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Studie

Alltags-Chemikalien gefährden laut Greenpeace die menschliche Fruchtbarkeit

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Chemikalien können die menschliche Fortpflanzungsfähigkeit massiv beeinträchtigen, ist das Fazit einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Greenpeace-Studie. Die Organisation fasst darin den Stand der Forschung zusammen. Danach entwichen die Chemikalien aus Alltagsprodukten wie Kleidungsstücken, Lebensmittelverpackungen, Kosmetikartikeln, Computern, Teppichen oder Konservendosen. Über die Haut, die Nahrung oder beim Atmen gelangten sie in den menschlichen Körper. Die seit längerem umstrittene europäische Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien) biete die Chance, Männer und Frauen besser vor fruchtbarkeitsschädigenden Stoffen zu schützen. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, sich bei den im Sommer anstehenden Verhandlungen in Brüssel dafür einzusetzen, gefährliche Chemikalien durch unbedenklichere Alternativen zu ersetzen.


"Die Regierung beklagt, dass in Deutschland zu wenig Kinder geboren werden. Aber sie unternimmt viel zu wenig gegen die chemischen Gefahren für die Fortpflanzung und scheut vor der Industrie zurück", meint Ulrike Kallee von Greenpeace. "Es ist kriminell, Chemikalien in Verbraucherprodukten einzusetzen, die das Kind im Mutterleib schädigen oder zu Krebs führen können."

Nach der neuen Studie "Our reproductive health and chemical exposure" ("Fruchtbarkeit und Chemikalienbelastung") hat die Qualität der männlichen Spermien in den letzten fünfzig Jahren rapide abgenommen. Auch Hodenkrebs werde immer häufiger diagnostiziert. Die Anzahl von Missbildungen der Geschlechtsorgane bei Neugeborenen nehme stetig zu. Mehr als doppelt so viele Paare als noch in den sechziger Jahren blieben ungewollt kinderlos.

Greenpeace verweist auf Schadstoffe wie Phthalate, Alkylphenole, bromierte Flammschutzmittel, künstliche Moschusverbindungen, Organozinn-Verbindungen und Bisphenol A. Diese Chemikalien machten aber nur einen Bruchteil des gesamten Problems aus. Schätzungsweise 100.000 Chemikalien würden weltweit produziert. "Die meisten Chemikalien wurden nie auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen geprüft. Trotzdem werden sie in großen Mengen in Produkten eingesetzt, die man im Supermarktregal oder im Badezimmerschrank findet. Die Politiker müssen die chemische Industrie endlich zur Räson bringen", fordert Kallee.

Die unter der Bezeichnung REACH bekannte Verordnung der EU soll zukünftig die Herstellung und Verwendung von Chemikalien regeln. REACH könnte - so die Hoffnung der Umweltschützer - die Belastung mit "einigen der gefährlichsten Chemikalien" verringern, wenn diese - wie vom Europaparlament im November 2005 entschieden - durch weniger gefährliche Alternativen ersetzt werden müssten. Die Minister im EU-Wettbewerbsrat hätten sich Ende letzten Jahres allerdings gegen eine solche Regelung ausgesprochen. Nach ihrem Willen sollten gesundheitsschädliche Chemikalien auch weiterhin vermarktet werden können.

Im Oktober 2006 wird die EU-Verordnung in zweiter Lesung im Europaparlament verhandelt. Die chemische Industrie setze laut Greenpeace alles daran, die Verordnung aufzuweichen, und verharmlose die Gefahren der Chemie im Alltag, so Greenpeace.