DIE Internet-Zeitung

offshore-windenergie

Die Nutzung der Windenergie im Meer wird als Offshore-Windenergie bezeichnet. In Offshore-Windparks kommen Windenergieanlagen mit einer Leistung von mehreren Megawatt (MW) zum Einsatz.

Offshore-Windenergie nutzt den Großkonzernen

Während die preisgünstige Windenergie an Land (Onshore-Windenergie) von den großen Energiekonzernen und von der Politik vielfach systematisch bekämpft wird, fördern sie die teure Offshore-Windenergie. Der Grund dafür ist einfach: Bei Windparks im Meer (Offshore) machen perspektivisch die großen Energiekonzerne das Geschäft, während von den Windenergieanlagen an Land meist andere Akteure profitieren.

Das Ganze hat System: Die deutsche Bundesregierung setzt sich zugunsten der Energiekonzerne für Atom- und Kohlekraftwerke sowie für Offshore-Windenergie und für die ferne Vision einer solaren Wüstenstrom-Erzeugung (Desertec) ein. Für all diese Großtechnologien kommen als Betreiber praktisch nur die großen Energiekonzerne in Betracht. Ihr "Geschäftsmodell": Strom zu erträglichen Kosten erzeugen und mit staatlicher Billigung zu weit überhöhten Preisen an die Bevölkerung und Unternehmen verkaufen.

Aufwändige Technik

Während die Windenergie-Nutzung an Land (Onshore) mit keinen grundlegenden technischen Schwierigkeiten mehr zu kämpfen hat, steht die Offshore-Windenergie auf hoher See noch vor großen Herausforderungen. Die Offshore-Technik ist alles andere als ausgereift:

Errichtung, Wartung und Reparatur auf See sind sehr stark von den Wetterbedingungen abhängig. Schlechte Wetterbedingungen und raue See könnten andernfalls zu wochenlangem Stillstand einer Anlage führen.

Offshore-Anlagen müssen im Vergleich zu Landanlagen deutlich größer sein, um die erheblichen Zusatzkosten für die Fundamente ("Gründung") und für Anbindung an das Stromnetz an Land (Netzanbindung) auszugleichen und einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. Das begründet die Tendenz zu möglichst großen und leistungsstarken Windenergieanlagen, um viel Strom zu erzeugen und somit hohe Einnahmen zu erzielen.

Solche Anlagen, die an die Meeresverhältnisse angepasst sind und ihre Zuverlässigkeit an Land bereits erwiesen haben, werden erst nach einigen Jahren Probebetrieb serienmäßig verfügbar sein.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) warnt vor diesem Hintergrund vor einem "übereilten Ausbau der Offshore-Windenergie". Denn einer solcher berge die Gefahr erheblicher infrastruktureller, wirtschaftlicher oder technischer Rückschläge in sich. Planer und Hersteller müssten zunächst Erfahrungen mit bewährten Windkraftanlagen und mit der Netzanbindung sammeln.

Küstennahe Flachwasser-Windparks der Konzerne

Kein Wunder gibt es die echte Offshore-Windenergie in großen Wassertiefen bislang noch nicht/kaum. Pilotanlagen werden bisher verhältnismäßig küstennah in flachen Gewässern bis etwa 30 Meter Wassertiefe errichtet. Hier einige Beispiele:

Der erste kommerzielle Offshore-Windpark vor der niedersächsischen Nordseeküste in der Deutschen Bucht, "alpha ventus", steht in etwa 30 Metern Wassertiefe. Der 60-Megawatt-Windpark mit zwölf Windkraftanlagen wird von der Deutschen Offshore Testfeld- und Infrastruktur GmbH & Co. KG (DOTI) betrieben, einer Tochtergesellschaft der Unternehmen EWE AG (47,5 %), E.ON Climate & Renewables GmbH und Vattenfall Europe New Energy GmbH (je 26,25 %).

Am 24. September 2010 hat der Energiekonzern Vattenfall den bis dahin größten Offshore-Windpark der Welt eröffnet. Die 100 Windenergieanlagen des 300-Megawatt-Windpark "Thanet" vor der Südostküste Englands (vor der Mündung der Themse) stehen in einer Wassertiefe von gerade mal 20 bis 25 Metern.

Der 48-Megawatt-Offshore-Windpark "Baltic I" in der Ostsee, 16 km vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommern, nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, wird vom Energiekonzern EnBW (Energie Baden-Württemberg) betrieben. Die 21 Windenergieanlagen stehen in einer Wassertiefe von 16 bis 19 Metern.

Der Offshore-Windpark "BARD Offshore 1" ist ein in Bau befindlicher Offshore-Windpark der BARD Engineering GmbH in der Nordsee. Der 400-Megawatt-Windpark mit 80 Windenergieanlagen à 5-Megawatt entsteht in einer Wassertiefe von rund 39 bis 41 Metern.

"Thorntonbank" ist ein Offshore-Windpark in der Nordsee auf der Sandbank Thornton etwa 30 km vor der Küste von Westflandern/Belgien zwischen Ostende und Zeebrügge. Die Wassertiefe beträgt maximal 27,5 Meter. Der Windpark soll zum geplanten Zeitpunkt seiner Fertigstellung im Jahr 2013 eine Gesamtleistung von 300 Megawatt umfassen. Angteilseigner sind (direkt/indirekt) unter anderem der deutsche Energiekonzerne RWE (über die Tochter Innogy, größter Anteilseigner mit 20,22 % seit Mai 2009), die Electricité de France (über die Tochter EDF energies nouvelles), das belgische Unternehmen C-Power NV aus Zwijndrecht und die Küstenbaufirma DEME.

Keine Illusionen - Windparks für Bürger

Trotz der Propaganda von Regierungen und Konzernen sollte man sich keine Illussionen über die kurzfristigen Chancen der Offshore-Windenergie machen. Derzeit sind die Ausbaupotenziale der Windenergie an Land noch sehr viel größer als im Meer. Und vor allem: Von der Windenergie an Land können Bürger/innen, Landwirte, mittlere Unternehmen und Kommunen profitieren, während bei der Offshore-Windenergie wieder einmal nur die Großkonzerne im Geschäft sind.

Quellen

Deutsche Energie-Agentur (dena).

Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).

Europäische Vereinigung für erneuerbare Energien (EUROSOLAR).

(none)