Alle Forderungen der Industrie, die Laufzeiten von Atommeilern zu verlängern, seien angesichts der Gesundheitsgefahren "völlig unverantwortlich", betonte die Ärztin.
Skeptisch äußerte sich die IPPNW-Chefin zu dem Vorhaben, in Tschernobyl für eine Milliarde US-Dollar einen zweiten Sarkophag um den Unfallreaktor von 1986 zu errichten. Claußen verwies auf Expertenangaben, wonach der Großteil der Radioaktivität aus dem Katastrophenreaktor freigesetzt worden sei. Daher seien die geplanten Gelder besser in der Gesundheitsversorgung in der Tschernobyl-Region aufgehoben.
"Bunkerbrecher sind Atomwaffen"
Zugleich warnte Claußen vor US-Plänen, den Konflikt mit dem Iran militärisch lösen zu wollen. Dies sei "höchst gefährlich", sagte sie mit Blick auch auf die für den Einsatz möglicherweise vorgesehenen Waffensysteme. Die so genannten Bunkerbrecher seien letztlich "Atomwaffen mit geringer Sprengkraft", deren Radioaktivität nicht wie angegeben im Erdreich eingeschlossen werde. Bedroht von Strahlung oder radioaktivem Fallout seien nicht nur die bombardierten Regionen im Iran, sondern auch die Nachbarländer Pakistan, Afghanistan und Indien.
Vor diesem Hintergrund fordert die IPPNW die Europäische Union auf, sich für die Einberufung einer regionalen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten einzusetzen. Ziel soll die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone sein, die Israel mit einschließt.