DIE Internet-Zeitung
Welttierschutztag 2002: Keine Wildtiere als Wegwerfware | PRO WILDLIFE prangert unkontrollierten Wildtierhandel in Deutschland an

Wildtiere | Kein Zirkus, Handel oder Jagd sollte erlaubt sein

Am

Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober weist PRO WILDLIFE auf den zunehmend unkontrollierten Handel mit Wildtieren hin: "Sogenannte Wildtierbörsen schießen derzeit in ganz Deutschland wie Pilze aus dem Boden. Dort werden Raubtiere, Wildvögel oder Giftschlangen an völlig unbedarfte Halter verkauft. Auch im Internet können seltene und gefährliche Arten einfach per Mausklick geordert werden", betont PRO WILDLIFE Sprecherin Daniela Freyer. Viele der Tiere werden immer noch der Natur entrissen, immer neuen Arten droht durch den Handel mit exotischen "Heimtieren" die Ausrottung. Deutschland sei hierbei einer der größten Absatzmärkte weltweit. Die Münchner Artenschutzorganisation fordert die Bundesregierung auf, konsequenter gegen die Plünderung der Natur vorzugehen. PRO WILDLIFE verweist dabei auch auf die erheblichen Probleme, die bei der Privathaltung solcher Tiere entstehen.


Hunderttausende geschützte Vögel und Reptilien sowie Tausende Amphibien werden jedes Jahr allein nach Deutschland eingeführt. Hinzu kommen zahllose ungeschützte Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Millionen Zierfische. Ein erheblicher Teil dieser Tiere wird immer noch aus der Wildnis gefangen: So sind z.B. neun von 10 importierten Papageien sowie 95% aller Meerwasser-Zierfische Wildfänge. Insbesondere bei preiswerten Arten ist der Handel mit Wildfängen wesentlich lukrativer als die aufwändige Nachzucht. Die Folgen solcher Plünderungen für die Artenvielfalt sind kaum abschätzbar. Neben Zoofachgeschäften, Gartencentern und Warenhäusern werden Wildtiere auch auf sogenannten Börsen, per Internet und über Kleinanzeigen verkauft. Das Artenspektrum reicht dabei von Raubtieren über Kleinbären, Affen, Beuteltieren, Papageien, Prachtfinken, Chamäleons bis hin zu bedrohten Korallenfischen und seltenen Taranteln. Viele dieser Arten sind für eine Privathaltung gänzlich ungeeignet.

Ein Sachkundenachweis des Besitzers ist selbst für anspruchsvollste Arten nicht vorgeschrieben. Auch für die Haltung gefährlicher Arten gibt es nur in acht Bundesländern Regelungen. "Ein regelrechter Verschleiß solcher Wildtiere in Privathaltung ist die Folge dieses unkontrollierten Handels", so die Biologin Freyer. So wird der Besatz von 80 Millionen Zierfischen in Deutschland jährlich etwa viermal ausgetauscht - ein Jahres"verbrauch" von 320 Millionen Tieren!

Deutschland ist eines der wichtigsten Importländer für exotische Wildtiere und trägt somit besondere Verantwortung zum Schutz dieser Tiere. So werden auf der nächsten Tagung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (englisch CITES) strengere Schutzbestimmungen auch für Arten diskutiert, für die Deutschland Absatzmarkt ist. Hierzu gehören Papageien aus Südamerika und Afrika, diverse Reptilien aus Madagaskar, mehrere Schildkröten aus Südostasien sowie Seepferdchen.

Neben den Importen stehen auch Handel und Haltung von Wildtieren hierzulande in der Kritik. "Die Bundesregierung hat in der kommenden Legislaturperiode nicht nur die Chance, sondern auch die Verpflichtung, ihrer zentralen Verantwortung als einer der größten "Verbraucher" von Wildtieren gerecht zu werden und den Handel mit Wildtieren endlich einzuschränken", so die ProWildlife Sprecherin abschließend.

Am 01-10-2002

Tierschützer fordern: Zirkus ohne Wildtiere

Exoten in die Wildnis, nicht in die Manege

Mitglieder der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ demonstrierten am Mittwoch vor dem Zirkus Krone in Hannover und fordern ein Haltungsverbot von Wildtieren in Zirkussen. Die Aktivisten waren als Elefant, Affe, Löwe, Tiger und Giraffe verkleidet und steckten mit den Oberkörpern in engen Käfigen. Die Tierschützer machen damit auf die unzumutbaren Haltungsbedingungen vieler Zirkustiere aufmerksam.

Zirkus Krone führt neben zahlreichen anderen Tieren auch Elefanten, Löwen, Affen, eine Giraffe und ein Flusspferd mit. "Die Haltungsbedingungen für diese Tiere sind in keiner Weise artgerecht", erklärt „Vier Pfoten“ Wildtierexperte Robert Kleß. "Wegen ihres schweren Körperbaus verbringen Flusspferde in der Natur die meiste Zeit im Wasser. Bei Krone steht dem Flusspferd nur ein winziges Wasserbecken zur Verfügung. Nicht besser ergeht es der Giraffe: Kalte und feuchte Witterung ist für sie schädlich. Zu dieser Jahreszeit findet die Giraffe bei Krone nur in ihrem Wagen Schutz, der ihr keinerlei Auslauf ermöglicht."

Bereits am 15.Oktober 2002 demonstrierte „Vier Pfoten“ in Hamburg vor Zirkus Krone. Die Sprecherin des Betriebes wies damals jede Kritik zurück und berief sich auf die Einhaltung der existierenden Vorgaben für die Zirkustierhaltung. Robert Kleß dazu: "Die bestehenden gesetzlichen Regelungen sind aus Tierschutzsicht völlig ungenügend. Die Haltung der Wildtiere entspricht bei Krone bei weitem nicht den Anforderungen eines zeitgemäßen Tierschutzes."

Neben den mangelhaften Haltungsbedingungen bergen vor allem die ständigen Ortswechsel und die damit verbundenen langen Transporte für die Tiere Strapazen. Auch die Dressuren sind fragwürdig, denn das Tier muss sich dabei stets dem Willen des Menschen unterwerfen. Die erlernten Kunststücke widersprechen oftmals den Instinkten und dem natürlichen Verhalten der Tiere. Verhaltensstörungen, wie beispielsweise das Schaukeln des Kopfes beim Elefanten, sind deshalb häufig bei Zirkustieren zu beobachten.

"Wildtiere gehören nicht in den Zirkus", betont „Vier Pfoten“ Wildtierexperte Robert Kleß. "Wir fordern Zirkus Krone erneut auf, zukünftig auf Wildtiere zu verzichten. An die Politik appellieren wir, sich für ein Verbot der Wildtierhaltung im Zirkus einzusetzen."

Am 31-10-2002

Konferenz diskutiert weltweiten Schutzstatus von Wildtieren und Pflanzen

Streit um bedrohte Arten

Am kommenden Montag beginnt die 12. Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, die vom 3. Bis 15. November in Santiago / Chile stattfindet. Zur Diskussion stehen 59 Anträge zur Änderung des Schutzes von insgesamt über 160 Tier- und Pflanzenarten. Neben den kontroversen Debatten um die Wiederaufnahme des Handels mit Elfenbein und Walfleisch geht es u.a. auch um einen verbesserten Schutz für Papageien, Schildkröten, Seepferdchen, Haie, Chamäleons und Mahagoni.

Während Tierhändler, Walfänger und Jäger rücksichtslos selbst hochbedrohte Arten auch weiterhin plündern wollen, warnen Naturschützer vor dramatischen Bestandsrückgängen vieler Arten. Pro Wildlife-Mitarbeiter nehmen an der Konferenz teil und werden regelmäßig berichten: "Es gilt, den skrupellosen Geschäften mit bedrohten Arten einen Riegel vorzuschieben", so eine Sprecherin.

Die Debatten auf der Konferenz werden sich auf die folgenden Schwerpunkte konzentrieren:

Elefanten: Fünf südafrikanische Länder (Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe und Sambia) wollen die Freigabe von zunächst 87 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen und eine weitere jährliche Exportquote von 12 Tonnen durchsetzen. Die Freigabe des Elfenbeinhandels würde der Wilderei und dem deutlich angestiegenen Elfenbein-Schmuggel weiteren Auftrieb geben. Die Elefantenbestände in Asien und Afrika sind rückläufig.

Traditionelle Chinesische Medizin: Ganze 22 Arten asiatischer Sumpfschildkröten (12 Anträge) und 32 Arten Seepferdchen sollen geschützt werden. Die Bestände sind innerhalb kurzer Zeit kollabiert - durch massive Wildentnahmen v.a. für die Märkte in Ostasien, wo den Tieren eine heilende Wirkung zugesprochen wird. Pro Wildlife konnte bei der letzten WA-Konferenz 2000 erstmals das Interesse der WA-Staaten auf die Bedrohung der Schildkröten in Asien lenken und den Schutz von neun Arten erreichen.

Wale: Japan beantragt, das Handelsverbot für Zwerg- und Brydewale aufzuheben. Dies würde das weltweite Walfangverbot aushebeln und wäre Anreiz für andere Länder, wieder in die Waljagd und den Handel mit Walfleisch einzusteigen. So will Island im kommenden Jahr 200 Finnwale, 68 Seiwale und 250 Zwergwale töten.

Papageien und andere exotische Heimtiere: Für viele Papageienarten reicht der bisherige eingeschränkte Schutzstatus nicht aus. Die drohende Ausrottung von vier Arten soll nun durch ein absolutes Handelsverbot verhindert werden. Auch die seltene Flachrückenschildkröte sowie 26 Chamäleon- und vier Froscharten aus Madagaskar sollen besser geschützt werden. Alle diese Arten sind durch die immense Nachfrage nach exotischen Heimtieren gefährdet - unzählige dieser Tiere landen auch in Deutschland.

Kommerziell genutzte Fischarten: Für Riesen- und Walhaie, den Schwarzen Seehecht und den Napoleonfisch sollen erstmals internationale Handelskontrollen erlassen werden. Gerade die Flossen von Haien sowie das Fleisch des Seehechtes und des Napoleonfisches erzielen gigantische Preise auf den Fischmärkten und in Feinschmeckerlokalen. Die Bestände werden deshalb rücksichtslos geplündert.

Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) wurde 1973 ins Leben gerufen und trat zwei Jahre später in Kraft. Es gibt drei Schutzkategorien: Anhang I listet vom Aussterben bedrohte Tierarten, für die ein absolutes Handelsverbot gilt. Anhang II umfasst bedrohte Arten, für die der Handel einer Beschränkung und Überwachung unterliegt. Anhang III ermöglicht Ländern, ihre nationalen Bestände unter Schutz stellen zu lassen. Inzwischen sind 160 Länder dem bedeutendsten internationalen Artenschutzinstrument beigetreten. Alle 2-3 Jahre stimmen die Vertragstaaten über Änderungen der Anhänge ab.

Am 31-10-2002

Frühjahrs-Jagd auf Grizzlybären in Kanada beginnt mit vielen deutschen Jägern

Wildtiere

Anfang April wird in British Columbia (BC, Kanada) die Jagdsaison auf den Grizzly, den nordamerikanischen Braunbären, wieder beginnen - allen Protesten von Wissenschaftlern und Naturschützern zum Trotz. Hunderte Bären werden in BC jährlich von Trophäenjägern erlegt. Deutsche nehmen hierbei nach US Amerikanern eine traurige Spitzenposition ein. Experten befürchten, dass die Jagd die Grizzlybestände unwiderruflich dezimiert. Sie kritisieren, dass die offiziellen Jagdquoten überhöht sind und zudem nicht eingehalten werden. Die Münchner Artenschutzorganisation Pro Wildlife fordert deshalb, die Einfuhr von Grizzly-Trophäen nach Deutschland und in die EU zu verbieten. Ein entsprechender Entschluss würde wesentlich zum Erhalt der bedrohten Tiere beitragen.

12.802 Grizzlies gab die Provinzregierung von BC in den letzten 38 Jahren zum Abschuss frei - ein Aderlass, den die Bestände nach Expertenmeinung nicht verkraften können. Zusätzlich werden unzählige weitere Tiere von Wilderern erlegt oder fallen Unfällen und der zunehmenden Zerstörung ihres Lebensraumes zum Opfer. Betuchte Hobbyjäger, überwiegend aus den USA und Deutschland, bezahlen rund 10.000 US Dollar für eine "Pauschalreise" inklusive Erlegung der gefährdeten Tiere. Die Einfuhr der streng geschützten Art in die EU zu "kommerziellen Zwecken" ist verboten - für Trophäenjäger werden jedoch großzügige Ausnahmen gewährt.

Viele Wissenschaftler warnen seit langem vor dem Rückgang der Grizzlies und forderten gemeinsam mit über 100 Naturschutzorganisationen ein Verbot der Jagd, zumal zusätzlich Wilderei, Unfälle und Lebensraumzerstörung hohe Verluste verursachen. Einer aktuellen Analyse zufolge ist es möglich, dass der Grizzlybestand in BC innerhalb von 30 Jahren um mehr als 20 Prozent abnimmt. "Die kanadische Regierung behauptet, die Bejagung würde den Bärenbestand nicht beeinträchtigen. Doch von offizieller Seite in Auftrag gegebene Studien, die das Gegenteil behaupten, werden ignoriert oder sogar aus dem Verkehr gezogen", berichtet Daniela Freyer von Pro Wildlife. Sogar ein bereits verhängtes Jagdmoratorium wurde nach einem Regierungswechsel kurzerhand wieder aufgehoben - gemäß einem Wahlversprechen an die einflussreiche Jagdlobby.

"Es ist überdeutlich, dass die Bären in BC politischen Interessen geopfert werden", so die Pro Wildlife Expertin. "Bisher hat die Provinzregierung von BC jedes Jahr aufs Neue die exzessive Bejagung genehmigt, ohne überhaupt die Anzahl der dort lebenden Grizzlies zu kennen. Die Regierung behauptet, es gäbe in BC noch etwa 14.000 Braunbären und beruft sich hierbei auf äußerst spekulative Hochrechnungen. Experten hingegen gehen davon aus, dass die offiziellen Bestandsschätzungen sowie die Jagdquoten stark überhöht sind.

Deutsche Jagdgäste sind nach US-Amerikanern die aktivsten Bärentöter in Kanada. Doch die EU wird möglicherweise im Mai über ein Importverbot für Braunbär-Trophäen aus BC entscheiden. Bereits im November 2001 war eine EU-Expertengruppe zu dem Schluß gekommen, dass die Bärenjagd in BC nicht vertretbar ist und hatte ein Embargo für Trophäen verhängt. Allerdings hob sie dieses bereits wenige Monate später vorläufig auf - nachdem die kanadische Regierung zukünftige Untersuchungen angekündigt hatte, ohne jedoch genaue Daten vorzulegen.

Am 28-03-2003

Deutschland größter Absatzmarkt für Wildtiere und -pflanzen

Ungeschützt

Insgesamt 14 Arten- und Umweltschutzverbände schlossen sich in einem gemeinsamen Schreiben der Forderung der Tierschutzorganisation Pro Wildlife an, zukünftig die Importe ungeschützter Wildtiere und -Pflanzen nach Deutschland zu erfassen. Bislang scheitert die Unterschutzstellung von bedrohten Arten häufig am Fehlen dieser konkreten Handelsdaten. Trotzdem sähen die zuständigen Minister Trittin und Eichel, in deren Ressorts der Artenschutz und die Zollbehörden fallen, bisher nur wenig Handelsbedarf. Sie wollten lediglich den Import von Echsen und Schlangen für 12 Monate registrieren. Für Artenschützer sei das eine halbherzige und willkürliche Maßnahme, da Echsen und Schlangen nur einen kleinen Teil der gehandelten Wildtiere ausmachten. Dabei sei Deutschland einer der größten Absatzmärkte für Wildtiere und -pflanzen.

So würden in jüngster Zeit zunehmend exotische Säugetiere wie Gürteltiere, diverse Kleinbären, Raub- und Beuteltiere als "Haustiere" verkauft, Tropenholzprodukte und Arzneien aus Wildpflanzen werden immer beliebter, der Handel mit tropischen Fischen, Vögeln und Fröschen boome. Immer neue Arten seien von der anhaltenden, teilweise steigenden Nachfrage in Deutschland betroffen. Die 15 Verbände warnen vor den Folgen dieser massenhaften und nahezu unkontrollierten Wildentnahmen für die Artenvielfalt.

1999 hatte die Bundesregierung schon einmal für sechs Monate die Importdaten für ungeschützte Vögel und Reptilien erfasst und ausgewertet. Schon diese begrenzte Maßnahme hätten für einige Arten prompt zu ersten erfolgreichen Schutzinitiativen innerhalb der EU geführt. Die Artenschützer fordern deshalb eine Wiederaufnahme der Erfassung - und zwar nicht nur für willkürlich ausgewählte Artengruppen, sondern auf alle Wildtiere und -pflanzen. Die Organisationen betonen auch, dass eine generelle Erfassung aller Importe sogar eine Arbeitserleichterung für die Zollbeamten bedeuten würde: Ein einheitliches Erfassungsverfahren würde den Arbeitsablauf auch ohne spezielle Artenkenntnisse jedes einzelnen Zollbeamten ermöglichen.

"Während unsere heimischen Arten weitgehend über das Naturschutzgesetz geschützt sind, können viele Wildtiere und -Pflanzen aus fernen Ländern immer noch hemmungslos geplündert werden", kritisiert Sandra Altherr von Pro Wildlife. Die derzeit anstehende Novellierung der Bundesartenschutzverordnung schaffe erneut keine Abhilfe dieses eklatanten Widerspruchs.

Zu den Unterzeichner gehören Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Bund gegen Missbrauch der Tiere, Care for the Wild, Deutscher Naturschutzring (DNR), Eurogroup against Birdcrime, Greenpeace Deutschland, Internationaler Tierschutz-Fond (IFAW), das Jane Goodall Institute, Komitee gegen den Vogelmord, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Pro Regenwald, PRO WILDLIFE, Rettet den Regenwald, Umweltstiftung WWF und Vier Pfoten.

Am 15-09-2003

Hessen beantragt Verbot von Wildtieren im Zirkus

Unterstützung von Tierschützern

Zirkusbesucher müssen vielleicht künftig auf Darbietungen von Affen, Elefanten und Großbären verzichten. Der Bundesrat verwies gab am Freitag in Berlin einen Entschließungsantrag des Landes Hessen zur Beratung in die Ausschüsse, wonach das Halten dieser wildlebenden Tierarten in Zirkusbetrieben verboten werden soll. Eine Übergangszeit für vorhandene Tiere ist vorgesehen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, bei Affen, Elefanten und Großbären seien die Haltungsprobleme offensichtlich. Unterstützung erhielt er von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Die Bundesratsinitiative sei ein erster wichtiger Schritt, um die tierquälerische Wildtierhaltung langfristig zu beenden. "Jedoch nur ein grundsätzliches Haltungsverbot von allen Wildtieren im Zirkus löst die mit der Haltung verbundenen Probleme", sagt Vier Pfoten-Wildtier-Kampaigner Robert Kleß.

In der Antragsbegründung heißt es, Wildtiere seien nicht zähmbar und stellten häufig besonders hohe Ansprüche an ihre Unterbringung, Ernährung, Pflege sowie an die Sachkunde des Halters. Bei einigen Tierarten könnten diese Ansprüche in einem reisenden Zirkus nicht erfüllt werden, da sie einen Großteil ihres Lebens in engen Transportwagen verbrächten.

Dabei verfügten die wenigsten Zirkusbetriebe über geeignete, beheizbare Winterquartiere und seien zudem oft nicht in der Lage, die finanziellen Mittel für erforderliche Anschaffungen, Unterhalts- und Tierarztkosten aufzubringen. Als Folge der nicht immer artgerechten Haltung zeigten diese Tiere oft Verhaltungsstörungen, seien von Erkrankungen oder sogar Todesfällen bedroht. Darüber hinaus sei die zentrale Erfassung aller Wanderzirkusse erforderlich, um eine wirkungsvolle, länderübergreifende Überwachung zu garantieren.

Die Vorgaben für die Haltung von Tieren im Zirkus sind bisher in sogenannten Leitlinien beschrieben. Diese Leitlinien sind nach Ansicht von Vier Pfoten bei weitem nicht ausreichend und gewährleisteten keine artgemäße Haltung der Wildtiere. Aber selbst diese Minimalanforderungen würden in der Praxis häufig nicht eingehalten.

Auch die zuständigen Amtsveterinäre seien mit der fachlichen Beurteilung des Gesundheitszustandes der exotischen Tiere oft überfordert. Selbst wenn Defizite und Missstände aufgedeckt würden, seien ihnen und den Behörden häufig die Hände gebunden. Einerseits fehle vielen Zirkussen das Geld und die Kapazitäten, nachhaltige Verbesserungen für die Haltung der Tiere umzusetzen. Andererseits könnten die Behörden die Tiere nicht beschlagnahmen, weil keine geeigneten alternativen Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden seien.

Vier Pfoten forderte, Neu- und Ersatzbeschaffungen von Wildtieren müssten sofort verboten werden. Ebenso müsse schnellstmöglich ein Bundeszentralregister zur besseren Kontrolle und Transparenz der Tierhaltung im Zirkus eingerichtet werden.

Am 26-09-2003

Keine Wildtiere im Zirkus

Bundesratsentscheidung

Die heutige Entscheidung des Agrarausschusses des Bundesrates für ein grundsätzliches Wildtier-Haltungsverbot in Zirkussen (z.B. Affen, Bären und Elefanten) bezeichnet die Artenschutzorganisation Pro Wildlife als einen Meilenstein für den Tierschutz. Der Agrarausschuss hat am heutigen Montag einen Antrag Bayerns angenommen, der ein grundsätzliches Haltungsverbot für Wildtiere in Zirkussen empfiehlt. Der Vorschlag erweitert eine Initiative Hessens, die Haltung von Affen, Großbären und Elefanten zu untersagen. Das für Tierschutz zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium hatte noch am Freitag im Bundesrat erklärt, die artgerechte Haltung von Wildtieren in Zirkussen sei durch das Tierschutzgesetz ausreichend geregelt.

Doch die traurige Praxis in den Zirkusunternehmen widerlege dies, so die Kritik. "Ministerin Künast, die zum Beispiel bei den Legehennen großes Engagement für den Tierschutz bewiesen hat, muss nach der Entscheidung des Bundesrates nun auch für Wildtiere im Zirkus aktiv werden", so Pro Wildlife Sprecherin Freyer. Für Wildtiere seien die Lebensumstände in Zirkussen völlig inakzeptabel. Bundesministerin Künast sei jetzt aufgefordert, die Entscheidung des Bundesrates möglichst schnell in die Tat umzusetzen, um das Leid in der Manege zu stoppen. Auch die beschlossene Einrichtung eines Zentralregisters für Zirkustiere würde zukünftig eine bessere bundesweite Kontrolle der Tierhaltung und -herkunft ermöglichen.

Als Durchbruch beurteilt Freyer auch den Beschluss, ein Zentralregister für die Tierhaltung in Zirkussen einzuführen. "Bislang scheitern Auflagen von engagierten Amtstierärzten vor Ort daran, dass der Wanderbetrieb nach kurzer Zeit weiterzieht - oft mit unbekanntem nächstem Aufenthaltsort. Eine Kontrolle, ob die vom Tierarzt angeordneten Verbesserungen tatsächlich umgesetzt werden, ist damit bislang nahezu unmöglich", erläutert die Biologin. Zukünftig könnten Amtstierärzte die Vorgeschichte und Herkunft eines bestimmten Tieres zentral überprüfen.

Tierschutzverbände hatten sich bis zuletzt bei den Bundesländern für ein umfassendes Haltungsverbot von Wildtieren in Zirkussen eingesetzt. Unter Zirkusbedingungen seien die Bewegungsmöglichkeiten für die Wildtiere drastisch eingeschränkt, ausgeprägtes Wanderverhalten (wie bei Bären, Elefanten oder Giraffen), Klettern ( Affen, Tiger) oder Schwimmen (Robben, Flusspferde) wären nicht möglich. Fatale Folgen habe auch das Ignorieren des artspezifischen Sozialverhaltens, wie die Einzelhaltung von Gruppentieren (bei Affen, Elefanten, Löwen, Giraffen, Robben) oder die Gruppenhaltung von größtenteils solitär lebenden Arten ( Bären, Tiger). Die Haltungsbedingungen in Zirkussen führten in der Praxis häufig zu massiven Verhaltensstörungen (zum Beispiel Autoaggression, stereotypes Auf- und Abgehen, Weben), Krankheiten und frühzeitigem Tod.

Am 29-09-2003

Unseriöser Verkauf von Wildtieren nimmt weiter zu

Tierschutz gefordert

Der Wildtierhandel in Deutschland erreicht neue Dimensionen: Auf regelrechten Flohmärkten werden zunehmend Raubtiere, gefährliche Schlangen und Skorpione sowie gestresste Affen, Chamäleons und Wildvögel verramscht. "Spezialbörsen für Wildtiere schießen in ganz Deutschland wie Pilze aus dem Boden", kritisiert Dr. Sandra Altherr, Biologin bei Pro Wildlife. "Unzählige Wildtiere, die für Privathaushalte völlig ungeeignet sind, werden an ahnungslose Laien verkauft. Das Leiden und Sterben solcher Tiere ist vorprogrammiert." Pro Wildlife kritisiert die erhebliche Gesetzeslücke, die solche Tierbörsen zulässt, und fordert die Bundesregierung auf, endlich tätig zu werden. Besonders alarmierend sei das zunehmende Interesse an exotischen Säugetieren und gefährlichen Arten.

Der Handel mit Exoten als Haustiere boomt: Seit Anfang der 90er Jahre habe die Haltung von Reptilien in deutschen Haushalten dramatisch zugenommen. Allein 200.000 Riesen- und 100.000 Giftschlangen leben nach Schätzungen von Experten unter deutschen Dächern - Tendenz steigend. Neben zahlreichen kleineren Veranstaltungen findet in Deutschland die "weltgrößte Reptilienbörse" statt.

Nun entwickle sich ein neuer Markt: "Exotische Säugetiere sind der letzte Schrei - wegen ihres oft niedlichen Aussehens oder einfach, weil man ein Haustier haben will, das sonst keiner in der Nachbarschaft besitzt", berichtet Altherr. Zu den angebotenen Arten gehörten Kleinbären, Raubtiere, Affen, Gürteltiere, Fledermäuse, Stinktiere und zahlreiche weitere Arten, von denen viele sogar aus freier Wildbahn stammten. "Einige Käufer greifen gezielt auf exotische Fledermäuse oder Igel zurück, weil die bei uns heimischen Arten im Gegensatz zu den Exoten streng geschützt sind. Die Bundesregierung muss diesem Treiben einen Riegel vorschieben", fordert Pro Wildlife.

Die Wildtierbörsen verursachen eklatante Tierschutzprobleme: Zum einen würden die Tiere unter skandalösen Bedingungen verkauft: winzige Behältnisse ohne Rückzugsmöglichkeiten, nachtaktive Arten in gleißendem Licht, gestresste Tiere würden herumgereicht, sogar verletzte oder kranke Tiere verkauft.

Zum zweiten seien viele der angebotenen Tiere Wildfänge, die eigens für den Handel eingefangen wurden. Die Tiere haben schlimme Strapazen hinter sich. Die Auswirkungen auf die Wildtierbestände bleiben oft unbekannt.

Zum dritten würden gefährliche Arten angeboten: Gift- und Riesenschlangen, Skorpione oder Raubtiere wie z.B. Nasenbären: Diese bissigen Kleinbären sehen harmlos aus, können aber mit ihren messerscharfen Zähnen in kürzester Zeit einen ausgewachsenen Schäferhund töten.

Zum vierten würden Arten einzeln verkauft, die eigentlich in großen Gruppen oder Familienverbänden leben (z.B. Affen, Erdhörnchen, Präriehunde). Diese Tiere leiden erheblich unter ihrer isolierten Haltung.

Und zum fünften wären die oft unerfahrenen Halter, die auf Börsen Wildtiere spontan kaufen, schnell den enormen Ansprüchen ihrer Schützlinge nicht mehr gewachsen. Die Tiere würden vernachlässigt, litten an Krankheiten, stürben oder würden ausgesetzt. Tierheime müssten immer häufiger Stinktiere, Kleinbären und andere exotische Tiere aufnehmen.

Am 27-10-2003

"Stars in der Manege" widerspricht Verbot von Wildtieren im Zirkus

Tierschutz

Am 6. Dezember wird die Sendung "Stars in der Manege" im Kronebau in München aufgezeichnet. Wie jedes Jahr wirken dabei neben vielen Künstlern, Artisten und Prominenten auch Wildtiere wie Elefanten, Tiger und Löwen mit, unter der fortlaufenden Kritik von Tierschützern. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisiert den Auftritt der Exoten in der Show als nicht tierschutzkonform und fordert, zukünftig auf Wildtiere zu verzichten. Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundesrat für ein grundsätzliches Verbot von Wildtieren im Zirkus gestimmt.

Die Mehrheit der Bundesländer habe damit erkannt, dass die Haltung von Wildtieren im Zirkus mit zahlreichen Problemen verbunden und mit dem Tierschutzgesetz nicht in Einklang zu bringen sei. "Vor dem Hintergrund dieser öffentlichen Diskussion und der politischen Entscheidung ist es völlig unverständlich, dass dieses Jahr erneut Wildtiere in der ARD-Sendung auftreten sollen", betont Robert Kleß, Wildtier-Experte bei der Tierschutzorganisation. Elefanten, Tiger und Löwen blieben Wildtiere, auch wenn sie in menschlicher Obhut aufgewachsen seien. Ihre Bedürfnisse nach artgemäßer Bewegung und Beschäftigung könnten im Zirkus nicht befriedigt werden. So brauchten Elefanten für ihr Wohlbefinden den Kontakt zu Artgenossen und eine reich strukturierte Umgebung, in der sie sich frei bewegen und beschäftigen könnten. Tiger seien ebenfalls sehr bewegungsfreudig und benötigen beispielsweise Kletter- und Versteckmöglichkeiten, Kratzbäume und Spielmöglichkeiten sowie Wasser zum Schwimmen und Baden. "Ein fahrendes Zirkusunternehmen kann diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Die Arbeit in der Manege und die Dressuren, die den Tieren allzu oft völlig artuntypische Verhaltensweisen abverlangen, bieten keinen Ausgleich für den Bewegungs- und Beschäftigungsmangel.?, so Kleß.

Zudem bedeute das häufige Umherreisen, die ständig wechselnde Umgebung und der Lärm in der Manege keineswegs eine willkommene Abwechslung, sondern Stress, unter dem die Tiere zusätzlich litten. Die Tierschützer fordern deshalb ein grundsätzliches Haltungsverbot von Wildtieren im Zirkus. Dieses Verbot müsse mit einer angemessenen Übergangsfrist versehen werden, um den Zirkusbetreibern Zeit für die notwendige Umorientierung zu geben und geeignete Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere zu prüfen und gezielt auszubauen. Unerlässlich sei aber, dass ab sofort keine neuen Wildtiere zugekauft oder gezüchtet werden dürfen.

Am 05-12-2003

Im Jahr 2003 wurden fünf Millionen Wildtiere getötet

Bundesjagdgesetz novellieren

Anlässlich der am Dienstag beginnenden Ausstellung "Jagd und Hund 2004" in Dortmund bekräftigt der Deutsche Tierschutzbund seine Forderung nach einer grundlegenden Überarbeitung des Bundesjagdgesetzes. "Wir erwarten von der rot-grünen Bundesregierung, dass sie ihr im Koalitionsvertrag festgeschriebenes Versprechen hält und das Jagdrecht novelliert", erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Eine solche Reform ist längst überfällig. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als fünf Millionen Wildtiere durch Jäger getötet."

Nehme man den Begriff der Jagdstrecke wörtlich, so bildeten diese getöteten Tiere aneinandergelegt eine Strecke von über 4000 Kilometer Länge. Daher appelliert der Tierschutzbund an die Bundesregierung, sich dieses drängenden Themas verstärkt anzunehmen und das Staatsziel Tierschutz zu verwirklichen.

"Eine Novellierung des Jagdrechtes unter Berücksichtigung einer naturnahen Waldbewirtschaftung und unter Tierschutzaspekten hat die rot-grüne Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vom 15.10.2002 versprochen. Wenn dieses Versprechen eingehalten wird, wächst die Chance, dass zukünftig auch der Tierschutz im Bereich der Jagd angemessen berücksichtigt wird", erklärt Wolfgang Apel. Eine Reform des Jagdgesetzes, so Apel, ist überfällig und die Änderungsliste aus Sicht des Tier- und Naturschutzes lang. Es geht dabei nicht darum, in einigen Punkten kleine Verbesserungen und Zugeständnisse zu erreichen. Vielmehr muss das Jagdrecht vom Kopf auf den Fuß gestellt werden.

"Es kann nicht sein, dass traditionell festgefahrene Nutzerinteressen im Jagdrecht beharrlich über den Belangen des Tierschutzes stehen und dies noch mit dem Begriff "Weidgerechtigkeit" verharmlosend umschrieben wird", so Apel und fährt fort: "Es muss Schluss sein mit der Einteilung in gute und schlechte Tierarten. Fast 100 Tierarten sind bundesweit zum Abschuss freigegeben, darunter auch geschützte Tierarten. Die einzelnen Bundesländer dürfen sogar zusätzliche Todeskandidaten auf ihre Liste setzen. Es muss Schluss sein, Tiere zu töten, wenn dafür kein vernünftiger Grund vorliegt, wie bspw. die Jagd auf Haustiere oder bedrohte Tierarten. Daneben müssen auch die Jagdzeiten und Jagdmethoden dringend auf den Prüfstand. Der Einsatz tierquälerischer Totschlagfallen oder die Verwendung von Bleischrot bei der Vogeljagd, um nur einige weitere Beispiele zu nennen, müssen endlich der Vergangenheit angehören."

Breite Rückendeckung erhält der Deutsche Tierschutzbund auch vom größten deutschen Dachverband der Umwelt- und Naturschutzverbände, dem Deutschen Naturschutzring (DNR) mit über 5,2 Millionen Mitgliedern. Das unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes vom DNR ausgearbeitete Eckpunktpapier zur Reformierung des Bundesjagdgesetzes liegt der Bundesregierung vor.

Am 27-01-2004

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