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Nach Forsmark und Spatenstich

Kritische Aktionäre stellen Energiekonzern Vattenfall an den Pranger

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Der Energiekonzern Vattenfall Europe muss sich auf seiner Hauptversammlung am Freitag von kritischen Aktionären Einiges anhören. Das so genannte kohlendioxid-freie Braunkohlekraftwerk des Konzerns sei "nur ein Feigenblatt" und die Kernkraftwerke von Vattenfall seien "scheinbar unsicher". Des Weiteren beklagen sie das Vorhaben des Konzerns, "ein europäisches Naturschutzgebiet zu zerstören". Die kritischen Aktionäre beklagen nicht zuletzt auch das Vorhaben von Unternehmen und Bundesregierung, die Rederechte auf der Hauptversammlungen künftig massiv zu begrenzen. "Mit dem Squeeze Out werden gezielt kreative und kritische Stimmen in den Hauptversammlungen zum Schweigen gebracht", so Schulte-Tigges von den Solaren BEWAG-Aktionären.


Mehrere Nicht-Regierungsorganisationen kritisieren den Umgang von Vattenfall mit der auch "Clean-Coal" genannten Technologie, die bei einem neuen Probekraftwerk am Stand­ort Schwarze Pumpe südwestlich von Cottbus zum Einsatz kommen soll. Daniel Häfner, Sprecher der "Freunde von Lacoma", kritisiert: "Als Frau Merkel zum ersten Spatenstich für das Kraftwerk ansetzte, hatte Vattenfall noch nicht einmal eine Baugenehmigung. Vattenfall benutzt das Kraftwerk offensichtlich als Feigenblatt, um zum Schaden unserer Natur und Volkswirtschaft die Umstellung auf erneuerbare Energie zu verzögern."

Der erste Spatenstich durch Frau Angela Merkel im Mai dieses Jahres zum Bau des Kraftwerks war von Umweltverbänden wie der Grünen Liga und Robin Wood kritisiert worden. Sie werfen Vattenfall und der Bundeskanzlerin vor, "die ungeklärten Risiken" bei der Entsorgung des Kohlendioxids und "die großen Energieverluste" beim Einsatz der neuen Technologie zu ignorieren.

Nach Auffassung von Häfner versucht sich der Energiekonzern "aus seiner Verantwortung zu reden". Vattenfall sei einer der größten Kohlendioxid-Emitenten. Vor alle: Alle derzeit geplanten Kraftwerke setzten nicht auf aber auf "Clean coal", sondern auf "veraltete Technologien", sprich: auf ganz normale Kohlekraftwerke, die große Mengen Kohlendioxid emittieren. Auch die Probleme des abgepumpten und aus der Region abfließenden Grundwassers sowie die Probleme der zwangsweisen Umsiedlungen könnten durch diese Technologie nicht gelöst werden.

Auch der Sprecher der Solaren BEWAG-Aktionäre, Gotthard Schulte-Tigges, wirft Vattenfall vor, "alle neu geplanten Kraftwerke" basierten auf klimaschädlichen kohlendioxid-emittierenden Technologien. Auch in Berlin plane der Energieriese ein neues "klimaschädliches Kohlekraftwerk". Schulte-Tigges fordert Vattenfall auf, im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren wie es dem übersetzten Firmenname "Wasserfall" gebühre.

Kritik wegen Beinahe-Unfall im Atomkraftwerk Forsmark

Die Sprecherin der Aktionärsgemeinschaft im Dienste des Ausstiegs aus der Atomenergie (AIDA), Liane Melzer, sagte, der Vorfall in Schweden zeige, dass auch in Westeuropa Atomreaktoren nicht sicher seien. "Es ist vor allem absurd, wenn Vattenfall, der Betreiber des schwedischen Atomkraftwerkes, bei dem es fast zu einem GAU gekommen wäre, in Deutschland als erstes erklärt, dass seine Kraftwerke sicher seien. Hier wäre es besser gewesen, die Ursachen des Unfalls zu analysieren und alle Atomkraftwerke von Vattenfall zu überprüfen", meint die Vattenfall-Aktionärin. In den vergangenen Jahren habe es in den ehemaligen HEW-Atomkraftwerken von Vattenfall in Norddeutschland mehrere kleinere Zwischenfälle gegeben. "Wir fordern Vattenfall zum sofortigen Atomausstieg auf", so Melzer.

"Atomkraft ist und bleibt die gefährlichste Art, Strom zu erzeugen", meint auch Ute Bertrand von Robin Wood. Der Beinahe-GAU in Forsmark sei dafür "nur ein weiterer von vielen Belegen". Allen, die dem Konzern Vattenfall "noch immer nicht die Quittung fÃŒr seine unverantwortliche Atompolitik gegeben haben", rät die Organisation: "Kehren Sie Vattenfall den Rücken. Wechseln Sie jetzt zu einem Öko-Stromanbieter."

"Naturschutzgebiet soll noch in diesem Jahr teilweise trocken gelegt werden"

Auch die geplante "Zerstörung der Teichlandschaft von Lakoma" durch einen Braunkohletagebau von Vattenfall stößt bei den Verbänden auf harte Kritik. Das nördlich von Cottbus gelegene europäische Naturschutzgebiet (FFH) "Lakomaer Teiche und Hammergraben" solle noch in diesem Jahr teilweise trocken gelegt werden.

Gerade erst sei in dem Gebiet mit der "Grünen Keiljungfer" eine weitere unter europäischem Naturschutz stehende Art entdeckt worden: Fachleute der Grünen Liga hätten die Art entdeckt, obwohl Vattenfall das Vorkommen lange Zeit bestritten habe. "Vattenfall soll das Vorhaben zur Zerstörung des Gebietes aufgeben", fordert Häfner. Das Gebiet sei "zu wertvoll um der Gewinnsteigerung des Unternehmens geopfert zu werden". Weder Arbeitsplätze noch die Sicherheit der Energieversorgung wären seines Erachtens gefährdet, wenn Vattenfall die Landschaft nicht in Anspruch nähme.

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