Der Orden, gegründet 1854 vom italienischen Priester Johannes Bosco, betreibt in Lubumbashi im südlichen Kongo Auffangheime und Berufsbildungszentren für Straßenkinder und Kindersoldaten. Die Zivilbevölkerung sei traumatisiert, so ein Priester des Ordens, der seit 40 Jahren im Kongo arbeitet. "Viele Menschen haben im Bürgerkrieg alles verloren. Tausende von Kriegswaisen und Kindersoldaten irren ziellos umher und werden Opfer der Terror-Truppen."
Bei den militärischen Gruppen handele es sich um Teile der Regierungsarmee FARDC, die von Übergangspräsident Joseph Kabila unterstützt würden. Zudem trieben "bewaffnete Banden, Söldner und Deserteure" aus den Nachbarländern Ruanda und Uganda ihr Unwesen. Die Ruandesen seien mehrheitlich Hutu-Rebellen, die in den Genozid gegen die Tutsi in ihrem Heimatland verwickelt waren. Einige politische Parteien, die jetzt zur Wahl antreten, hätten zudem ihre eigenen "Schlägertrupps".
Die Rolle der 17.000 UN-Soldaten, die seit dem Friedensabkommen von 2003 die ehemalige belgische Kolonie stabilisieren sollen, sieht der katholische Orden kritisch. Die UN-Truppen hätten kein echtes Interesse daran, Gewalt und Chaos zu beenden. "Die Mehrheit der Kongolesen glaubt, dass die Regierungen der Länder, aus denen die UN-Truppen stammen, ungestört die Bodenschätze des Landes wie Erdöl, Gold, Diamanten und Uran ausbeuten wollen. Und das klappt besser, wenn es keine funktionierende Regierung gibt."
"Die Bevölkerung setzt deshalb große Hoffnung auf den Einsatz von EU-Truppen unter deutscher Führung", behauptet der Orden, der seine zentrale Koordinationsstelle im deutschen Bonn hat. Im Gegensatz zu Belgiern und Franzosen hätten die Deutschen im Kongo keine koloniale Vergangenheit. Darüber hinaus stehe die Bundesregierung nicht in Verdacht, die Ressourcen des Landes auszubeuten oder korrupte einheimische Politiker zu unterstützen, schreiben die Katholiken. Ihre Forderung: "Wir brauchen eine Eingreiftruppe, die keine ökonomischen und politischen Interessen im Kongo hat."
Wichtig sei, dass die EU eine möglichst große Anzahl von Soldaten in den Kongo schickt, die nach den Wahlen mindestens ein Jahr im Land blieben und mit den lokalen Autoritäten zusammen arbeiteten. Darüber hinaus sollten die Europäer "Druck auf die Präsidenten Ruandas und Ugandas machen, ihre Truppen aus dem Kongo zurück zu ziehen". Zudem müsse die EU-Schutztruppe auch entlang der Grenze zu Ruanda und Uganda eingesetzt werden, um das Eindringen neuer Söldnertruppen zu verhindern.
Bisher seien Kagame und Museveni bei der Destabilisierung des Kongo von den USA unterstützt worden, die so ihren Einfluss in Zentralafrika sichern wollten. "Deshalb herrscht unter den Kongolesen großes Misstrauen gegenüber den Amerikanern." Nach langen Jahren des Krieges und der Unruhen sehnten sich die Menschen im Kongo nach Frieden.
Nach Darstellung des Ordens will die Bevölkerung "einen Präsidenten, der seine Befehlsgewalt im ganzen Land durchsetzen kann. Und der dafür sorgt, dass die Einnahmen aus dem Erdöl, Gold- und Diamantengeschäft für den Wiederaufbau des Landes eingesetzt werden. Damit der Reichtum des Landes endlich der Bevölkerung zugute kommt."
Der ehemalige deutsche Verteidigungsstaatssekretär Walther Stützle hatte unlängst eine "ehrliche" Debatte über die deutsche Afrika -Politik gefordert. Beim Kongo gehe es nicht um Demokratisierung, sondern "um einen Wettlauf um die Ausbeutung von Rohstoffen", so Stützle. Soldaten als "Wahlbeschützer auszugeben, aber tatsächlich in eine kriegsähnliche Unordnung zu schicken", sei "bar jeglicher Verantwortung".