DIE Internet-Zeitung
Wachsender Freizeitverkehr - Verkehrsclubs für autofreie Sonntage

CO2 Ausstoß Auto - Was wurde nicht alles angedacht

Am

Der umweltorientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat die letztwöchige Initiative des Auto Club Europa(ACE) für die Einführung eines autofreien Sonntags auf freiwilliger Basis begrüßt. Die VCD-Bundesvorsitzende Ute Wiegand-Nehab wandte sich am Donnerstag in einem Schreiben an die Vorsitzenden von ACE, AvD und ADAC und plädierte angesichts rasant steigender Benzinpreise für die Einführung eines freiwilligen autofreien Sonntags. Der VCD sieht darin eine Möglichkeit, das Bewusstsein der Autofahrer für einen sparsamen Umgang mit dem begrenzten Rohstoff Mineralöl zu schärfen.


Nach Angaben des VCD macht der Freizeitverkehr inzwischen den größten Anteil aller im Pkw zurückgelegten Kilometer aus. Gerade in diesem Bereich könne am schnellsten durch Verhaltungsänderungen eine frühzeitige und kontinuierliche Drosselung des Benzinverbrauchs realisiert werden.

Der VCD hofft, dass auch der ADAC für die Idee autofreier Sonntage gewonnen werden kann und appelliert an die "Verantwortung für ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen". Die italienische Bevölkerung unterstütze zu 85 Prozent regelmäßige autofreie Sonntage, bei denen die Innenstädte für den Autoverkehr gesperrt werden.

Der VCD fordert die anderen Autoclubs auf, sich der bereits gestarteten Kampagne für den europaweiten Aktionstag "In die Stadt - ohne mein Auto" am 22. September anzuschließen. Der Aktionstag war im letzten Jahr erstmalig von der EU-Kommission ausgerufen worden. Er hatte seinen Ausgangspunkt 1998 in Frankreich, wurde 1999 auf Italien und Spanien ausgeweitet und dort mit großem Erfolg durchgeführt.

Beim Aktionstag am 22. September soll die Lebensqualität in den Städten und der Spaß an der Erprobung neuer Mobilitätsformen im Vordergrund stehen. Daran anknüpfend könnte auch in Deutschland wie in Frankreich und Italien sogar mehrmals im Jahr ein autofreier Sonntag ausgerufen werden.

Der ADAC bestätigt, dass der Freizeitverkehr 44% aller Pkw-Fahrten ausmacht. Für Urlaubsfahrten kommen nochmals 6% der Verkehrsleistung hinzu. Gemeinsam kommt der Freizeit- und Urlaubsverkehr demnach auf 50% der Pkw-Verkehrsleistung. Berufliche Fahrten haben einen Anteil von 20%. Geschäfts- und Dienstfahrten schlagen mit 17% zu Buche, Einkaufsfahrten mit 11% und 2% sind Ausbildungsverkehr.

ADAC-Pressesprecher Wirsich plädiert für einen verantwortungsvollen und sinnvollen Umgang mit dem Auto. Man könne es auch öfter mal stehen lassen. Er hält aber nichts davon, die Bevölkerung auf einen bestimmten autofreien Tag im Jahr einzuschwören.

Am 21-05-2001

SPD-Fraktionsvize droht mit gesetzlichen Maßnahmen

Sparautos

SPD-Fraktionsvize Michael Müller fordert angesichts der hohen Benzinpreise die Automobilindustrie auf, den Spritverbrauch der deutschen Kraftfahrzeuge auf breiter Front zu senken. Müller betonte in der "Berliner Zeitung", die Automobilkonzerne müssten jetzt klarmachen, wie sie die Einsparungen umsetzen wollten." Er mahnte: "Wenn sie nichts auf den Tisch legen, muss man gesetzlich handeln." Bislang verkauften die Unternehmen "Sparautos nur als Alibi". Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verwies in einer Stellungnahme auf die abgegebene Selbstverpflichtung zu Verbrauchssenkungen und darauf, dass sich der Anteil von Fahrzeugen mit geringen Verbräuchen erhöht hat.

Müller sagte, derzeit setzten die Motoren nur 17 bis 19 Prozent der eingesetzten Energie um. Technisch möglich sei dagegen ein Wirkungsgrad von 36 bis 37 Prozent. Der SPD-Politiker kritisierte auch die Mineralölwirtschaft, die über Jahre hinweg versäumt hätte, ihre Infrastruktur zu modernisieren und schwefelarmes Benzin großflächig anzubieten.

Der VDA erklärte, der Verbrauch der Fahrzeuge aus deutscher Produktion habe sich seit 1995 um 17,8% reduziert. Der Anteil neu zugelassener Fahrzeuge mit einem Verbrauch von 5 Litern habe sich seit Mitte der 90er Jahre verdreifacht und hätte einen Marktanteil von 17%. Der Anteil der Fahrzeuge von bis zu maximal 6 Litern mache 40% der Neuzulassungen aus.

Zu den Möglichkeiten, die von Müller gewünschten Motor-Wirkungsgrade von 37% zu erreichen, konnte der VDA bislang keine Stellung nehmen.

Im Gegensatz zum VDA fordert Gerd Lottsiepen vom umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD) verbindliche Vorschriften für die Reduktion des Spritverbrauchs von Pkw. Ab einem Kohlendioxid-Ausstoß von 120 g pro Fahrzeugkilometer, entsprechend einem Verbrauch von etwa 5 Litern, müsse eine zusätzliche Besteuerung einsetzen. Denn: Die Erfahrung zeige eindeutig, dass bei steigenden Preisen Autos mit geringeren Verbräuchen gekauft würden.

Der VCD hält wegen des anhaltenden Verkehrswachstums deutlichere Verbrauchssenkungen als bisher für unumgänglich. Die durch den Personen- und Güterverkehr auf der Straße bedingten Kohlendioxid-Emissionen hätten seit 1990 um etwa 11% zugenommen haben. Und da nach einer Schätzung der Bundesregierung die Pkw-Fahrleistung bis 2015 um 20% zunehmen soll, sei trotz geringerer Verbräuche pro Fahrzeug kaum mit einer wesentlichen Senkung der Kohlendioxid-Emissionen zu rechnen. Eine Reduktion der Emissionen um 2005 um 25%, entsprechend der langjährigen klimapolitischen Zielsetzung der Bundesregierung, sei mit den Selbstverpflichtungen der Automobilindustrie keinesfalls erreichbar.

Am 23-05-2001

Gebührenerhöhung für Autofahrer zurückgezogen

Pkw-Verkehr

Nach Protesten von Automobilclubs und Sozialverbänden zog das Bundesverkehrsministerium Pläne für die Erhöhung von Gebühren für Kraftfahrzeug-Zulassungen weitgehend zurück. Die Gebühren seien seit Anfang der 90er Jahre nicht angehoben worden und es gebe in den Verwaltungen eine "Unterdeckung von mehr als 50 Prozent", hatte ein Sprecher zur Begründung erläutert. Die Verwaltungen seien aber gesetzlich verpflichtet, kostendeckend zu arbeiten. Ob die Unterdeckung der Kosten durch den Pkw-Verkehr nun bestehen bleibt, blieb bislang offen. Die Pläne, auch die Ausnahmegenehmigungen für die Fahrerlaubnis Behinderter drastisch verteuern, war beim Sozialverband VdK auf heftige Kritik gestoßen.

Einem Zeitungsbericht zufolge wollte der Bund die Gebühren für die Ausnahmegenehmigungen für Behinderte auf 1.500 Mark verdreifacht werden. Das Verkehrsministerium hatte den Bericht im Grundsatz bestätigt, ohne jedoch zu den genannten Zahlen Stellung zu nehmen.

Wer solche "abstrusen Gedankengänge" hege, habe das neue Sozialgesetzbuch nicht begriffen, das Behinderten die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben garantiere, lautete die Kritik von VdK-Präsident Walter Hirrlinger. Das Vorhaben der Bundesregierung habe "offenkundig das Gegenteil zum Ziel". Menschen mit Behinderung dürften nicht noch zusätzlich dafür bestraft werden, dass ihre Mobilität eingeschränkt ist.

Nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sollten allgemeine Kfz-Zulassungen um fünf Prozent angehoben werden. Auch der Entzug oder die Verweigerung der Fahrerlaubnis sollten teuer werden. Dasselbe gelte bei Widerruf oder Wiedererteilung nach vorherigem Entzug des Führerscheins. Die Kosten der Umschreibung eines Kfz bei Umzug hätten nach den Zeitungsangaben um zehn Mark steigen sollen. Schließlich sei geplant gewesen, die Gebühren für den Berufszugang als Fahrlehrer und anerkannter Sachverständiger sowie zur Eröffnung von Fahrschulen um durchschnittlich 50 Prozent anzuheben.

Am 15-06-2001

BUND sieht in Car-Sharing Alternative zum eigenen Auto

Verkehr aus einer Hand

Als wichtigen Schritt zu einem attraktiven, umweltfreundlichen Mobilitätsangebot bezeichnet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das heute von Bahnchef Mehdorn in München vorgestellte Konzept, Bahnfahrten, Car-Sharing und Fahrradverleih aus einer Hand anzubieten. In einem derartigen Umweltverbund sieht der BUND eine Alternative zum eigenen Auto. Kritik übt der BUND am neuen Preissystem der Bahn, wonach die BahnCard nur noch einen Rabatt von 25 Prozent bringen solle.

BUND-Bundesgeschäftsführer Dr. Gerhard Timm sieht in dem Konzept der Bahn AG "Ansätze eines zukunftsorientierten und umweltfreundlichen Mobilitätsdienstleisters". Wenn die Reisenden je nach Ziel und Zweck ihrer Fahrt problemlos zwischen Bahn, Fahrrad, öffentlichem Nahverkehr oder auch Auto wählen könnten, komme das ihren Bedürfnissen nach Mobilität entgegen und schone gleichzeitig die Umwelt."

Für den BUND ist die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsmittel der zentrale Ansatz, um das steigende Verkehrsaufkommen zu bremsen und in umweltverträgliche Bahnen zu lenken.

Der Verkehrsexperte des BUND, Tilmann Heuser, mahnt: "Wer erst sein Auto gekauft und vor der Haustür stehen hat, denkt kaum noch darüber nach, wie er sein Ziel besser und umweltfreundlicher erreichen könnte. Durch die Verknüpfung von Bahn und Car-Sharing-Angeboten entsteht jetzt eine echte Alternative zum eigenen Auto."

Nach Auffassung des BUND haben viele Reisende bisher vergebens auf ein derartiges Angebot gewartet. Alleine in Deutschland werde das Potential für Car-Sharing auf bis zu sieben Millionen Kunden geschätzt. Wenn sich das neue Konzept der Bahn am Markt durchsetzen könne, sei damit eine erhebliche Reduktion der Belastungen von Mensch und Umwelt durch den Verkehr verbunden.

Nach Ansicht des BUND bedarf das Mobilitätsangebot der Bahn einer zügigen Ausdehnung auf weitere Verkehrsmittel des Öffentlichen Personennahverkehrs und Taxiunternehmen. Auch die Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder in Fernzügen müssten erheblich ausgeweitet werden. Die Kombination verschiedener Verkehrsmittel dürfe zudem nicht auf große Ballungsräume beschränkt bleiben, sondern müsse auch für kleinere Städte weiterentwickelt werden.

Tilmann Heuser, BUND-Verkehrsexperte: "Natürlich gilt auch weiterhin, dass die Bahn ihre Zugverbindungen für die Kunden attraktiver und günstiger gestalten muss. Mit dem neuen Preissystem dürfen die heutigen Bahncard-Besitzer daher auf keinen Fall schlechter gestellt werden als bisher. Erst die Kombination aus günstigem Preis und vielfältigem Angebot kann die Bahncard zur attraktiven und umweltfreundlichen Mobilitätskarte machen."

Am 28-06-2001

Hersteller müssen Altautos künftig kostenlos zurücknehmen

Auto-Müll

Autobesitzer sollen ihre schrottreifen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge künftig kostenlos an den Hersteller oder Importeur zurückgeben können. Das sieht der Entwurf für ein Altfahrzeuggesetz vor, den das Bundesumweltministerium am Freitag vorlegte. Für Neuwagen soll dies nach Verabschiedung des Gesetzes unmittelbar und für bereits im Verkehr befindliche Autos ab dem Jahre 2007 gelten. Mit dem Gesetz wird die europäische Altfahrzeugrichtlinie vom Herbst 2000 in nationales Recht umgesetzt.

Das Gesetz werde die Hersteller veranlassen, ihre Autos künftig von Beginn an umweltfreundlicher und recyclinggerechter zu bauen, sagte Umweltstaatssekretär Rainer Baake. Auch sei ein Innovationsschub bei der Verwertung der Altautos zu erwarten. Hersteller und Importeure sollen verpflichtet werden, ein dezentrales Netz von Annahmestellen einzurichten.

Der Gesetzentwurf sieht vor, bis 2006 mindestens 85 Prozent des durchschnittlichen Gewichts der Altautos zu verwerten und wenigstens 80 Prozent in den Stoffkreislauf zurückzuführen oder als Gebrauchtteile wieder zu verwenden. Bei der Produktion von Fahrzeugen und Bauteilen soll ab dem 1. Juli 2003 zudem auf die Verwendung von giftigen Schwermetallen verzichtetwerden.

Zum Gesetzentwurf finden am 13. und 14. September Anhörungen der betreffenden Verbände statt. Danach werden sich Bundeskabinett, Bundestag und Bundesrat mit dem Entwurf befassen.

Am 10-08-2001

Greenpeace stellt Strafanzeige gegen Autoindustrie

Lungenkrebs

Um die Menschen künftig mehr vor dem Lungenkrebsrisiko durch Dieselabgase zu schützen, hat Greenpeace heute juristische Schritte gegen die Autoindustrie und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) eingeleitet. Wie die Umweltorganisation erklärte, wurden beim Verwaltungsgericht Schleswig eine Untätigkeitsklage gegen das Kraftfahrtbundesamt eingereicht sowie bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Hamburg Strafanzeige gegen die führenden deutschen Automobilkonzerne gestellt.

Greenpeace will damit erreichen, dass das KBA künftig nur noch solchen Diesel-Fahrzeugen eine allgemeine Betriebserlaubnis erteilt, deren Abgase durch eine wirksame Technik gereinigt werden. Darüber hinaus sollte für alle anderen Dieselautos eine Frist gelten, in der die Fahrzeuge nachgerüstet werden. Greenpeace erwägt, die Klage in Zukunft auch auf LKW auszudehnen. Jährlich sterben allein in Deutschland rund 8.000 Menschen (Institut für Technikfolgenabschätzung) an solchen Formen des Lungenkrebs, der überwiegend durch die Partikel von Dieselabgasen ausgelöst wurde. In den europäischen Ballungszentren sterben insgesamt 80.000 Menschen pro Jahr an den Folgen der durch Dieselabgase hervorgerufenen Lungenkrebserkrankung.

"Dass die Automobil-Industrie ihre Dieselfahrzeuge trotzdem nicht mit einer längst vorhandenen Technik ausrüstet, die die Abgase reinigt, ist kriminell," sagt Greenpeace-Sprecher Wolfgang Lohbeck. "Die Vorstände und Ingenieure wissen um die tödlichen Auswirkungen ihrer Produkte ebenso wie um die technischen Möglichkeiten, dies zu verhindern." Neben den Krebserregern können Dieselabgase auch zu weiteren gesundheitlichen Schäden führen. Das Einatmen der feinen Russpartikel kann Entüendungen der Atemwege, Verschlimmerung von Asthma, Husten und Abnahme der Lungenfunktion zur Folge haben.

Die grösste Gefahr der Dieselabgase sind die sehr kleinen Russteilchen, die tief in die Atemwege vordringen, sich dort festsetzen und Tumore auslösen können. Je kleiner die Partikel, desto gefährlicher. Zwar wurde bei Dieselmotoren neuerer Bauart die Masse der grossen, schweren Russteilchen reduziert. Die Gesundheitsgefahren sind dadurch aber nicht geringer geworden, weil durch neue Zerstäubungs- und Einspritztechniken (Common Rail) die feineren Russteilchen möglicherweise sogar mehr geworden sind.

Greenpeace prüft auch die Möglichkeit einer Sammelklage auf der Basis amerikanischen Rechts gegen die Gesellschaften General Motors, Ford und DaimlerChrysler. Lohbeck: "Fuer weitere Klagen brauchen wir Unterstützung.

Am 07-09-2001

Europaweiter Aktionstag: "In die Stadt - ohne mein Auto!"

Autofreie Städte

Am 22. September findet erneut der europaweite Aktionstag "In die Stadt - ohne mein Auto!" statt. Aus diesem Anlass forderten die Umweltverbände mehr Engagement für nachhaltigen Verkehr in Deutschland. Zum zweiten mal werden mehr als hundert deutsche Kommunen, darunter auch Großstädte wie Hamburg, Frankfurt und Berlin, dem Aufruf von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström zur Teilnahme am europaweiten Aktionstag folgen. Einzelne Stadtbereiche werden an diesem Tag für Fußgänger, Radfahrer, Skater sowie Busse und Bahnen reserviert, um den Menschen eine andere Erlebnisqualität ohne Verkehrslärm, Staus und Abgase zu vermitteln.

Viele Umwelt- und Verkehrsverbände sowie Agenda-Gruppen unterstützen den Aktionstag und rufen die Bürger/innen auf, am 22.9. das Auto stehen zu lassen und an den zahlreichen Aktionen teilzunehmen. Die Verbände beteiligen sich mit eigenen Aktivitäten, so u.a. der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Thema "Verkehrslärm".

Michael Gehrmann, Mitglied im VCD-Bundesvorstand sagte: "Strassenverkehrslärm ist eine Plage für mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland, die einem krankmachenden Lärmpegel ausgesetzt sind. Die Bundesregierung ist auf diesem Ohr schwerhörig und nimmt das Thema Lärmschutz noch nicht ernst genug." Der VCD fordert ein Lärmschutzgesetz, das die Einhaltung von Grenzwerten auch an bestehenden Straßen regelt statt nur bei Neu- und Ausbauten. Der Aktionstag soll ein positives Beispiel geben, wie mehr Lebensqualität durch weniger Autoverkehr möglich wird.

Tilmann Heuser, verkehrspolitischer Sprecher des BUND, sieht ein großes Verlagerungspotenzial vom Auto auf den öffentlichen Verkehr durch innovative Mobilitätsdienstleistungen: "Dem Autobesitz mit hohen privaten und öffentlichen Kosten kann mit einer nutzerfreundlichen Verknüpfung von Bussen und Bahnen, Car-Sharing und Fahrrad - gerade in den hochbelasteten Ballungsräumen - eine attraktive Mobilitätsalternative entgegengestellt werden. Die Erfahrungen mit Car-Sharing-Nutzern zeigen heute schon, dass diese die verschiedenen Verkehrsmittel intelligent nutzen, ihre Fahrleistung im Autoverkehr und die damit verbundenen Belastungen für Umwelt und andere Menschen massiv verringern."

Leif Miller, Geschäftsführer der Grünen Liga Berlin, fordert die deutschen Städte auf, sich mit noch mehr Mut und Engagement am Aktionstag zu beteiligen und sich für eine Stärkung alternativer Verkehrsmittel einzusetzen: "Viele Städte sind recht zaghaft mit Straßensperrungen, auch wegen des Drucks vom Einzelhandel. Sie verpassen dadurch die Chance, für eine Wiederentdeckung der Stadt und einen Umstieg auf umweltverträgliche Verkehrsmittel zu werben."

Im vergangenen Jahr unterstützten bei einer Umfrage in sechs europäischen Großstädten (darunter Hamburg) mehr als 80 Prozent der Befragten die Ziele des Aktionstages "In die Stadt - ohne mein Auto!" und sprachen sich für eine Wiederholung aus. Wie das Beispiel zahlreicher italienischer, französischer und spanischer Städte zeigt, genießen es viele Menschen, einmal ohne Verkehrslärm und ohne Angst um ihre Kinder durch die Innenstädte zu bummeln, zu radeln oder zu skaten, wo sonst der Autoverkehr tost.

Am 19-09-2001

Recycling von Autoreifen für umweltfreundliche Produkte

Wiederaufbereitung

Wissenschaftler der University of Massachusetts in Amherst arbeiten derzeit an zwei Projekten, um ausgediente Autoreifen zu recyclen. Mit den neuen Methoden sollen einerseits aus Altgummi neue Gummiprodukte entstehen, andererseits aus Altreifen und Asphalt ein Verbundstoff für den Straßenbau hergestellt werden. Gummi sei zwar eines der nützlichsten Materialien und einfach zu sammeln, aber schwer zu recyclen. Die chemischen Verbindungen seien weder schmelzbar noch lösten sie sich auf, erklärte Forschungsleiter Richard Farris.

Das von Farris geleitete Team greift einen 1853 von Goodyear eingeführten Prozess wieder auf und versucht diesen zu verbessern. Bei der Methode wird der Gummi pulverisiert und mit nicht vulkanisiertem Gummi gemischt. Die Mischung wird anschließend vulkanisiert, was bedeutet, dass das Material erhitzt wird und sich neue Querverbindungen formen. So werden Elastizität und Festigkeit wieder hergestellt. Limitiert ist das Verfahren dadurch, dass bei der Verwendung von mehr als 15 Prozent an recycletem pulverisierten Gummi das Endprodukt Qualitätsmängel aufweist. Farris sinterte daher pulverisiertes Gummi, das heißt, das pulverisierte Material wurde unter dem Schmelzpunkt erhitzt und gepresst. Das neue Material erreichte in Abhängigkeit von der Qualität der Ausgangsmaterialien 50 bis 90 Prozent der ursprünglichen Festigkeit und Elastizität.

Laut Farris haben sich ausgediente Autoreifen zu einem ernst zu nehmenden Umweltproblem entwickelt. Studien zufolge lägen derzeit rund zwei Milliarden Altreifen allein auf US-Mülldeponien. Jedes Jahr kämen 273 Millionen dazu. Dies bedeute, dass sich jährlich geschätzte 3,6 Millionen Tonnen Müll anhäufen und etwa 115 Kilogramm Gummi pro Sekunde in den Abfallstrom gelangen.

Eine zweite Forschergruppe um Drew Williams versucht aus zerkleinerten Altreifen und Asphalt einen Verbundstoff für Straßen zu entwickeln. Im Gegensatz zu herkömmlichem Asphalt soll das neue Material mit einem Asphalt-Anteil zwischen 15 bis 40 Prozent auch bei hohen Temperaturen nicht klebrig und bei tiefen Graden nicht an Elastizität verlieren.

Am 07-03-2002

VCD gratuliert VW zum Sparmobil und fordert Serienproduktion

VW-Chef Piech präsentiert Ein-Liter-Auto

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gratuliert Volkswagen zum ersten Ein-Liter-Auto. Mit der Vorstellung des Sparmobils zeige der Autokonzern, dass enorme technische Innovationen möglich seien und nach wie vor ein riesiges Einsparpotential beim Spritverbrauch ungenutzt schlummere. "Hier weist das Ein-Liter-Fahrzeug den richtigen Weg in die Zukunft", urteilt Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD. Nötig sei jetzt die Serienproduktion.

Die Autoproduktion müsse endlich weg vom Motto "schneller, größer, luxuriöser". Um Klima- und Umweltschäden durch den Verkehr zu verringern, sei eine intelligente Mobilität erforderlich, die äußerst sparsam mit Energie und Rohstoffen umgehe und verschiedene Verkehrsmittel kombiniere. Das Ein-Liter-Auto passe gut in ein solches Konzept.

"Jetzt kommt es darauf an, die gewonnen Erkenntnisse auch in die Produktion von herkömmlichen PKW mit fünf Sitzen einfließen zu lassen, damit die Innovation breite Wirkung entfalten kann", fordert Lottsiepen. Neuerungen wie der Leichtbau-Motor oder energiesparende Scheinwerfer müssten zügig auf einen Großteil der Fahrzeugflotte übertragen werden.

Damit das Ein-Liter-Auto nicht teures Alibiprodukt bleibe, müsse die nächste Zielmarke für VW seine Serienfertigung sein. Erst wenn das Sparmobil zu einem erschwinglichen Preis für jedermann zu kaufen sei, mache VW mit der zukunftsweisenden Technologie ernst. Noch machten PS- und Gewichtsrekordler wie der VW-Phaeton oder der 1000-PS-Bugatti die Umweltbilanz des scheidenden Volkswagen-Chefs Piech zunichte.

Aus Sicht des VCD sei es allerdings immer noch besser, die sportliche Herausforderung des Ein-Liter-Autos zu gewinnen als Millionen von Euro in der Formel Eins zu verschleudern und trotzdem hinterherzufahren. Auch Mercedes und BMW müssten endlich mehr zur Entwicklung spritsparender und innovativer Modelle beitragen, um so auf einem zukunftsfähigen Automarkt mithalten zu können.

Am 16-04-2002

Europaweite Aktionen für umweltfreundliche Mobilität vom 16. bis 22. September

1.200 Städte bei "In die Stadt - ohne mein Auto!"

Der europaweite Aktionstag "In die Stadt - ohne mein Auto!" geht am 22. September in die dritte Runde. Schon jetzt haben mehr als 1.200 Städte und Gemeinden ihre Teilnahme zugesagt. Neu hinzugekommen in diesem Jahr ist der Aufruf von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström, eine ganze Woche lang für klimafreundliche Mobilität zu werben. Zentrales Anliegen der "European Mobility Week" ist es, die unterschiedlichsten Interessengruppen in den Kommunen wie den Einzelhandel, Schulen oder Vereine einzubeziehen. "Die Aktionswoche bietet den Bürgern eine einzigartige Gelegenheit, zusammenzukommen und etwas Konkretes gegen die Klimaveränderung und für die Lebensqualität in Europa zu tun", so die Umweltkommissarin. Rund ein Viertel der Teilnehmerstädte nimmt in diesem ersten Jahr diese Herausforderung an. Jeder Tag der Aktionswoche widmet sich einem bestimmten Thema. Der Aktionstag "In die Stadt - ohne mein Auto!" lässt am Sonntag, den 22. September mit Tausenden von Events die Woche der Mobilität ausklingen.

In Deutschland haben sich bislang rund 60 Kommunen angemeldet. Die Aktionen in Mülheim an der Ruhr drehen sich um alles, was mit Füßen und Schuhen zu tun hat. Mehr als zwei Dutzend Partner wie Einzelhändler, eine Schuhfabrik und Tanzschulen werben gemeinsam mit der Stadt für gesundes Gehen. Alle Parteien rufen unter dem Motto "Wählen GEHEN - diesmal zu Fuß!" die BürgerInnen zum Mitmachen auf und bieten Rikschas und Pferdekutschen als umweltfreundliche Transportmittel zum Wahllokal an. Von Kiel über Berlin bis München locken die verschiedensten Aktionen: Extra eingerichtete "Fußgängerstraßen", Stadtspaziergänge, Kunstaktionen, Solar-Infostationen, City-Elektroautos zum Ausprobieren, Spielstraßen und Bemalen von Bussen für Kinder, neue Buslinien mit Sondertarifen, eine Straßenbahn mit Solarantrieb, Straßenfeste sowie vielerorts kostenlose Busse und Bahnen.

Viel Spaß und Spannung für eine ernste Sache: Wer Busse, Bahnen, Fahrrad oder seine Füße benutzt, hilft dabei die Luft sauber zu halten, das Klima zu schützen und die Lebenqualität in den Städten zu verbessern. Die Kampagne trage dazu bei, ein neues Bild von Mobilität zu entwickeln, so Bundesumweltminister Jürgen Trittin in seinem Grußwort an die Teilnehmerstädte: "Innenstädte ohne Stau und Stress, ohne quälende Parkplatzsuche: Einmal im Jahr werden diese Bilder Realität. Wir brauchen Mobilitätskonzepte, die die unterschiedlichen Verkehrsträger optimal miteinander vernetzen und Potenziale für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise erschließen."

Koordinationsstelle für die deutschen Teilnehmerkommunen ist das Klima-Bündnis, das Städtenetzwerk für Klimaschutz mit über 1.000 Mitgliedskommunen in ganz Europa.

Am 28-08-2002

ADAC-Präsident Meyer: Industrie muss Rußproblem lösen

Autoabgase: Sauberer, aber nicht rein

Die Belastung der Luft in den Innenstädten durch den Straßenverkehr konnte seit Mitte der 80er Jahre auf Grund moderner Motorenkonzepte und Abgasreinigung um mehr als die Hälfte verringert werden. Dieser Prozess wird sich nach Ansicht von ADAC Präsident Peter Meyer weiter fortsetzen. "Wenn die zweite Generation dieser Technologien erstmals in der gesamten Fahrzeugflotte umgesetzt worden ist, wird das Problem Schadstoffemission praktisch kein Thema mehr sein", so Meyer beim Symposium "Die Stadt der Zukunft" am Freitag, 27. September 2002 in Wolfsburg.

Nach Ansicht Meyers gibt es aber durchaus auch noch Herausforderungen in Sachen Luftschadstoffe, insbesondere die Belastung durch Dieselruß. So hat der ADAC bereits im letzten Jahr in einem Dauertest nachgewiesen, dass ein mit einem Partikelfilter ausgerüsteter Pkw den Ausstoß der Rußpartikel um 98 Prozent verringern kann. "Die deutschen Autofahrer erwarten", so Meyer, "dass sie kurzfristig beim Händler Dieselfahrzeuge kaufen können, die serienmäßig im Vergleich zu heute praktisch Null Rußpartikel ausstoßen. Wir vertrauen darauf, dass gerade die deutsche Automobilindustrie dazu in der Lage ist, diese Erwartung zu erfüllen." Bislang bietet ausschliesslich Peugeot serienmäßig seine Diesel mit Rußfilter an.

Meyer erteilte der autofreien Innenstadt eine Absage und sprach sich in diesem Zusammenhang für leistungsfähige Verkehrsmanagementsysteme aus, um die verschiedenen Verkehrsmittel besser zu vernetzen und die Verkehrsströme intelligenter zu lenken. Unsere Innenstädte müssen auch in Zukunft erreichbar sein, um sie attraktiv zu halten."

Am 30-09-2002

Autos sind die größte Schadstoffquelle

Studie der Uni Hohenhe

Der Kraftfahrzeugverkehr habe sich als größte Schadstoffquelle entpuppt. Das berichten Wissenschaftler der Universität Hohenhe. Drei Jahre lang hatten sie in 12 Ballungszentren Europas die Luftgüte mit Indikatorpflanzen gemessen. Industrielle Einrichtungen und Quellen wie Hausbrand spielten nur eine untergeordnete Rolle, so der Schlussbericht, der im Rahmen einer Veranstaltung am 5. November an der Universität präsentiert wird.

Es ergab sich eine weitgehende Übereinstimmung im geographischen Verteilungsmuster von Blattschädigungen und Ozonbelastung", so der Studienleiter Andreas Klumpp vom Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim . Die chemischen Untersuchungen von Graskulturen auf Schwermetallgehalte wie Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Eisen, Blei, Platin, Antimon, Vanadium und Zink belegten den starken Einfluss von lokalen Belastungsschwerpunkten auf die Anreicherung von Schwermetallen in den Bioindikatorpflanzen und möglicherweise in der natürlichen Vegetation. Dabei sei der Kfz-Verkehr die größte Schadstoffquelle.

Die Wissenschaftler erhoffen sich nun eine Erarbeitung europäischer Richtlinien und eine Vernetzung verschiedener Programme zur besseren Etablierung der Methode.

Untersucht wurde unter anderem die Ozonschädigung mithilfe der ozonempfindlichen Tabaksorte Bel-W3. Typische Ozonschädigungen wurden in allen teilnehmenden Städten beobachtet, in Großbritannien, Dänemark und dem nordwestlichen Deutschland aber nur in geringem Umfang.

Das Projekt EuroBionet (das europaweite Netzwerk zur Beurteilung der Luftqualität mit Bioindikatoren) wurde unter Beteiligung von Kommunalverwaltungen, Forschungsinstituten und Schulen aus acht Mitgliedsländern der EU und mit finanzieller Unterstützung durch das LIFE Umwelt Programm der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Gefördert werden soll bei dem Projekt auch das Umweltbewusstein und die Umwelterziehung. Unter der Anleitung der Universität Hohenheim wurden im Zeitraum von 1999 bis 2002 in 12 verschiedenen Ballungsräumen mehr als 100 lokale Biomonitoring-Stationen installiert.

Am 18-10-2002

Verfassungsbeschwerde gegen Vorrang für den Autoverkehr erhoben

Autofrei Leben

Ein Vorstandsmitglied von "autofrei leben! e. V." erhebt Verfassungsbeschwerde gegen den Straßenverkehr in seiner heutigen Form. Der Gesetzgeber habe dem Auto eine Sonderstellung zu Lasten umweltfreundlicher Verkehrsteilnehmer verschafft. Fachleute halten eine verfassungsrechtliche Klärung für überfällig. Der in Hamburg ansässige Verein "autofrei leben! " unterstützt den Beschwerdeführer Schmidt, der vor dem Bundesverfassungsgericht das Straßenverkehrsrecht angreift, weil es im Widerspruch zum Grundgesetz stehe.

In der durch die Straßenverkehrsordnung (StVO) aufgestellten Hierarchie sei die natürlichste Form der menschlichen Fortbewegung - das zu Fuß gehen - an die letzte Stelle gerückt worden. Um diese Ordnung durchzusetzen, habe der Staat nicht nur Bußgeldsätze festgelegt, sondern auch sein Gewaltmonopol an die Kraftfahrer treuhänderisch übertragen.

Dazu Schmidt: "Die StVO und ihre übliche juristische Auslegung erfüllt nicht die Anforderungen von Artikel 2 des Grundgesetzes, also dem Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die ständigen Gewaltdrohungen durch schnell fahrende Autos erklären Polizei und Justiz zur Bagatelle, obwohl schon im Kindesalter eindringlich davor gewarnt wird. Und wer per Auto tötet, kann ziemlich sicher sein, nicht hinter Gittern zu landen, sondern bloß vorübergehend zum zu Fuß gehen im Autostaat verdammt zu werden."

Die Verfassungsbeschwerde zielt darauf ab, Fußgängern, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln Vorrang vor dem Autoverkehr zu geben. Eine Forderung, die nicht von ungefähr kommt, wie Schmidt anhand von exakten Berechnungen nachweisen kann. Der Verkehrsexperte Dieter Teufel (UPI/Heidelberg) bestätigt: "Seine Argumentation ist kaum zu widerlegen. Ein solcher Schritt ist verkehrswissenschaftlich und gesellschaftlich längst überfällig."

Professor Schöndorf, der an der Fachhochschule Ffm Umweltrecht lehrt, fordert die Verfassungsrichter auf, die Beschwerde ernst zu nehmen: "Die deutsche Justiz hat schon beim Umweltrecht versagt, weil angeblich die Kausalität zwischen Schadstoffbelastung und Gesundheitsschäden nicht eindeutig nachweisbar sei. Wenn der zigtausendfache Straßenverkehrstod aus arbeitsmarktpolitischen Gründen nicht als Verstoß gegen Artikel 2 des Grundgesetzes gewertet wird, sollte die Justiz in Frührente statt Rente mit 70 gehen".

Der Vorsitzende von autofrei leben! e. V., Schuldt, erklärt: "Wir Nicht-Autofahrer sind viel mehr als die meisten glauben und wahrnehmen. Auf meinem täglichen Arbeitsweg mit dem Fahrrad durch Hamburg werde ich häufig durch Autos gefährdet und darf zum Dank deren Abgase einatmen. Damit muss Schluss gemacht werden, damit alle umweltfreundlichen Verkehrsteilnehmer nicht mehr unter dem Diktat des Automobilismus leiden müssen. Deshalb unterstützen wir Schmidt."

Am 13-12-2002

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