Nach Darstellung der Bundesforschungsministerin geht es langfristig um "eine Verstetigung des Wettbewerbs". Sie werde sich "dafür einsetzen, dass auch in Zukunft die Universitäten die Möglichkeit bekommen, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen".
Schavan zeigte sich in diesem Zusammenhang erfreut, dass "sich auch kleinere Universitäten wie beispielsweise die Universität Konstanz und einige geisteswissenschaftliche Projekte" in der Exzellenzinitiative durchsetzen konnten.
Am 19. Oktober setzten sich die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, die Freie Universität Berlin sowie die Universitäten Heidelberg, Konstanz, Göttingen und Freiburg als "Elite-Universitäten" durch. Im Herbst vergangenen Jahres waren bereits die Technische Hochschule Karlsruhe (TH), die Universität München und die Technische Universität München zu Elite-Universitäten gekürt worden.
Die Exzellenzinitiative umfasst eine Förderung von insgesamt 1,9 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2006 bis 2011.
GEW: "Wir brauchen keine Leuchttürme in der Wüste"
Nach Auffassung von GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller verschärft die Exzellenzinitiative die Strukturprobleme des deutschen Hochschulsystems, statt diese zu lösen. Die meisten "Exzellenzuniversitäten" lägen in Süddeutschland, keine in den neuen Bundesländern. Statt die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland zu fördern, vertiefen Bund und Länder mit ihrem milliardenschweren Programm das Gefälle zwischen Ost und West, Nord und Süd.
"Wir brauchen aber keine 'Leuchttürme in der Wüste'. Spitzenförderung setzt ein breites Fundament voraus", meint Keller.
Er kritisierte, dass mit der Exzellenzinitiative ausschließlich die Forschung an Universitäten gefördert werde: "Lehre und Studium fallen mal wieder unter den Tisch, die Fachhochschulen bleiben von vornherein außen vor." Der GEW-Sprecher erinnerte daran, dass der Bund für den Ausbau der Studienplätze im Rahmen des "Hochschulpakts 2020" gerade einmal 219 Millionen Euro aufbringe, für die Förderung der Spitzenforschung im Rahmen der Exzellenzinitiative hingegen über 1,4 Milliarden Euro. "Das ist eine falsche Prioritätensetzung zu Lasten junger Menschen, die sich aufgrund des Studienplatzmangels die Exzellenz-Unis nur von außen anschauen dürfen", so Keller.
An Bund und Länder richtete der Gewerkschafter drei Forderungen. "Die Ausgaben für den Ausbau von Studienplätzen müssen mit der Förderung der Spitzenforschung Schritt halten. Daher brauchen wir erstens einen 'Hochschulpakt II', der für 40 Prozent eines Altersjahrgangs Studienkapazitäten bereitstellt." Zweitens müsse der Exzellenzinitiative für die Forschung eine "Exzellenzinitiative für die Lehre" folgen. Diese solle den Hochschulen Anreize für die Verbesserung der Qualität der Lehre geben. Drittens setze exzellente Lehre und Forschung exzellente Arbeitsbedingungen voraus: "Die Hochschulen müssen daher insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs faire Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege anbieten", so Keller.
Deutsches Studentenwerk: Exzellenzinitiative und Hochschulpakt reichen nicht aus
Auch das Deutsche Studentenwerk (DSW) fordert, die Studienbedingungen insgesamt zu verbessern. "Mit der Exzellenzinitiative fließt viel zusätzliches Geld in die Forschung, mit dem Hochschulpakt werden zusätzliche Studienplatzkapazitäten aufgebaut. Damit ist es aber nicht getan", meint Professor Rolf Dobischat vom Studententwerk. "Nun müssen auch dringend die Studienbedingungen insgesamt verbessert werden."
Dies bedeute einerseits eine massive Qualitätsverbesserung der wissenschaftlichen Lehre, wie dies die Hochschulrektorenkonferenz und die Kultusministerkonferenz verfolgen, so Dobischat. Allerdings seien auch hier die Länder gefordert. Eine Verbesserung der Lehre dürfe nicht über zusätzliche Gebühren für Studierende erkauft werden. "Letztlich gehören zu guten Studienbedingungen auch ein starkes BAföG und eine ausgebaute soziale Infrastruktur mit Wohnheimen, Mensen, Kinderbetreuung und Beratung."
Das von der Bundesregierung auch im Rahmen der "Nationalen Qualifizierungsoffensive" wiederholte bildungspolitische Ziel, dass 40 Prozent eines Jahrgangs ein Studium aufnehmen sollen, sei mit Investitionen in die Forschung und die Studienplatzkapazitäten allein nicht zu erreichen, meint Dobischat. "Wir brauchen massive Investitionen, um die Studienbedingungen zu verbessern. Gute Studienbedingungen sind der beste Anreiz, um ein Hochschulstudium attraktiver zu machen."