Generika sind wesentlich preiswertere Nachahmungen von Markenmedikamenten. Sie spielen auf dem brasilianischen Markt eine geringere Rolle als in anderen Ländern, im vergangenen Jahr machten sie weniger als 10 Prozent des Umsatzes im Pharmabereich aus. Besonders wichtig sind Generika jedoch bei der Behandlung von AIDS-Kranken. Die brasilianische Regierung stellt die Medikamente zur Behandlung der rund 150.000 Infizierten nach Angaben der Bayer-Kritiker kostenlos zu Verfügung. Die Hälfte der Präparate bestehe aus einheimischen - vor allem von staatlichen Pharmafirmen hergestellten - Generika. Die Unternehmen hätten ihre Zulieferer unter Druck gesetzt und sich hierbei abgesprochen, sagte Fernando Rigato, Sprecher der brasilianischen Kartellbehörde. Hierdurch sollten Generika-Importe unterbunden werden. Jede Verzögerung hätte große Gewinne für die Firmen bedeutet, so Rigato weiter.
Hubert Ostendorf von der Coordination gegen Bayer-Gefahren: "Gesundheit gehört allen. Patentfreie Medikamente müssen allgemein zu Verfügung stehen, die Patentlaufzeiten drastisch verkürzt werden". Ostendorf weist darauf hin, dass sich wegen des ungehinderten Konzentrationsprozesses immer weniger Pharmaproduzenten auf dem Markt befänden - dies erleichtere Kartellabsprachen, zumal die zuständigen Behörden mehr und mehr zu Dienstleistern der Pharmaunternehmen degradiert würden.
Der BAYER-Konzern hat sich laut Coordination gegen Bayer-Gefahren in seiner Geschichte an zahlreichen Kartellen beteiligt. Erst im Oktober seien Preisabsprachen von Pharma-Unternehmen in Portugal aufgedeckt worden, in die auch Bayer verwickelt gewesen sei. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen in einer Reihe von Fällen Strafen von insgesamt 100 Millionen Dollar gezahlt.