Das US-Magazin "Wall Street Journal" hatte am Dienstag unter Berufung auf Zeugenaussagen berichtet, dass im Siemens-Schmiergeldskandal Kaeser seit Jahren von dem System von Bestechungszahlungen wusste. Mit diesem seien im Ausland Verträge im Telekomgeschäft angebahnt worden.
Einer der Verdächtigen soll demnach der Staatsanwaltschaft erklärt haben, dass Siemens-Vorstand Lamprecht und der bis Ende 2005 für die Siemens-Sparte Com zuständige Lothar Pauly wenigstens seit Anfang 2005 von dem System der schwarzen Kassen gewusst hätten. Pauly ist inzwischen Konzernvorstand bei der Deutschen Telekom. Die Aussagen stammen nach Darstellung der Zeitung von den früheren langjährigen Siemens-Managern Michael Kutschenreuter und Reinhard Siekaczek, die Ende vergangenen Jahres im Zuge der Ermittlungen vorübergehend festgenommen worden waren.
Bei Siemens sind nach Konzernangaben in den vergangenen Jahren etwa 420 Millionen Euro auf Schwarzgeld-Konten ins Ausland geflossen. Unter den von der Polizei verhafteten verdächtigen Siemens-Mitarbeitern waren auch Kutschenreuter und Siekaczek. Beide wurden laut Presseberichten auf freien Fuß gesetzt, weil sie der Staatsanwaltschaft München ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit zugesichert hatten.