DIE Internet-Zeitung
Acht von 14.500 Nachrichtenminuten

Hilfsorganisation kritisiert Medien für "vergessene" humanitäre Katastrophen

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Trotz gestiegener Berichterstattung über internationale Konflikte und Katastrophen blieben im vergangenen Jahr viele humanitäre Themen in den Medien unberücksichtigt, kritisiert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Nur acht Minuten von insgesamt mehr als 14.500 Nachrichtenminuten hätten die drei großen US-amerikanischen Fernsehsender im vergangenen Jahr über die zehn am wenigsten beachteten Krisen berichtet - und über acht der zehn gar nicht. Die Organisation veröffentlichte am Donnerstag eine Liste der zehn Krisen, die im Jahr 2005 am wenigsten in den Medien erwähnt wurden. Zu den Themen gehören neben den Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo und Tschetschenien auch die mangelnde Forschung im Bereich HIV/Aids.


Die Situation in der Demokratischen Republik Kongo erhielt gerade einmal sechs Minuten, die Lage in Tschetschenien sogar nur zwei Minuten der Sendezeit, so eine Untersuchung von Andrew Tyndall, dem Herausgeber des Online-Magazins "The Tyndall Report". Über die acht anderen Themen wurde überhaupt nicht berichtet.

"Wie man im vergangenen Jahr an der Ernährungskrise in Niger gesehen hat, kann Berichterstattung einen positiven Einfluss auf die Hilfsbereitschaft haben", sagte Nicolas de Torrente, Geschäftsführer der US-amerikanischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. "Der einzige Grund, warum die internationale Hilfe schließlich im großen Rahmen anlief, war die mediale Aufmerksamkeit für Niger." Weltweit kämpften Millionen Menschen in Krisengebieten ums Überleben. Die meisten Konflikte würden nur selten, wenn überhaupt, in den Medien genannt. "Schweigen ist jedoch der engste Verbündete von Ungerechtigkeit", so de Torrente.

In der Berichterstattung über HIV/Aids gehe es fast nie um die fehlende Entwicklung von Tests und Medikamenten für die von Aids besonders betroffenen Menschen in ärmeren Ländern, kritisierte Ärzte ohne Grenzen. "Noch immer gibt es keine kindgerechten Dosierungen der lebensverlängernden antiretroviralen Medikamente", sagte de Torrente. Ohne Investitionen in solche Medikamente würden hunderttausende Kinder weiter jedes Jahr unnötig sterben.

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