Regionale Politiker sprechen sich für die Anlage aus, die niedersächsische Landwirtschaftsministerin und Agrarindustrielle Astrid Grothelüschen wahrt Eigeninteressen und ist bekanntermaßen eine Befürworterin derartiger Anlagen. Jährlich sollen in Wietze mehr als 130 Millionen Tiere geschlachtet werden. Als Investor tritt die Rothkötter-Gruppe bzw. die Emsland Frischgeflügel GmbH auf. Ein Argument für den Bau der Mega-Schlachtanlage, ist die Schaffung von 250 – 600 Arbeitsplätzen. Möglicherweise handelt es sich allerdings lediglich um Niedriglohnjobs, die nicht einmal von Dauer sind. Ob eine Verhältnismäßigkeit der eingefahrenen Gewinne für die Rothkötter-Gruppe zu den hohen Verlusten der Immobilienpreise der Anwohner der Schlachtanlage und hunderten von Hühnermastanlagen besteht, ist mehr als fragwürdig. Die Verluste der Hauseigentümer können leicht in die Millionen gehen, von der EU sind sicherlich keine Entschädigungen zu erwarten. Gesundheitliche Schädigungen, die Zerstörung ökologischer Kulturlandschaften und der Artenvielfalt sind nicht mit Geld aufzuwiegen.
Die Folgen einer Genehmigung des Schlachthofs Wietze:
- Rund um Wietze, innerhalb eines Radius von ca. 100 Kilometern, sollen hunderte von Hähnchenmastställen entstehen. Lt. Informationen der Bürgerinitiative handelt es sich um 450 Mastställe in einer Größenordnung von 40.000 Tieren. Die A7 erhielt bereits den Titel „Hühner-Highway“
- Die hohe Anzahl an Mastställen garantieren den Anwohnern der Mastställe zum Teil enorme Wertverluste ihrer Immobilienpreise. Die Rede ist von 10-70% hohen Verlusten, u. a. in Abhängigkeit der Lage der Immobilien. So manchem könnte dies die Existenz ruinieren
- Den Anwohnern drohen hohe Schadstoffimmissionen, massive Lärm- und Geruchsbelästigungen
- Die Verbraucher werden mit „Quantität statt Qualität“ versorgt
- Das ökologische Gleichgewicht wird nachhaltig beeinträchtigt
- Der Klimaschutz wird ignoriert und der Klimawandel beschleunigt
- Gesundheitsschädigungen insbesondere für Rentner, Immungeschwächte, chronisch Kranke und Kinder sind zu erwarten
- Geschützte Wälder in der Umgebung der Ställe werden sterben
- Nahegelegene Biotope werden zerstört
- Die Artenvielfalt wird reduziert
- Die „Qualzucht“ der Hühner verstößt gegen das Tierschutzgesetz und gegen das Deutsche Grundgesetz
Die Bürgerinitiative gegen den Schlachthof der Rothkötter-Gruppe stieß bisher immer wieder auf taube Ohren und blinde Augen bei verantwortlichen Politikern. Es ist klar, dass es sich nicht um eine regionale Problematik handelt und vernünftige Entscheidungen der Regierungsparteien überfällig sind.
Die agrarpolitische Sprecherin Marianne König, nahm sich persönlich der apokalyptischen Problematik an. Die Linkspartei spricht sich eindeutig gegen die geplante Anlage aus. Massentierhaltung lehnen die Linken aus ethischen, sozialen und umweltpolitischen Gründen strikt ab. Neben den Linken, sprechen sich auch Fachleute der Grünen, des BUND und des NABU gegen die Tiermastställe und gegen die Tiertötungsmaschinerie in Wietze aus.
Der SPD-Politiker Borngräber äußerte sich kritisch zur Massentierhaltung und der damit verbundenen hohen Nitratbelastung des Grundwassers in Niedersachsen. Nicht zuletzt argumentiert auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft entschieden gegen die hoch subventionierte Massentötungsanlage. Sie kritisieren unter anderem die völlig unsinnige Überschussproduktion der in der Quälzucht gemästeten Hühner.
Zu guter Letzt: Massenschlachtbetriebe benötigen – wie der Name schon sagt - Massen an Tieren, die der Schlachtung zugeführt werden. Die Produktion von Masttierfleisch steht in keinem Verhältnis zu ihrem Aufwand und Nutzen. Für ein Kilogramm Geflügel werden ca. zwei Kilogramm Getreide und Soja benötigt. Bei Rindfleisch liegt das Verhältnis Fleisch/Getreide sogar bei ungefähr 8 Kilogramm. Um „ausreichend“ Getreide und Soja für die Tiermast anzubauen, müssen riesige Flächen Urwald in Südamerika gerodet werden. Durch den hohen Bedarf an Getreide und Soja für die Masttierhaltung steigen die Preise für die Grundnahrungsprodukte. Diese Produkte sind für die von Armut geplagten Menschen Südamerikas kaum erschwinglich. Hunger und Armut breiten sich immer mehr aus. Die Masttiere werden mit dem für die hungernden Menschen notwendigen Getreide gefüttert, stehen also praktisch vielfach in Konkurrenz mit den Menschen.
Statt einem Fazit nur eine schlichte Frage: Sollen tatsächlich Regenwaldabholzung, Tierquälerei, Hunger und Armut, Umweltzerstörung und Klimawandel in irgendeiner Relation zu den „Vorteilen“ von Massenschlachtbetrieben, die Massentierhaltung voraussetzen, stehen? Bei einer Umsetzung dieser zerstörerischen Vorhaben, wird sicherlich auch das ohnehin mittlerweile geringe Vertrauen in die Regierungsparteien zerstört.
Petra Klages