Der DGB kritisiert diese Rechtsprechung. Für Drogentests der Arbeitgeber existiere in Deutschland weder die rechtliche Grundlage, noch sei überhaupt die Notwendigkeit dafür gegeben. Selbst in Berufen mit hohem Gefahrenpotenzial sind allgemeine Drogentests nach Auffassung Perrengs nicht vertretbar. "Eine Untersuchung signalisiert Bewerbern, dass man sie grundsätzlich für gefährdet hält. Eine solche Bewertung halten wir für sehr gefährlich", betonte sie.
Bedenken hat die DGB-Fachfrau zudem wegen der Folgen solcher Tests für die zukünftige Arbeitswelt. "Das ist der Beginn einer Entwicklung, an deren Ende genetische Untersuchungen für Jedermann stehen", warnte die Arbeitsrechtlerin. Dies könne dazu führen, dass irgendwann nur noch "Supermänner eingestellt werden, die in ein perfektionistisches Menschenbild passen". Perreng forderte die Betriebsräte in den Betrieben auf, jede Entwicklung in Sachen Drogentests wachsam und kritisch zu verfolgen. "Wir wissen, dass viele Unternehmen in Deutschland schon solche Tests durchführen, in solchen Fällen muss der Betriebsrat aktiv werden", betonte sie.
Schlagzeilen machte vor rund zwei Jahren der Fall der Saarstahl AG im saarländischen Völklingen. Ein Lehrling hatte gegen den obligatorischen Drogentest protestiert, was deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Mittlerweile haben sich Unternehmensleitung und Betriebsrat auf einen Kompromiss geeinigt, der in Kürze in Kraft treten soll. Resultat: Nur noch in begründeten Verdachtsfällen wird künftig getestet. Verhältnismäßig offen spricht man beim Chemiegiganten Bayer AG in Leverkusen über die firmeneigenen Drogentests. Seit über drei Jahren prüft der Konzern alle Bewerber freiwillig auf Rauschgiftkonsum. Man tue dies, weil die Sicherheit von Betrieben, Mitarbeitern und Umwelt absolute Priorität habe, betont Pressesprecherin Elke Ickenstein. Und ein verantwortungsbewusstes Handeln der Beschäftigen werde vom Konsum illegaler Drogen nun mal maßgeblich beeinflusst, ist man in Leverkusen überzeugt.