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Ruanda

Namen des Staates: Republik Ruanda, Republika y’u Rwanda, Republic of Rwanda, République du Rwanda.

Einführung

Ruanda liegt in Ost-Zentralafrika knapp südlich des Äquators. Es herrscht tropisches Hochlandklima. Das Land ist rund 1800 Straßenkilometer vom indischen Ozean (Mombasa) entfernt. Mit 26.340 Quadratkilometern Fläche ist Ruanda etwas kleiner als das deutsche Bundesland Brandenburg (29.476 Quadratkilometer).

Die Bevölkerungszahl wird auf 10 Millionen geschätzt, wovon in der Hauptstadt Kigali mit rund 900.000 Einwohnern etwa ein Zehntel lebt. 80 Prozent aller Ruander leben auf dem Land. Ruanda ist das Land mit der höchsten afrikanischen Bevölkerungsdichte. Landessprachen sind Kinyarwanda, Englisch und Französisch.

Die ehemalige deutsche bzw. belgische Kolonie ist formal seit dem 1. Juli 1962 unabhängig.

Politische und wirtschaftliche Orientierung

Das Verhältnis zu den USA ist eng.

Enge Verbindungen bestehen auch zu Großbritannien und den Niederlanden, sowie zu den ehemaligen Kolonialmächten Deutschland und Belgien. Am 28. November 2009 wurde Ruanda als 54. Mitglied in den Commonwealth aufgenommen, wodurch sich das Verhältnis zu Großbritannien noch weiter verstärken dürfte.

Die Weltbank sowie Sonderorganisationen der Vereinten Nationen spielen für die Entwicklung Ruandas eine wichtige Rolle. Auf dieser Basis hatte sich Ruanda Ende der 1990er Jahre Führungsposten bei multilateralen Organisationen gesichert.

Ein bedeutender Teil der heutigen ruandischen Führungsschicht ist in Uganda im Exil aufgewachsen; die beiden Länder pflegen regen Austausch im Handel und Personenverkehr. Zur Regierung von Burundi bestehen enge persönliche Beziehungen in der ruandischen Politik.

Völkermord 1994

Siehe hierzu die Seite Völkermord in Ruanda.

Beziehungen zu benachbarten afrikanischen Staaten

Seit Ende 2005 sprechen sowohl Ruanda als auch die Demokratische Republik Kongo offiziell von einem deutlich entspannteren Verhältnis.

Ruandische Truppen waren 1998 in das Nachbarland einmarschiert. Das militärische Engagement endete 2002. Der ruandischen Armee und den anderen Konfliktparteien wurden in Folge ihrer Aktivitäten in der DR Kongo schwere Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftliche Ausbeutung des Ostkongo vorgeworfen.

Ruanda ist in der Afrikanischen Union ein aktiver Teilnehmerstaat. Es stellte Ende des Jahres 2009 für Militäreinsätze der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen (UN) rund 3500 Soldaten in Sudan.

Deutsche mediale Propaganda

Die Deutsche Welle (DW) betreibt in Kigali seit mehreren Jahrzehnten eine ihrer wenigen Kurzwelle-Relaisstationen. Seit 1999 hat die Deutsche Welle eine UKW-Sendelizenz und kann in ganz Kigali auf UKW empfangen werden.

Mit verschiedenen Ausbildungsprogrammen Lizenzgebühren übt die Deutsche Welle Einfluss auf den staatlichen Mediensektor (TV und Radio) aus.

Sonstige deutsche Einflussnahme

Folgende deutsche Organisationen sind in Ruanda ständig vor Ort vertreten: Centrum für Migration und Entwicklung (CIM), Deutsche Welthungerhilfe, Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Deutscher Entwicklungsdienst (DED), Deutsches Rotes Kreuz.

Rheinland-Pfalz unterhält seit 1982 eine enge Partnerschaft mit Ruanda und ist mit einem eigenen Koordinationsbüro in Ruanda tätig.

Landreform: Privatisierung von Grundbesitz

Eine 2005 in Kraft getretene „Landreform“ gibt erstmalig in Ruanda ein individuell belastbares, verbrieftes Recht auf Grundbesitz.

Aus neoliberaler Sicht ermöglicht die Privatisierung von Grundbesitz mehr Anreize zu Investitionen als im vorherigen System von "Customer ownership".

Landwirtschaft

80 Prozent der Ruander leben auf dem Land. Frauen sorgen dort durch Kleinstlandwirtschaft maßgeblich für den Lebensunterhalt der Familien.

Die Böden sind infolge der intensiven Landwirtschaft von Erosion bedroht.

Industrie und Dienstleistungen

Die ruandische Industrie stellt vor allem Verbrauchsgüter für den heimischen Markt her. Dazu zählen insbesondere Baumaterial, Textilien, Zigaretten und Getränke.

Der Bau- und der Dienstleistungssektor (Gastgewerbe, Telekommunikation, Transport) sind die Motoren des Wirtschaftswachstums Ruandas. Der Aufschwung des Dienstleistungsgewerbes ist auf die Hauptstadt konzentriert.

Außenwirtschaft

Ruanda ist vor einem Ausverkauf an ausländische Unternehmen vergleichsweise gut geschützt. Laut deutschem Auswärtigem Amt [Website, gelesen am 26.02.2010] gibt es eine Reihe von Hemmnissen für „ausländische Investoren“: hohes Bevölkerungswachstum, hohe Energiekosten, Bürokratiehemmnisse, Landknappheit, Binnenlage, kleiner fragmentierter Markt, regionale Unsicherheit. Ruanda hat daher grundsätzlich gute Chancen für eine weitgehend eigenständige wirtschaftliche Entwicklung.

Die ruandische Regierung setzt generell auf Regionalisierung der Wirtschaft, wobei das Land eine Brückenfunktion zwischen den anglophonen Staaten Ostafrikas und den zentralafrikanischen Nachbarn Burundi und Demokratische Republik Kongo ausüben will.

Ruanda strebt im Verhältnis zu den ostafrikanischen Nachbarn nach regionaler wirtschaftlicher Integration (Regionalisierung der Wirtschaft). Die Aufnahme Ruandas in die Ostafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (EAC) erfolgte im Juni 2007.

Runda exportiert insbesondere hochwertigen Kaffee, Tee und Mineralerze. Um die Exportbasis zu verbreitern versucht die Regierung, den Anbau und die Vermarktung alternativer "cash crops" wie Blumen oder Obst zu fördern. Vor allem aber sollen die Tee- und Markenkaffee-Produktion noch weiter intensiviert werden.

Ruanda importiert vor allem Treibstoff, Fahrzeuge und Konsumgüter. Die wichtigsten deutschen Lieferindustrien sind Maschinenbau, Elektrotechnik, Feinmechanik/Optik.

Energie

Schwierigkeiten ergeben sich aus der Tatsache, dass viele ruandische Haushalte in einem Land mit der höchsten afrikanischen Bevölkerungsdichte mit Holz oder Holzkohle kochen. Die Regierung räumt der Entwicklung alternativer, umweltschonender Energieformen daher hohe Priorität ein.

Die Regierung setzt inzwischen auch stärker auf eine Dezentralisierung der Energieproduktion und auf die Einführung erneuerbarer Energien.

Verkehr

Das Hauptstraßennetz mit gut 1000 km asphaltierten Straßen ist eines der besten in der Region. Hingegen sind viele der Zubringerstraßen in schlechtem Zustand, was die Einbindung mancher Regionen in den Wirtschaftskreislauf erschwert und verteuert.

Ein weiterer Ausbau des Straßennetzes erfolgt mit Unterstützung multilateraler Geberorganisationen (Weltbank, EU, AfDB).

Ruanda hat noch keinen Eisenbahnanschluss und verfügt nur über unbedeutende Binnenhäfen am Kivu-See. Im Rahmen der Ostafrikanischen Gemeinschaft wird geprüft, einen Anschluss an das kenianische und/oder tansanische Schienennetz herzustellen.

Die wichtigen Straßenverbindungen zu den nächsten Seehäfen Mombasa/Kenia und Daressalam/Tansania (je über 1500 km) sind in schlechtem Zustand. Allerdings wird die Asphaltstraßenverbindung zwischen Daressalam und Kigali zur Zeit renoviert.

Die Binnenlage, hohe Abgaben, geringe Transportvolumina und schwache Konkurrenz machen Ruanda zu einem der Länder mit den weltweit höchsten Transportkosten, die in den vergangenen Jahren infolge des stark gestiegenen Ölpreises nochmals überproportional anstiegen

Literatur / Quellen

Auswärtiges Amt: www.auswaertiges-amt.de

Chossudovsky, Michel: The Globalisation of Poverty", Zed Books, 1997

Krämer, Christoph (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, IPPNW): Krieg oder Menschenrechte? - Plädoyer für staatliche Souveränität und Völkerrecht, Interview mit ngo-online vom 24. Februar 2010.

Wikipedia: Ruanda