Der Drogen- und Suchtbericht zeige auf, dass im letzten Jahr in Deutschland 1.326 Menschen infolge ihres Rauschgiftkonsums verstarben. Die Zahl der Todesfälle infolge des Konsums illegaler Drogen sei damit im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gesunken und seit dem Jahr 2000 rückläufig (2000: 2.030, 2001: 1.835, 2002: 1.513, 2003: 1.477, 2004: 1.385). Sie befinde sich auf dem niedrigsten Stand seit 1989. Auch die Zahl der polizeilich aufgefallenen Erstkonsumenten so genannter "harter Drogen" sei gesunken.
"Es ist eine erfreuliche Nachricht, dass die Anzahl der Todesfälle infolge des Konsums illegaler Drogen im Jahr 2005 weiter zurückgegangen ist", so Bätzing. Mit dazu beigetragen habe der Ausbau an niedrigschwelligen Beratungsangeboten für Opiatabhängige, aber auch die Verbesserung in der Substitutionsbehandlung in den letzten Jahren.
"Ebenso hat sich gezeigt, dass das Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung - das sich ja gerade an diejenigen Schwerstabhängigen richtet, die bereits gesundheitlich und sozial stark verelendet sind - für viele Patientinnen und Patienten 'ein letzter Strohhalm' gewesen ist", sagte Bätzing. "Ich halte es deshalb für sinnvoll, auch in Zukunft für eine zahlenmäßig begrenzte Gruppe Schwerstabhängiger unter engen Voraussetzungen dieses Hilfsangebot bereitzustellen. Die heroingestützte Therapie dient dem Überleben der Schwerstabhängigen und ist ein wichtiger Mosaikstein in der Versorgung Opiatabhängiger." Zudem sinke die Beschaffungskriminalität. Daher gebe es "einen deutlichen gesellschaftlichen Mehrwert".
Das "Modellprojekt heroingestützte Behandlung" führte der Bund in sieben deutschen Städten - Hamburg, Hannover, Bonn, Köln, Frankfurt, Karlsruhe, München - unter der Beteiligung der betroffenen Kommunen und den Ländern Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen durch. Die vorliegenden Studienergebnisse belegen nach Darstellung der Drogenbeauftragten, dass den betroffenen Menschen durch die heroingestützte Behandlung wirksam geholfen werden könne.
Bätzing: Einstiegsdroge Cannabis häufig unterschätzt
Cannabis sei nach wie vor die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland. Über ein Viertel der Jugendlichen habe mindestens einmal Cannabis konsumiert. Das Einstiegsalter sei in den letzten Jahren gesunken und liege aktuell bei 16,4 Jahren. "Je früher die Jugendlichen zum Joint greifen, desto größer ist das Risiko für eine psychische Abhängigkeit", so Bätzing. "Überall in Europa ist die Entwicklung zu verzeichnen, dass die Jugendlichen die Risiken des Cannabiskonsums unterschätzen." Wichtig seien frühzeitig einsetzende Beratungs- und Hilfsangebote. Das Bundesministerium für Gesundheit habe hier eine ganze Reihe von Projekten auf den Weg gebracht und werde diesen Schwerpunkt auch weiter verfolgen.
Eine Schlüsselfunktion sieht Bätzing in der Tabakprävention. Wer keine Zigaretten rauche, werde auch nicht so schnell zum Joint greifen. Es sei deshalb erfreulich, dass Rauchen bei Jugendlichen heute schon deutlich weniger 'angesagt' sei als noch vor einigen Jahren. Während im Jahr 2001 die Raucherquote der 12- bis 17-Jährigen den Angaben zufolge noch bei 28 Prozent lag, betrug sie im Jahr 2005 nur noch 20 Prozent.
Drogenbeauftragte hält Prävention für erfolgreich
Präventionsmaßnahmen und gesetzliche Weichenstellungen wie das Abgabeverbot an Unter-16-Jährige, das Verbot der Kleinpackungen sowie der kostenlosen Abgabe von Zigaretten zu Werbezwecken, hätten hier viel bewegt. Entscheidenden Anteil habe auch die dreistufige Tabaksteuererhöhung. Es habe sich klar gezeigt, dass der Tabakkonsum durch den Preis gesteuert werden könne, so Bätzing.
Zeitgleich mit dem Drogen- und Suchtbericht wird die Studie "Umsetzung, Akzeptanz und Auswirkungen der Tabaksteuererhöhung vom 1. September 2002" im Internet veröffentlicht. Die Studie belege, dass 6,1 Prozent der Befragten die letzte Stufe der Tabaksteuererhöhung zum Anlass genommen hätten, mit dem Rauchen aufzuhören. Damit sei nochmals der gesundheitspolitische Erfolg der Tabaksteuererhöhung belegt.
Im Vergleich zu illegalen Drogen wögen die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden, die durch den Konsum der so genannten legalen Suchtsstoffe verursacht werden, ungleich schwerer, sagte die Drogenbeauftragte. Sie gehe von über 110.000 tabakbedingten und über 40.000 alkoholbedingten Todesfällen pro Jahr in Deutschland aus, zwischen 1,5 und 1,9 Millionen Menschen gälten als medikamentenabhängig. Angesichts dieser Dimensionen sei es offensichtlich, dass das Thema Sucht jeden angehe - entweder als Betroffener oder als Angehöriger.