DIE Internet-Zeitung

April 2003

Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.

Klonen

Forscher und Kirche gegen Schaffung neuer Menschen durch Gentechnologie

Die Katholische Kirche und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wenden sich zu Ostern gegen überzogene Bestrebungen der Medizin und Gentechnologie. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus kritisierte am Ostersonntag Teile der Ärzteschaft, die versuchten, "mit Skalpell und Silikon den Menschen nach Moden und Trends" zu formen. DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker, erteilte dem therapeutischen Klonen zu Heilungszwecken eine Absage und sprach sich gegen die Herstellung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken aus.

Behindertengleichstellungsgesetz

Ziel barrierefreie Behörde

Das am 1. Mai vor einem Jahr in Kraft getretene Gleichstellungsgesetz soll den 6,6 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland den Alltag erleichtern. Es sieht vor allem eine uneingeschränkte, barrierefreie Nutzung von Behörden, Verkehrsmitteln, technischen Gebrauchsgegenständen und Kommunikationseinrichtungen des Bundes vor. Das Gesetz enthält vor allem folgende Punkte:

"UNO darf keine Unterbehörde der USA werden"

UN-Diplomat fordert Anklage gegen Bush und Blair

Für den langjährigen UN-Diplomaten Hans Graf von Sponeck bleibt es dabei: Der Krieg gegen den Irak war völkerrechtswidrig und ist auch durch den schnellen Sturz des Saddam-Regimes nicht zu rechtfertigen. Die angreifenden Regierungen müssten angeklagt werden, nicht nur die Verlierer. Mehr als 30 Jahre stand Sponeck in den Diensten der UNO, war stellvertretender UN-Generalsekretär und leitete ab 1998 das Programm "Öl für Lebensmittel" in Bagdad. Schon kurz nach seinem Amtsantritt geriet er mit den Regierungen der USA und Großbritanniens in Konflikt. Sponeck war zudem einer der ersten Kriegsdienstverweigerer im Nachkriegsdeutschland. Thorsten Severin, Korrespondent der Nachrichtenagentur ddp, sprach mit dem 63-Jährigen in Genf über die Lage im Irak, die Nachkriegsordnung und die künftige Rolle der Vereinten Nationen.

Trennung von Amt und Mandat

Grünes Prinzip und Streitobjekt

Sie ist ein Grünen-Grundsatzprinzip und jahreslanges Streitobjekt zugleich: die Trennung von Amt und Mandat. Im Dezember vergangenen Jahres kostete sie den Parteivorsitzenden Claudia Roth und Fritz Kuhn das Amt. Am Dienstag starteten die Grünen unter ihren knapp 43 400 Mitgliedern eine Urabstimmung zu der umstrittenen Frage.

Humanitäre Hilfe

Mangelhafte Infrastruktur verhindert Versorgung der Kriegsopfer

Trotz Gewalt und Chaos haben Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Bagdad gestern die Stromversorgung des Al Yarmuk Hospitals, eines der größten Krankenhäuser der Hauptstadt, wiederhergestellt. Gewalt und Zerstörung im gesamten Irak verhindern immer noch groß angelegte Hilfseinsätze. "Die Wiederherstellung von Recht und Ordnung und ziviler Gesellschaftsstrukturen ist für die Grundversorgung der Bevölkerung genauso essenziell wie der Schutz zentraler Einrichtungen, wie Krankenhäuser und Wasserwerke", so Margaret Hassan, Büroleiterin der Hilfsorganisation Care in Bagdad.

Übernahme von KirchMedia

Gläubigerbanken drohen KirchMedia-Käufer

Die Gläubigerbanken der insolventen KirchMedia sehen sich durch einen neuen Geschäftsplan benachteiligt. Die Kreditbedingungen seien für sie verschlechtert worden. Dies sei aus Sicht der Banken "in keiner Weise akzeptabel". Die DZ Bank droht daher stellvertretend für alle Gläubigerbanken damit, den Deal noch platzen zu lassen. Die Gläubigerbanken der insolventen KirchMedia werfen dem künftigen Eigentümer, dem US-Milliardär Haim Saban, vor, vom ursprünglichen Kaufvertrag und Geschäftsplan abzuweichen. Dies wird in einem zweiseitigen Brief der DZ Bank an Sabans Chefverhandler Adam Chesnoff deutlich, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) am Donnerstag.

Vorbeugung

Zecken übertragen Krankheiten

Mit den frühlingshaften Temperaturen sind auch die Zecken wieder da. Am Wegrand, an Grashalmen und im Unterholz warten sie auf ihre Mahlzeit, denn für ihre Entwicklung brauchen Zecken Blut. Sie befallen Mäuse, Igel, Vögel, herumstreunende Katzen und Hunde ebenso wie Menschen. Eigentlich sind Zeckenstiche nicht gefährlich, problematisch seien aber die Krankheitserreger, die die Zecken übertragen können, warnt die Verbraucher Initiative e.V.

Umweltschutz

Ausbau des Elbe-Saale-Kanals unter Kritik

Anlässlich der darzeit stattfindenden Elbe-Tagung des Landesverkehrsministeriums in Magdeburg, kritisiert der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Volker Lüderitz den geplanten Ausbau der Elbe-Saale-Kanals. Die Entwicklung der letzten vier Jahrzehnte habe gezeigt, dass die Saale schiffbar sei, dass aber die reale Nachfrage nach Transporten auf dem Wasser dramatisch zurückgehe. Dies hänge vor allem mit dem Strukturwandel der Wirtschaft zusammen. "Der geplante Bau des Saale - Elbe - Kanals wäre die Fortsetzung einer Reihe von Fehlinvestitionen im Lande Sachsen-Anhalt, wo mit dem Flughafen Cochstedt und dem Hafen Halle bereits mehrere, herausragende Beispiele' vorhanden sind", erklärte Lüderitz.

Öko-Landbau

Bio-Siegel mit Herkunftsangabe

Bio-Lebensmittel aus heimischer Landwirtschaft stehen derzeit unter enormem Preisdruck. Eine Ursache seien die Kriterien des Bio-Siegels, das auch kostengünstigere Importe aus Ländern mit niedrigen Anforderungen und Standards kennzeichne, so dass die Verbraucher sie im Angebot gleichrangig mit den einheimischen Produkten bewerten, die unter höheren Standards aufwändiger erzeugt werden. Das kritisiert der Deutsche Bauernverband (DBV) und fordert deshalb, das Bio-Siegel um die Angabe des Herkunftslandes des jeweiligen Erzeugnisses zu ergänzen.

Fördermittel nach ökologischen Kriterien

Agrarwende soll den Osterhasen retten

Das Osterfest hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Anlass genommen, Bundesagrarministerin Renate Künast aufzufordern, die Reformen im Agrarbereich "zügig fortzusetzen". Agrarfördermittel etwa sollten künftig nur noch nach ökologischen Kriterien vergeben werden. Neben den Verbraucherinnen und Verbrauchern würden davon auch Feldhasen, Feldhamster und Feldmäuse profitieren. Die Nebenwirkungen der industriellen Landwirtschaft seien ursächlich für das Aussterben vieler seltener Tierarten. Ausgeräumte Landschaften, die Verwendung von Agrarchemikalien und der Einsatz landwirtschaftlicher Großmaschinen bedrohten den Bestand dieser Tiere. Beispielsweise sei der Bestand des Osterhasen (eigentlich Feldhasen) in den zurück liegenden Jahrzehnten in Deutschland auf ein Sechstel gesunken.

Schutz gefordert

Bald vorbei mit dem weißen Hai?

Nach neuesten Untersuchungen sind die Bestände einiger Hai-Arten im Nordwestatlantik um bis zu 89 Prozent eingebrochen. Der Naturschutzbund NABU und die Deutsche Elasmobranchier-Gesellschaft (D.E.G.), die sich speziell für den Schutz von Haien und Rochen einsetzt, haben daher einen umfassenden weltweiten Schutz bedrohter Haie durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) gefordert. "Selbst so gefürchtete Räuber wie der Weiße Hai werden zunehmend zum Opfer menschlicher Profitgier", sagte der amtierende NABU-Präsident Christian Unselt. Hauptursache für die besorgniserregende Entwicklung seien der unregulierte Fischfang und Handel mit Haien, Rochen und Produkten aus diesen Tieren. Die langlebigen und langsam wachsenden Räuber mit sehr wenigen Nachkommen seien wegen ihrer Biologie extrem anfällig für Überfischung.

Die neuen Auerochsen

Ur-Rinder auf dem Weg in die Neuzeit

An bundesweit drei Standorten gibt es Projekte, um Rinder unter wissenschaftlicher Kontrolle zurückzuzüchten. In der Nähe von Freepsum in Niedersachsen, bei Soest in Nordrhein-Westfalen und bei Erfurt in Thüringen existieren Lebensräume für die "Nachfahren" der Jahrtausende alten Auerochsen.

Rück-Züchtung

Ur-Rinder sollen Salzwiesen schützen

"Lambrusco" scharrt mit den Hufen. Der Bulle sieht besonders wild aus und ist deshalb der ganze Stolz der ostfriesischen Regionalgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). "Er ist einer der fünf besten Rückzüchtungen", sagt Regionalgeschäftsführer Matthias Bergmann. Dank "Lambrusco" kommt der Umweltverband seinem Ziel ein großes Stück näher, möglichst detailgenaue Abbilder der Jahrtausende alten Auerochsen zu erschaffen. In der Nähe von Freepsum bei Emden hält der NABU eine Herde mit sieben solcher Ur-Rinder und vier Kälbern.

Südafrika

Aids in Afrika - Verbreitung, Entwicklung, Nachrichten

Eine südafrikanische Gesundheitsbehörde hat erstmals spezielle Vorkehrungen für Lastwagenfahrer und Prostituierte in ihr HIV/Aids-Budget aufgenommen. Zwei Mio. Rand (ca. 238.000 Euro) des 8,4 Mio.-Euro-Budgets für 2003/04 werden für ein Programm zur Verhütung von Aids bei Lkw-Fahrern und Prostituierten eingesetzt. Laut dem Nachrichtendienst allAfrika.com gilt die Begegnung beider als eine Quelle der Ausbreitung von Aids in Südafrika.

Klärschlamm als Baustoff

Verarbeitung des Sondermülls mit neuem Verwertungskonzept

Klärschlamm aus der Abwasserreinigung soll in Zukunft nicht mehr als Sondermüll deponiert werden, sondern als hochwertiger Baustoff Verwendung finden. Wissenschaftler am Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW) an der Universität von Karlsruhe haben die neue Alternative bereits erfolgreich getestet.

Kinder

Umweltengagement befreit aus Einsamkeitsfalle

Fast die Hälfte aller Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren hat Schwierigkeiten, Freunde zu finden und soziale Kontakte aufzubauen. Stattdessen verbringt über ein Drittel der deutschen Grundschulkinder viel Zeit alleine und muss seine Freizeit selbstständig gestalten. So lautet das erschreckende Ergebnis der aktuellen Umfrage "Kinder sind einsam!" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), bei der mehr als 2.000 Eltern und Grundschullehrer vom Hamburger Meinungsforschungsinstitut GEWIS befragt wurden. Kinderfernsehen setzt nun verstärkt Akzente auf Umwelt-Sendungen, die Kinder animieren, sich für die Umwelt zu engagieren.

SARS

Schnelltest weist Seuche innerhalb kürzester Zeit nach

Fortschritt im Kampf gegen die gefährliche Lungenkrankheit SARS: Die Seuche kann jetzt weltweit erstmals mit einem kommerziellen Schnelltest innerhalb kürzester Zeit nachgewiesen werden. Am Dienstag seien die ersten etwa 1.000 Test-Sets nach Asien und Kanada verschickt worden, sagt der Molekularbiologe vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Thomas Grewing. Das Biotech-Unternehmen stellt die diagnostischen Tests nach eigenen Angaben zunächst kostenlos den Kompetenzzentren in Singapur, Hongkong und Toronto zur Verfügung.

Zum Schutz von Delfinen

Einschränkung des Thunfisch-Imports in die USA

Thunfisch darf weiterhin nicht in die USA eingeführt werden, wenn er durch Einkreisen von Delfinschulen gefangen wurde. Das entschied mit einer einstweiligen Verfügung das Bezirksgericht San Francisco. Das amerikanische Earth Island Institute (EII) hatte gemeinsam mit weiteren Organisationen eine Klage angestrengt, als im letzten Dezember der US-Handelsminister Donald Evans wider besseren Wissens entschied, die Anforderungen zu lockern. Bei der Methode des Einkreisens werden im tropischen Ostpazifik Delfine mit Rinwadennetze eingekreist, um die etwa 150 Meter unter ihnen schwimmenden Gelbflossentunfische zu fangen. In der Zeit von 1950 bis 1990 kamen dabei über 6 Millionen Delfine ums Leben. Die betroffenen Bestände haben sich davon noch immer nicht erholt.

Atomanlage Geesthacht

Entwarnung des Bremer Institutsleiters wissenschaftlich unseriös

Am Dienstagabend werden in Geesthacht im Beisein von Umweltminister Klaus Müller die Ergebnisse der Leukämiestudie des Bremer Instituts für Sozialmedizin und Prävention (BIPS) der Bevölkerung vorgestellt. Die Studie könne bedingt durch ihre Konzeption keine Aussage zu Ursachen der kleinräumigen, anhaltenden Leukämieerkrankungsserie bei Kindern im Nahbereich der Geesthachter Atomanlagen treffen, so Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz. Gleichwohl wird Institutsleiter Prof. Greiser in einer Pressemitteilung des BIPS vom 9. April 2003 zitiert, die Studie habe ergeben, dass "das Kernkraftwerk als Verursacher der Leukämie-Häufung in der Elbmarsch ausscheide".

Suchtbekämpfung

Abbau von Substitutionsbehandlungen in Gefängnissen

Die zwangsweise Beendigung von Substitutionsbehandlungen, fehlende Prävention gegen Infektionen durch Spritzentausch sowie fehlende Therapieangebote würden zu Lasten der Gesundheit der suchtkranken Gefangenen geführt. Die GAL legt am Dienstag im Gesundheitsausschuss ein Petitum vor, das darauf abzielt, die Grundsätze der Gesundheitsfürsorge in den Justizvollzugsanstalten abzusichern. Unter anderem wird sie nachfragen, wie die Beendigung der Substitution im Strafvollzug konkret erfolgen soll.