Erstmals bestreikt wurden am dritten Tag des Bauarbeiterstreiks Baustellen in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern sowie in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Am Bau sei seit Mittwoch "die Mehrzahl der Bundesländer" in den Streik einbezogen, sagte IG-BAU-Streikleiter Dietmar Schäfers. Nach Gewerkschaftsangaben befinden sich auch Beschäftigte einiger tarifungebundener Firmen der Branche schon in der zweiten Streikwoche. Deren Ziel sei es, eine Tarifbindung durch Beitritt zum Arbeitgeberverband oder durch Abschluss eines Haustarifvertrags zu erreichen. Ein von der Bauindustrie angekündigtes verbessertes Angebot der Bauarbeitgeber lag der Gewerkschaft nach deren Angaben bis Mittwochnachmittag immer noch nicht vor.
IG-BAU-Chef Klaus Wiesehügel warf den Arbeitgebern erneut ein Spiel mit falschen Zahlen vor. Statt des öffentlich verkündeten Tarifvorschlages von 3,0 Prozent liege das tatsächliche Angebot wegen der "Leermonate" effektiv bei 1,75 Prozent, sagte Wiesehügel im ARD-"Morgenmagazin". Notwendig sei ein "deutlich verbessertes Angebot", dann könne der Streik schnell beendet werden.
In Berlin gab es erste Anzeichen für eine mögliche Verschärfung der Auseinandersetzungen am Bau. Dort versuchten Arbeitgeber am dritten Streiktag, ausländische Bauleute zur Arbeit auf bestreikten Baustellen am Potsdamer Platz zu bewegen. Diese "Provokation" wurde nach Gewerkschaftsangaben aber zurückgewiesen und der Einsatz der ausländischen Bauleute vereitelt.
Im Tarifkonflikt des Bankgewerbes sagte Bsirske, das bisherige Angebot von 3,1 Prozent mehr Gehalt sei ein "Gnadenakt", aber keine Grundlage für einen Tarifvertrag. Er sprach wegen des fehlenden verhandlungsfähigen Arbeitgeberangebots von einem "Frontalangriff" auf die Interessen der Beschäftigten. Scharf kritisierte Bsirske Pläne, die Grundgehälter auf 65 Prozent senken und den Rest über individuelle Verträge und Provision abdecken zu wollen. Der ver.di-Chef wandte sich zugleich dagegen, Tarifvertragsteile aufzuheben. Mit Geschäftsbeginn um 9.00 Uhr hatten Beschäftigte von über 400 Filialen der Großbanken in Nordrhein-Westfalen die Arbeit niedergelegt. Die Streikwelle findet parallel zur am Montag begonnenen Urabstimmung statt, die zwei Wochen dauern wird. ver.di fordert unverändert 6,5 Prozent mehr Entgelt.