wird seit Jahren für die Riester-Rente geworben.
Köcher gab sich überrascht, dass die Befragten trotz ihrer Befürchtungen nur "vage" Vorstellungen vom Gesundheitssystem haben. Nur fünf Prozent gaben - wenig überraschend - an, über die jüngste Reform "ziemlich genau Bescheid" zu wissen. Mehr als die Hälfte fühlt sich "wenig" informiert. Nur 23 Prozent haben bislang von ihrer Krankenkasse ein Angebot für den seit April möglichen Wahltarif erhalten.
Zwar will mehr als ein Viertel der Bevölkerung bereits Nachteile durch die Reform verspürt haben. Bei genauerem Nachfragen wurden laut Köcher aber Folgen vorheriger Reformen genannt, wie die Zuzahlung für Medikamente oder die Praxisgebühr. Vom Gesundheitsfonds, der 2009 eingeführt wird, hat nur gut die Hälfte der Befragten je etwas gehört.