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Armut und Reichtum

Armut

Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimalstandards entspricht. Die Maßstäbe für diese Standards und die Vorstellungen über die Ursachen von Armut sind örtlich und zeitlich sehr verschieden.

Die WHO definiert Armut nach dem Einkommen. Danach ist arm, wer monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes zur Verfügung hat. In Deutschland sind das etwa 600 Euro.

Im theoretischen Grundverständnis unterscheiden sich ökonomische Konzepte, die Armut als Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen verstehen, von soziokulturellen Konzepten, die auch nichtmaterielle Bedürfnisse thematisieren, wie etwa das Fehlen ausreichender Bildungsmöglichkeiten.

Reichtum

Reichtum bezeichnet den Überfluss an verfügbaren Gütern, Geld bzw. Eigentum. Reichtum impliziert die Möglichkeit, andere Menschen für sich arbeiten und gefügig zu machen.

Das Sprichwort "Geld regiert die Welt" bedeutet, dass Reiche einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen Einzelner und teilweise auch auf die Entscheidungen einer Gesellschaft insgesamt ausüben können. Reichtum kann insofern die "freiheitlich-demokratische Grundordnung" massiv beeinträchtigen.

Hartz IV (Arbeitslosengeld, Sozialgeld) und Sozialhilfe

Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) war bis spätestens Ende der 1970er Jahre ein Staat mit nur wenig Armut. Der vorhandene Reichtum war kein allzu großes Thema. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) zeichnete sich durch geringe Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich aus.

Spätestens seit der Wiedervereinigung geht in Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich aber immer stärker auseinander. Mindestens jeder Elfte (7,6 Millionen Menschen) erhält inzwischen laut Statistischem Bundesamt Geld vom Staat, weil die Einkünfte nicht ausreichen, um aus eigener Kraft nicht ihren Lebensunterhalt zu bestreiten (2008).

Der größte Teil der Ausgaben entfiel nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf das "Arbeitslosengeld II" (Erwerbsfähige) und das "Sozialgeld" (nicht Erwerbsfähige). Diese beiden Leistungen werden umgangssprachlich auch als "Hartz-IV" bezeichnet.

Hinzu kommt die "Sozialhilfe", die insbesondere an bedürftige Rentner, an Menschen mit chronischen Krankheiten sowie an Kinder vergeben wird.

Niedriglöhne - 36 Prozent aller Beschäftigten

Dem 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (25. Juni 2008) zufolge arbeiteten 2005 über 36 Prozent der Beschäftigten in Deutschland für Niedriglöhne.

Statistische Methoden schönen Armut Hinsichtlich des so genannten "Armutsrisikos" gibt es ganz erhebliche Unterschiede zwischen der offiziellen Armutsberichterstattung der deutschen Bundesregierung und Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das DIW kommt zu erheblich höheren Zahlen für das Armutsrisiko in Deutschland.

Offenbar führt die von der Bundesregierung bei der Armutsberichterstattung bevorzugte Methode dazu, dass Geringqualifizierte, Migranten und Familien mit kleinen Kindern "untererfasst werden". Zudem gibt es Differenzen hinsichtlich der "Armutsrisikogrenze" in Euro pro Monat.

Verdeckte Armut

Die offizielle Armutsberichts-Berichterstattung in Deutschland ist Kritikern zufolge zudem blind gegenüber dem Problem der verdeckten Armut. Nicht erfasst seien Menschen, die aufgrund des stigmatisierenden und repressiven Charakters von Hartz IV keine Leistungen in Anspruch nehmen, obwohl sie bedürftig sind und Anspruch darauf hätten.

Ursachen der Armut in Deutschland

Die Linke in Deutschland kritisiert, dass viele Millionen Menschen absichtlich "arm gemacht" wurden "zugunsten einer Schicht, die inzwischen in Reichtum regelrecht badet". Die Steuer- und Abgabenpolitik habe "den einen das Geld aus der Tasche gezogen und den andern zugesteckt".

Hartz IV sei "die größte Enteignungswelle in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands", bei der Menschen entweder in die Arbeitslosigkeit "freigesetzt" oder genötigt würden, für zu geringe Löhne zu arbeiten.

Das Ausmaß des Reichtums wird offiziell verschwiegen

Obwohl es in regelmäßig einen "Armuts- und Reichtumsbericht", erfährt die Öffentlichkeit offiziell praktisch nichts über das Ausmaß an Reichtum in Deutschland. Insbesondere wird offiziell nicht dargelegt, in welchem Maße das Vermögen in Deutschland in relativ wenigen Händen konzentriert ist.

Zu gefährlich wäre es offenbar für die Geldvermögensbesitzer in Deutschland, würde das Thema "Reichtumskonzentration in der Hand weniger" öffentlich breit diskutiert. Auch die Massenmedien Deutschlands tragen nur wenig dazu bei, Licht ins Dunkel zu bringen - vermutlich deswegen, weil einflussreiche und vermögende Anteilseigner hinter den meisten Medien stehen oder wichtige Werbekunden sind.

Deutschland: Vermögensverhältnisse fast wie in einem Entwicklungsland

Man hält es kaum für möglich: In Deutschland herrschen inzwischen Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich, die entfernt bereits an die Zustände in Entwicklungsländern erinnern.

Die vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellte Studie "Gestiegene Vermögensungleichheit in Deutschland" (Auftraggeber: Hans-Böckler-Stiftung ) vermittelt ein desaströses Bild vom Ausmaß der Vermögenskonzentration in Deutschland:

  • Die reichsten 1 Prozent der Bevölkerung Deutschlands vereinigten im Jahr 2007 rund 23 Prozent allen Vermögens auf sich!
  • Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung hatten einen Anteil am Gesamtvermögen von 61,1 Prozent.
  • Die ärmeren 70 Prozent der Bevölkerung hingegen besitzen zusammen nur 9 Prozent des gesamten Vermögens.
  • 27 Prozent der Erwachsenen haben überhaupt nichts auf der hohen Kante beziehungsweise Schulden.

Das Gesamtvermögen in Deutschland abzüglich der Verschuldung wird der Studie zufolge auf 6,6 Billionen Euro geschätzt. Dazu zählen Häuser und Grundstücke, Geld, Wertpapiere, private Versicherungen, aber auch Gold, Schmuck und wertvolle Sammlungen.

Die super-reichen Deutschen mit Einfluss auf die Politik ...

Bei dem reichsten Prozent Deutschlands - größenordnungsmäßig 650.000 Menschen - handelt es sich noch immer nicht nur um die super-reiche Elite Deutschlands, die nicht nur viel Geld hat, sondern die vielmehr auch Einfluss nimmt auf gesellschaftliche Debatten, auf die Politik und auf die Gesetzgebung.

Die 65 Reichsten in Deutschland beziehen ein Durchschnittseinkommen von rund 50 Millionen Euro pro Jahr [Gert G. Wagner, 21.02.2008].

Die Liste der reichsten Deutschen nennt das geschätzte Vermögen von Einzelpersonen und Familien in Deutschland. Als Vermögen gelten unter anderem Firmenbeteiligungen, Grund- und Immobilienbesitz, Aktien, Privatsammlungen und Stiftungen, sofern es sich nicht ausdrücklich um gemeinnützige Stiftungen handelt. Großfamilien, deren Vermögen keinem überschaubaren Personenkreis mehr zugeordnet werden kann, sind nicht in der Rangliste.

Zu den reichsten Deutschen zählten laut "Forbes Magazine" im März 2010 mit den folgenden Vermögen:

  • Karl Albrecht (Aldi Süd), 23,5 Milliarden US-Dollar
  • Michael Otto & Familie (Otto-Gruppe), 18,7 Milliarden US-Dollar
  • Theo Albrecht (Aldi Nord), 16,7 Milliarden US-Dollar
  • Susanne Klatten (BMW, Altana), 11,1 Milliarden US-Dollar
  • August von Finck (Finck & Co, Allianz), 7,3 Milliarden US-Dollar
  • Klaus-Michael Kühne (Kühne), 6,8 Milliarden US-Dollar
  • Curt Engelhorn (BASF), 6,3 Milliarden US-Dollar
  • Stefan Quandt (BMW), 5,7 Milliarden US-Dollar
  • Reinhold Würth (Würth-Gruppe), 5,7 Milliarden US-Dollar
  • Karl-Heinz Kipp (Massa-Märkte), 5,0 Milliarden US-Dollar
  • Hasso Plattner (SAP), 5,0 Milliarden US-Dollar
  • Johanna Quandt (BMW), 5,0 Milliarden US-Dollar

Es ist für die Öffentlichkeit nicht wirklich abschätzbar, wie weit der Einfluss dieser und anderer super-reichen Personen (Familien) im Verhältnis zu Macht und Einfluss von großen Institutionen wie der Deutschen Bank, der Allianz etc. und ihren Spitzenmanagern trägt.

Literatur / Quellen: Bundesregierung: 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. 25. Juni 2008.

Forbes Magazine.

Wagner, Gert G.: Reiche in Deutschland - Das Oberschichten-Problem. sueddeutsche.de, 21.02.2008.

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