DIE Internet-Zeitung
Naturschutz-Reform

Bauvorhaben sollen nicht mehr wegen Naturschutz untersagt werden können

Am

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) möchte mit der Reform des Naturschutzgesetzes eine Grundlage für den Erhalt der biologischen Vielfalt herstellen. Bedrohte Tier- und Pflanzenarten sollten künftig in Deutschland ein "Recht auf Überleben" haben. Die Novelle stärke mit der Einführung des Verbandsklagerechts die Rolle der Naturschutzverbände. Außerdem unterstütze sie die Neuorientierung in der Landwirtschaft. Die Novelle führt nach Ansicht von Union und FDP zu einer einseitigen Belastung der Landwirte. Der CDU-Naturschutzexperte Peter Paziorek verlangte, den Vertragsnaturschutz zu stärken. Dabei werden Landwirte für landschaftspflegerische Arbeiten honoriert, die sie für Behörden übernehmen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befürchtet eine Abschwächung der Möglichkeiten, Bauvorhaben aus Naturschutzgründen zu untersagen.


Die vorgesehene Eingriffsregelung bei Bauvorhaben sei "verbesserungswürdig", meint der BUND. Mit der jetzigen Neufassung entfalle faktisch die Möglichkeit, Eingriffe aus Gründen des Naturschutzes zu untersagen. Die Aufforderung an die Länder, Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur zu kontrollieren, könne dieses Manko nicht aufheben. Die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt fordert, "die bisher bestehende Vorschrift nicht abzuschwächen, sondern durch klare Vorgaben effektiv und vollzugstauglich zu machen."

Weiterhin verlangt der BUND eine Aufnahme des Meeresschutzes in das Gesetz. Gasbohrungen und Kiesentnahme, Pipelines und Offshore-Windparks bedrohen laut BUND zunehmend unsere Meere. Wirtschafts- und Verkehrsministerium müssten hier endlich ihre Blockadehaltung gegen den Meeresschutz aufgeben und den europäischen und internationalen Schutzgeboten folgen.

Die Klagemöglichkeiten der anerkannten Naturschutz-Verbände bleiben auf einen geringen Ausschnitt der umweltrelevanten Verfahren beschränkt. Der BUND hält daher eine Erweiterung auf Plangenehmigungen und Bebauungspläne sei deshalb notwendig. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Wolfgang Methling (PDS) kritisiert, dass Umweltverbände lediglich im Planfeststellungsverfahren ein Klagerecht erhalten sollen.

Unterstützung kommt vom BUND für die neuen Auflagen für eine "gute fachliche Praxis", die den Naturschutz in die Landwirtschaft integrieren sollen. Sie stellten wichtige Leitlinien für die Agrarwende und die Entwicklung im ländlichen Raum dar. "Sie dürfen nicht dem Druck von Lobbyisten zum Opfer fallen", fordert die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. Nur mit einer naturverträglicheren Landwirtschaft könne dem dramatischen Arten- und Biotopverlust erfolgreich entgegen gewirkt werden.

Umweltminister Trittin betonte im Bundestag, dass die Kulturlandschaft in Deutschland ohne die Arbeit der Landwirte veröden würde. Bei einer weiteren Industrialisierung des Agrarsektors komme aber nicht nur die Natur "unter die Räder", auch würde sich das Höfesterben weiter beschleunigen. Landwirte und Naturschutz hätten ein gemeinsames Interesse an einer nachhaltigen Landwirtschaft. Mit Einführung der "guten fachlichen Praxis" möchte der Minister ein neues Miteinander zwischen Naturschutz und Landwirtschaft erreichen.

Schutzgebieten in Ostdeutschland droht der Ausverkauf

Naturschutz

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Naturschutzrings (DNR) fordert von der Bundesregierung sechs Sofortmaßnahmen zur Sicherung von bis zu 100 000 Hektar Naturschutzflächen in den ostdeutschen Bundesländern. Andernfalls drohten diese einmaligen Biotope an Alteigentümer oder landwirtschaftliche Pächter zu gehen, die sie nicht ausreichend schützen. Schon in der Vergangenheit seien wertvolle alte Wälder abgeholzt und verkauft worden ohne Rücksicht zum Beispiel auf geschützte Greifvögel und ihre Brut. Daher fordert der DNR, ein Moratorium über den gesamten Pool von Naturschutzflächen der Bundesverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG), damit deren bisherige Vergabepraxis gestoppt wird. Des weiteren müsse der Holzeinschlag beendet werden. Die vom Bundesfinanzministerium versäumte Einholung der Beihilfegenehmigung bei der EU sei umgehend nachzuholen und eventuelle Auflagen der EU müssten in den Vergabekriterien für die Ländereine berücksichtigt werden.

Das politische Ziel, 100.000 Hektar Naturschutzflächen als Grundlage des nationalen Naturerbes zu sichern, müsse ungeschmälert umgesetzt werden. Die durch den eingetretenen Flächenschwund aus dem Bestand der BVVG bereits jetzt nicht mehr zu realisierende Zielgröße sei durch andere geeignete Flächen des Bundes im "Grünen Band", in den Bergbaufolgelandschaften und auf aufgegebenen Truppenübungsplätzen aufzufüllen. Das Grüne Band, das ehemalige Grenzgebiet zwischen Ost- und Westdeutschland, müsse vom Bund als modellhaftes Länder übergreifendes Biotopverbundsystem gesichert werden.

Darüber hinausgehende Naturschutzflächen, die zur Veräußerung anstehen, seien zunächst den Ländern oder übernahmebereiten Naturschutzorganisationen anzubieten. Der Erwerb und Unterhalt der ökologisch wertvollen Bundesflächen (BVVG, Militärflächen, Bergbaufolgelandschaften, Grünes Band) solle aus Mitteln eines öffentlichen, zu diesem Zweck zu errichtenden Kapitalstocks finanziert werden.

Am 03-12-2002

Medien vernachlässigen Umweltthemen

Naturschutz

Umweltthemen finden in den Medien derzeit kaum Gehör. Die Berichterstattung sei seit vergangenen Oktober um rund 30 Prozent zurückgegangen. Dies habe eine Internet-Trendanalyse der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ergeben. "Die Wirtschafts- und Irakkrise überlagern das Bewusstsein für Umweltprobleme", so Wolfgang von Geldern, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Wenn das Interesse der Meinungsführer schwinde, nehme auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit den aktuellen umweltpolitischen Erfordernissen ab, so die Organisation. Dabei würden gerade beim Klimaschutz und in der Energiepolitik derzeit die Weichen für die Zukunft gestellt. Daraus ergebe sich das Problem, dass sich ohne eine interessierte und engagierte Öffentlichkeit die Konzepte für eine nachhaltige Umweltpolitik nicht verwirklichen liessen. "Umweltpolitik muss weiter ganz oben auf der öffentlichen Agenda stehen", fordert Wolfgang von Geldern. Anfang

Januar setzen sich 46 Prozent der untersuchten Meldungen positiv mit Umweltthemen auseinander, nur 36 Prozent negativ. Im Oktober letzten Jahres dominierte hingegen eine negative Stimmung. "Die positive Grundhaltung zum Thema Umwelt darf uns nicht über den gravierenden Aufmerksamkeitsverlust hinwegtrösten."

Ein Grund für den Stimmungswechsel sehe die SDW in der derzeitigen politischen Situation. Während im Oktober noch die Kritik am Koalitionsvertrag und das Ringen um die dritte Stufe der Ökosteuer im Vordergrund gestanden hätten, sorgten derzeit Deutschlands Verdienste im Klimaschutz für positive Schlagzeilen. Besonders das Ausland lobe die deutsche Vorreiterrolle. So einigten sich die EU-Umweltminister auf den Start des Emissionsrechtehandel ab 2005.

Langfristig sollten die Abgasemissionen reduziert und die Verwendung von Lösungsmitteln in Farben und Lacken einschränkt werden. "Deutschland darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Der Bund muss den Klimaschutz weiter forcieren", mahnt von Geldern.

Besonders alarmierend sei aus Sicht der SDW die Stimmung in Sachen Wald. Der deutsche Wald leide unverändert unter Umwelteinflüssen wie einer starken Nitratbelastung. Darüber hinaus verursachten Winter- und Herbststürme sowie der Befall der Bäume mit Käfern erhebliche Schäden. "Die schlechte Stimmung spiegelt den Zustand der Wälder wider. Ihr Schutz muss dringend verstärkt werden", fordert von Geldern. Mut mache, dass der Wald zunehmend als wertvolles Erholungsgebiet erkannt werde. Immer mehr Bürger engagierten sich gegen die Erschließung weiterer Waldgebiete als Bauland.

Am 06-02-2003

Strafgelder der EU drohen wegen verschlepptem Naturschutz

Brandenburg

In der Auseinandersetzung um die Neufassung des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes dringt der NABU darauf, die EU-rechtlich vorgeschriebenen Naturschutz-Verpflichtungen bereits vorab umzusetzen. Hintergrund ist die Verpflichtung, die Reglungen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Zoo-Richtlinie in Landesrecht umzusetzen. Dies hätte Brandenburg bereits im Mai 2003 bzw. April 2002 vollziehen müssen. "Bei Terminüberschreitungen lässt die EU nicht mit sich spaßen", so Tom Kirschey, Vorsitzender des NABU Brandenburg. Die EU hat bereits Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, und es drohen tägliche Strafgelder bis in sechsstellige Höhe, wenn die Landesregierung nicht sehr schnell handelt. Nach der ursprünglichen Planung der Landesregierung sollten diese Verpflichtungen im Rahmen der Gesamtnovellierung des brandenburgischen Naturschutzgesetzes umgesetzt werden. Diese ist aber nun in Verzug geraten und kann kaum vor Jahresende abgeschlossen werden. Die PDS-Fraktion hat deshalb in die Landtagssitzung in dieser Woche einen Gesetzentwurf eingebracht, der ausschließlich die EU-Rechtsumsetzung zum Inhalt hat.

Kirschey: "Der Gesetzentwurf der PDS entspricht inhaltlich wörtlich den vom SPD-geführten Umweltressort vorgelegten Formulierungen und kommt der von der CDU vertretenen Forderung nach vorzeitiger Umsetzung des EU-Rechts nach. Die Landespolitiker sollten hier einmal die parteipolitischen Interessen beiseite lassen und eine "ganz große Koalition der Vernunft" bilden, um Brandenburg Strafgelder zu ersparen."

Diese Vorgehensweise würde auch den zeitlichen Druck von der Überarbeitung des restlichen Gesetzes nehmen. "Das Naturschutzgesetz ist für die Zukunft Brandenburgs zu wichtig, um seine Änderung unter dem Druck von Strafgeldern durchzupeitschen", so Kirschey. Der NABU befürchtet, dass es im Rahmen der Gesetzesnovellierung zu erheblichen Rückschritten für den Naturschutz und die Bürgerbeteiligung kommt.

Am 24-06-2003

Bundesamt will Bewusstsein für Naturschutz und Gesundheit stärken

Bonner Studie zu Natur- und Trinkwasserschutz

Zwischen Natur und menschlicher Gesundheit bestehen vielfältige Bezüge. Ohne Natur ist menschliches Leben nicht möglich. Die Natur stellt beispielsweise Wasser und Nahrung bereit, dient der Erholung oder sogar der Behandlung von Krankheiten - wie zahlreiche Heilkräuter beweisen.Dennoch ist der Schutz menschlicher Gesundheit als Themenfeld des Naturschutzes in Deutschland bislang weitestgehend unbearbeitet geblieben. Wissenschaftler der Universität Bonn haben nun einen wichtigen Schritt zur Überwindung der bestehenden Defizite geleistet. Am Beispiel des Trinkwasserschutzes untersuchten sie konkrete Synergiepotenziale zum Naturschutz. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat die Ergebnisse jetzt publiziert. Hierzu Professor Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz: "Könnten wir die unmittelbare Bedeutung der Natur für menschliches Leben und Gesundheit stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankern, würde sich auch die Voraussetzung erheblich verbessern, Ziele des Naturschutzes effektiver und effizienter in die Öffentlichkeit zu tragen".

Eine interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, bestehend aus Wissenschaftlern des Geographischen Instituts und des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, ist seit drei Jahren den Synergiepotenzialen von Gesundheitsschutz und Naturschutz auf der Spur. Am Beispiel des in der Nordeifel gelegenen Einzugsgebietes der Kalltalsperre gingen sie möglichen Kooperationsfeldern zwischen Trinkwasserschutz und Naturschutz nach. Ihre Ergebnisse zeigen, dass trotz unterschiedlicher Ziele vielfältige Möglichkeiten einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Naturschutz und Gesundheitsschutz bestehen. Damit ist die Studie als erster Schritt zur Entwicklung gemeinsamer Strategien zum Wohle von Mensch und Natur zu verstehen. Das Bundesamt für Naturschutz wird auch in Zukunft das Themenfeld weiter fördern.

Am 27-10-2003

Naturschutz in Deutschland: Ausbau in Hessen und Nordrhein-Westfalen

Zwei neue Nationalparke in Hessen und Nordrhein-Westfalen

Anlässlich des Festaktes zur Einrichtung des Nationalparks Eifel in Nordrhein-Westfalen am Sonntag hat der Naturschutzbund NABU den Ländern Hessen und Nordrhein-Westfalen zur Ausweisung zweier neuer Nationalparke in Deutschland gratuliert. Neben dem Nationalpark Eifel wurde in Hessen zum 1. Januar 2004 der Nationalpark Kellerwald-Edersee eingerichtet. "Zwei neue Großschutzgebiete sind für den Naturschutz bundesweit ein glänzender Start in das neue Jahr", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Mit diesen beiden Buchenwald-Nationalparken werde Deutschland seiner besonderen Verantwortung für diesen Waldtyp gerecht.

Zwei neue Nationalparke in Hessen und Nordrhein-Westfalen

Der NABU erwarte nun die konsequente Umsetzung der Nationalparkverordnungen mit dem Ziel einer möglichst raschen, unbeeinflussten Naturentwicklung auf großen Flächen. "Der Aufbau der Nationalparkverwaltungen und die Erarbeitung der notwendigen Naturschutz-Fachkonzepte müssen zügig umgesetzt werden", forderte Tschimpke. Hier gehe der NABU davon aus, dass die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in Übereinstimmung gebracht werde mit den fachlichen Zielen des Naturschutzes. "Im Nationalpark Eifel muss insbesondere die nationalparkgerechte Folgenutzung der Burg Vogelsang garantiert werden", so der NABU-Präsident.

Mit den Nationalparken Eifel und Kellerwald steige die Zahl dieser bundesweiten Großschutzgebiete auf 15. Ihre regionale Verteilung konzentriere sich bisher überwiegend auf die nördlichen und östlichen Randbereiche Deutschlands. Tschimpke zeigte sich erfreut darüber, dass mit der Ausweisung der neuen Nationalparke begonnen wurde, die klaffenden Lücken an solchen Schutzgebieten in den alten Bundesländern zu schließen.

"Das Potenzial an Großschutzgebieten im Westen und Süden Deutschlands ist mit den Nationalparken Eifel und Kellerwald allerdings nicht erschöpft", so der NABU-Präsident. So seien in Nordrhein-Westfalen Naturschützer schon seit Jahren um die überfällige Ausweisung der Senne in Ostwestfalen als Nationalpark bemüht. Weiße Flecken auf der Nationalparkkarte gäbe es aber auch noch in Rheinland-Pfalz und im Flächenland Baden-Württemberg.

Am 12-01-2004

Urwald-Erlebnisse im hessischen Kellerwald

Naturschutz

Am 1. Januar trat die Verordnung des ersten hessischen Nationalparks Kellerwald-Edersee in Kraft. Aus diesem Anlass hat der NABU eine neue 40-seitige Broschüre herausgegeben, mit der Besucher aus ganz Deutschland an die ersten Urwaldstrukturen herangeführt werden sollen. "Ein Alleinstellungsmerkmal des Kellerwaldes gegenüber anderen Buchenwald-Nationalparken ist das hohe Alter der Bäume", so Hartmut Mai, Landesgeschäftsführer des NABU. Im Gegensatz zu den Nationalparken Hainich und Eifel sei der Buchenwald im Kellerwald bereits so alt, dass er schon in 20-30 Jahren sein Gesicht stark verändern würde. Wenn die Alterungsphase der Bäume mit 180-200 Jahren einsetze, nehme der Strukturreichtum enorm zu. Dies mache dann den Unterschied zu den üblichen Wirtschaftsforsten in Hessen aus, in denen Bäume in diesem Alter längst gefällt sind. Bisher sind die ersten Urwaldstrukturen noch schwer zu finden.

Um das Naturerlebnis zu steigern hat der NABU deshalb mit Unter­stützung durch das Bundesamt für Naturschutz eine Broschüre erstellt, die die Höhepunkte mit Text und zahlreichen Bildern vorstellt. Dabei werden auch Naturwald-Erlebnisse im Umfeld präsentiert, um auch die Bedeutung des Naturparks für natürliche Waldentwicklung deutlich zu machen. Wenn Besucher über Nationalpark und Naturpark gleichermaßen verteilt werden, kommt dies sowohl der Natur als auch der Region zugute.

Dazu, wie der Nationalpark noch attraktiver für Wanderer gemacht werden kann, hat der NABU schon konkrete Vorstellungen: Schöne, abwechslungsreiche schmale Pfade statt den breiten Forstschneisen, die schnell Langeweile aufkommen lassen. Bereiche, die Fernblicke eröffnen, sollen freigeschnitten werden, damit auch Blicke über das Waldmeer des National­parks möglich sind. In den Eingangsbereichen des Nationalparks sollen möglichst rasch die noch vorhandenen Nadelholzbestände in Laubwald überführt werden, um auch Kurzstrecken-Spaziergängern das Buchenwald-Erlebnis zu bieten, um das es ja bei dem Großschutzgebiet geht.

Die Broschüre kann beim NABU für einen Versandkostenbeitrag von 2,88 Euro in Briefmarken bestellt werden: Friedenstraße 26, 35578 Wetzlar, Tel. 06441/67904-0, e-mail: info @ NABU-Hessen.de.

Am 15-01-2004

Abenteuerurlaub mit aktivem Tier- und Naturschutz

Internationale Tourismusbörse (ITB)

Als Laie an wissenschaftlichen Expeditionen zu den ursprünglichsten Lebensräumen der Erde teilnehmen? Ohne Fachkenntnisse bei Artenschutzprojekten mitwirken? Unmöglich? Gar nicht. Biosphere Expeditions ist eine mehrfach ausgezeichnete, gemeinnützige Organisation, die Laien die Chance eröffnet, an Naturexpeditionen teilzunehmen, bedrohte Arten zu schützen und somit einen spannenden und zugleich sinnvollen Urlaub zu verbringen. Die Teilnehmer arbeiten stets mit einheimischen Biologen zusammen und brauchen weder wissenschaftliche, noch irgendwelche anderen Vorkenntnisse. Jeder kann mithelfen; Alters- oder Fitnessgrenzen kennt Biosphere Expeditions nicht. Lediglich rostiges Schulenglisch ist gefragt, da dies die Expeditionssprache für die internationalen Teams ist.

Die Expeditionen sind aber keine Freizeittouren oder Fotosafaris: Es sind echte, zielorientierte Naturschutzprojekte. Ab zwei Wochen können Laien mit von der Partie sein. Biosphere Expeditions Feldforschungs-Direktor Dr. Matthias Hammer: "Wir bringen zwei Dinge zusammen: Biologen vor Ort mit wichtigen und interessanten Artenschutzprojekten, aber ohne Geld und Hilfskräfte, und Menschen mit einer Passion für Tier und Natur, die einen sinnvollen Urlaub verbringen möchten und immer schon einmal selbst aktiv bei einer waschechten Expedition mitarbeiten wollten. Dabei sind unsere Expeditionen absolut keine Militärcamps nur für Hartgesottene, sondern wir holen das Beste aus unseren Expeditionsteams heraus, indem wir uns gut um sie kümmern. So werden aus interessierten Laien schnell enthusiastische Mitstreiter in Sachen Naturschutz."

2004 stellt Biosphere Expeditions sechs Themen auf der ITB vor: Wal-und Delphinforschung auf den Azoren; Schneeleoparden im Altai; Gepardenschutz in Namibia; Biodiversitätsstudien im peruanischen Amazonasbecken; Gemsen, Wölfe und Bären der Niederen Tatra; sowie Wölfe und Zugvögel der ukrainischen Schwarzmeerküste. Die Kosten liegen bei rund 1.500 Euro für zwei Wochen (Unterkunft, Verpflegung, Expeditionskosten). Die Anreise in das Zielland ist nicht enthalten, denn, so Hammer, "die organisiert sich jeder selbst. Unsere Expeditionsteilnehmer kommen ja aus aller Herren Länder und wir verstehen uns nicht als Reisebüro, sondern als gemeinnützige Natur- und Artenschutzorganisation." Biosphere Expeditions sorgt dafür, daß zwei Drittel des Expeditionsbeitrages im Zielland ausgegeben werden, damit der lokale Naturschutz und Ökotourismus von dem Projekt möglichst viel profitiert. Die Expeditionsteams sind klein und ein Expeditionsleiter ist immer mit dabei.

Am 02-03-2004

Biosphärenreservat ist keine Last sondern Chance für die Elbregion

Naturschutz

Der NABU Landesverband Brandenburg hat mit Unverständnis auf die öffentlichen Auseinandersetzungen um die Naturschutzgebietsausweisung im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg reagiert. "Wenn man die Pressemitteilungen verfolgt, könnte man meinen, durch die Naturschutzgebietsausweisung stehe der Untergang der Kulturlandschaft bevor", so Tom Kirschey, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Brandenburg. Dabei gehe es nur um die Festlegung von Mindeststandards, um die Landschaft an der Elbe zu sichern und zu entwickeln. Insbesondere wendet sich Kirschey gegen Behauptungen, durch die Unterschutzstellung und die Naturschutzmaßnahmen würden die Flächen verwildern und die gefährdeten Arten verschwinden.

"Wenn das so wäre, würde der Naturschutz die Gebietsausweisungen nicht vorantreiben", so Kirschey. Die schlechte Bestandssituation mancher Arten, vor allem wiesenbrütender Vogelarten, hänge mit zu wenig, nicht mit zu viel Naturschutz zusammen. Deshalb seien die Naturschutzreglungen notwendig.

"Rühstädt ist das storchenreichste Dorf Deutschlands und hat den Titel "Europäisches Storchendorf" verliehen bekommen. Wenn ein solches Gebiet nicht wirksam geschützt werden kann, ist dies ein Armutszeugnis für die Region und für das Land" sagt Kirschey. Die schöne Natur und das Biosphärenreservat zögen bereits jetzt zahlreiche Besucher in die Region. Mit den derzeitigen Negativschlagzeilen werden öffentlich Schaden angerichtet. Der NABU fordert Anlieger und Kommunalpolitiker auf, nicht weiter mit Falschinformationen und Halbwahrheiten die Stimmung aufzuheizen, sondern in eine sachliche Diskussion über die einzelnen Naturschutzregeln einzutreten. Sonst vergibt sich die Region eine große Chance.

Am 16-03-2004

Keine Herbizide im Naturschutz am Kaiserstuhl einsetzen

Umweltgifte

Nach einer landesweiten Diskussion unter Naturschutzverbänden haben sich der BUND und der NABU in Baden-Württemberg auf ein klares Nein zum Einsatz von Herbiziden im Naturschutz festgelegt. Stefan Rösler, Landesvorsitzender des NABU und Brigitte Dahlbender, die Landesvorsitzende des BUND haben sich eindeutig gegen die Überlegungen zum Gifteinsatz im Naturschutz ausgesprochen. Die Problematik war zuerst im Arbeitskreis Böschungspflege am Kaiserstuhl zum Thema geworden. Hier sollte das Herbizid "Roundup" auf die abgesägten Robienienstümpfe aufgetragen werden um Wurzelschößlinge zu vermeiden.

Laut Hersteller wird dieses Mittel mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat schnell abgebaut, erreicht das Grundwasser nicht und schädigt weder Tiere noch Menschen. Neuere Studien zeigten allerdings, dass das Breitbandherbizid unter bestimmten Bedingungen jahrelang im Boden verbleibt und auch im Grund- und Oberflächenwasser nachweisbar ist. Zusätzlich wurden nachteilige Wirkungen auf Nutzinsekten und Weidetiere festgestellt. In Nordamerika wurde kürzlich bekannt, dass Roundup bei Landarbeitern für ein erhöhtes Krebsrisiko verantwortlich ist.

Doch nicht nur die Gefährlichkeit des Herbizids Roundup im speziellen bewog die Naturschutzverbände zu ihrem klaren Nein. Axel Mayer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbandes in Freiburg weist darauf hin, dass sich die Agrochemie vom Gifteinsatz im Naturschutz ein großes neues Absatzgebiet erhofft und einen "Türöffner" benötigt. "Wir können nicht einerseits von den Biobauern erwarten, auf Chemikalien wie Dünger und Pflanzenschutzmittel zu verzichten, dann aber ihren Einsatz im Naturschutz akzeptieren," erklärt Felix Bergmann, Geschäftsführer des NABU-Bezirksverbandes Südbaden. Die Verbände befürchten langfristig einen gezielten "Dammbruch", falls die Herbizidverwendung bei Pflegemaßnahmen, auch nur in Ausnahmefällen, befürwortet wird.

Sie unterstützen alternative Pflegemethoden. So ist am Kaiserstuhl zum Beispiel das Ringeln der Robinie, sofern fachgerecht durchgeführt, eine Möglichkeit Stockausschläge zu verhindern. Beim sogenannte Ringeln wird die Rinde des Baumes an einer Stelle des Stammes komplett entfernt und dadurch der Saftstrom gezielt unterbrochen. Weitere giftfreie Bekämpfungsmöglichkeiten der Robinie könnten beispielsweise im Rahmen eines PLENUM Projektes geprüft werden.

Am 08-07-2004

Alpenverein will kein lila Licht auf der Zugspitze

Milka wirbt mit Naturschutz

Der Deutsche Alpenverein (DAV) lehnt die geplante Werbeaktion der Firma Milka auf der Zugspitze wegen möglicher "Lichtverschmutzung" ab. Der Schokoladenhersteller will den Gipfel am 23. Juli 40 Minuten lang bei einer Werbeaktion in lila Licht tauchen. Durch die geplante künstliche Beleuchtung würden nachtaktive Insekten angezogen, bis sie an Erschöpfung verenden oder an den heißen Scheinwerfern verbrennen, kritisierte der DAV am Donnerstag in München. Die Initiatoren sollten von der Aktion Abstand nehmen. In Österreich sei die Aktion bereits abgelehnt worden.

Milka fordert in seiner Aktuellen Werbung unter dem Motto "Der Berg ruft, rufen sie zurück" die Bürger auf, durch einen Anruf oder eine SMS für den Naturschutz zu spenden. Gleichzeitig lüuft ein Gewinsspiel, dessen Hauptgewinn eine Reise zu den erleuchteten Alpen ist. Die Spenden fließen in den Bayerischen Naturschutzfonds. Erwartet werden Erträge bis zu einer Million Euro, die wertvollen Naturschutz-Projekte im bayerischen Alpenraum zugute kommen.

Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf betont, dass Bayern gegen jedwede Art der Kommerzialisierung oder Verramschung der Natur sei. Es gäbe deshalb auch keine pauschale Freigabe, sondern es werde der Einzelfall behutsam angegangen und sorgfältig mit viel Fingerspitzengefühl geprüft werden. Die Prüfung führe die örtliche Untere Naturschutzbehörde am zuständigen Landratsamt Garmisch-Partenkirchen durch.

Grundsätzliche Bedenken gegen ein Sponsoring für den Naturschutz in Zusammenhang mit Marketing von Unternehmen sieht Schnappauf nicht: "Unter der absoluten Bedingung, dass die Beleuchtung der Zugspitze keine Schäden für Natur, Tiere und Pflanzen verursacht, bietet die Aktion aus meiner Sicht die Chance, eine zusätzliche Finanzierungsquelle für Naturschutzprojekte im Alpenraum zu erschließen."

Die Idee Naturschutz mit Marketing zu verbinden ist so neu nicht - diese Jahr hat Krombacher bereist zum dritten mal sein "Regenwaldprojekt" erfolgreich durchgeführt. Der Erlös in Höhe von 500.000 Euro kommt der Stiftung regenwald zugute.

Projekte wie diese werden äußerst kontrovers diskutiert. Viele Menschen sind der Meinung, dass ein Unternehmen, das eigentlich nicht ökologisch wirtschaftet sich auch nicht mit Naturschutz Werbung machen sollte.

Am 15-07-2004

Natursport profitiert vom Naturschutz

Naturathlon 2004

Auf seinem Weg von den Alpen zur Ostsee kommt der Naturathlon 2004 am 23.9. nach Hessen, genauer: Weilburg. Unter dem Motto "Natur bewegt" wirbt die Aktion des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) für eine naturverträgliche Sportausübung. Der Naturschutzbund NABU beteiligt sich und appelliert an alle Natursportler, die Fairness-Regeln gegenüber der Natur zu respektieren. "Wenn Sportler bei ihren Aktivitäten als wichtigsten Grundsatz beherzigen, dass die Natur durch den Sport keinen Schaden nehmen darf, kann ein langfristiger Gewinn für alle Interessen dabei herausspringen", sagte der Vorsitzende des NABU Hessen, Prof. Rüdiger Wagner.

Der NABU setze sich dafür ein, dass die gegenseitige Akzeptanz von Natursport und Naturschutz zukünftig verbessert werde. Als deutliches Signal für die Bedeutung der Frage nimmt ein Mitarbeiter des NABU Deutschland - Florian Schöne - , als einer der Naturathleten an dem Natursport-Ereignis quer durch Deutschland teil. Er wird am Ziel der Tagesetappe in Weilburg auf seine hessischen NABU-Mitstreiter treffen.

An der Veranstaltung ab 15.00 Uhr auf dem Weilburger Marktplatz beteiligt sich der NABU auch mit einem Infostand. NABU-Aktive aus der Region informieren über die Schwerpunktthemen des Tages: die Lahn, den Schutz der Auenlandschaft und das Verhältnis Freizeitnutzung - Natur. Denn die Attraktivität eines Fließgewässers für Freizeitsportler und den Erholungswert der Landschaft hängt entscheidend davon ab, wie naturnah das Fließgewässer und seine Aue erhalten ist. Erholungssuchenden und Freizeitsportlern - die bevorzugt besonders schöne Naturgebiete aufsuchen - ist dabei häufig gar nicht bewusst, wie sehr ihr Anliegen vom Einsatz des Naturschutzes zur Bewahrung unserer Naturschätze abhängt.

"Der Dialog zwischen Naturschützern und Sportlern muss von einem ausgewogenen Verhältnis von Naturschutz und Freizeitnutzung bestimmt werden", so Prof. Wagner. Dann könnte beim Naturerlebnis nicht nur der erholungssuchende Mensch, sondern auch die Natur profitieren. Konflikte zwischen Naturschutzbelangen und den Interessen der Sportler entstünden, weil bevorzugt solche Naturräume für die Freizeitaktivitäten genutzt würden, die besonders empfindlich und "leicht verwundbar" sind, wie z.B. isolierte Felslebensräume, die in Jahrtausenden von einer spezialisierten Flora besiedelt wurden, oder artenreiche Ufer- und Flussabschnitte, die als Raststätten für Wasservögel keine Störungen vertragen.

Der Freizeitdruck auf die Natur ginge aber nicht allein auf eine vielfach höhere Nutzung durch den Menschen zurück. "Auch die totale Erschließung der Landschaft hat einen großen Beitrag zur heutigen Situation beigetragen", erklärte der Vorsitzende des NABU Hessen. Selbst der heimische Wald werde mit 125 Metern Wegstrecke pro Hektar durchzogen und breche damit weltweit alle Rekorde. "Wenn Flächen für die Erholung in landschaftlich schöner Lage zur Verfügung stehen sollen, muss in gleichem Maße für den Schutz sensibler Naturräume gesorgt werden", betonte Prof. Wagner.

Am 22-09-2004

"Grünes Band" entlang deutsch-deutscher Grenze droht zu scheitern

Für Naturschutz extrem wertvoll

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht das "Grüne Band" entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenzlinie in Gefahr. Obwohl die Bundesregierung bereits vor einem Jahr die kostenlose Übergabe von rund 10.000 Hektar Fläche an die Länder zugesagt habe, sei bislang nichts geschehen, beklagte Thüringens BUND-Chef Burkhard Vogel am Donnerstag in Erfurt. Bundesregierung und Ländern warf Vogel eine "andauernde Blockade" vor. Bis auf Thüringen und Niedersachsen seien die neun betroffenen Länder bislang nicht auf das Angebot eingegangen. Das Bundesfinanzministerium wiederum erwäge inzwischen einen Verkauf der Flächen für acht Millionen Euro, räume so neue Steine in den Weg. "Das ist eine historische Chance für den Naturschutz", hatte Vogel im Sommer 2003 erklärt. Damals verkündete die Bundesregierung großzügig, ihre Flächen komplett und unentgeltlich abzutreten. Einzige Bedingung war die Beteiligung aller betroffenen Länder und die Ausweisung der Areale als Naturschutzgebiet. Inzwischen ist die Euphorie der Erkenntnis gewichen, dass es einfache Lösungen im bundesdeutschen Föderalismus nicht gibt. Die Finanzbeamten der Länder witterten Folgekosten, ihre Kollegen im Bund hatten plötzlich rechtliche Bedenken.

"Purer Bürokratismus", schimpft der BUND-Chef und warnt: "Der einzige nationale Biotopverbund der Bundesrepublik, das größte Mahnmal der deutschen Teilung droht im Apparat zu versanden." Und das sei um so schmerzhafter, da die Idee des "Grünen Bandes" längst auf ganz Europa ausstrahle. Entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs solle vom Eismeer im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden ein 8500 Kilometer langer Biotopverbund durch 22 Länder führen. Deutschland habe bislang als Vorreiter gegolten, seine Bedenkenträger könnten nun zu den Totengräbern des Projektes werden. "Das 'Grüne Band' droht zu zerreißen, wenn die Flächen doch nicht unter Naturschutz gestellt, sondern privatisiert werden. Das wäre ein Skandal", warnte Vogel.

Unabsehbare Folgen hätte ein Scheitern der Idee vor allem für die Natur. Der 1393 Kilometer lange, quer durch Deutschland verlaufende Streifen biete über 600 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Schutz, sagte der nationale Projektleiter "Grünes Band", Kai Frobel. Es gebe 109 verschiedene Biotoptypen, von Heideflächen über Flussauen und naturbelassene Altwälder bis hin zu Wiesen und Mooren. Allen Flächen sei gemein, dass sie sich in den Jahrzehnten des Kalten Krieges nahezu ungestört entwickelten. 85 Prozent des "Grünen Bandes" seien noch völlig unberührt.

Knapp drei Viertel des insgesamt 17.700 Hektar großen "Grünen Bandes" gehören laut Frobel dem Bund. 20 Prozent seien in Privatbesitz, 13 Prozent gehörten Ländern, Kommunen oder Kirchen. Zwei Prozent besäßen Naturschutzverbände. Etwa ein Drittel der gesamten Fläche sei bislang unter Naturschutz gestellt. Mit 737 Kilometern verlaufe die Hälfte des Streifens auf Thüringer Gebiet. Drohten tatsächlich Folgekosten durch die Flächenübergabe, kämen sie also vor allem auf Thüringen zu. Doch gerade der Freistaat, seit 1990 CDU-regiert und nicht eben eine Hochburg der Grünen, habe sich im Kampf um das "Grüne Band" immer wieder als treibende Kraft erwiesen.

Am 30-09-2004

Schelte für Föderalismuskommission

Naturschutz und Kommunen

Die Föderalismuskommission soll beim Naturschutzrecht ihre "Hausaufgaben" erledigen. Das fordert der Naturschutzbund NABU. Der am Montag von den beiden Vorsitzenden Franz Müntefering (SPD) und Edmund Stoiber (CSU) unterbreitete Vorschlag zur Neuordnung der Gesetzgebungsbefugnisse sehe keinerlei Änderungen in Sachen Naturschutz und Landschaftspflege, Jagdwesen sowie in den Bereichen Bodenverteilung, Raumordnung und Wasserhaushalt vor. Der Deutsche Städtetag kritisierte die Arbeit der Kommission. Die deutschen Städte fühlen sich bei der Föderalismusreform übergangen und fordern als Konsequenz eine Verfassungsänderung. "Wir verlangen, dass man uns wenigstens zuhört, wenn es um unsere eigenen Belange geht", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, "der Süddeutschen Zeitung". In der Kommission, in der die Städte Gastrecht besitzen, sei kein einziger ihrer Anträge auch nur behandelt worden, beklagte Articus.

Die Städte fordern daher eine Änderung des Grundgesetz-Artikels 28 über die kommunale Selbstverwaltung. Demnach soll der Bund verpflichtet werden, dass die Kommunen angehört werden, wenn Gesetze sie direkt betreffen, wie dies bei der Arbeitsmarktreform Hartz IV der Fall sei.

NABU-Präsident Olaf Tschimpke sagte zu den Ideen von Stoiber und Müntefering: "Sollten die Gremien diesen Vorschlag akzeptieren, wäre die Kommission in einem zentralen Bereich kläglich gescheitert." Außerdem verhindere die Kommission mit der Beibehaltung der bestehenden Regelung sehenden Auges das seit langem notwendige Umweltgesetzbuch.

Die Kommission hat sich zur Aufgabe gemacht, die Gesetzgebungsbefugnisse von Bund und Ländern klarer zu trennen. Dazu gehört nach Ansicht des NABU insbesondere die Abschaffung der Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes, die in der Praxis zu unübersichtlichen Verflechtungen und erheblichen Umsetzungsschwierigkeiten von EU-Recht im Bereich des Naturschutzes geführt habe. Wenn die Kommission hier nicht endlich ein umfassendes Umweltgesetzbuch für den Bund einführe, bleibe es bei der Kleinstaaterei im Naturschutz. "So können wir weder bedrohte Arten retten noch Hochwasserkatastrophen an unseren Flüssen verhindern", sagte Tschimpke.

Zudem nehme die Kommission billigend in Kauf, dass die Bundesrepublik Deutschland mit ihrem mehrstufigen, langwierigen und unübersichtlichen Gesetzgebungsverfahren nicht europatauglich werde. "Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund der Wettbewerbsfähigkeit in höchstem Maße unverantwortlich", so der NABU-Präsident.

Am 13-12-2004

Bund für Umwelt und Naturschutz wird 30

Jubiläum

Am Mittwoch feiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sein 30jähriges Bestehen. Das Engagement sei auch weiterhin nötig, erklärte der Verband am Montag, da "wieder die Ideologie ausgekramt" werde, dass Natur- und Umweltschutz ein Luxus sei, auf den man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verzichten könne. So sei es zum Beispiel bei der Frage von längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke wichtig, Gefahren für die Natur abzuwehren und Alternativen aufzuzeigen. Man habe sich schon sehr früh für erneuerbare Energien engagiert, maßgeblich die ökologische Steuerreform herbeigeführt und eine Vorreiterrolle beim Kampf gegen Gen-Food und Atomkraft übernommen, so der BUND. Angelika Zahrnt, seit 1998 Vorsitzende des BUND: "Wir haben - zum Teil gegen heftige Widerstände - in den letzten drei Jahrzehnten viel erreicht: zum Beispiel ein fortschrittliches Naturschutzgesetz, einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und große Fortschritte im technischen Umweltschutz."

Zu den Gründungsmitgliedern des BUND gehörten unter anderem Bernhard Grzimek, Robert Jungk, Horst Stern, Frederic Vester und Hubert Weinzierl. Weinzierl war langjähriger Vorsitzender des BUND und ist heute Präsident des Deutschen Naturschutzrings und Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Der BUND hob die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" hevor, die die Diskussion über nachhaltige Entwicklung und nachhaltigen Konsum geprägt habe.

Zu seinem 30. Geburtstag habe der BUND außerdem nun die BUNDstiftung gegründet, um ein langfristiges Engagement zugunsten von Umwelt und Natur zu ermöglichen, das steuerlich gefördert werde.

Am 18-07-2005

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