Subventionen umschichten
Vom Innovationsgipfel am morgigen Donnerstag bei Bundeskanzler Schröder (SPD) erwartet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) klare Aussagen zur Erschließung brachliegender Potentiale im Energie- und Verkehrsbereich. Um hier neue Innovationen fördern zu können, müssten Subventionen für unwirtschaftliche Technologien wie die Atomstromerzeugung, die Steinkohleförderung und die agrarische Überproduktion in Höhe von rund 30 Milliarden Euro abgebaut und rund 75 Milliarden von "unsinnigen" Projekten des Bundesverkehrswegeplans umgeschichtet werden. Auch Tabubereiche wie die Kernfusion, die Raumfahrt und die Rüstungsindustrie gehörten auf den Prüfstand.
QS-Siegel keine Garantie für Qualität bei Lebensmitteln
Die Verbraucher-organisation foodwatch hat scharfe Kritik an dem Prüfzeichen QS geübt, das die Lebensmittelwirtschaft in Eigenregie organisiert. Das QS-Siegel versuche, herkömmliche Massenware zu adeln. Weder die Qualitäts- noch die Sicherheitsbehauptungen könnten eingelöst werden, bilanziert Matthias Wolfschmidt bei der Vorstellung des 40-seitigen QS-Reports von foodwatch. Nach Recherchen von foodwatch seien auch bei QS-zertifizierten Schlachthöfen fehlende BSE-Tests festgestellt worden. Landesbehörden aus Bremen, Hamburg und Baden-Württemberg hätten die Beanstandungen von foodwatch bei neun QS-geprüften Schlachthöfen bestätigt.
Den höchsten Preis für Luxusliner zahlt die Natur
Die Umweltschutzorganisation WWF macht anlässlich der am Montag startenden Jungfernfahrt des weltgrößten Kreuzfahrtschiffes "Queen Mary 2" auf die Risiken für Natur und Meeresumwelt durch überdimensionale oder schlecht gemanagte Kreuzfahrtschiffe aufmerksam. Kreuzfahrten werden immer populärer. Durch die Tendenz zu immer gewaltigeren Riesenschiffen werden Überkapazitäten geschaffen, die auf die Preise drücken. Das geht häufig auf Kosten der Qualität und der Umweltstandards an Bord.
Wenn schon fliegen, dann "klimabewusst"
Fliegen schädigt das Klima. Mit einer einzigen Interkontinentalflugreise trägt jeder Fluggast, ob Rucksacktourist oder Konferenzteilnehmer, soviel zur globalen Erwärmung bei, wie durch viele Jahre Autofahren. Die wenigen, die das wissen, sind aber nicht immer gute Schwimmer und der Finger auf der Landkarte nicht unbedingt Ersatz. Eine Möglichkeit zur Kompensation stellt Germanwatch vor: Die Kompensation der Emissionen. Das Prinzip ist bei allen anbietenden Unternehmen gleich. Die klimaschädigenden Emissionen der Flugreise werden berechnet, der Kunde bezahlt eine entsprechende Abgabe, mit der Emissionen in gleicher Höhe durch ein Projekt, häufig in Entwicklungsländern, eingespart werden. Prominentes Beispiel ist die Flugreise der deutschen Regierungsdelegation unter Umweltminister Trittin zum Weltgipfel für Nachhaltigkeit in Johannesburg, 2002. Die Emissionen der Flugreise wurden durch energiesparende Häuser in Südafrika kompensiert.
Ein Drittel schummelt bei der Steuer
Trotz Reform und Amnestie bleibt Schummeln bei der Steuer für viele Bundesbürger ein Kavaliersdelikt. Das ergab eine repräsentative Ipsos-Umfrage für die Zeitschrift "Das Haus" unter 1000 Personen ab 14 Jahren. Demnach gehört es für mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) zum guten Ton, mit Bekannten Steuertricks auszutauschen (Männer: 43 Prozent, Frauen: 27 Prozent). Auch bei Versicherungen nehme es nicht jeder so genau: 86 Prozent finden Versicherungsbetrug zwar kriminell, 12 Prozent haben eine Schadensmeldung aber schon einmal "etwas hingebogen".
Sony startet eigenen Musik-Download
Der japanische Konzern Sony will im Frühling einen eigenen Online-Musikservice starten. Der Dienst mit dem Namen Sony Connect wird beim Launch mehr als 500.000 Songs von den Major Labels und unabhängigen Labels anbieten, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Der Konzern, zu dem auch eines der großen Musiklabels gehört, verspreche sich von dem Schritt vor allem positive Effekte für seine mobilen Geräte.
Gezüchteter Lachs stark verseucht
Gezüchteter Lachs ist deutlich stärker toxisch belastet als solcher aus natürlicher Umgebung. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie von Wissenschaftlern der Universtiäten Indiana, Michigan und New York gekommen. Die Verseuchung durch PCBs (polychlorierte Biphenyle), Dioxine und Pestizide ist bei den gezüchteten Fischen zehn Mal so hoch. Die folgenden Gesundheitsrisiken könnten die erzielbaren Vorteile für die Gesundheit entscheidend vermindern. Die Wissenschaftler untersuchten 700 gezüchtete und wilde Lachse aus der ganzen Welt. Beim Vergleich von gezüchtetem Lachs aus dem Atlantik mit wildem Lachs aus dem Pazifik zeigte sich, dass die Konzentration von 13 organischen Chlorverbindungen in den gezüchteten Tieren deutlich höher war. Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.
Landesbehörden spielen bei BSE mit dem Vertrauen der Verbraucher
Vor dem Hintergrund nicht oder unkorrekt durchgeführter BSE-Tests hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) an die Verantwortung der Bundesländer appelliert. Die zuständigen Landesbehörden spielten nicht nur mit dem Vertrauen der Verbraucher, sondern schadeten auch der Wirtschaft in ihrem eigenen Land, kritisiert der Verband. Er sieht in den Unzulänglichkeiten bei den BSE-Tests ein weiteres Indiz dafür, dass die verantwortlichen Politiker noch nicht erkannt hätten, dass präventiver gesundheitlicher Verbraucherschutz auch eine zentrale wirtschaftliche Komponente habe. Die Zahl der in Deutschland ohne BSE-Test geschlachteten Rinder steigt derweil weiter an. Allein in Nordrhein-Westfalen sei von Januar bis September 2003 das Fleisch von mindestens 160 ungetesteten Rindern in den Handel gelangt. Das teilte die Landesumweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) mit. In allen Fällen seien die Staatsanwaltschaften eingeschaltet worden oder es ermittelten die Veterinärämter der zuständigen Kreise und kreisfreien Städte.
US-Moskitos resistent gegen Insektizid
US-Forscher haben bei Moskitos Resistenzen gegen das Insektizid Pyrethroid festgestellt. Die Tatsache beunruhige nicht nur die Landwirte, sondern auch die Gesundheitsbehörden. Ausgerechnet jene Stechmücken würden nämlich für die Verbreitung des West-Nile-Virus verantwortlich gemacht, berichtet das Journal for Pest Management Sciences in seiner jüngsten Ausgabe. Die Studie der Forscher verweise zwar darauf, dass viele Insekten in Afrika und Asien gegen Pyrethroide tolerant sind, es aber bisher in Nordamerika keine Resistenzen gegeben hätte. Pyrethroide wurden als Nachfolge-Schädlingsbekämpfungsmittel von den hochgiftigen Substanzen wie DDT und Lindan eingesetzt.
"Good practice" - gute Beispiele gegen wilde Müllhalden gesucht
Im Rahmen von "Saubere Kommune - Rote Karte gegen wilden Müll" - einer Initiative des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und der Aktion Saubere Landschaft - werden beispielhafte Projekte und Aktionen gegen den "wilden Müll" gesucht. Die interessantesten Beiträge werden ausgezeichnet, in einer umfangreichen Dokumentation veröffentlicht und in New York bei der UNO-Generalversammlung vorgestellt. Alle Einsendungen nehmen an einer Verlosung teil: Preis 3 x 3.333 EURO.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützte bisher 250 Naturschutzvorhaben
Die Natur hat es schwer in Deutschland. Etwa die Hälfte der hier lebenden Pflanzen- und Tierarten sind gefährdet. Wichtige Ursachen: eine intensive Landwirtschaft sowie die Zerstörung und Zerschneidung natürlicher Lebensräume. Täglich werden über 100 Hektar Land für den Siedlungs- und Straßenbau verbraucht - aufs Jahr gerechnet entspricht dies mehr als der Hälfte Berlins. "Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, den Naturschutz stärker als bisher in die vorherrschenden Flächennutzungen einzubinden", sagt Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück. Seit ihrer Gründung hat die DBU 250 Naturschutzprojekte mit insgesamt 67,5 Millionen Euro gefördert. Eine Auswahl dieser Projekte stellt die neue DBU- Broschüre "Naturschutz" vor, die soeben erschienen ist.
Dosenpfand hat Innovationsschub bei Mehrweg-Verpackungen ausgelöst
Genau ein Jahr nach Einführung des Dosenpfandes zieht die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) eine durchweg positive Bilanz: "Allen Kassandra-Rufen der Einweglobby zum Trotz: Das Dosenpfand hat sich als Instrument des Mehrwegschutzes bewährt und einen Innovationsschub bei Mehrweg-Getränkeverpackungen ausgelöst", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). Nach sechs Jahren ununterbrochenem Rückgang der Mehrwegquote mit einem Niedrigststand von 50,2 Prozent im Dezember 2002 hat das Pflichtpfand auf Bier, Mineralwasser und Limonaden im Jahr 2003 die Mehrwegquote dauerhaft bei knapp 61 Prozent stabilisiert.
Angriffe auf die Presse nehmen zu - im letzten Jahr 42 Journalisten getötet
Im vergangenen Jahr starben 42 Journalistinnen und Journalisten in Ausübung ihres Berufes. Das ist der höchste Stand seit 1995, teilte Reporter ohne Grenzen (ROG) in Berlin und Paris mit. Die internationale Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit hat heute ihre Jahresbilanz für das Jahr 2003 vorgelegt. Alle Alarmsignale stünden demnach auf rot. 14 Reporter und Kameraleute kamen bis zum Jahreswechsel alleine im Irak ums Leben. Doch nicht nur die Gewalt im Irak überschattete das Jahr. Angriffe auf die Pressefreiheit haben erneut weltweit zugenommen, betont ROG.
Lebensgefahr durch brennende Computer
In nur wenigen Sekunden können Computer, Tastaturen, Bildschirme und Drucker brennen und Rauch und Giftgase in lebensbedrohlicher Konzentration entwickeln. Selbst ein Streichholz kann einen Brand auslösen, der den Menschen in den betroffenen Räumen nur wenig Zeit lässt, sich in Sicherheit zu bringen, berichtet das ZDF-Magazin WISO. Schnell drohe durch die starke Rauch- und Giftgasentwicklung der Erstickungstod.
Tierschutz-Aufruf gegen "Ei mit 3"
Seit dem Jahreswechsel müssen in der gesamten Europäischen Union alle Eier für Endverbraucher mit einem Herkunftsnachweis versehen werden. Während die Null für ökologische Freilandhaltung steht, steigen die Zahlen an, je schlechter es den Hennen geht. Die Drei steht dabei für Käfighaltung, in denen die Tiere kaum Platz haben, sich einmal um sich selbst zu drehen. Tierschützer fordern daher die Verbraucherinnen und Verbraucher unter dem Motto "Kein Ei aus Quälerei! Kein Ei mit 3!" auf, auf die Herkunft der Eier zu achten.
Polizisten müssen wegen Obdachlosentod ins Gefängnis
Die Verurteilung von zwei Stralsunder Polizeibeamten wegen des Todes eines Obdachlosen ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof bestätigte den Urteilsspruch des Landgerichts Stralsund. Demnach müssen die beiden mittlerweile vom Dienst suspendierten Polizisten für jeweils drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Ihnen wird der Tod eines betrunkenen Obdachlosen angelastet, den sie in einer Frostnacht vor einem Jahr am Stadtrand von Stralsund ausgesetzt hatten. Die Revisionen der Angeklagten gegen das Urteil wurden verworfen.
Vor mehr als 16 Monaten wurde Arjan Erkel im Kaukasus gefangengenommen
Am 1. Weihnachtstag befindet sich der Niederländer Arjan Erkel 500 Tage in Gefangenschaft. Der 33-jährige Projektleiter von Ärzte ohne Grenzen wurde am 12. August 2002 in der dagestanischen Hauptstadt Makhachkala von unbekannten bewaffneten Männern entführt. Dagestan ist eine Nachbarrepublik zu Tschetschenien und gehört zur Russischen Föderation. "Es ist eine unglaubliche Tortur, 500 Tage lang gefangen zu sein, ohne zu wissen, was am nächsten Tag passiert und ob eine Freilassung jemals stattfinden wird", sagte Thomas Nierle, Programmleiter von ÄRZTE OHNE GRENZEN.
Zwölf Atommülllager genehmigt - Musterklage in Grundremmingen vorbereitet
Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die Genehmigungen des Bundesamtes für Strahlenschutz für jetzt insgesamt 12 von der Atomindustrie an den bundesdeutschen AKW-Standorten beantragten Atommülllagern. Am AKW Gundremmingen nahe Ulm entsteht Deutschlands größtes Lager. Dort bereitet sich ein Widerstandsbündnis, unterstützt von der IPPNW, auf eine Klage gegen die erteilte Genehmigung vor.
Bürgerbegehren in Düren, Olpe und Siegen-Wittgenstein scheitern an Quorum
Am Sonntag scheiterten gleich drei Bürgerbegehren in Nordrhein-Westfalen. In den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe scheiterten bei zwei parallelen Abstimmungen zum gleichen Thema die beiden Bürgerbegehren, die sich gegen den Verkauf der Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS) gewandt hatten. Beide Begehren erreichten zwar Abstimmungsmehrheiten von 96,3 Prozent in Siegen-Wittgenstein und 97,4 Prozent in Olpe, erreichten aber nicht gleichzeitig die vorgeschriebene Mindestzustimmung von 20 Prozent der Stimmberechtigten. In Düren scheiterte ein Bürgerbegehren für den Erhalt einer Zeder des ehemaligen evangelischen Gemeindehauses trotz einer Mehrheit von 80 Prozent ebenfalls an der Abstimmungshürde.
Flüchtlingsboot gesunken - 60 Asylsuchende ertrunken
Auch in der Weihnachtszeit bleiben die Türen für Schutzsuchende in Europa geschlossen. Deutsche und europäische Asylpolitiker handeln weitestgehend nach dem Motto des Herbergsbetreibers von Bethlehem: ‚Fenster und Türen verriegeln, es ist kein Platz mehr da.‘ - mit tödlichen Folgen. Am Samstagabend starben 60 Flüchtlinge zwischen der türkischen Mittelmeerküste und der griechischen Insel Rhodos. Schutzsuchende u.a. aus dem Irak und Afghanistan ertranken bei dem Versuch, das Territorium der Europäischen Union (EU) zu erreichen und Schutz zu finden. Aus der Sicht von PRO ASYL tragen die EU-Staaten eine zentrale Mitverantwortung für das tausendfache Sterben an den europäischen Außengrenzen.