Für die Bürger sei das nicht nachvollziehbar. "Dieter Althaus muss sich entscheiden: Entweder, er ist noch krank, dann muss er sich selber noch zurückhalten. Oder er ist nicht mehr krank, dann muss er die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen", betonte Matschie. Thüringen brauche "klare Entscheidungen und keine Selbstinszenierung". Mitten in einer Wirtschaftskrise drehe sich die CDU nur um Althaus, das dürfe nicht sein.
Althaus hatte sich am Montag in der "Bild"-Zeitung erstmals zu seinem schweren Skiunfall am Neujahrstag in Österreich geäußert. "Die Talphase habe ich hinter mir. Jetzt geht es aufwärts", sagte Althaus. Seine Rückkehr in die Politik kündigte er für den Frühsommer an.
Der Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl am 30. August, Bundestagsfraktionsvize Bodo Ramelow, kritisierte, dass Althaus, der bisher von der Zurückhaltung der anderen Parteien profitiert habe, via "Bild" mit seinem Genesungsprozess jetzt einen "inszenierten Wahlkampf" betreibe.
Althaus' Verhalten zeuge zudem von einem "schlechten Stil" im Umgang mit seiner eigenen Partei und den Medien. Es sei unverständlich, wieso sich Althaus vor dem Exklusiv-Interview nicht gegenüber seinen eigenen Parteifreunden und den Journalisten auf der Delegiertenversammlung der CDU am Wochenende geäußert habe. Stattdessen benutze er die "Bild"-Zeitung als "amtliches Verlautbarungsorgan". Diese Art von "Hofberichterstattung" sei nicht mehr zu akzeptieren, betonte Ramelow. "Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie und nicht in einem Operettenstaat".
FDP-Landeschef Uwe Barth sagte, sicherlich zum Bedauern vieler Thüringer sei es Althaus nicht möglich gewesen, sich mit einem kurzen Auftritt oder mit einer Videobotschaft zum CDU-Listenwahlparteitag zurückzumelden. "Um so erstaunlicher ist sein Interview einen Tag später in der Boulevardpresse", fügte er hinzu. Es sei "schade", dass diese Ankündigung nicht über Thüringer Medien erfolgt sei, obgleich die Thüringer wohl ein "Erstinformationsrecht" darüber hätten, "in welch erfreulich positiver Verfassung sich der Ministerpräsident befindet".
Althaus hält sich nach dem von ihm verschuldeten Skiunfall, bei dem eine Frau getötet wurde, noch in einer Rehabilitationsklinik auf. Für diese Woche wird seine Rückkehr in seinen Wohnort Heiligenstadt erwartet, wo eine ambulante Therapie folgen soll. Der 50-Jährige hatte bei dem Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit einer Hirnblutung erlitten. Er wurde zwischenzeitlich von einem Gericht in Österreich wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.