Nach dem von Gazprom und BASF unterzeichneten Vertrag erhält die BASF-Tochter Wintershall 35 Prozent minus eine Aktie an der Gasprom-Tochter Severneftegasprom (SNGP), die die Lizenz für das Erdgasfeld Juschno Russkoje hat. Das Gasfeld gilt wegen seiner geringen Tiefe als attraktives Vorkommen. Im Gegenzug wird Gazprom mit einer Beteiligung an der BASF-Tochter Wingas an der Vermarktung des Erdgases in Deutschland teilhaben.
Deutschland ist aufgrund der Energiepolitik der vergangenen Jahrzehnte in hohem Maße abhängig von Energie-Rohstoffen aus Russland. Nach Angaben der deutschen Bundesregierung kommen über 41 Prozent des deutschen Erdgasimportbedarfs von dort. 70 Prozent des russischen Erdöls und der Kohle und sogar 90 Prozent des Erdgases würden in Sibirien gefördert. Schon über 40 Jahre lang existieren Lieferbeziehungen zwischen den beiden Ländern. Die so genannten Erdgas-Röhrengeschäfte der 1970er Jahre wurden damals unter anderem von der Deutschen Bank, der Ruhrgas AG und der Mannesmann AG mit der Sowjetunion ausgehandelt.
Die Bundesregierung teilt mit, dass es bei den Gesprächen zur Zusammenarbeit im Energiesektor "auch um Erneuerbare Energien" gegangen sei. Putin und Merkel vereinbarten ein deutsch-russisches Energieforum, das im Herbst 2006 tagen soll.
Beim Treffen der acht größten Industrienationen (G8) unter russischer Präsidentschaft im Juli soll dann ebenfalls die Energieversorgung ein Schwerpunkt sein. Nach Angaben der deutschen Bundesregierung soll es dabei unter anderem um "das Thema Kernenergie" gehen.
Merkel wies darauf hin, dass die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland nicht auf Energiefragen beschränkt sind. Auf einem Wirtschaftsforum, an dem auch die Kanzlerin und der russische Präsident teilnahmen, seien künftige Investitionsschwerpunkte festgelegt worden: Automobilbau, Luft- und Raumfahrt, Verkehr/Logistik, Gesundheit/Medizintechnik. Russland plane in diesen Bereichen beträchtliche Investitionen. Daraus ergäben sich für die deutsche Industrie "attraktive Chancen".
In Tomsk wurde vereinbart, in Moskau eine deutsch-russische Außenhandelskammer zu gründen. "Vor allem die mittelständische Wirtschaft wird davon profitieren", teilt die Bundesregierung mit. Merkel wünsche sich die Umsetzung noch im Jahr 2006.
In erster Linie ging es in Tomsk aber um große Konzerne. So kam es zu weiteren schwergewichtigen Vereinbarungen. Die Deutsche Bahn vereinbarte mit der Russischen Eisenbahn die Gründung eines Logistikunternehmens in Rußland. Volkswagen plant, in der Moskauer Region in die Automobilindustrie einzusteigen. Auch EADS und Airbus haben in Russland ein Kooperationsabkommen geschlossen.