Zudem äußerten 92 Prozent die Überzeugung, es sei wichtig, "dass die Türken in Deutschland ihre eigene Kultur bewahren". Unter dem Strich sind jedoch die meisten Deutschtürken zufrieden mit der Entscheidung, nach Deutschland zu gehen: Knapp zwei Drittel bejahten die Aussage, es sei richtig gewesen, mit der Familie in die Bundesrepublik gekommen zu sein.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bedauerte, dass die Kanzlerin nicht im Februar an seiner Kundgebung in Köln teilgenommen hat. Er habe diese Veranstaltung zusammen mit Merkel machen wollen. Die Bundeskanzlerin habe auch zunächst kommen wollen, dann aber davon Abstand genommen.
Erdogan sagte: "Wären wir da gemeinsam auf der Bühne gestanden, es wäre eine Botschaft an die deutsche Gesellschaft gewesen und eine Motivation für die in Deutschland lebenden Türken. Wir können das nachholen, wann immer Frau Merkel es will."
Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, forderte Merkel zu verstärkten Integrationsbemühungen auf. Notwendig seien "vertrauensbildende Maßnahmen" der Bundesregierung. Deshalb sollte Merkel die türkischstämmigen Bürger zu einer Großveranstaltung wie der von Erdogan in Köln einladen. Dies wäre ein "gutes Signal".
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte, das in der Umfrage dargestellte Meinungsbild zeige, "dass wir noch mehr tun müssen, um das Zugehörigkeitsgefühl der türkeistämmigen Zugewanderten zu Deutschland zu stärken". Die 2,7 Millionen Menschen aus türkischen Familien, die in Deutschland lebten, gehörten zu uns, "sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude sind eine Bereicherung für uns alle."
Der Vorsitzende des Islamrates, Ali Kizilkaya, forderte von der Bundesregierung eine verstärkte Förderung von Migrantenkindern. Bildung sei eine wichtige Voraussetzung für Integration. Kizilkaya betonte, die Möglichkeiten für einen sozialen Aufstieg von Migranten müssten verbessert werden. Die Migrantenverbände seien zu einer größeren Zusammenarbeit mit der Bundesregierung bereit.