Nachrichten D-Bahn
- Übereinkunft von Bahn und Land über Metrorapid
- Privater Bahnbetreiber will alle InterRegios übernehmen
- Transnet verlangt Bahnwerker-Treffen im Kanzleramt
- Bahn ist mit eigenem Klimaschutz zufrieden
- Fahrgastverband Pro Bahn gegen Transrapid-Projekte
- Mehr Rechte für Fahrgäste und klare Spielregeln auf der Schiene
- Seltene Arten durch geplanten Autobahnzubringer bedroht
- Hinterbliebene wollen Verantwortung der Bahn klären
- Erste Züge fahren vom Dresdner Hauptbahnhof
- Wegen Flutschäden höherer Bahn-Betriebsverlust befürchtet
- Neue Zeitrechnung bei DB mit weniger InterRegios
- Zwischen Dresden und Prag wieder zweigleisiger Zugverkehr
- Neues Bahn-Preissystem für Fernverkehr
- NABU findet neue Fahrpreise gut - Pro Bahn beklagt Nachteile für Stammkunden
- Bahn umweltfreundlich und sicher - Mangel bei Pünklichkeit
- Verkehrsminister begrüßen neue Bahn-Tarife
Das Guten-Abend-Ticket ist künftig gültig für die konkret gebuchten Zugverbindungen, die auf den Fahrschein aufgedruckt sind. Bei nachgewiesener Verspätung darf noch die nächstmögliche Umsteigeverbindung genutzt werden. Der Preis pro Ticket beträgt unverändert von Montag bis Donnerstag 59 Mark und für freitags, samstags und sonntags 74 Mark. Für die ICE-Nutzung wird weiterhin ein Aufpreis von zehn Mark berechnet.
Das Schnäppchen-Ticket kann nicht am Automaten gelöst werden. Es gilt wie bisher sonntags bis freitags von 19.00 Uhr bis 03.00 Uhr des Folgetags, an Samstagen bereits ab 14.00 Uhr.
Die Bahn beschreitet nach Ansicht des VCD damit weiterhin den Weg einer zunehmenden Reglementierung der Fahrgäste und verliert einen ihrer größten Vorteile, den der Flexibilität. Statt der versprochenen Vereinfachungen im Tarifsystem geschehe seit Monaten genau das Gegenteil. "Jetzt muss der Kunde noch mehr Broschüren wälzen und noch mehr Bedingungen beachten, um preiswert Bahn fahren zu können", ärgert sich Flege. Nötig sei eine einfache, preiswerte Tarifstruktur.
Am 21-05-2001
Übereinkunft von Bahn und Land über Metrorapid
Regionalverkehr NRW
Die Vorentscheidung für den Bau des Metrorapid in Nordrhein-Westfalen scheint gefallen. Die Deutsche Bahn AG und das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium unterzeichneten am Mittwoch in Frankfurt/Main eine Übereinkunft zum Betrieb der Magnet-Schnellbahn im Ballungsraum Rhein-Ruhr. Danach soll für die Planung und Vorbereitung des Betriebes eine gemeinsame Gesellschaft gegründet werden.
Für den Bau der Ring-Strecke zwischen Dortmund und Düsseldorf wird die Bahn entsprechende Trassenflächen entweder gegen Bezahlung zur Verfügung stellen oder die Infrastruktur in Eigenregie betreiben, wie es in der Vereinbarung heißt. Die Verantwortung für die Finanzierung von Planung und Bau soll beim Land Nordrhein-Westfalen liegen. Doch werde die Bahn das Land bei der Planung "konstruktiv begleiten und unterstützen". Für die Betriebsdauer soll ein Mindestzeitraum von 20 Jahren vereinbart werden.
Das gesamte Projekt hängt von den zum Jahresende erwarteten Ergebnissen der Machbarkeitsstudie des Bundeswirtschaftsministeriums sowie von ergänzenden Studien des Landes NRW ab, wie es weiter heißt. Experten zufolge könnte der NRW-Metrorapid pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Betrieb gehen. Auch Bayern bewirbt sich um eine Magnetschwebebahn-Strecke. Hier ist an eine Trasse zwischen dem Münchner Flughafen und der Innenstadt gedacht.
Am 11-07-2001
Privater Bahnbetreiber will alle InterRegios übernehmen
Preiswerte InterRegios?
Deutschlands größtes privates Nahverkehrsunternehmen Connex will von der Bahn die Interregio-Linien übernehmen und weiter betreiben. Ein entsprechendes Angebot unterbreitete das Unternehmen der Deutschen Bahn AG und dem Bundesverkehrsministerium, wie die Geschäftsführung am Mittwoch in Berlin mitteilte. Ziel sei es, bis April nächsten Jahres in Zusammenarbeit mit den Ländern ein neues Liniennetz aufzustellen und somit die geplante Einstellung der Interregio-Verbindungen ab 2004 zu verhindern.
"Eine Übernahme zum symbolischen Preis von einem Euro ist denkbar", sagte Connex-Regiobahn-Geschäftsführer Hans Leister. Voraussetzung für eine Sanierung der angeblich verlustreichen Bahn-Sparte sei jedoch die Beteiligung der Länder, des Bundes oder der Bahn. Für Leister ist es vorstellbar, dass die Bahn AG Interesse an der Übergabe der Sparte hat, für die das Unternehmen ein jährliches Defizit von 300 Millionen Mark ausweist.
Connex wäre unter noch auszuhandelnden Bedingungen bereit, sowohl den Fahrzeugpark als auch das Personal zu übernehmen und die Interregio-Verbindungen ab Fahrplanwechsel 15. Dezember 2002 privat zu betreiben.
Sollte der Transfer gelingen, will Connex nach eigenen Angaben nicht nur den Umfang des bisherigen Interregio-Netzes mit seinen vier Milliarden Personenkilometern erhalten, sondern auch die Wiederaufnahme des Interregio-Verkehrs auf stillgelegten Strecken prüfen. "Eine 1:1-Übernahme wird es aber nicht geben", betonte der Vorsitzende der Connex-Geschäftsführung, Jean-Michel Herrewyn. Vielmehr wolle die Tochter des französischen Mischkonzerns Vivendi "in Absprache mit den Ländern, den Städten und den Touristikverbänden" ein neues, sinnvolles und wirtschaftliches Netz erarbeiten.
Die Sanierung des Interregio-Bereiches soll nach Vorstellungen von Connex vor allem durch die Mobilisierung zusätzlicher Fahrgäste erfolgen. In verschiedenen Regionen gebe es Steigerungspotenziale von 25 bis 33 Prozent, sagte der zweite Geschäftsführer, Günther Zobel. Damit werde auf vielen Strecken bereits die Wirtschaftlichkeitsgrenze überschritten. Dieses ehrgeizige Ziel soll insbesondere durch ein neues, einfaches Fahrpreissystem erreicht werden. Leister fügte hinzu: "Wir denken an etwas weniger als die Hälfte des offiziellen Bahn-Fahrpreisniveaus."
Am 17-08-2001
Transnet verlangt Bahnwerker-Treffen im Kanzleramt
Bahn-Arbeit
Die Eisenbahnergewerkschaft Transnet warnt Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) davor, das wegen der Mazedonien-Entscheidung bei seiner Sommerreise gestrichene Treffen mit Bahnwerkern ganz fallen zu lassen. Die Gesprächszusage des Kanzlers mit Vertretern der von Schließung bedrohten vier sächsischen Bahnausbesserungswerke müsse kurzfristig eingelöst werden, forderte Transnet-Chef Norbert Hansen in der Chemnitzer "Freien Presse". Die Gewerkschaft erwarte, "dass die Betriebsräte im Kanzleramt gehört werden". Jede Woche zähle. Es würden bereits in den bundesweit acht Werken Aufträge gestrichen und Material abtransportiert.
Sollte es nicht bald zu einem Zusammentreffen kommen, dann werde Transnet eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beantragen, kündigte Hansen an. Eine andere Möglichkeit sehe er nicht, die Schließungspläne, bei denen insgesamt 6.000 Beschäftigte ihren Job verlieren würden, doch noch zu verhindern. Der Transnet-Vorsitzende forderte erneut die Bundesregierung als Eigentümer der Deutschen Bahn auf, die Schließung zu verhindern.
Am 23-08-2001
Bahn ist mit eigenem Klimaschutz zufrieden
Klima
Die Kohlendioxid-Emissionen der Bahn sind nach Angaben des Unternehmens deutlich zurückgegangen. Bei der Vorstellung des Bahn-Umweltberichts 2000 wies der technische Vorstand der Deutschen Bahn AG, Karl-Friedrich Rausch, darauf hin, dass das Unternehmen seit 1990 seinen CO2-Ausstoß trotz gewachsener Verkehrsleistungen um ein Fünftel reduziert habe.
Laut Rausch konnten die spezifischen CO2-Emissionen je Transportleistung im Personenverkehr um 24 Prozent und im Güterverkehr um 33 Prozent gesenkt werden. Die Bahn hatte 1994 angekündigt, eine 25prozentige Reduktion ihrer CO2-Emissionen bis 2005 zu erreichen.
Am 25-10-2001
Fahrgastverband Pro Bahn gegen Transrapid-Projekte
Transrapid
Der Fahrgastverband Pro Bahn erteilt den Transrapid-Projekten in Nordrhein-Westfalen und München eine klare Absage. Die Bundesregierung sollte die zugesagten 2,3 Milliarden Euro in sinnvollere Projekte im konventionellen Rad-Schiene-System investieren, forderte der Verband. Angesichts der allgemeinen Sparzwänge im Bundeshaushalt sei nicht nachvollziehbar, warum Geld zu sparen in Projekte fließen solle, deren Nutzen nur knapp über den Kosten liege. Außerdem seien in der Machbarkeitsstudie zum Transrapid gravierende Fehler gemacht worden.
Die Transrapid-Strecke in München hätte erhebliche negative Auswirkungen auf das dortige S-Bahn-System, sagte Andreas Barth vom Pro-Bahn-Landesverband Bayern. Mit dem erwarteten Rückgang der Fahrgastzahlen wären die Einnahmen der S-Bahn nur durch Fahrpreiserhöhungen von vier Prozent auszugleichen. Diese würden in der Machbarkeitsstudie überhaupt nicht berücksichtigt. Dabei sei es die einhellige Meinung aller Parteien in Bayern, das S-Bahn-System zu unterstützen, anstatt ein völlig neues Verkehrsmittel zu errichten.
Auf Kurzstrecken sei der Reisezeitvorteil des Transrapid minimal, sagte Oliver Stieglitz, Landesvorsitzender der Pro-Bahn in NRW, zum Projekt von Düsseldorf nach Dortmund. Mit einem umstrukturierten und modernisierten Nahverkehrsnetz seien die Fahrzeitgewinne des Transrapids auf Kurzstrecken fast gleichwertig zu realisieren. Pro Bahn erwartet ein Defizit von 40 Millionen Euro jährlich für den Bahn- und Nahverkehr der Region. Die berechneten Mehreinnahmen in der Studie durch Umsteiger von der Schiene seien demnach lediglich Umverteilungen von bisherigen Bahn-Kunden.
Am 19-02-2002
Mehr Rechte für Fahrgäste und klare Spielregeln auf der Schiene
Bahn zwischen Verbraucherschutz und Wettbewerb
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Fahrgastverband Pro Bahn haben nachhaltige Verbesserungen beim Verbraucherschutz für Fahrgäste in öffentlichen Verkehrmitteln angemahnt. "Die Züge fahren heute Tempo 300, während die Verbraucherrechte weitgehend auf dem Niveau der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts stehen geblieben sind", stellte Edda Müller, Vorstand des vzbv, auf einer Tagung in Berlin fest. Das Problem werde sich durch neue Anbieter und die europäische Marktöffnung eher noch verschärfen. Deshalb müsse es klare Spielregeln geben. "Vernünftige Allgemeine Geschäftsbedingungen für Entschädigungen der Fahrgäste, transparente Tarife, aussagekräftige Fahrscheine sowie eine Auskunft, die alle Anbieter gleichberechtigt aufführt, sind unsere Hauptforderungen", so Müller weiter.
Forderungen, die auch von dem stellvertretenden Bundesvorsitzender von Pro Bahn Hartmut Buyken unterstützt werden. "In Großbritannien gibt es den 'Rail Passenger Council', der sich für die Verbraucherrechte einsetzt und in Streitfragen zwischen den 25 verschiedenen Bahngesellschaften und den Fahrgästen vermittelt", so Buyken. Weiter sei durch die "Association of Train Operating Companies (ATOC)" ein landesweiter Tarif und die Fahrplan- und Telefonauskunft aller Bahngesellschaften gewährleistet. In Deutschland unterliegen diese Aufgaben freiwilligen Vereinbarungen der Unternehmen. "Der gesetzliche Rahmen dafür stammt noch aus der Staatsbahnzeit und muss deshalb dringend den neuen Anforderungen angepasst werden", stellt Buyken fest. Als "großen Fehler" bezeichnete Pro Bahn die materielle Privatisierung des Netzes in Großbritannien. "Das war falsch und sollte in Deutschland auf keinen Fall wiederholt werden", meint Buyken. Inzwischen steht die britische Netzgesellschaft "Railtrack" unter staatlicher Zwangsverwaltung.
In Großbritannien sorgten vor allem die Unfälle der letzten Jahre und der Konkurs der an der Börse gehandelten Netzgesellschaft "Railtrack" für lebhafte Diskussionen. "Die wiederholt verheerenden Nachrichten werfen die Frage auf, ob es einen Zusammenhang zwischen der Privatisierung und den gravierenden Problemen gibt", so Ray Cunningham, stellvertretender Direktor der Deutsch-Britischen Stiftung. Er betonte, dass Deutschland sich nicht die einmalige Chance entgehen lassen dürfe, "durch eine fundierte und öffentliche Debatte aus den Erfahrungen der britischen Nachbarn zu lernen."
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der Fahrgastverband Pro Bahn und die Deutsch-Britische Stiftung haben am Mittwoch in Berlin im Rahmen einer Fachtagung die Situation der Schiene in Deutschland und Großbritannien verglichen. Unter dem Motto "Derailed - Aus dem Gleis?" diskutierten Experten aus Deutschland und Großbritannien die aktuelle Situation. Dabei ging es vor allem um das Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz, Wettbewerb und Privatisierung. Die Experten erörterten auch mögliche Konsequenzen für die weitere Bahnprivatisierung in Deutschland.
Am 05-06-2002
Seltene Arten durch geplanten Autobahnzubringer bedroht
3. Tag der Artenvielfalt fahndete erfolgreich
Bereits zum dritten Mal führte der NABU Brandenburg den Tag der Artenvielfalt durch. Fahndungsgebiet war in diesem Jahr das westliche Havelland zwischen Pritzerbe und Döberitz. In einem 24stündigen Countdown versuchten rund 50 Botaniker, Insektenkundler, Säugetierexperten und andere Spezialisten alle in dem Gebiet vorkommenden Arten aufzuspüren. Insgesamt 870 Arten konnten sie nachweisen. Als bemerkenswertesten Fund bezeichnete Wolfgang Mädlow, Geschäftsführer des NABU Brandenburg, den Nachweis des Rothirsches. Damit so Mädlow, sei das Umweltverträglichkeitsgutachen zum Bau des Autobahnzubringers Rathenow-Premnitz widerlegt worden, in dem der Rothirsch nicht aufgeführt war. Der Bau einer solchen Straße hätte für diese ebenso scheuen wie imposanten Tiere gravierende negative Folgen.
Neben dem Rothirsch wurden weitere 24 Säugetiere nachgewiesen. Unter den 125 gefundenen Vogelarten befinden sich so seltenen Arten wie der Schwarzstorch, See- und Fischadler. 30 der 402 gefundenen Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten.
Zum Untersuchungsgebiet gehörte auch ein Abschnitt der Havel. Hier wurden 17 Fischarten festgestellt. Das sind ungefähr ein Drittel aller in Brandenburg vorkommenden Fischarten. Besonders stolz waren die Fischkundler auf den Nachweis des seltenen Bitterlings. Auffällig war, dass an Abschnitten an denen die Ufern mit Steinschüttungen befestigt waren, wesentlich weniger Arten auftraten, als an denen mit naturbelassenen Ufern.
In einem abschließenden Resümee fasste Achim Seeger, Vorsitzender des NABU, die Ergebnisse so zusammen: „Es ist uns am Tag der Artenvielfalt gelungen den hohen Wert des untersuchten Wald- und Niederungsgebietes herausstellen. Die Untersuchungsgebiete weisen einen ungeheure Artenvielfalt auf, die sich in dem bislang vorgelegten Umweltverträglichkeitsgutachten nicht widerspiegelt. Der NABU sieht das als Beleg dafür, dass das Gutachten unzureichend ist.“ Seit die Zeitschrift GEO 1999 erstmalig eine solche Veranstaltung organisierte, beteiligen sich inzwischen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz zahlreiche Naturschützer an dieser Aktion.
Am 17-06-2002
Hinterbliebene wollen Verantwortung der Bahn klären
Eschede-Prozess
Vier Jahre nach der ICE-Katastrophe von Eschede fordern die Hinterbliebenen eine rückhaltlose Aufklärung. "Wir werden uns gegen einen Gutachter-Streit zur Wehr setzen", sagte Opfer-Anwalt Reiner Geulen Mittwoch am ersten Verhandlungstag in Celle. Es gehe den Nebenklägern nicht darum, dass die drei Angeklagten zu möglichst hohen Strafen verurteilt werden, betonte er. Vielmehr gehe es den Betroffenen um die Verantwortung der Deutschen Bahn AG sowie um den Umgang des Unternehmens mit den Opfern.
Die Anklage wirft den drei Angeklagten fahrlässige Tötung sowie fahrlässige Körperverletzung vor. Beim größten Zugunglück der Nachkriegsgeschichte in Deutschland waren am 3. Juni 1998 101 Menschen in den Trümmern des ICE "Wilhelm Conrad Röntgen" gestorben, als der Zug wegen eines defekten Radreifens entgleiste und in dem niedersächsischen Ort Eschede mit 200 Stundenkilometern gegen eine Brücke raste.
Die Verteidiger brachten im Namen ihrer Mandanten ihr Bedauern über die Katastrophe zu Ausdruck. Eine Verantwortung der vor Gericht stehenden beiden Bahnmitarbeiter sowie des Ingenieurs des Radreifenherstellers wiesen sie aber zurück. Die Beschuldigten wollten sich selbst nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußern.
Der amerikanische Rechtsanwalt Edward Fagan, der bereits die Hinterbliebenen des Seilbahnunglücks von Kaprun vertreten hatte, kündigte am Rande der Gerichtsverhandlung an, die Deutsche Bahn AG sowie die ICE-Hersteller Siemens und Thyssen in den USA auf Schadenersatz verklagen zu wollen. "Ich bin hier als Vertreter eines amerikanischen Opfers", sagte Fagan. Er sehe für das Verfahren größere Erfolgschancen als in Kaprun. Über die Höhe der Schadenersatzforderung machte er keine Angaben.
Am 28-08-2002
Erste Züge fahren vom Dresdner Hauptbahnhof
Beseitigung der Flutschäden
Der Dresdner Hauptbahnhof ist nach der Jahrhundertflut wieder an das Fernverkehrsnetz der Bahn angeschlossen. Rund zwei Wochen nach der Überflutung rollte am Montag erstmals ein Intercity aus Berlin ein. Nach Angaben von Bahnsprecher Volker Knauer hat das Hochwasser der Weißeritz einen Schaden von rund 42 Millionen Euro am innerstädtischen Hauptbahnhof verursacht. Die Dauer der Reparaturarbeiten an Gebäude und Technik sei noch nicht abschätzbar. In den vergangenen Tagen war der Bahnhof nur von S-Bahnen angefahren worden.
Nach wie vor führen Flutschäden zu teils erheblichen Beeinträchtigungen des Zugverkehrs. So bleibt die Strecke zwischen Dresden und Prag noch auf unbestimmte Zeit unpassierbar. In dieser Woche solle aber eine genaue Schadensaufnahme abgeschlossen werden.
Am 02-09-2002
Wegen Flutschäden höherer Bahn-Betriebsverlust befürchtet
Bahn AG nach dem Hochwasser
Wegen der vom Hochwasser angerichteten Schäden muss die Deutsche Bahn im laufenden Geschäftsjahr möglicherweise mit einem deutlich höheren Betriebsverlust rechnen als bislang angenommen. Wenn der Bund dem Unternehmen die durch die Hochwasserkatastrophe verursachten Erlösausfälle nicht ersetze, könne sich der für dieses Jahr erwartete Betriebsverlust von 550 Millionen Euro um 90 Millionen Euro erhöhen, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Mittwoch.
Bahn-Finanzvorstand Diethelm Sack sagte dem Blatt, der Konzern werde durch die Flutschäden voraussichtlich in diesem und im nächsten Jahr rund 90 Millionen Euro Umsatz verlieren. Der Erlösausfall werde wahrscheinlich eins zu eins auf das Ergebnis durchschlagen, weil Züge und Personal nicht alternativ einsetzbar seien. Die Bahn werde mit dem Bundesverkehrsministerium über eine Kompensation verhandeln.
Die Bahn schätzt die Flutschäden für das Unternehmen insgesamt auf mehr als eine Milliarde Euro und ist damit das von dem Hochwasser am stärksten betroffene Unternehmen. Die Beseitigung sämtlicher Schäden werde bis 2004 dauern, sagte Sack der Zeitung. Zusammen mit den betroffenen Bundesländern sei eine Prioritätenliste erstellt worden. Darin sei der Wiederaufbau aller Strecken vorgesehen. Dazu gehörten auch die Nebenstrecken. Aufträge über 300 Millionen Euro seien bereits erteilt worden.
Am 25-09-2002
Neue Zeitrechnung bei DB mit weniger InterRegios
Ab 15. Dezember neuer Bahn-Fahrplan
Für die Kunden der Deutschen Bahn soll am 15. Dezember eine "neue Zeitrechnung" beginnen. Das zumindest verspricht der Bahnkonzern mit dem "bedeutendsten Fahrplanwechsel seit der ICE-Premiere 1991" und dem zugleich in Kraft tretenden "neuen übersichtlichen Preissystem". Mit der Umwandlung von InterRegio- in InterCity-Strecken und neuen ICE-Sprinter-Angeboten richtet die Bahn das Augenmerk verstärkt auf Langstreckenfahrer. Diese sollen auf vielen Strecken durchschnittlich eine Stunde Zeit gewinnen. Die Fernverkehrsleistung der Bahn steigt zugleich um ein Prozent.
Insgesamt zehn InterRegio-Linien werden bundesweit durch neue InterCity-Linien ersetzt, wie der Vizevorstand Vertrieb im Unternehmensbereich Personenverkehr, Jürgen Büchy, am Montag in Frankfurt am Main ankündigte. Demnach bleiben nur noch sechs InterRegio-Zugpaare erhalten. Die teureren Fahrpreise für die zuschlagpflichtigen IC rechtfertigte Büchy mit dem "höherwertigen Produkt". Für IC-Streckenzeitkarten-Inhaber sollen im Bereich bis 160 Kilometer die Fahrpreise um durchschnittlich 6,4 Prozent sinken.
Dagegen steigen den Angaben zufolge die Preise für die bisherigen InterRegio-Fahrer bei Monats- und Jahreskarten um bis zu 8,9 Prozent, wenn sie nicht auf Nahverkehrsangebote umsteigen. Büchy räumte ein, dass die Umstellung auf den InterCity "nicht auf jeder Strecke" einen Fahrtzeitgewinn bedeute.
Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus Hessen kritisierte die Streichungen von Zugverbindungen und eine "massive Verschlechterung der Preissituation". Zum Beispiel werde der Interregio von Kassel über Frankfurt nach Karlsruhe durch einen teureren Intercity ersetzt, sagte Verbandschefin Petra Becker. Die Fahrtzeiten blieben voraussichtlich jedoch dieselben. Ein weiterer Interregio über Mainz und Darmstadt in den Rhein-Neckar-Raum falle komplett aus. Positiv bewertete der Verband die volle Inbetriebnahme der Neubaustrecke zwischen Köln und Frankfurt am . Damit werde regelmäßiger Taktverkehr gewährleistet.
Im neuen Fahrplan ist die Neubaustrecke Köln-Rhein/Main in das ICE-Netz integriert. Ab Mitte Dezember sind sieben ICE auf der bisherigen Shuttle-Strecke mit Tempo 300 unterwegs. Damit verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Köln und Frankfurt am Main um eine Stunde auf etwa 75 Minuten. In jede Richtung führen damit stündlich drei bis vier Züge. Premiere hat ein neuer ICE-Sprinter zwischen Hamburg und Frankfurt. Der Zug, der nur in Hannover hält, verbindet Elbe und Main in drei Stunden und 19 Minuten. ICE-Sprinter-Angebote gibt es bereits auf den Strecken von Frankfurt nach Berlin und München. Für alle Sprinter-Züge wird ab 15. Dezember ein Aufpreis erhoben.
Über Details des neuen Preissystems, das Frühbucher durch Nachlässe belohnt, will die Bahn am 9. Oktober informieren. Neben dem Normalpreis mit maximaler Flexibilität werde es drei "Plan & Spar-Tarife" mit 10, 25 oder 40 Prozent Rabatt geben, ebenso eine Mitfahrerermäßigung und für BahnCard-Inhaber noch zusätzliche Ermäßigungen, hieß es zunächst lediglich. Zugleich sollen laut Bahn attraktive Regelungen für Familien eingeführt werden.
Am 01-10-2002
Zwischen Dresden und Prag wieder zweigleisiger Zugverkehr
Bahnverkehr nach dem Hochwasser
Ab Mittwoch, 2. Oktober, fahren alle Züge der EuroCity-Linie 7 Hamburg - Berlin - Dresden - Prag wieder zwischen Dresden und Prag. Die Strecke wurde am 15. August wegen der Hochwasserschäden komplett gesperrt. Seit dem 20. September befuhren zunächst täglich vier Fernzüge das erste sanierte Gleis. Ab morgen stehen dann wieder beide Gleise zur Verfügung.
Aufgrund der Schäden an den Bahnanlagen auf deutscher und tschechischer Seite sowie durch zusätzliche Halte der Fernzüge an Unterwegsbahnhöfen verlängern sich die Fahrzeiten um rund 30 Minuten. Reisenden wird empfohlen, sich vor Fahrtantritt beim telefonischen ReiseService über die Nummer 11 8 61 oder im Internet über die genauen Fahrzeiten zu informieren.
Am 02-10-2002
Neues Bahn-Preissystem für Fernverkehr
BUND fordert attraktivere Preise im Regionalverkehr
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beurteilt das neue Preissystem der Deutschen Bahn AG für den Fernverkehr grundsätzlich positiv. Mit den neuen Angeboten könne die Bahn Autofahrer und Fluggäste für das Umsteigen auf die Schiene gewinnen und so Umwelt und Klima entlasten. Kritisch äußert er sich zu den Auswirkungen auf den Nah- und Regionalverkehr. Bahnunternehmen sowie Bund und Länder müssten daher jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass die Ticketpreise für kurze und mittlere Distanzen attraktiver gestaltet werden.
Laut Tilmann Heuser, BUND-Verkehrsexperte, sei die Gewinnung neuer Kundengruppen, sowie die Bindung der Stammkunden im Fernverkehr im Ansatz gelungen. Profitieren würden insbesondere Familien und Kleingruppen. Für Geschäftskunden bleibe die Bahn weiter das günstigste Verkehrsmittel.
Negativ betroffen seien dagegen alleinreisende Vielfahrer, die Wert auf ihre Flexibilität legen oder vorwiegend im Regionalverkehr unterwegs sind. Nachbesserungsbedarf bestehe insbesondere bei den Umbuchungs- und Stornogebühren für Plan&Spar-Tarife, der Einführung von Bonusmeilen für Vielfahrer sowie zielgruppenorientierten Angeboten für spezielle Kundengruppen wie Studenten und Auszubildende. Notwendig sei außerdem eine generelle Reform des Preissystems im Regionalverkehr. Hier bringe das neue Preissystem für Neukunden keine Vorteile und für Stammkunden durch die Reduzierung des BahnCard-Rabattes teilweise erhebliche Nachteile.
Am 09-10-2002
NABU findet neue Fahrpreise gut - Pro Bahn beklagt Nachteile für Stammkunden
Neue Bahn-Preise ab 2003
Der Naturschutzbund NABU sieht im heute vorgestellten neuen Preissystem der Bahn deutlich mehr Chancen als Risiken. Zu den Gewinnern zählten vor allem Familien, Gruppenreisende und Frühbucher, sagte NABU-Präsident Jochen Flasbarth: "Wer in Zukunft mit seiner vierköpfigen Familie im Stau steht, ist selber schuld." Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Fahrgastverband PRO BAHN haben deutliche Nachbesserungen eingefordert. "Wer mit der Bahn ähnlich flexibel reisen möchte wie mit dem Auto, zahlt künftig drauf", stellten beide Organisationen fest. Vor allem Vielfahrer und Wochenendpendler würden durch die Abschaffung der "Bahncard 50" zu den Hauptbetroffen. Des weiteren kritisieren die Verbraucherverbände die überhöhten Gebühren bei Rückgabe des Fahrscheins.
Durch die Senkung der Kosten für die BahnCard, so der Nabu, werde die Hemmschwelle für deren Erwerb herabgesetzt und damit einer breiteren Klientel die Nutzung ermöglicht. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, den -- leider reduzierten - Rabatt mit anderen Rabatten zu kombinieren. Dadurch könne die Bahn eine Vielzahl neuer Kunden gewinnenn, so Flasbarth: "Besonders auf längeren Strecken werden niedrigere Preise dem Auto, aber auch dem Flugzeug Konkurrenz machen."
Positiv bewerte der NABU die angestrebten Lenkungseffekte durch das geplante Frühbuchersystem, das zu einer besseren Auslastung der Züge und damit zu mehr ökonomischer und ökologischer Effizienz beitragen soll. "Die Bahn soll das neue Preissystem aber nicht nur zur Nachfragelenkung, sondern auch zur Angebotssteuerung nutzen", forderte der NABU-Präsident. In besonders nachfragestarken Zeiten sollten in Zukunft zusätzliche Angebote geschaffen werden, um mehr Menschen den Umstieg auf die Bahn zu ermöglichen und Staus in Hauptverkehrszeiten auf den Straßen zu vermindern.
"Es kann nicht sein, dass gerade Stammkunden durch das neue Preissystem tiefer in die Tasche greifen müssen", so vzbv und PRO BAHN. Hingegen hatte die Deutsche Bahn bisher drastische Nachteile für Kunden im Nahverkehr (Preiserhöhungen bis zu 50 Prozent für Bahncard-Kunden) zurückgewiesen. Die Verbände raten allen Bahncardkunden, die häufiger mit der Bahn fahren, bis zum 14. Dezember (Stichtag) noch eine Bahncard 50 zu erwerben. Diese gelte dann noch ein Jahr. Der Umtausch in die neue Bahncard sei kostenlos und unter Anrechnung des Restwertes möglich.
Sofortigen Nachbesserungsbedarf sehen vzbv und PRO BAHN auch bei den Bedingungen für die Rückgabe von Fahrscheinen. Gebühren von bis zu 45 Euro seien eine Zumutung für die Fahrgäste. Derjenige etwa, der ein ICE-Ticket für die Strecke Berlin/Hamburg gekauft hat (Grundpreis ab 15. Dezember 47,60 EUR) und kurzfristig die Reise nicht antreten kann, zahle ohne jede Gegenleistung annähernd den ursprünglichen Reispreis als Stornogebühr. Auch stünde ein Rabatt von 10 Prozent bei einer frühzeitig gebuchten Fahrkarte in keinem Verhältnis zu einem möglichen Totalverlust, wenn der Fahrgast den gebuchten Zug durch eigenes Verschulden um wenige Minuten versäumt.
Am 10-10-2002
Bahn umweltfreundlich und sicher - Mangel bei Pünklichkeit
Umfrage
Die Bahn ist in den Augen der meisten Deutschen (79 Prozent) das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. 43 Prozent sehen sie auch als das sicherste an, ergab eine aktuelle Umfrage des Forschungsinstituts Thalys Explorer. Nach den am Mittwoch in Köln veröffentlichten Ergebnissen hält aber nur ein Viertel (24 Prozent) der Befragten die Bahn für das pünktlichste Verkehrsmittel. Bei der Pünktlichkeit liege das Auto bei den Deutschen mit 42 Prozent vorn, hieß es. Auch 44 Prozent der Europäer seien dieser Ansicht. Die Bahn stehe mit 23 Prozent an letzter Stelle. Befragt wurden über 3.450 Bürger von sieben europäischen Ländern, darunter 450 Deutsche.
Das sichere und umweltfreundliche Bahn-Image entspricht den Fakten, hob die Allianz pro Schiene in Berlin dazu hervor. Deren vermeintliche Unpünktlichkeit sei dagegen eine unzutreffende subjektive Einschätzung, die sich nicht mit der Realität decke, erklärte Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege. Die Bahn sei im Vergleich zu Auto und Flugzeug auch das zuverlässigste Verkehrsmittel, betonte er. Denn die Pünktlichkeit der Bahn in Deutschland liegt bei durchschnittlich 90 Prozent, die Anschlusssicherheit im Fernverkehr mit bis zu 96 Prozent sogar noch höher.
Bahnreisende empfinden nach seinen Worten wenige Minuten Abweichung vom Fahrplan oft schon als Unzuverlässigkeit, im Auto sei dies aber völlig normal. Autofahrer setzen sich selten eine Ankunftszeit, die auf die Minute festgelegt ist, sagte Flege. Nach einer internationalen Umfrage von Ende 2001 stünden Autofahrer eigenen Angaben zufolge europaweit durchschnittlich mehr als zwei Stunden pro Woche im Stau, in einigen Ländern sogar erheblich länger. "Wer durchschnittlich mehr als zwei Stunden pro Woche im Stau steht und trotzdem glaubt, das Auto sei 'pünktlich', verwechselt Pünktlichkeit mit der Unabhängigkeit von Fahrplänen", argumentierte Flege.
Am 16-10-2002
Verkehrsminister begrüßen neue Bahn-Tarife
Nach geteilter Meinung von Verbänden
Nach Ansicht der Länderverkehrsminister fährt die Deutsche Bahn AG mit ihrem neuen Preissystem auf dem richtigen Gleis. Es sei zu begrüßen, dass das Unternehmen damit eindeutig auf mehr Passagiere setze, sagte der Berliner Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) nach Abschluss der zweitägigen Ministerkonferenz am Donnerstag in Meißen. Die neuen Bahn-Tarife waren zuvor auf ein geteiltes Echo bei Umwelt- und Verbraucherverbänden gestoßen. Kritikpunkt war vor allem, dass das System zu unflexibel sei und Viel- und Spontanfahrer zu Auto und Flugzeug treibe. Zugleich erneuerten die Ressortchefs ihre Forderung an Bund und Bahn, die Übernahme der Infrastruktur in regionale Betreibergesellschaften im Rahmen von Pilotprojekten erproben zu lassen. Entsprechende Vorschläge waren in der Vergangenheit von Schleswig-Holstein und Sachsen unterbreitet worden.
Zudem verlangt die Ministerrunde, die von der Bahn eingeführten Regionalfaktoren, die Bahnfahren unterschiedlich teuer machten, zu "regionalisieren". Diese Einnahmen sollte ausschließlich den Netzen der jeweils betroffenen Regionen zugute kommen und nicht für andere, entferntere Projekte verwendet werden. Ferner wurde der Bund aufgefordert, die rechtliche Zulässigkeit des Übergangs in den freien Bahn-Wettbewerb im Bereich des Nahverkehrs abzusichern. Es bestehe darüber Einigkeit, dass dieser Übergang nur schrittweise erfolgen könne. Umwelt- und Verkehrsverbände fordern dagegen schneller mehr Wettbewerb auf der Schiene.
Am 17-10-2002