Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zollte den Befürwortern des weiteren Flugbetriebs Respekt. "Ich habe Verständnis für die Empfindungen von Menschen, die aus emotionalen oder historischen Gründen mit der Schließung des Flughafens nicht einverstanden sind", sagte er. Allerdings zeige sich auch, dass deutlich mehr als drei Viertel der Berliner entweder mit Nein stimmten oder sich erst gar nicht beteiligten. "Deshalb bitte ich darum, dass nun auch die Befürworter des weiteren Flugbetriebs diese Mehrheit respektieren", so Wowereit.
Der Berliner CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger bewertete das Ergebnis trotz des verfehlten Quorums als "tollen Sieg". Bezogen auf diejenigen 36 Prozent der Stimmberechtigen, die an der Abstimmung teilnahmen, sagte er: Niemand habe sich vorstellen können, dass es so ein deutliches Ergebnis mit rund 60 Prozent Befürwortern gebe. Auch sei man nur knapp an der Mindestzahl der Ja-Stimmen "vorbeigeschrammt". "Wer das zu einer Niederlage macht, der hat von Demokratie nichts verstanden", sagte Pflüger. Er forderte Wowereit auf, Tempelhof offenzulassen.
Wirtschaft und Kanzlerin Merkel machten Stimmung für Tempelhof
Für den Weiterbetrieb des innerstädtischen Flughafens hatten sich in einem heftigen, emotional geführten Wahlkampf in den vergangenen Wochen neben der CDU die FDP und große Teile der Wirtschaft stark gemacht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützte dieses Anliegen.
Die Befürworter plädierten dafür, Tempelhof bis zur Eröffnung von BBI als Verkehrsflughafen und danach für "Geschäftsflieger" zu nutzen. Tempelhof-Gegner kritisierten daher, es solle der Flughafen lediglich für Unternehmen und Vermögende betrieben werden.
Die Tempelhof-Anhänger warfen Wowereit Ignoranz des Volkswillens vor, weil er schon vor der Abstimmung angekündigt hatte, den defizitären Airport unabhängig vom Votum schließen zu lassen. Wowereit berief sich darauf, dass das Ergebnis für den Senat, der wie die Grünen für die Schließung des Airports eintritt, laut Verfassung rechtlich nicht bindend ist.
Initiiert hatte den Volksentscheid die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT). 2,44 Millionen Berliner waren aufgerufen, ihre Stimme zu der Frage abzugeben, ob der Airport als Verkehrsflughafen offengehalten werden soll. Die Landesregierung plant auf dem 386 Hektar großen Areal in Tempelhof einen Erholungspark sowie neue Wohn- und Gewerbesiedlungen.