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Immer noch eine starke Marke:

„Made in Germany“ wird 125 Jahre alt | Trigema, Leica, WMF, Glashütte

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 Trigema, Leica, WMF, Glashütte  . made in Germany, Die TOP-Marke wir 125Vor 125 Jahren haben die Briten deutsche Firmen gezwungen, ihre Exportwaren mit dem Label „Made in Germany“ zu versehen. Die Stahlindustrie in Sheffield und Manchester hatte das im britischen Parlament durchgedrückt, weil sie sich vor der vermeintlichen Billigkonkurrenz vom Kontinent fürchtete. Das war 1887. Doch die Werkzeugmacher und Maschinenbauer in Solingen, Remscheid, Dortmund und Wuppertal nahmen die Herausforderung an: „Made in Germany“ entwickelte sich zu einem Gütesiegel, das für Qualität, Zuverlässigkeit, Präzision, Fertigungskunst und Innovation steht. Bis heute wirkt das Label auf dem Weltmarkt verkaufsfördernd.


Doch was bedeutet „Made in Germany“ heute? Kettler zum Beispiel lässt die Rahmen für seine Fahrräder in China produzieren, die Bremsen kommen aus Japan und die Reifen aus Indien. In Deutschland wird das Rad nur noch zusammengeschraubt, unter anderem in den Montagehallen von Kettler in Kleinblittersdorf.

Porsche, wie kein anderes Werk mit dem Namen des Stuttgarter Ortsteils Zuffenhausen verbunden, bezieht die Bleche für den „Cayenne“ aus dem slowakischen Bratislava. Die Sitze stammen von der Tochter des amerikanischen Herstellers Johnson Controls und das Getriebe wird vom japanischen Unternehmen Aisin gefertigt. Osram, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Siemens, lässt Energiesparlampen in Asien fertigen und plant eine Produktionsanlage für Leuchtdioden (LED) in China. Es wäre die dritte – neben Regensburg und Malaysia.

Laut EU gilt das Land als Herkunftsland, in dem die letzte wesentliche, wirtschaftlich gerechtfertigte Be- und Verarbeitung vorgenommen wurde. Danach können Produkte auch dann mit dem Label „Made in Germany“ erhalten, wenn sie zu 90 Prozent im Ausland, aber zuletzt in Deutschland bearbeitet wurden.

Made by… statt Made in?

Weil das in einer globalisierten Welt immer weniger glaubhaft ist, gehen viele Hersteller dazu über, ihre Produkte anders zu etikettieren. So trägt der Multimedia PC von Fujitsu-Siemens, dessen Bauteile aus mehreren Ländern kommen, das Etikett „Made bei Fujitu Siemens“. Der Smart aus dem Hause Daimler wird mit dem Siegel „Made by Mercedes-Benz“ versehen, genauso wie die Gütersloher Haushaltsgeräte mit "Made by Miele“. Könnte man dann nicht „Made in Germany“ gleich abschaffen?

Der EU-Kommissar Algirdas Semetas, zuständig für Steuern und Zoll, hat es versucht. Er wollte zu Anfang dieses Jahres klare Kriterien für „Made in…“ einführen. Demnach sollten mindestens 45 Prozent des Wertanteils eines Produkts aus dem betreffenden Land stammen. Die Empörung folgte auf dem Fuß: Vor einem „immensen Schaden für die Wirtschaft“, warnte Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt ging auf die Barrikaden: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die EU-Kommission unser »Made in Germany« kaputt macht.“ Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) schrieb dem Kommissar einen bösen Brief. Und Semetas sah sich flugs zu der Klarstellung gezwungen, dass „diese Diskussion sich auf EU-Importe konzentriere - und nicht auf Waren, die in Deutschland oder anderen EU-Mitgliedstaaten produziert werden.“ Ohnehin ging es dem Kommissar vor allem um chinesische Halbfertigwaren, die über Taiwan ausgeführt werden und so die Antidumping-Zölle unterlaufen, die die EU den Chinesen für Billigprodukte aufbrummt.

Trigema, Leica, WMF, Glashütte

Also hängt doch einiges an dem Etikett „Made in Germany“? Einer seiner bekanntesten Verfechter ist der mit Affen kurz vor der Tagesschau bekannt gewordene Unterwäsche-Hersteller Trigema. Firmenchef Wolfgang Grupp versichert in dem Werbeclip jedes Mal, er setze auch künftig voll und ganz auf den Produktionsstandort Deutschland, auch wenn die Baumwolle für seine Kleidungsstücke in Griechenland und in der Türkei hergestellt wird.

Am Ende ist es dann doch der Wertzuwachs, den das Etikett „Made in Germany“ bringt. Viele Autokäufer haben davon schon profitiert, wenn sie den offenen EU-Binnenmarkt nutzen. Ein VW Sharan zum Beispiel wird in Deutschland für einige tausend Euro teurer verkauft als das baugleiche Modell Seat Alhambra, der aus dem VW-Werk Palmela in Portugal kommt. Marken wie Leica, Metz, Glashütte, Leitz, WMF oder Salamander, die mit Deutschland identifiziert werden, erzielen einfach höhere Preise, weil ihnen das Label „Made in Germany“ jeder abnimmt, auch wenn Produktbestandteile woanders herkommen. In diese Richtung zielen auch die einschlägigen Gerichtsurteile. Zwar hat das Oberlandesgericht Stuttgart 1995 in einem Musterprozess erkannt, dass ein Produkt nicht als rein deutsches Erzeugnis bezeichnet werden darf, wenn wesentliche Teile aus dem Ausland stammen. Aber gleichzeitig stellte es klar, dass selbst dann, wenn einzelne Teile oder ganze Baugruppen eines industriellen Erzeugnisses im Ausland zugekauft wurden, das Erzeugnis die Bezeichnung „Made in Germany“ tragen darf. Und zwar dann, wenn gerade die wertbildenden beziehungsweise wertprägenden Leistungen, welche für die Wertschätzung des Produkts ausschlaggebend sind, in Deutschland erbracht wurden.

Harte Konkurrenzvorteile

Die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller wissen um den Wert des Labels. Ihre Produkte gelten als die besten der Welt, immer noch. Wie zum Beispiel die Präzisionsbohrmaschinen der Firma Flott in Remscheid, ein Familienunternehmen in fünfter Generation. „Made in Germany“ ist für die 1854 gegründete Firma einfach eine Verpflichtung. 24 Mitarbeiter stehen für höchste Präzision, beste Materialien, gute Verarbeitung und Langlebigkeit ihrer Produkte. Bernd Schüler, Vertriebsleiter: „Wir flankieren das Siegel mit Leben und bieten gewisse Serviceleistungen, Garantien, die uns wirklich im Markt differenzieren. Das sind eigentlich die Stärken, die wir mit Made in Germany unterstreichen möchten.“ So hat das einst als Warnhinweis eingeführte Gütesiegel heute immer noch eine wichtige Bedeutung – ein Zeichen, das es auch in einer globalisierten Welt nicht gelingt, alle Unterschiede einzuebnen.

Volker Thomas

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