Auch nach einem verschärften Folterverbot in der Türkei seit Juni 2005 habe sich "nichts geändert", sagte der Türkei-Experte und Verfasser des Gutachtens, Helmut Oberdiek.
Oberdiek hatte vor Ort in der Türkei 18 Fälle untersucht, in mindestens 12 sollen nach seinen Nachforschungen und nach Angaben der jeweiligen Rechtsanwälte Angeklagte gefoltert worden seien. Ohne die Foltergeständnisse wären die Verfahren anders ausgegangen, ist sich Oberdiek sicher. Besonders kritisierte er die türkischen Gerichte, die Foltervorwürfen nicht nachgingen.
Der Leiter der ai-Abteilung Länder und Asyl, Wolfgang Grenz, sagte, bei Foltervorwürfen bestehe eine "Kumpanei" zwischen Staatsanwälten, Richtern und Sicherheitsbehörden. Diese verhinderten die Aufklärung. Grenz forderte unabhängige Untersuchungskommissionen und Fortbildungen für Richter und Staatsanwälte.
Auswärtiges Amt: Lageberichte werden mit "größter Sorgfalt" erstellt
Das Auswärtige Amt reagierte auf die Vorwürfe sehr schnell, jedoch aber auf die Foltervorwürfe einzugehen. Ein Ministeriumssprecher wies lediglich pauschal darauf hin, dass sachfremde politische und sonstige Erwägungen bei der Erstellung der Berichte keine Rolle spielten.
Die Lageberichte würden mit "größter Sorgfalt und unter Verwendung aller zur Verfügung stehenden Kenntnisse" erstellt. Darüber hinaus befände sich das Auswärtige Amt über die Lageberichte in einem "kontinuierlichen Dialog mit den Menschenrechtsorganisationen".