August 2002
Alle Artikel aus diesem Monat und Jahr sind hier zu finden.
BUND fordert Stopp - Bundesverkehrsministerium hält an Plänen fest
Wegen des Jahrhunderthochwassers streiten sich Umweltschützer und Bundesverkehrsministerium über den Elbausbau. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte am Freitag einen sofortigen Stopp des Flussausbaus für die Schifffahrt. Der Leiter des BUND-Elbeprojektes, Ernst Paul Dörfler, sagte, die verheerenden Auswirkungen des Hochwassers machten die "Sünden der Vergangenheit" deutlich. Demgegenüber hält das Bundesverkehrsministerium am Elbausbau fest.
Fahrradtour gegen AIDS
Aids-Aufklärung muss nicht todernst sein. Ermutigt durch den großen Erfolg im vergangenen Jahr, hat die Hilfsorganisation World Vision wieder einen Fahrrad-Marathon durch das südliche Afrika organisiert. In zwei Wochen fällt in Mosambik der Startschuss für eine rund 5000 Kilometer lange Tour. Nicht eine Handvoll Spitzensportler, sondern Tausende Radfans aus vielen Ländern machen mit, um in Sachen Aids die Öffentlichkeit zu mobilisieren.
Durchbruch des freien Musikdownloads bis 2005
Musiklabels werden sich bis 2005 auf einen Standardvertrag mit Online-Musikhändlern einigen, der den völlig unlimitierten Kauf von Musik im Internet gewährleistet. 2007 werde das Geschäft mit dem Online-Download bereits 17 Prozent des gesamten Musikgeschäfts ausmachen. Diese Prognosen stellt eine Analyse des Marktforschers Forrester Research auf. Die in der Studie in Anlehnung an die US-Grundrechte-Charta "Bill of Rights" als "Music Bill of Rights" bezeichneten Eckpunkte dieser Standardverträge werden die Wünsche und Bedürfnisse anspruchsvoller digitaler Musikkonsumenten widerspiegeln. Musiklabels werden demnach diese "Music Bill of Rights“ erfüllen oder sinkende Musikverkäufe in Kauf nehmen müssen.
"Die USA führen einen Krieg gegen die Natur"
Angesichts der beispiellosen Flutkatastrophen in Europa und anderen Teilen der Welt als Folge von Wetterextremen durch Klimaveränderungen hat heute in Berlin der Deutsche Naturschutzring die USA des Krieges gegen die Natur bezichtigt.
Knapp zwei Drittel der 21 000 Babcock-Arbeitsplätze gesichert
Beim zahlungsunfähigen Maschinenbaukonzern Babcock Borsig sind bisher 12 000 der weltweit rund 21 000 Arbeitsplätze gesichert. Damit sei man sechs Wochen nach der Insolvenz ein gutes Stück vorangekommen, betonte Insolvenzverwalter Helmut Schmitz.. Bei den Jobs handele es sich um Stellen bei stabilen sowie bei inzwischen verkauften Tochtergesellschaften. Die aus der insolventen Babcock Borsig AG hervorgehende Auffanggesellschaft soll am 1. Oktober starten und sich auf die Bereiche Service, Energietechnik und Umwelttechnik konzentrieren.
Deutschlands wilde Papageien-Importe
Noch immer stammen neun von zehn importierten Papageien aus freier Wildbahn. Dies zeigt eine aktuelle Pro Wildlife-Analyse der deutschen Importstatistiken. Allein zwischen 1995 und 2000 führte Deutschland 43.000 der begehrten und geschützten Vögel ein, obwohl für viele Arten kaum Informationen über die Bestände in der Natur und die Folgen des Massenhandels vorliegen.
Verbraucher Initiative informiert über Schadstoffe in Innenräumen
Meist beginnt alles mit dem Kauf eines vermeintlich harmlosen Schranks, eines Teppichs oder mit einer Baumaßnahme: Gestank, Augentränen, Atemwegreizung, Schlaflosigkeit und andere Krankheitssymptome setzen ein. Wer in diese Situation gerät, ist meist auf sich selbst gestellt. Die Verbraucher Initiative bietet in einer neuen Broschüre Informationen und praktische Hilfen für das Erkennen, Bewerten und Beseitigen von Schadstoffen im eigenen Heim.
Deutsche Teilung kostete 985 Menschenleben
Während der deutschen Teilung sind von 1946 bis 1989 nach neuesten Erkenntnissen 985 Menschen bei der Flucht ums Leben gekommen. Das geht aus einer am Montag in Berlin vorgestellten Statistik der Arbeitsgemeinschaft 13. August hervor. Danach konnten im vergangenen Jahr 25 bislang unbekannte Todesfälle ermittelt werden. Letztlich rechnet die Organisation mit "annähernd" 1000 Grenztoten.
Verzicht auf Pflügen ist Hochwasserschutz
Landwirte können aus Sicht von Experten einen größeren Beitrag zum Schutz vor Hochwasser leisten. Aus einer am Montag in Dresden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellten Studie geht hervor, dass der Ackerboden durch eine konservierende Bearbeitung als Wasserspeicher wiederbelebt werden kann. Wenn die durch Pflügen verursachte Zerstörung der Bodenstruktur unterbliebe und Ernterückstände stattdessen nur oberflächlich eingearbeitet würden, könnte der Boden unter Ackerflächen selbst bei extremen Niederschlagsmengen mehr Wasser aufnehmen.
Zeitungen können jetzt "Ganzseiten" einkaufen
Die Nachrichtenagentur ddp bietet ab 1. September auch komplette Zeitungsseiten an. Das teilte die Agentur am Montag in einer Aussendung mit. Das Angebot richtet sich vor allem an kleine und mittlere Printmedien, die durch Outsourcing Kosten sparen wollen. Erster Kunde des neuen Services wird die Tageszeitung "Nordkurier" aus Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern.
"Start" hilft Existengründern und Jungunternehmern
Die Hilfe für Gründer und junge Unternehmer in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist Schwerpunkt der diesjährigen Existenzgründermesse "Start". "Das wirtschaftliche Klima ist rauer geworden. Deshalb brauchen Existenzgründer und junge Unternehmer im Augenblick mehr denn je unsere Unterstützung", sagte Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold (SPD) am Freitag in Düsseldorf. Die Messe findet vom 27. bis 29. September in Essen statt. Das Landes-Gründungsnetzwerk "Go!" ist Hauptpartner dieser bundesweiten Leitmesse.
Klimasteuer für PKW und Maßnahmen gegen Bodenversieglung gefordert
Angesichts der extremen Unwetter und Überschwemmungen in Deutschland, Italien und Österreich fordert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) entschiedenere Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Natur. In erster Linie müsse der Ausstoß des Treibhausgases CO2 rapide gesenkt werden. Gerade im Verkehrsbereich lägen nach wie vor große Einsparpotenziale brach. Um diese schnell zu erschließen, müsse europaweit für alle Fahrzeuge ein verbindlicher Grenzwert für CO2 eingeführt werden.
Zerstörung von Naturgebieten ist schlechtes Geschäft
Britische und amerikanische Forscher haben festgestellt, dass die Erhaltung des natürlichen Habitats den größten kommerziellen Nutzen für den Menschen darstellt. Das gilt für alle mögliche Ökosysteme, berichtet das Team in einem Bericht im Wissenschaftsmagazin Science. Die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Erhaltung des natürlichen Lebensraumes beinhaltet auch die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die Garantie einer klimatischen Regulierung.
BUND fordert Überflugverbot für Atomkraftwerke
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht schwere Versäumnisse der zuständigen Behörden in der Sicherung von Atomkraftwerken gegen Flugzeugunfälle bzw. gezielte terroristische Anschläge. Nach Ansicht der baden-württembergischen BUND-Landesvorsitzenden Brigitte Dahlbender müssen diese enormen Gefahrenquellen unbedingt in die gegenwärtigen Staatsvertragsverhandlungen über den Flugverkehr am Hochrhein mit einbezogen werden: "Nach dem 11. September 2001 gab es in Sachen Sicherheit nur Versprechungen, heiße Luft und Aktionismus. Nach dem Unglück von Überlingen lässt sich die Bevölkerung jedoch nicht länger mit Beruhigungsrhetorik abspeisen."
Schwulenverband kritisiert Kündigungsdrohung der Bischöfe
Die Ankündigung der katholischen Bischöfe, Beschäftigte im kirchlichen Dienst bei Eingehen der so genannten Homo-Ehe zu entlassen, stößt beim Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) auf massive Kritik. LSVD-Sprecher Manfred Bruns warf den Bischöfen am Donnerstag in Berlin vor, ihre homosexuellen Mitarbeiter wie "ansteckende Kranke" aussondern zu wollen. Dies betreffe nicht nur die Beschäftigten im kirchlichen Verkündigungsdienst, sondern auch die Mitarbeiter in den Einrichtungen der Caritas sowie in den katholischen Kindergärten, Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen sowie Privatschulen oder Kirchenzeitungen.
Bürger wehren sich immer öfter gegen Privatisierungen
Die Debatte über die direkte Demokratie in Deutschland wurde im ersten Halbjahr 2002 von der Abstimmung des Bundestages über die Aufnahme von Volksentscheiden in das Grundgesetz dominiert, die am 7. Juni am Veto der Union scheiterte. Während die Bürger also weiter auf mehr Mitsprache auf nationaler Ebene warten müssen, machen sie intensiv Gebrauch von ihren Rechten in den Ländern. Vor allem in den Kommunen ist der Trend zum Bürgerbegehren ungebrochen. Dies stellt der Fachverband Mehr Demokratie in seiner Halbjahres-Bilanz der direkten Demokratie fest.
Private Krankenversicherer werden drastisch teurer
Den knapp acht Millionen privat Krankenversicherten blühen zum 1. Januar 2003 möglicherweise Beitragserhöhungen von mehr als zehn Prozent. Wie der Chef der Deutschen Krankenversicherung (DKV), Jan Boetius, am Mittwoch sagte, wollen die Unternehmen "durch die Bank" ihre Beiträge zweistellig "anpassen". Er machte dafür gestiegene Kosten für Arztbehandlungen und Arzneimittel verantwortlich. Außerdem werde die Branche die höhere Lebenserwartung berücksichtigen. Unions-Gesundheitsexperte Horst Seehofer (CSU) rechnet damit, dass auch die gesetzlichen Krankenkassen teurer werden. Vermutlich würden zum 1. Januar kommenden Jahres die Beiträge für die Versicherten um 0,2 bis 0,5 Prozent steigen.
Vor einem Jahr nahm Bayer Lipobay vom Markt
Die Bilanz ist verheerend: Möglicherweise rund 100 Todesfälle, bisher annähernd 1000 überwiegend in den USA eingereichte Klagen gegen das Unternehmen, dazu ein herber Gewinneinbruch und Umsatzausfälle in Milliardenhöhe, Stellenabbau sowie Schäden am Konzernimage. Auch ein Jahr, nachdem der Skandal um den Cholesterin-Senker Lipobay im August 2001 erstmals die Öffentlichkeit in Deutschland und der Welt schockte, ist für den Leverkusener Chemie- und Pharma-Konzern Bayer die Welt nicht mehr dieselbe. Immer noch hängt das Lipobay-Desaster wie ein Damoklesschwert über dem Konzern.
Greenpeace-Jugendliche auf Protest-Tour zu Botschaften
In einem ungewöhnlichen Protestzug zogen rund 30 Greenpeace-Jugendliche am Donnerstag vormittag als verschlafene Politiker verkleidet durch Berlin zu den Botschaften von USA, Kanada, Australien, Südafrika, Malaysia und Finnland. Angeführt wurde die Karawane der Politiker, die Schlafanzüge und Kopfkissen trugen, von den "Regierungschefs" der USA, Kanadas und Australiens, die auf Stelzen liefen und mit einer Erdkugel Jo-Jo spielten. Anlässlich des bevorstehenden Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg protestierten die Jugendlichen dagegen, dass die Regierungschefs der Teilnehmerstaaten den globalen Umweltschutz nicht ernst nehmen.
Verbraucher Initiative zur Ökobilanz von Getränkeverpackungen
Die Diskussion um das Dosenpfand hat die Ökobilanzen von Ein- und Mehrwegverpackungen bei Verbrauchern wieder zum Thema gemacht. Nicht zuletzt deswegen wird von Seiten der Einweglobby auf die vermeintlich mangelnde ökologische Wirksamkeit des Pfandes hingewiesen. Dieser Darstellung tritt die Verbraucher Initiative entgegen und bietet der umweltbewussten Kundschaft Informationen zur Ökobilanz von Getränkeverpackungen. "Die umfassende Ökobilanz des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2000 hat wissenschaftlich fundiert die ökologische Spreu vom Weizen getrennt. Dosen und Einwegflaschen erwiesen sich dabei als die eindeutigen Verlierer," betont Ralf Schmidt, Umweltexperte der Verbraucher Initiative. Sie verbrauchen in hohem Maße natürliche Ressourcen und Energie und tragen zur Klimaänderung bei.