DIE Internet-Zeitung

Sudan

Die Republik Sudan (Jumhuriya al-Sudan) ist das größte Land Afrikas und das zehntgrößte Land der Erde. Der Sudan hat die siebenfache Fläche Deutschlands und gehört geographisch sowohl zu Nordafrika als auch zu Ostafrika und Zentralafrika. Das Land vereint verschiedene Vegetationsgürtel von der ariden Sahara im Norden zum tropischen Regenwald im Süden. Der Sudan hat schätzungsweise 36 bis 41 Millionen Einwohner. In der Hauptstadt Khartum leben rund 8 Millionen Menschen. Das nordost-afrikanische Land hat Zugang zum Roten Meer und grenzt im Norden an Ägypten und Libyen, im Westen an Tschad und die Zentralafrikanische Republik, im Süden an die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Kenia und im Osten an Äthiopien und Eritrea.

Aktueller Konflikt und Kriegsgefahr

Seit im Sudan Erdöl gefunden wurde, kommt das Land nicht mehr zur Ruhe. Westliche Waffenlieferungen, auch aus Deutschland, befeuerten jahrelang einen blutigen Bürgerkrieg. Ein vom Westen erzwungener so genannter "Friedensvertrag" ermöglicht es dem ölreichen Süden des Landes, sich durch ein Referendeum im Jahr 2011 vom Sudan abzuspalten. Das liegt im Interesse Deutschlands und der USA, die seit langem mit den Rebellen des Südens paktieren und das Öl ausbeuten wollen. Noch im Jahr 2010 wird im Sudan daher mit einem erneuten "Krieg um Öl" gerechnet. Mit dabei ist auch die deutsche Bundeswehr.

Die Zentralregierung in Khartum wehrt sich gegen diesen "Neokolonialismus" und dagegen, dass der Westen das Land "ausplündert".

Siehe aktueller Beitrag: Krieg im Sudan befürchtet

Erdöl

Schon heute ist der Sudan der viertgrößte Ölproduzent auf dem afrikanischen Kontinent. Mit seinen bislang nachgewiesenen Erdölreserven liegt der Sudan offenbar auf Platz 20 auf der Welt - zwischen Aserbaidschan und Katar - und hat die Mitgliedschaft in der OPEC beantragt.

Das vehemente, auch militärische Vorgehen des Westens dürfte darin begründet sein, dass der US-Ölkonzern Chevron im Sudan gigantische Erdöl-Vorkommen vermutet. So veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 29. Juli 1998 eine spektakuläre Aussage des US-Ölkonzerns Chevron über die sudanesische Ölmenge:

"Der damals (in den 80er Jahren) für Sudan zuständige Geschäftsträger von Chevron, Payne, soll die Auffassung vertreten haben, dass Sudan über mehr Ölreserven verfügt als Iran und Saudi-Arabien zusammen. Deshalb investierte das Unternehmen angeblich rund 10 Milliarden Dollar zur Erkundung der Öllagerstätten des Sudan."

Bislang wird Erdöl überwiegend im Südsudan gefördert. In den vergangenen Jahren läuft auch die Konzessionsvergabe im Nordsudan auf Hochtouren.

Entgegen anderslautender Berichte geht es aber auch um die Region Darfur. So soll in Nord-Darfur (Block 12 A), in West-Darfur (Block 12 B) als auch in Süd-Darfur Erdöl gefördert werden.

Ein Drittel des sudanesischen Erdöls geht derzeit nach China. Mittlerweile deckt das afrikanische Land schätzungsweise 6 bis 8 Prozent der gesamten Ölimporte Pekings. Dem Westen ist das ein Dorn im Auge.

Weitere Rohstoffe: Erdgas, Gold, Platin, Kupfer und Uran

Neben dem Erdöl finden sich im Sudan nach Angaben der Bundesagentur für Außenwirtschaft auch andere bedeutende Bodenschätze wie Gold, Erdgas sowie Eisen , Kupfer und anderen industriellen Erze. Die Vorkommen sind aber erst "ansatzweise erkundet beziehungsweise erschlossen". Wenig bekannt ist, dass im Sudan auch Uran gefunden wurde. In den offiziellen Standardwerken sind die vermutlichen Uranverkommen des Sudan bislang offenbar nicht aufgeführt.

Nach Angaben der Botschaft der Republik Sudan in Berlin wurde Uran in der heftig umkämpften Region Darfur gefunden.

Der Bundestagsabgeordnete Hans Raidel (CSU) machte in einer Debatte des Deutschen Bundestages am 27. April 2007 zum Bundeswehr-Einsatz im Südsudan und zur Situation in Darfur ausdrücklich die Uranvorkommen als Mit-Ursache für die Konflikte verantwortlich:

"Um was geht es eigentlich? Neben religiösen und ethnischen Fragen geht es - wie immer - um viel Geld, da Öl, Kupfer, Uran und andere Bodenschätze reichlich vorhanden sind."

Deutsche Waffen für den Bürgerkrieg ums Öl

Nach Darstellung des Hamburger Friedensforschers Lühr Henken, gestützt auf Gérard Prunier, war das Öl der Ausgangspunkt für den 22-jährigen Bürgerkrieg zwischen dem Südsudan und der Zentralregierung in Khartum unter dem damaligen Staatspräsidenten Oberst Numeiri:

"1979 stieß der US-Konzern Chevron auf Ölquellen im Süden. Numeiri kündigte als Folge dessen einseitig das Autonomieabkommen mit dem Süden auf. Da der Süden nun 'plötzlich aller Rechte an den Rohstoffvorkommen beraubt (war), reagierte (er) mit erneuter Rebellion' (Gérard Prunier, Le monde diplomatique, 13.12.2002). Nach der Bildung der Sudan People's Liberation Army (SPLA) unter Führung von John Garang brach diese im Mai 1983 aus und beendete eine elfjährige Friedensphase."

Der Bürgerkrieg um das Öl des Südsudan wurde offenbar durch umfangreiche Waffenlieferungen aus dem Ausland ermöglicht.

Die sudanesische Zentralregierung soll 1991 50.000 deutsche G3-Sturmgewehre aus iranischer Lizenzproduktion erhalten haben. Bis 1994 produzierte offenbar die von der deutschen bundeseigenen Fritz-Werner (Geisenheim) 1959 in Khartum errichtete Munitionsfabrik mit deutscher Hilfe Munition für G3-Gewehre. Die Zentralregierung wurde in dem Krieg offenbar auch von den Golfstaaten unterstützt.

Laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" vom 29. Juli 1998 versorgten andererseits die USA die Rebellen des Südsudan "über Nachschubbasen in Uganda (Gulu Air Base), Eritrea und Äthiopien" mit Waffen und Ausrüstung, "von denen sich Washington nach Auffassung westlicher Diplomaten in Khartum nach einem etwaigen Sieg der SPLA die Exklusivrechte für die Vermarktung des sudanesischen Öls erhofft".

Der Nord-Süd-"Friedensvertrag"

Im Beisein von US-Außenminister Colin Powell, Italiens Außenministers Gianfranco Fini und der norwegischen Entwicklungshilfe-Ministerin Hilde Frafjord haben die sudanesische Zentralregierung und die Rebellen der "Sudan People's Liberation Army" (SPLA) im Süden des Landes am 9. Januar 2005 einen so genannten "Friedensvertrag" unterzeichnet.

Der Vertrag übertrug der mit dem Westen koopierenden SPLA unter Rebellenchef John Garang offiziell die Macht im Süden des Staates. Garang wurde zudem Vizepräsident des Gesamtstaates. Zwischenzeitlich ist der Rebellenchef bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Seitdem ist sein Stellvertreter Salva Kiir Vizepräsident des Sudan und Präsident des Südsudan.

Durch den Friedensvertrag hat die Zentralregierung "künftig keinerlei Einfluss auf die Verwaltung des Südens mehr, die autonom wird, während die SPLM mit dem Vizepräsidenten Garang das politische Leben in Khartum beeinflussen wird", schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 10. Januar 2005.

Mit dem "Friedensvertrag" erhielt der Süden Anspruch auf die Hälfte der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft, um die sich die Regierung in Khartum im Norden des Landes und die SPLA jahrelang heftige Kämpfe lieferten.

Besonders brisant ist, dass der Süden nach einer Übergangszeit von sechs Jahren laut Vertrag über den Verbleib oder die Abspaltung von der Republik Sudan abstimmen darf. Der Südsudan kann sich gemäß dem Abkommen also per Referendum im Jahr 2011 vom Sudan abspalten und einen eigenen Staat bilden. Beobachter rechnen mit einer Abspaltung des rohstoffreichen Südsudan und eine Annäherung an den Westen.

Nach einer Abspaltung des Südens wäre der Nordsudan vom Zugang zu den Ölquellen im Südsudan möglicherweise abgeschnitten. Ob das tatsächlich eine auf Frieden angelegte Lösung ist, darf bezweifelt werden. Deutschland hatte die Rebellen des Südens jahrelang unterstützt. Der für die Rebellen so günstige "Friedensvertrag" soll nicht zuletzt auch aufgrund des intensiven Drucks seitens der deutschen Bundesregierung zustande gekommen sein. Die Bundeswehr möchte gut sechs Jahre im Land bleiben, um die Umsetzung des Vertrages zu gewährleisten.

Literatur / Quellen:

  • Auswärtiges Amt
  • Paulitz, Henrik: Sudan - Schauplatz der Weltmächte im Krieg um Ressourcen, Diskussionspapier, Herausgegeben von der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Mai 2007
  • Wikipedia