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"Einzelanlagen" beseitigen

Umwelt-Staatssekretär will weniger Windräder im Binnenland

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Das Bundesumweltministerium setzt offenbar auf den Ausbau von Windparks durch Großkonzerne, insbesondere an der Küste, im Meer und an ausgewählten Binnenstandorten. Auf der anderen Seite sollen einzelne Windkraftanlagen und kleinere Windparks im Binnenland, die vielfach von Landwirten oder Bürgergemeinschaften betrieben werden, nach dem Willen der Bundesregierung teilweise wieder beseitigt werden. So hat sich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, für die Modernisierung bestehender Windparks ausgesprochen. "Alte" Windenergieanlagen sollten durch moderne, leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden. Durch dieses so genannte "Repowering" könne "mit weniger Windrädern deutlich mehr Strom produziert werden. Einzelanlagen und bestehende Streulagen können beseitigt und dadurch das Landschaftsbild insgesamt entlastet werden", heißt es in einer Mitteilung des Bundesumweltministeriums vom 27. Januar 2007.


Ganz ähnlich hatte sich bereits Bundesumweltminister Sigmar Gabriel am 2. Oktober 2006 geäußert. Anlässlich der Vorstellung eines Windenergie-Testfeldes in der Nordsee gemeinsam mit den Energiekonzernen E.On und Vattenfall äußerte sich Gabriel zu den Perspektiven der Windenergie auf hoher See (so genannte Offshore-Windparks) und im Binnenland.

Gabriel: Reduzierung der Zahl der Windkraftanlagen in der freien Landschaft

Nach Auffassung von Gabriel zählt zu den Vorteilen des Offshore-Projektes, dass die auf offener See getesteten Anlagen auch die Chance böten, die Leistung der an Land stehenden Anlagen zu verbessern. "Dann kann auch deren Zahl reduziert werden", so der Umweltminister mit Blick auf "immer wieder geäußerte Kritik an der Windenergie in der freien Landschaft".

Atomkraftgegner werfen den großen Energiekonzernen seit vielen Jahren vor, gezielt eine "Kampagne" gegen den Windenergie-Ausbau im Binnenland mit dem Landschaftsargument zu organisieren. Es ginge den Konzernen aber nur darum, den durch breite Bevölkerungskreise, Landwirte und Kleinunternehmen getragenen Ausbau der Windenergie im Binnenland zu stoppen. Die Konzentration des Windenergie-Ausbaus auf große Windparks an der Küste und im Meer biete den vier großen Energiekonzernen hingegen die Möglichkeit, das lukrative Geschäft mit der Windenergie in der eigenen Hand zu konzentrieren. Die Chance für den weiteren Aufbau einer dezentralen Energiewirtschaft "in Bürgerhand" würde so vergeben werden.

Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen an wenigen Standorten

Umwelt-Staatssekretär Müller macht am Beispiel der Stadt Fehmarn deutlich, wie extrem ausgewählte Kommunen von diesem Konzentrationsprozess profitieren - vergleichbar mit den wenigen Kommunen, an denen Atomkraftwerke betrieben werden.

Durch das geplantes "Repowering" eines Windparks auf der Insel Fehmarn steige die Leistungskapazität auf Fehmarn um mehr als das Dreifache. Das bedeute Strom für 350.000 Menschen. "Insgesamt haben regionale Investoren 140 Millionen Euro für das Projekt einschließlich neuer, unterirdisch verlegter Leitungen bereitgestellt. Zugleich erhöhen sich die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Fehmarn nach ersten Schätzungen um das 2,5- bis 3-fache", heißt es in Mitteilung des Umweltministeriums.

Müller plädierte auch für einen zügigen Ausbau des Stromnetzes, der für große Windparks offenbar erforderlich ist. Er forderte in diesem Zusammenhang den Energiekonzern E.On auf, "die neue Erdkabelregelung im Energiewirtschaftsgesetz für den Netzausbau in Schleswig-Holstein zu nutzen".

Auch im Binnenland soll nach der Vorstellung des Bundesumweltministeriums der Konzentrationsprozess auf große Windparks beschleunigt werden. So lägen die bisher realisierten Repowering-Projekte in Deutschland hinter dem technischen Potenzial. "Durch restriktive Abstandsregelungen und Höhenbegrenzungen einzelner Länder" würden enorme wirtschaftliche Potenziale verschenkt. Müller forderte die Länder dazu auf, verstärkt die Chancen des Repowerings zu nutzen und günstige Rahmenbedingungen zu schaffen.

Solarenergie-Förderverein und EUROSOLAR für weitere Dezentralisierung der Windenergie im Binnenland

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland plädierte unlängst vor dem Hintergrund des europaweiten Stromausfalls für einen weiteren Ausbau dezentraler Windkraftkapazitäten in ganz Deutschland. Anstelle einer Konzentration auf wenige große Windparks an der norddeutschen Küste und im Meer müsse es zu einem weiteren Ausbau der Windenergie im Binnenland, insbesondere auch in Süddeutschland kommen.

Die Probleme mit dem Stromnetz in Norddeutschland könne man nur als eine dringende Warnung verstehen, den weiteren Ausbau der Windkraft auch im Süden, also im Binnenland nicht zu vernachlässigen. Bei einem konzentrierten Ausbau der Windenergie nur in Küstennähe würde andernfalls die Abhängigkeit von den Transportnetzen immer höher. "Unsere Forderung lautet deshalb: Kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher durch Dezentralisierung, Windenergie und Solarenergie in allen Regionen Deutschlands."

Ebenso hatte die Solarenergievereinigung EUROSOLAR im Juni 2006 für den Ausbau eigenständiger Kraftwerkskapazitäten "in Bürgerhand" plädiert. Dieser muss nach Ansicht von EUROSOLAR weiter forciert werden, um sich von den fossilen Energiemärkten unabhängiger zu machen und gleichzeitig "regionale Wirtschaftskreisläufe" zu schließen.

EUROSOLAR-Präsident Hermann Scheer hatte im Oktober 2006 zudem eine etwas andere Strategie zur "Verschönerung der Landschaft" vorgeschlagen. Das hessische Atomkraftwerk Biblis könne man durch Solarzellen und Windkraftanlagen entlang der Autobahnen und ICE-Trassen ersetzen, so Scheer. Dann könnte Hessen 2012 atomstromfrei sein. Im Gegenzug könnten "Tausende Hochspannungsmasten" abgebaut werden, die derzeit unter anderem für das Atomkraftwerk Biblis benötigt würden. Das gebe "erhebliche Landschaftsgewinne", meint der Experte für erneuerbare Energien.

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