DIE Internet-Zeitung
Langsames Ende einer "Kulturschande"

Legehennen in Deutschland sollen ab 2007 mehr Platz bekommen

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Während Deutschland wieder beginnt, in fremden Ländern Bomben zu werfen und Menschen zu töten, wird der Schutz der Tiere im Inland in kleinen Schritten verbessert. Legehennen sollen ab dem Jahre 2007 nicht mehr in engen Käfigbatterien zusammengepfercht werden. Der Bundesrat machte am Freitag in Berlin den Weg für einen nationalen Alleingang Deutschlands in dieser Frage frei. Legehennen wird damit vom Gesetzgeber deutlich früher als in der EU vorgesehen mehr Lebensraum zugestanden. Von derzeit rund 50 Millionen Legehennen in Deutschland fristen 86 Prozent ihr Dasein in Käfighaltung. Tierschutzverbände begrüßten die Änderungen als großen Erfolg für die neue Agrarpolitik von Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne). Die deutsche Geflügelwirtschaft befürchtet dagegen Wettbewerbsnachteile und fühlt sich in ihren Rechten beschnitten.


Nach der vom Bundesrat beschlossenen Verordnung Künasts ist die Massenhennenhaltung in Käfigen ab 1. Januar 2007 tabu. Die Tiere dürfen nur noch in Volieren, am Boden oder im Freiland gehalten werden. Bis Ende 2011 sind noch ausgestattete Käfige mit Sandbad, Legenestern und Sitzstange erlaubt. Die Legehennenverordnung von 1987, die als Mindestanforderung 450 Quadratzentimeter pro Huhn für herkömmliche Käfigbatterien vorsah, war vom Bundesverfassungsgericht 1999 für tierschutzwidrig erklärt worden.

Mit der neuen Verordnung erhält jedes Huhn ab 2003 mindestens 550 Quadratzentimeter Lebensraum. Zudem werden Tageslicht und ausreichende Belüftung vorgeschrieben. Die Tiere sollen artgemäß fressen, trinken und ruhen können.

Künast nannte die Zustimmung des Bundesrates einen "kleinen Schritt für die Hennen, aber einen großen Schritt für Tierschutz und Verbraucher". Die "durchrationalisierten Käfiganlagen" würden vielen Interessen gerecht, nur nicht denen der Hühner. Auch lehnten neun von zehn Verbrauchern die Hennenhaltung in Käfigbatterien ab. Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) verwies darauf, dass Hennen in Deutschland bisher weniger Platz als auf einem DIN-A-4-Blatt zugestanden werde.

Tierschutz- und Naturverbände begrüßten die Entscheidung ausdrücklich. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sprach von einem wichtigen Teilerfolg bei der angestrebten Agrarwende. Der Naturschutzbund NABU nannte die Änderungen einen "Meilenstein" auf dem Weg zu einer artgerechten Tierhaltung. Das "Bündnis Tierschutz" sieht das Ende von "Qualhaltung und Kulturschande" gekommen.

Mit der Verordnung geht Deutschland über die EU-Richtlinie von 1999 hinaus. Diese sah vor, die Haltungsflächen von 550 Quadratzentimeter bis Ende 2009 und ausgestattete Käfige noch über 2012 hinaus zu erlauben. Wegen des nationalen Alleinganges fürchten der Deutsche Bauernverband und die deutsche Geflügelwirtschaft Wettbewerbsnachteile. Die deutsche Eierproduktion werde schrumpfen und durch Importe ersetzt werden. Tausende Arbeitsplätze in Deutschland gingen so verloren. Damit helfe die neue Verordnung "weder den Legehennen, noch den Verbrauchern, noch den Geflügelhaltern" in Deutschland, kritisierten sie.

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