April 2003
Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.
Deutsche Unternehmen an Zerstörung des indonesischen Regenwaldes beteiligt
Die Wälder von Tesso Nilo, auf der indonesischen Insel Sumatra sind eines der wichtigsten Rückzugsgebiete der selten gewordenen Sumatra-Elefanten. Hier wurde die weltweit größte Pflanzenvielfalt nachgewiesen. Doch in Indonesien und damit auch in Tesso Nilo wird der Regenwald schneller vernichtet als überall sonst auf der Welt. Deutsche Finanzinstitute wie Deutsche Bank und Hermes Kreditversicherung haben diese Entwicklung durch Kredite und Bürgschaften mit zu verantworten. Der WWF weist in seiner aktuellen Studie "Elefantenwald im Ausverkauf" nach, dass europäische Unternehmen und Finanzinstitute an der Zerstörung dieses Regenwalds beteiligt sind.
Bundesverteidigungsminister Struck will Bombenabwürfe in Kyritz genehmigen
Die umstrittene Wiederinbetriebnahme des "Bombodrom" genannten Luft-Boden-Schießplatzes bei Wittstock scheint unmittelbar bevorzustehen. Während die Bürgerinitiative "Freie Heide" für den 20. April zum Ostermarsch unter dem Motto "Der Frieden braucht kein Bombodrom" aufruft, könnten hier schon wenige Tage später die ersten Bomben fallen. Noch in diesem Monat will Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) dem Vernehmen nach die Erlaubnis für die Nutzung des Geländes geben. Bei der Luftwaffe laufen nach Tagesspiegel-Informationen bereits die internen Vorbereitungen für eine Aufnahme des Trainings-Flugbetriebes Ende April. Bereits für Mai habe das Verteidigungsministerium Jagdbombergeschwadern Übungszeiten zugewiesen.
Bundesinnenminister will Gen-Daten von Straffälligen europaweit austauschen
Bundesinnenminister Otto Schily hat am 7. April 2003 die DNA-Analysedatei des Bundeskriminalamtes (BKA) als eine "wichtige und moderne Aufklärungsmethode" gewürdigt. Nach Schilys Worten sollte die DNA-Analysedatei auch verstärkt im Kampf gegen die grenzüberschreitende Kriminalität eingesetzt werden. Schon heute verfügten nahezu alle Staaten der Europäischen Union über entsprechende Verfahren, allerdings in unterschiedlichem Umfang. Diese müssten nach einheitlichen Standards aufgebaut werden. "Wenn wir bei grenzüberschreitenden Straftaten die Ermittlungserfolge verbessern wollen, müssen wir auch auf diesem Gebiet unsere Zusammenarbeit enger gestalten und deshalb wird die Bundesregierung im Rahmen der Zusammenarbeit der Justiz- und Innenminister der EU darauf dringen, den Informationsaustausch auch bei den DNA-Analysedateien zu beschleunigen, um künftig die nationalen DNA-Analysedateien in ein Netzwerk einzubringen", erklärte Schily.
Greenpeace-Protest gegen Patent auf Baby-Blut
Gegen ein Patent auf Baby-Blut protestieren 15 Greenpeace-Aktivisten am Dienstag morgen als Vampire verkleidet vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München. Das Amt entscheidet darüber, ob das Patent (EP 343 217) der Firma Biocyte, PharmaStem, endgültig widerrufen wird. Das US-Unternehmen sicherte sich bereits 1996 umfassende Rechte auf menschliches Blut aus der Nabelschnur, aus der Plazenta und aus menschlichen Föten, um die darin enthaltenen Stammzellen zu vermarkten. Zwar wurde das Patent 1999 widerrufen, doch Biocyte hat gute Chancen, zumindest Teile des Patents zurückzuerhalten. Wenn dies geschieht, könnte das Unternehmen mit seinem Monopol unter anderem seit Jahren übliche Verfahren zur Behandlung von Blutkrebs blockieren.
Europaweites Verfassungsreferendum statt Regierungsentscheidung gefordert
In Brüssel wächst die Zustimmung für einen Volksentscheid über die Verfassung der Europäischen Union. 65 Mitglieder des "Konvents für die Zukunft Europas" aus 25 Ländern unterzeichneten bisher eine von Mehr Demokratie eingeleitete Initiative, die zeitgleiche Referenden in allen EU-Staaten mit der Europawahl 2004 fordert. Fast täglich kämen neue Unterstützer hinzu. "Verfassungen sind Sache der Bürger, nicht allein der Regierungen", erklärte Mehr Demokratie-Vorstand Michael Efler, der die Initiative koordiniert. "Volksentscheide bieten die Chance, die Menschen einzubinden. Wenn an einem Tag 300 Millionen Bürger über die Verfassung abstimmen, dann wird Europa für die Menschen erlebbar."
CDs nun auch maßgeschneidert
Das Label Sony Music hat ein neues Experiment in Sachen Online-Musikvertrieb gestartet. Auf der Website Custommixcd.com bietet das Label individuell gestaltete CDs zum Kauf an, berichtet die New York Times. Im Gegensatz zu den von allen Musiklabels inzwischen forcierten umfassenden Musikportalen, die dem Kunden ein möglichst breites Angebot unabhängig von Label oder Interpreten machen, liege der Schwerpunkt der neuen Site bei musikalischen Raritäten bestimmter Stars. Branchenanalysten zweifeln allerdings am kommerziellen Erfolg des Angebots, weil sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt habe, dass Konsumenten ein umfassendes Angebot haben wollen.
Umweltschutz entlastet den Haushalt
Roland Koch und Peer Steinbrück müssen nach Forderungen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in ihrem Steuersparpaket deutliche ökologische Akzente setzen. In seiner jetzigen Form dürfe das Paket am Mittwoch vom Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat nicht verabschiedet werden. Der BUND fordert in einem Brief an die Ministerpräsidenten von Hessen und Nordrhein-Westfalen ein umfassendes Programm zum Abbau umweltschädlicher Subventionen. Dazu gehörten Umschichtungen bei der Eigenheimzulage, Kürzungen bei der Entfernungspauschale, die Besteuerung des Flugverkehrs und der Dienstwagen.
Wie ein Pilz die ganze Kartoffelernte zerstört
Wissenschaftlern des Instituts für Pflanzenbiochemie in Halle ist es gelungen, bei der Immunabwehr von Pflanzen einen großen Schritt vorwärts zu kommen: Sie haben das molekulare Muster eines Krankheitserregers identifiziert. Das winzige Peptid ist im gefürchteten Phytopora-Pilz enthalten, der weltweit 20 Prozent der gesamten Kartoffelernte vernichtet und bereits im 19. Jahrhundert eine Million Menschen verhungern ließ. Die IPB- Wissenschaftler haben nun Ergebnisse vorgelegt, die diesen Verdacht erhärten und zum besseren Verständnis pflanzlicher Abwehrstrategien beitragen.
Viele Kinderunfälle sind vermeidbar
Jedes Jahr werden allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Kinderunfälle registriert. Fast die Hälfte der Unfälle davon ereignen sich zu Hause oder in der Freizeit, berichtet die Verbraucher Initiative. Viele Unfälle seien vermeidbar: Rund 10 Prozent könnten durch bessere Aufsicht verhindert werden. Insbesondere Säuglinge bedürften einer intensiven Betreuung und sollten nie allein auf dem Wickeltisch, Sofa oder in der Badewanne gelassen werden.
Island will auf Walfang gehen
Island hat bei der Internationalen Walfangkommission (IWC) einen noch unter Verschluss gehaltenen Antrag für die Jagd auf mindestens 500 Wale eingereicht. Laut Tierschutzorganisation Pro Wildlife, sollen jährlich 100 Finnwale, 50 Seiwale und 100 Zwergwale getötet werden. Das solle unter dem Deckmantel der Wissenschaft geschehen. Hiermit will Island ein Schlupfloch des weltweiten IWC-Walfangverbotes nutzen, kritisiert die Organisation. Das Programm solle mindestens zwei Jahre dauern und könnte bereits nach der nächsten IWC-Tagung im Juni 2003 in Berlin beginnen. Island wolle in seinem beantragten Programm für Wissenschaftswalfang offiziell untersuchen, welche Folgen die Reduzierung der Walbestände auf die Erträge der kommerziellen Fischerei hat.
Verkehrslärm macht krank
Zum Weltgesundheitstag am 8.April 2003 weist der Verkehrsclub Deutschland (VCD) auf die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Verkehrslärm hin. Diese würden immer noch weitgehend ignoriert. Dabei sei beispielsweise der Zusammenhang von Herz-Kreislauf-Krankheiten und dauerhaftem Lärm längst nachgewiesen. Allein in Deutschland müssten rund 13 Millionen Menschen tagsüber einen krankmachenden Lärmpegel von über 65 Dezibel aushalten. Ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko sei die Folge. Insgesamt fühlten sich sogar 60 Prozent der Bevölkerung durch Verkehrslärm belästigt.
Krieg traumatisiert vor allem Kinder
Anlässlich des Jahrestages der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention am 5. April 1992 appelliert die bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge Pro Asyl an die Bundesregierung, sich aktiver für das Überleben und die humanitären Belange der irakischen Kinder einzusetzen. Die Ergebnisse einer Studie von Unicef hätte eine beängstigende Säuglingssterblichkeit und Todesrate von Kindern unter 5 Jahren ergeben. Viele Vierjährige litten unter Kriegs-Alpträumen. 40 Prozent der Kinder glaubten nicht mehr an ein lebenswertes Leben.
Musikindustrie klagt gegen Studenten
In ihrem Kampf gegen Tauschbörsen hat die US-Musiklobby RIAA nun auch Studenten ins Visier genommen. Wie die RIAA in einer Aussendung mitteilte, wurde Klage gegen insgesamt vier Studenten erhoben, die auf ihrem Uni-Campus „napsterähnliche" Tauschbörsen betrieben haben sollen. „Das Gericht hat entschieden, dass Napster illegal ist und hat die Tauschbörse geschlossen.“, begründete RIAA-Präsident Cary Sherman die Klage. Die Studenten-Systeme seien ebenso illegal und funktionierten in der selben Art. Sie verletzten die Rechte von Künstlern, Musikern und Songschreibern.
Schweinehaltung nicht artgerecht
Der vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf einer Schweinehaltungsverordnung wird nach Einschätzung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht. Zwar müssten Ställe künftig mehr Platz, Licht und Möglichkeiten zum Spielen bieten, aber die Einzelhaltung von Sauen in Kastenständen werde nicht abgeschafft. Es fehle auch das Verbot von Betonspaltenböden und der Verstümmelung von Zähnen und Schwänzen.
Unmenschliche Zustände im Frauengefängnis Kabul
Die Frauen-Hilfsorganisation medica mondiale legt einen umfangreichen Bericht über inhaftierte Frauen im afghanischen Gefängnis Kabul vor. Auf 27 Seiten belegt die Frauenrechtsaktivistin Rachel Wareham, die Situation der Frauen im Gefängnis. Mit Hintergrundinformationen zur juristischen Lage der Frauen in Afghanistan und den Mechanismen der afghanischen Regierung kritisiert die Organisation die immer noch desolate Situation der Frauen in Afghanistan. Im Gefängnis „Kabul Welayat“, das einer baufälligen Baracke gleiche, seien Frauen und Mädchen - teilweise mit ihren Kindern – zumeist unschuldig inhaftiert. Nur einige wären konkreter Verbrechen beschuldigt, andere säßen in Untersuchungshaft - eine große Anzahl davon Frauen und Mädchen, die selbst Opfer von Gewalt seien und unter anderem wegen der Flucht aus Gewaltbeziehungen oder vor Zwangsverheiratung des „Ehebruches“ angeklagt sind.
Krebs könnte vermieden werden
Bis 2020 könnten die weltweiten Krebserkrankungen um weitere 50 Prozent auf 15 Millionen neue Fälle ansteigen. Dies geht aus dem aktuellen 352-seitigen World Cancer Report der WHO hervor. Der Bericht enthält aber auch eindeutige Hinweise dafür, dass ein gesunder Lebensstil und Maßnahmen in der Gesundheitspolitik den Trend aufhalten und "bis zu einem Drittel der weltweiten Krebsfälle verhindern könnten", betont Paul Kleihues, Leiter der internationalen Krebsforschungs-Behörde IARC. Die höchsten Krebsraten in Industrieländern verzeichneten die USA, gefolgt von Italien, Australien, Deutschland, den Niederlanden, Kanada und Frankreich. Weltweit sei Lungenkrebs die häufigste Krebsform mit jährlich 1,2 Millionen neuen Fällen.
Zu viele Wirte vertoßen gegen Gaststättengesetz
Fast die Hälfte aller Gastwirte verstößt bei der Preisgestaltung für Getränke gegen das Gesetz. Anders als vom Jugendschutz gefordert, sind in diesen Gaststätten alkoholfreie Getränke meist durchgehend teurer als das preiswerteste alkoholische Getränk. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zu Beginn der Biergartensaison veröffentlichte Untersuchung. Der vzbv kritisiert dabei besonders die laxen Kontrollen der Ordnungsämter. Der Verband verweist auf alarmierende Trends bei der Suchtanfälligkeit von Jugendlichen. Das Einstiegsalter für den Genuss von Alkohol werde immer niedriger.
Verfassungsgericht lehnt Eilantrag gegen Gesundheitsreform ab
Das Bundesverfassungsgericht lehnte am Donnerstag einen Eilantrag von vier Pharmaunternehmen ab, die eine Aussetzung des seit Jahresbeginn geltenden Beitragssatzsicherungsgesetzes im Gesundheitswesen erreichen wollten. Damit bleibt das Gesetz der rot-grünen Bundesregierung in Kraft. Bereits im Januar hatten die Karlsruher Richter bereits eine von dem Pharmahändler Gehe sowie mehreren Zahntechnikern und Apothekern beantragte einstweilige Anordnung verworfen.
Schüler küren den kleinen Hobbit
Die größte Schülerjury Deutschlands ermittelte die Buchfavoriten von jugendlichen Lesern. 100.000 Mädchen und Jungen, die sich an der Initiative "Schnapp dir ein Buch!" beteiligt, die von der Stiftung Lesen in Mainz und der Coca-Cola GmbH in Essen initiiert wurde. Gesucht waren die Lieblingsbücher von Schülern der Klassen 3 und 4 beziehungsweise 5 bis 7, so die Stiftung. Gewinner war „Der kleine Hobbit“ von J.R.R. Tolkien.
Auch Baukasten-PCs können zurückgegeben werden
Auch speziell für den Käufer konfigurierte Computer, die im Versandhandel gekauft wurden, können zurückgegeben werden. Das Recht, den Kaufvertrag zu widerrufen, kann nicht ausgeschlossen werden, wenn der Rechner aus Standardkomponenten zusammengebaut ist, die mit verhältnismäßig geringem Aufwand ohne Beeinträchtigung ihrer Substanz oder Funktionsfähigkeit wieder getrennt werden können. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Mittwoch entschieden.