"Wir brauchen einen neuen Aufbruch in unserer Arbeitszeit- und Leistungspolitik", sagte der neue Erste Vorsitzende der größten Einzelgewerkschaft, der am Dienstag die Nachfolge von Jürgen Peters angetreten hatte. Noch nie sei die Differenz zwischen der tariflichen und der effektiven Arbeitszeit so groß wie heute gewesen. Auch die Arbeitszeitfrage lasse sich nur mit differenzierten Antworten lösen. Als Beispiel nannte er eine Reduzierung der Arbeitszeit mit zunehmendem Lebensalter, etwa für Schichtarbeiter. "Es geht um die Stabilisierung der 35 und nicht um die Ablösung", stellte er klar.
Ausdrücklich mahnte Huber die Mitglieder seiner Gewerkschaft zu einer Erneuerung in den eigenen Reihen. Jeder Schritt und jede politische Initiative müsse von der Frage geleitet sein, ob sie Mitglieder bringe und die IG Metall vor Ort stärke. Seine Gewerkschaft müsse in den kommenden Jahren einen Generationenwechsel bewältigen. Dies sei die Chance zu einer Verjüngung der Mitgliedschaft. "Die Gestaltungsmacht in den Betrieben stärken und ausbauen - das ist ein strategisches Ziel für die IG Metall", betonte Huber, auf dessen 90-minütige Rede die Delegierten mit stehenden Ovationen reagierten.
Flächentarifverträge im Kfz-Handwerk
Der Flächentarifvertrag müsse in allen Bereichen gestärkt werden. Wenn es im kommenden Jahr im Kfz-Handwerk zum Tarifkonflikt kommen sollte, werde die IG Metall ihn führen, kündigte Huber an. Vor allem in Ostdeutschland seien viele Kfz-Betriebe aus dem Tarifverband ausgeschieden. Deshalb sei die Tariflandschaft zersplittert. Auch in Baden-Württemberg und Bayern hätten die Arbeitgeber angekündigt, keine Tarifverträge mehr mit der IG Metall abschließen zu wollen. Deshalb sei in dieser Branche die Kraft der Gewerkschaft besonders gefragt. "Es geht um verdammt viel", betonte er.
Erneut machte sich Huber für gesetzliche Mindestlöhne stark. Diese seien allerdings nur die zweitbeste Lösung. Er forderte deshalb tarifliche, branchenbezogene Mindestlöhne. Außerdem sprach er sich für eine Begrenzung der Leiharbeit aus, denn diese bedrohe die Tarifverträge. Keine einheitlichen Lösungen gebe es auch in der Rentenfrage. Die beschlossene Rente mit 67 sei eine "sozialpolitische Sackgasse". Vielmehr seien differenzierte Ausstiegslösungen aus dem Arbeitsleben notwendig.