Übersicht
Auslöser für diesen Erklärungsansatz war die Tatsache, dass bei einigen Menschen alexithyme Verhaltensweisen nach Hirnverletzungen aufgetreten sind. Auch kann die Symptomatik von Erkrankungen wie einer Depression, einer Borderline sowie einer Schizophrenie und einer Bipolaren Störung die Affekterkennung beeinträchtigen. Außerdem wurden Symptome einer Alexithymie darüber hinaus als Folgen eines Schlaganfalls beobachtet.
Alexithymie Symtome
Welche Therapien für die Alexithymie gibt es?
Eine rein medikamentöse Behandlung der Alexithymie ist nicht möglich, es sei denn, sie tritt als temporäre Begleiterscheinung einer schweren Depression auf. Üblicherweise werden traditionelle Verhaltenstherapien zur Behandlung einer Alexithymie eingesetzt. Der Schwerpunkt liegt hier auf den Techniken der Spiegelung und der Konfrontation. Der Umgang mit den Anzeichen für bestimmte Emotionen wird dabei gezielt erlernt. Auch daran wird deutlich, dass die Alexithymie in der klassischen Psychiatrie als Defizit bei der Entwicklung der Persönlichkeit eingestuft wird. Die Betroffenen lernen bei der Therapie die Zuordnung körperlicher Erscheinungen zu verschiedenen Emotionen kennen. Außerdem werden gemeinsam Konzepte entwickelt, wie die Betroffenen künftig auf bestimmte Anzeichen bei sich selbst und anderen Menschen angemessen reagieren können.
Wie sollten Angehörige von Alexithymikern reagieren?
Angehörige von Menschen mit Alexithymie sollten sich zuerst einmal immer der Tatsache bewusst sein, dass ihre Gefühle nicht vorsätzlich ignoriert werden. Anstatt sich zurückzuziehen, sollten sie die Betroffenen gezielt ansprechen und ihnen verbal sehr konkret signalisieren, wie ihre Verhaltensweisen auf sie wirken. So kann langfristig ein Lerneffekt erzielt werden. Als potentielle Partner von Alexithymikern sind nur Menschen mit einer stabilen Psyche geeignet, die ein gutes Selbstbewusstsein haben. Ansonsten können die ausbleibenden emotionalen Feedbacks bei den Lebenspartnern von Menschen mit Alexithymie das Gefühl der permanenten Zurückweisung bis hin zur Depression auslösen. Menschen mit Alexithymie sind oft Einzelgänger, die sich lieber ihren Hobbys als ihrem sozialen Umfeld widmen. Daraus resultiert in den meisten Fällen auch eine soziale Isolation des Partners, da meistens auch intensive freundschaftliche Kontakte abgelehnt werden.
Welche sozialen Faktoren begünstigen die Entstehung einer Alexithymie?
Als größter Risikofaktor bei der Alexithymie gilt ein geringer sozioökonomischer Status. Arbeitslose und Menschen, die längere Zeit ohne Partner leben, gelten ebenfalls als vordisponiert für die Entstehung einer Alexithymie. Bei Menschen ohne konfessionelle Bindung tritt die Alexithymie häufiger auf als bei Menschen mit konfessionellem Bezug. Darüber hinaus machen Erziehungsfaktoren und die Veränderung der gesellschaftlichen Werte ihren Einfluss geltend. Ein gutes Beispiel dafür ist die elterliche Ansage „Ein Junge weint nicht.“. Sie führt dazu, dass Gefühle ganz bewusst unterdrückt werden. Ambivalente Beziehungsmuster bei den Eltern sowie eine bei ihnen vorhandene Alexithymie oder klassische Persönlichkeitsstörung begünstigt bei den Kindern die Entstehung einer Alexithymie.
In jüngerer Zeit gibt es vermehrt Anzeichen, dass auch die Verlagerung des Schwerpunkts der Kommunikation auf digitale Medien als Ursache der Alexithymie eine Rolle spielen könnte. Hier kommt der Fakt zum Tragen, dass die körpersprachlichen Signale einzelner Emotionen im Chat, bei Telefonaten und auch beim Simsen nicht direkt wahrgenommen werden können. Da der Umgang mit Handy, Tablet und PC immer früher einsetzt, bleibt der Lerneffekt aus, der bei unmittelbaren Kontakten von Angesicht zu Angesicht entsteht.
Detlev Lengsfeld