Ferrostaal ist laut EU-Kommission ein weltweit agierender Generalunternehmer für den Industrieanlagenbau. Das Unternehmen halte außerdem eine Minderheitsbeteiligung an einer Melaminproduktionsanlage in Trinidad und Tobago, die sich derzeit noch im Bau befinde.
Das Hauptgeschäft von Eurotecnica seien die Lizenzierung von Technologie für die Melaminherstellung sowie grundlegende Dienstleistungen im Anlagenbau für seine Lizenznehmer. "Eurotecnica ist gegenwärtig das einzige Unternehmen, das Lizenzen für Technologie zur Herstellung von Melamin im Hochdruckverfahren an Drittunternehmen vergibt", teilte die EU mit. Andere Lizenzgeber böten allerdings Produktionstechnologie für das Niedrigdruckverfahren an, mit der Melamin von gleicher Qualität hergestellt werden könne. Eurotecnica selbst stelle kein Melamin her.
Melamin ist den Angaben zufolge eine Spezialchemikalie, die vielseitig eingesetzt werde, beispielsweise für Oberflächen (Automobilindustrie, Papierimprägnierung für die Laminatherstellung), Leim und Klebstoffe (insbesondere in der Holzindustrie zur Herstellung von Span- und Faserplatten) und als Flammschutzmittel.
Die Kommission ist zu dem Ergebnis gekommen, dass für Ferrostaal nach der geplanten Übernahme kein Anreiz bestände, die Lizenzaktivitäten von Eurotecnica einzuschränken. Da Ferrostaal lediglich eine Minderheitsbeteiligung an einer noch im Bau befindlichen Melaminproduktionsanlage halte, stehe es derzeit in den nachgelagerten Märkten nicht im Wettbewerb mit den Kunden von Eurotecnica.
Auch nach Fertigstellung der Anlage in Trinidad und Tobago werde Ferrostaal "nur in geringem Umfang" auf dem Melaminmarkt tätig sein. Das Unternehmen hätte deshalb kein wirtschaftliches Interesse daran, das ertragreiche Lizenzierungsgeschäft von Eurotecnica nach der geplanten Übernahme aufzugeben, meint die Kommission.