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Jobangst

IG-Metall: Arbeitsfreier Samstag ist "kulturelle Errungenschaft"

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Der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters hat den Arbeitgebern vorgeworfen, die Jobangst von Arbeitnehmern auszunutzen, um Zugeständnisse bei Löhnen und Arbeitszeit zu erreichen. Der Bild-Zeitung sagte Peters: "Manche Unternehmer schüren Ängste um Arbeitsplätze mit dem Ziel, Mitarbeitern Lohnverzicht und Mehrarbeit abzupressen." Peters bezeichnete viele Unternehmen, denen es gut geht, als "Trittbrettfahrer", weil sie ohne Not Zugeständnisse ihrer Belegschaft einfordern würden. Er kritisierte zudem Forderungen, den Samstag wieder als Regelarbeitstag einzuführen. "Wir werden diese kulturelle Errungenschaft der Arbeitnehmerbewegung nicht preisgeben." Der arbeitsfreie Samstag sei "ein Stück hart erkämpfter Lebensqualität".


Peters erinnerte an den Gewerkschaftsslogan der 50er Jahre "Samstags gehört Vati mir". Peters betonte: "Das freie Wochenende ist die wichtigste Zeit für die Kindererziehung und gemeinsames Erleben von Sport, Ausflügen, Kirche, Kino und Familie".

In dem Interview kündigte der Gewerkschaftschef auch Widerstand gegen eine generelle Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an. Dies wäre "das größte Job-Killerprogramm", das Deutschland je erlebt hätte.

Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, sagte am Montag in Köln, wer vorgebe, mit Arbeitszeitverlängerung und der Abschaffung von Feiertagen Arbeitsplätze schaffen zu wollen, verhöhne die Arbeitslosen. Die Zahl der Arbeitslosen würde nicht sinken, sondern noch schneller steigen. Der Engpass liege nicht bei der Arbeitszeit, er liege bei Auftragslage und Produktion. "Dem Problem einer 60prozentigen Auslastung, zum Beispiel in Automobilwerken, wird man nicht durch Arbeitszeitverlängerung begegnen", sagte Huber.

Internationale Vergleiche belegen nach Auffassung der IG Metall, dass für die wirtschaftliche Entwicklung nicht entscheidend sei, wie lange gearbeitet wird, sondern wie produktiv gearbeitet wird.

"Die Forderung nach Streichung von Feiertagen oder längeren Arbeitszeiten ist eine einfältige Politikkomödie", so Huber. "Ich warte auf die absurde Idee, die Abschaffung aller Wochenenden zu fordern und mit diesen 104 zusätzlichen Arbeitstagen ein Wirtschaftswachstum von 10,4 Prozent zu erzielen. Das ist makroökonomischer Analphabetismus."

Auf ihrer Website bestreitet die IG Metall ganz grundsätzlich die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, die angeblich Grund für die Verlagerung einzelner Produktionen ins Ausland sei. Deutschland sei Export-Weltmeister. So sei nach Deutschland in den vergangenen Jahren zwar immer mehr eingeführt worden: Zwischen 1995 und 2002 seien die Importe in der Metallverarbeitung um 104,6 Milliarden Euro auf 230,3 Milliarden Euro angewachsen. Im gleichen Zeitraum seien die Exporte jedoch um 181,2 Milliarden Euro auf 381,6 Milliarden Euro gestiegen. "Der Exportüberschuss ist also deutlich gewachsen", so die IG Metall. Niedrigere Lohnkosten würden zwar gerne angeführt, wenn Unternehmen im Ausland investieren. Aber 60 Prozent der Unternehmen gäben an, sie wollten sich mit neuen Auslands-Standorten auch neue Märkte erschließen, 30 Prozent wollten in der Nähe von Großkunden sitzen. Neue Standorte im Ausland stünden also nicht durchweg in Konkurrenz zu den Standorten in Deutschland, sondern ergänzten sie, weil die Unternehmen expandieren wollten.

Die Gewerkschaft weist weiterhin darauf hin, dass längst nicht alle Unternehmen mit ihrem Auslands-Engagement gute Erfahrungen gemacht hätten: So habe das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) festgestellt, dass die Produktionsverlagerungen im Bereich der Automobilzulieferer seit 1999 rückläufig sei. Auf zwei verlagernde Automobilzulieferer komme einer, der die Produktion aus dem Ausland wieder zurück hole.

Die IG Metall widerspricht weiterhin Hans-Werner Sinn, dem Präsidenten des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, der behaupte, Deutschland werde eine "Basar-Ökonomie" und beliefere die Welt mit Produkten, die gar nicht mehr hier hergestellt würden. Die Gewerkschaft weist hingegen darauf hin, dass in der Metallverarbeitung die Bruttowertschöpfung mehr als doppelt so groß sei wie der Wert der Vorleistungsimporte. Die Importe seien also nur Ausdruck einer zunehmenden Verflechtung der Weltwirtschaft - "da unterscheidet sich Deutschland nicht von anderen Industrieländern".

Auch methodisch sei ifo-Präsident Sinn ein schwerer Fehler unterlaufen: Er hätte den Außenbeitrag betrachten müssen - die Differenz zwischen Importen und Exporten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung habe in seinem Wochenbericht 40/2004 belegt, dass in Deutschland "mehr Wertschöpfung im Inland geschaffen als von anderswo importiert" werde.

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