Deshalb verlangt die GEW, den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für alle Mädchen und Jungen im Alter von null bis drei Jahren jetzt festzuschreiben. "Die Kommunen suchen die billigsten Lösungen. Ausreichende Qualität des Angebots für die Kinder und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten spielen keine Rolle." Gerade die Kleinsten benötigten jedoch die besten Bedingungen und gut ausgebildeten Erzieherinnen. Ziel sei die möglichst frühe und qualitativ hochwertige Förderung aller Kinder. "Es ist höchste Zeit, dass Deutschland international aufholt und nicht weiter seine Potenziale verschleudert", betonte Stange.
"Dem Taktieren der kommunalen Spitzenverbände", sagte die GEW-Chefin, "muss man energisch entgegentreten. Ihre gebetsmühlenartig vorgetragenen Argumente, politisch sekundiert von CDU/CSU, dass das Geld für den Ausbau der Betreuungsangebote nicht reiche, ist ein durchsichtiges Manöver. Die Kommunen wollen noch ein paar Millionen mehr herauszuholen." Gemeinde, Städte und Landkreise spielten dabei mit ihrer Zukunftsfähigkeit. "Regierung und Bundestag sind gut beraten, diesem Druck nicht nachzugeben", unterstrich Stange.
Vor dem Hintergrund des enormen Nachholbedarfs in Deutschland fordert die GEW, den Rechtsanspruch auf Bildung und Erziehung auch für Kinder unter drei Jahren gesetzlich festzuzurren. Ländern und Kommunen sollte eine Frist bis 2010 eingeräumt werden, bis zu der die Vorgabe umgesetzt sein muss. "In Frankreich besucht jedes vierte, in Schweden jedes dritte Kind, das jünger als drei Jahre ist, eine Kita. Warum soll es in Deutschland im Jahr 2010 nicht wenigstens jedes Fünfte sein?", sagte die Gewerkschafterin.
Zur Zeit stünden in den westlichen Bundesländern lediglich für 2,7 Prozent der Kinder Krippenplätze zur Verfügung. "Das Gesetz darf allerdings nicht dazu führen, das gute Angebot in den östlichen Bundesländern weiter abzubauen", verlangte Stange. In den neuen Bundesländern gebe es noch für 37 Prozent aller Mädchen und Jungen Krippenplätze. Junge Menschen, die in den nächsten Jahren eine Familie gründen wollen, brauchten Klarheit und verlässliche Hilfen. Diese bekämen sie nur mit einem garantierten Rechtsanspruch auf Kitaplätze für ihren Nachwuchs.
Die GEW-Chefin kritisierte, dass die für den Ausbau im U3-Bereich notwendigen Gelder auch aus Kürzungen der Leistungen und Deregulierungen in der Kinder- und Jugendhilfe kämen. So würde beispielsweise die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen eingeschränkt.