DIE Internet-Zeitung
Nach Brennelement-Absturz

Atomkraftwerk Biblis eine Rückschau

Am

Im südhessischen Atomkraftwerk Biblis ist es erneut zu einem Zwischenfall gekommen. Im Block A des Reaktors wurde bereits am Samstag ein Leck an einem Rohr im Zwischenkühlsystem festgestellt, wie das hessische Umweltministerium am Montag in Wiesbaden mitteilte. Da die undichte Stelle jedoch klein sei, habe das ausgetretene Wasser die Kühlfunktion der Anlage nicht beeinträchtigt.


Unterdessen zieht sich die Bergung des in der vergangenen Woche beim Umladen abgestürzten Brennelementes in Block B des Bibliser Reaktors weiter in die Länge. Nach Aussagen eines Ministeriumssprechers soll sie aber noch in dieser Woche abgeschlossen werden.

Am 13-08-2001

Brennelement in Atomkraftwerk Biblis abgestürzt

Einmaliger Unfall

Im hessischen Atomkraftwerk Biblis gab es einen Vorgang, der in der Bundesrepublik einmalig ist. Ein Sprecher des Kraftwerksbetreibers RWE sprach von einem "Pilot-Ereignis". Beim Versuch, Brennstäbe im Block B des Kraftwerks für den Transport in die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague umzuladen, brach der Kopf eines Brennelementes ab, der Stab fiel etwa 50 Zentimeter nach unten und blieb auf der Oberkante des Lagergestells hängen. Der Vorfall wird nach den deutschen Meldekategorien als "Eilt" eingestuft. Es handelt sich also um keine Kleinigkeit.

Guter Rat ist in solchem Fall nicht auf die Schnelle zu haben. Experten des Atommeilers und externe Fachleute sowie Gutachter des TÜV Süddeutschland überlegen zurzeit, wie man den schräg an den Transportbehälter gelehnten Brennstab sicher bergen kann. Ein Konzept werde erarbeitet, heißt es aus dem hessischen Umweltministerium. Dieses muss vom Ministerium genehmigt werden, dann erst kann esweitergehen.

Wie der Kopf abbrechen konnte, ist noch unklar. Der gesamte Vorgang ereignete sich am späten Montagnachmittag unter Wasser im Abkling-Becken. Der RWE-Sprecher versichert, Radioaktivität sei nicht ausgetreten, die sei im Kopf gar nicht vorhanden, weil der zum Greifen für den Transport gedacht sei. Das Brennelement selbst sei nicht beschädigt worden. Im mittleren Teil des Brennstabes ist die Radiaktivität enthalten, der Fuß des Elementes dient zur Arretierung im Lagergestell. 300 Brennelemente sind in einem Gestell untergebracht. Für den Transport werden sie einzeln von Spezialgeräten herausgehoben und in den Transportbehälter gehievt.

Das Atomkraftwerk wurde von Siemens/KWU errichtet. Framatome ANP, die neue gemeinsame Atomtochtergesellschaft von Siemens und Framatome, ist der weltweit führende Hersteller von Brennelementen. Es ist bislang nicht bekannt geworden, ob das betroffene Brennelement von Siemens stammt.

Nicht nur die Grünen im hessischen Landtag wollen genaue Auskunft über den ungewöhnlichen Vorfall, auch die CDU-Landtagsfraktion fordert einen Bericht ihres Parteifreunds, des hessischen Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU). Die CDU will bemerkenswerterweise wissen, "ob sich dieser einmalige Störfall wiederholen kann" und ob eine Überprüfung anderer Brennelemente nötig sein könne. Die Grünen stellten fest, dass das Umweltministerium und RWE "dem Störfall ziemlich hilflos gegenüberstehen".

Dieser Unfallablauf ist sicherlich einmalig. Dennoch kam es in den deutschen, von Siemens/KWU errichteten Atomkraftwerken in den letzten Jahren immer wieder zu erstaunlichen Unfällen beim Brennelementwechsel. Im August 1988 wurden im Atomkraftwerk Brokdorf 18 Brennelemente beschädigt. Im Juli 1989 brach im bayerischen Atomkraftwerk Isar-1 der Teleskoparm einer Lademaschine ab. Ursache war der Zusammenstoß mit einer Plattform. Dabei fielen 54 Kugeln aus einem Kugellager in den offenen Reaktordruckbehälter. Ebenfalls 1989 stürzte im Atomkraftwerk Krümmel ein gebrauchtes Brennelement aus fünf Metern Höhe in das Lagerbecken. In Gundremmingen-C kam es 1990 zu einem ähnlichen Unfall, nachdem ein Kran irrtümlich ein Brennelement ergriff.

Im inzwischen stillegelegten Atomkraftwerk Würgassen war es 1991 eine Vorrichtung zum Beschneiden von Brennelementen, die ins Lagerbecken fiel. Im Januar 1997 schlug im Atomkraftwerk Philippsburg ein Kran nach dem Versagen der Bremsen auf einem Lagergestell des Lagerbeckens auf - glücklicherweise lagerten dort gerade keine Brennelemente.

Am 08. Aug. 2001

Ministerium bestätigt Bedienungsfehler im Atomkraftwerk Biblis

Menschliches Versagen

Der Unfall mit einem Brennelement im südhessischen Atomkraftwerk Biblis ist durch einen Bedienungsfehler verursacht worden. Wie das hessische Umweltministerium am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, bestätigten dies Untersuchungen. Demnach habe ein Handhabungsfehler beim Verladen dazu geführt, dass der Behälter beim Schwenken mit dem Fuß hängen blieb und der Kopf durch das Verkanten des Elements abriss.

Wie das Ministerium weiter mitteilte, wurde das Element am Dienstag geborgen und in den Transportbehälter verladen. Messungen hätten ergeben, dass der Behälter dicht und nicht radioaktiv verseucht sei. Das Brennelement könne nun aus dem Reaktorgebäude geschleust und nach Langzeitmessungen für den Abtransport in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague vorbereitet werden.

Beim Verladen des Elements im Block B des Kernkraftwerks war am 6. August dessen Kopf abgerissen, woraufhin das Element einen halben Meter in die Tiefe sackte. Die Bergung hatte am 15. August begonnen, nachdem der Kraftwerksbetreiber RWE Power und der TÜV Süddeutschland ein Bergungskonzept erarbeitet hatten.

Beim Beladen des Transportbehälters wurden nach Angaben des Ministeriums eine Unterwasserkamera und ein akustisches Signal als Überwachungshilfen eingesetzt. Diese neuen Maßnahmen hatte der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) vergangene Woche im Umweltausschuss des Landtags angekündigt.

Schon mehrfach kam es in den deutschen, von Siemens/KWU errichteten Atomkraftwerken in den vergangenen Jahren zu erstaunlichen Unfällen beim Brennelementwechsel. Im August 1988 wurden im Atomkraftwerk Brokdorf 18 Brennelemente beschädigt. Im Juli 1989 brach im bayerischen Atomkraftwerk Isar-1 der Teleskoparm einer Lademaschine ab. Ursache war der Zusammenstoß mit einer Plattform. Dabei fielen 54 Kugeln aus einem Kugellager in den offenen Reaktordruckbehälter. Ebenfalls 1989 stürzte im Atomkraftwerk Krümmel ein gebrauchtes Brennelement aus fünf Metern Höhe in das Lagerbecken. In Gundremmingen-C kam es 1990 zu einem ähnlichen Unfall, nachdem ein Kran irrtümlich ein Brennelement ergriff.

Im inzwischen stillegelegten Atomkraftwerk Würgassen war es 1991 eine Vorrichtung zum Beschneiden von Brennelementen, die ins Lagerbecken fiel. Im Januar 1997 schlug im Atomkraftwerk Philippsburg ein Kran nach dem Versagen der Bremsen auf einem Lagergestell des Lagerbeckens auf - glücklicherweise lagerten dort gerade keine Brennelemente.

Am 21-08-2001

Rostende Kühlmittelleitungen im Atomkraftwerk Biblis B

Alterungserscheinungen

Wegen der am vergangenen Montag festgestellten Korrosionserscheinungen in der Hauptkühlmittelleitung im Atomkraftwerk Biblis B hat das Bundesumweltministerium von der hessischen Atomaufsichtsbehörde einen ausführlichen Bericht angefordert. Die sicherheitsrelevanten, rostenden Großrohrleitungen transportieren radioaktiv verseuchtes Kühlwasser und sind auch mit dem Notkühlsystem verbunden.

Wegen der sicherheitsrelevanten Korrosionserscheinungen hat das Bundesumweltministerium auch die Reaktorsicherheitskommission (RSK) um eine Stellungnahme gebeten. Der RSK-Ausschuss "Druckführende Komponenten und Werkstoffe" wird am kommenden Mittwoch über die Problematik diskutieren.

Nach Auskunft der hessischen Atomaufsicht seien bei bisherigen Prüfungen keine Mängel festgestellt worden. Erst durch eine verbesserte Prüftechnik seien die Korrosionserscheinungen erkannt worden.

Das Bundesumweltministerium hält es für erforderlich, dass Biblis B erst wieder in Betrieb geht, wenn die Bundesaufsicht ihre sicherheitstechnische Bewertung vorgenommen hat.

Am 19-10-2001

Schnellabschaltungen im Atomkraftwerk Biblis A

Beim Wiederanfahren

Das erst kürzlich begonnene Wiederanfahren des Atomkraftwerks Biblis A ist nach zwei Schnellabschaltungen unterbrochen worden. Am Sonntag habe eine Überwachungsmessstelle durch fehlerhafte Angaben eine der Schnellabschaltungen ausgelöst, wie das hessische Umweltministerium am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Einen Tag später kam es den Angaben zufolge durch Fehlfunktionen an einer Regeleinrichtung zu einer weiteren Abschaltung. Schon am Samstag zuvor hatten Defekte an elektrischen Bauteilen den Angaben zufolge Fehlsignale ausgelöst.

Das Wiesbadener Umweltministerium hatte am Montag grünes Licht für das Wiederanfahren des südhessischen Atomkraftwerks gegeben. Die Betreiberfirma RWE Power kündigte an, den Meiler spätestens am Dienstag wieder in Betrieb zu nehmen.

Am 19-06-2002

RWE droht Bußgeld wegen Panne im Atomkraftwerk Biblis

Atomkraft

Nach der jüngsten Panne im südhessischen Atomkraftwerk Biblis B muss die Betreiberfirma RWE Power AG wegen eines Verstoßes gegen die Vorschriften mit finanziellen Konsequenzen rechnen. Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel kündigte nach einem Treffen mit dem RWE-Vorstand an, die Einleitung eines Bußgeldverfahrens zu prüfen. Der Vorfall zeige, dass beim Sicherheitsmanagement "Optimierungsbedarf" bestehe.

Im Block B von Biblis war es vergangene Woche durch einen internen Fehler zu einer 23-minütigen Abschaltung des Notstromsystems gekommen. Bei einem extremen Ereignis wie einem Flugzeugabsturz soll dieses System dafür sorgen, dass der betroffene Block vom Nachbarreaktor Kühlwasser und elektrische Energie erhält.

Am 04-09-2002

Atomkraftwerk Biblis A wegen schwerer Sicherheitsmängel vom Netz

Super-GAU droht

Der Block A des südhessischen Atomkraftwerks Biblis darf wegen Sicherheitsproblemen vorerst nicht wieder angefahren werden. Wie das Bundesumweltministerium am Freitag in Berlin mitteilte, sind Öffnungen von Notkühlpumpen dieses Blocks nur gut halb so groß wie vorgeschrieben (3 statt 5,9 Quadratmeter). Ob diese Ansaugflächen schon seit Betriebsbeginn vor 29 Jahren so klein sind oder durch spätere Einbauten verkleinert wurden, ist den Angaben zufolge unklar. Das Defizit kann nach Einschätzung des Umweltministeriums "von großer sicherheitstechnischer Bedeutung sein". Das Notkühlsystem muss im Falle einer Leckage die Kühlung des Reaktors gewährleisten. Sind die betroffenen Ansaugflächen verstopft, droht eine Kernschmelze und damit ein Super-GAU. Biblis A als ältestes deutsches Atomkraftwerk gilt als "Schrottreaktor" und fällt regelmäßig durch Sicherheitsmängel auf.

Das Bundesumweltministerium kündigte an, die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit sowie die Reaktor-Sicherheitskommission mit der weiteren Untersuchung zu beauftragen. Das hessische Umweltministerium habe bereits Untersuchungen aufgenommen und der Bundesaufsicht zugesagt, dass der Atommeiler nicht eher wieder ans Netz gehe, bis der Sachverhalt vollständig aufgeklärt und das Sicherheitsleck behoben sei.

Die hessische Aufsichtsbehörde hatte den Verstoß am Donnerstag an das Berliner Ministerium gemeldet. Das Wiesbadener Umweltministerium habe mitgeteilt, dass Biblis A wegen einer Reparatur und einer Messung im Notstandssystem für kurze Zeit still gestanden habe. Der Mangel wurde demnach beim Wiederanfahren des Reaktors festgestellt.

Biblis ist mit dem jetzt bekannt gewordenen Sicherheitsdefizit nicht das erste Mal in den Schlagzeilen. Neben einem schwerwiegenden Störfall im Dezember 1987, bei dem Radioaktivität freigesetzt wurde, kam es im Laufe der Jahre zu etlichen Pannen.

Der älteste Reaktor der Bundesrepublik gilt zugleich als der umstrittenste. Zwischen der früheren rot-grünen Landesregierung in Wiesbaden und der CDU-geführten Bundesregierung von Helmut Kohl gab es jahrelang Auseinandersetzungen um den Meiler, der nach Ansicht von Kritikern schrottreif ist. Nach dem von der rot-grünen Bundesregierung ausgehandelten Atomausstieg sollen die beiden Reaktorblöcke A und B bis 2009 und 2011 am Netz bleiben.

Am 22-04-2003

Defekte Bauteile im Atomkraftwerk Biblis entdeckt

Skandal-AKW

Im südhessischen Skandal-AKW Biblis ist erneut ein technischer Defekt aufgetreten. Bereits Ende September wurde im derzeit abgeschalteten Block A ein fehlerhafter Grenzwertmelder an Bauteilen festgestellt, die Sicherheitsventile steuern, wie das hessische Umweltministerium am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Zudem seien Toleranzüberschreitungen bei fünf weiteren elektronischen Teilen ermittelt worden.

Alle betroffenen Grenzwertmelder wurden den Ministeriumsangaben zufolge ausgetauscht und die defekten Bauteile überprüft. Die vor zwei Tagen vorgenommene Fehleranalyse habe ergeben, dass die Teile wegen erhöhter Temperaturbelastung vorzeitig gealtert seien.

Am 17-11-2003

Studie zum Beinahe-GAU in Biblis offenbart schwere Sicherheits-Defizite

Atomkraftwerk Biblis B

Am Mittwoch, dem 17. Dezember 2003 jährt sich der Beinahe-GAU im hessischen Atomkraftwerk Biblis zum 16. Mal. Anlässlich dieses Jahrestages veröffentlicht die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) eine Studie, in der für den Atomkraftwerksblock Biblis B 42 grundlegende Sicherheits-Mängel nachgewiesen werden. Die IPPNW kommt in der Studie zu dem Schluss, dass Biblis B im internationalen Vergleich "hoffnungslos veraltet und fehlkonstruiert ist" und fordert die Betreibergesellschaft RWE und die hessische Atomaufsicht auf, Biblis B unverzüglich stillzulegen, "da das Risiko für Leben und Gesundheit der Bevölkerung nicht zu verantworten ist".

Die von IPPNW-Atomexperten erstellte Studie "42 Auslegungsdefizite des Atomkraftwerks Biblis B" stützt sich unter anderem auf einen von der OECD 1997 vorgenommenen internationalen Vergleich. Danach versagt der Sicherheitsbehälter der deutschen Anlage Biblis B im Falle einer Kernschmelze, während die meisten der untersuchten ausländischen Anlagen den berechneten Drücken stand halten. "Schuld daran", so die IPPNW, "ist der in den deutschen Siemens-Reaktoren eingesetzte minderwertige Sicherheitsbehälter aus Stahl, der im Ausland meist aus Beton oder Stahlbeton besteht." Interessant: Beim Europäischen Druckwasser-Reaktor will nun auch Siemens auf Stahlbeton umsteigen.

Biblis A und B sind eine sogenannte Doppelblockanlage. Bei dem Beinahe-GAU am 17.12.1987 in Biblis A übersahen drei Arbeitsschichten, dass ein Absperrventil während des Leistungsbetriebs irrtümlich offen stand. Aufgrund einer Manipulation der Betriebsmannschaft kam es zu einem gefährlichen Leck im Primärkreis. Der Störfall wurde von RWE über ein Jahr lang vertuscht.

Zu den 42 von der IPPNW-Studie genannten Sicherheitsmängeln von Biblis B zählen neben dem fehlkonstruierten Sicherheitsbehälter beispielsweise auch die unzureichende räumliche Trennung des Not- und Nachkühlsystems sowie der "unterbrechungsfreien Gleichstromversorgung". So kann es zum vollständigen Ausfall der Stromversorgung von Sicherheitssystemen und der Notkühlung kommen. Bei kleinen Leckagen besteht das Risiko, dass das Notkühlsystem den Reaktorkern nicht kühlen kann, weil die Hochdruck-Sicherheitseinspeisepumpen sowohl im Hochdruckbereich (oberhalb 110 bar) als auch im Niederdruckbereich (oberhalb 10 bar) versagen können.

Erhebliche Gefahren ergeben sich, so die IPPNW, auch daraus, dass Biblis über nur 4 statt über 8 Druckspeicher wie die so genannten "Konvoi-Anlagen" verfügt. Mehrere von Siemens in einer Großversuchsanlage durchgeführten Experimente zeigen, dass Störfallabläufe aufgrund von kleinen Lecks und auch Störfälle ohne Kühlmittelverlust (so genannte Transienten) mit nur 4 Druckspeichern unter Umständen nicht beherrscht werden können. Kleine Lecks und Transienten gehören aber zu den Ereignissen mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit.

Am 23. Februar 1995 ist es in Biblis B bereits zu einem Leck-Störfall gekommen. "Damals kam es glücklicherweise nur zum Austritt von immerhin vier Tonnen Wasserdampf pro Stunde aus einem Riss in Längsrichtung der betroffenen Rohrleitung", so die IPPNW-Studie. "Genau so gut hätte es zum Abriss der Rohrleitung aufgrund eines bereits sehr weit fortgeschrittenen Risses in Rohrumfangsrichtung kommen können. Der Super-GAU im Rhein-Main-Gebiet wäre dann nicht unwahrscheinlich gewesen."

Am 16-12-2003

Störfall in Atomkraftwerk Biblis ernster als zunächst angenommen

Notstandsstromversorgung gestört

Die Serie an Pannen im südhessischen Atomkraftwerkwerk Biblis reißt nicht ab. Wie erst am Montag bekannt wurde, ist es in dem 28 Jahre alten Reaktorblock B am Sonntag gleich zu zwei meldepflichtigen Vorfällen gekommen. Einer der beiden Störungen war dabei offenbar ernster als zunächst angenommen: Nach Angaben des hessischen Umweltministeriums in Wiesbaden stand unter anderem die Notstandsstromversorgung zwischen Block B und Block A für etwa zwei Stunden lang nur noch teilweise zur Verfügung. Block B habe sich außerdem wegen einer Störung im öffentlichen Stromnetz vorübergehend abgeschaltet.

Der erste der beiden Vorfälle wurde laut dem Ministerium in die Meldekategorie "Eilt" eingestuft. Eine Gefährdung des Personals, der Umgebung oder der Anlage habe jedoch nicht bestanden. Das Bundesumweltministerium als atomrechtliche Bundesaufsichtsbehörde sei informiert worden. Zudem habe die hessische Atomaufsicht ein Treffen mit der Betreiberfirma RWE Power vereinbart, an dem auch der TÜV Süddeutschland und der TÜV Nord teilnehmen sollten.

Am 09-02-2004

Erneut Störfall im Atomkraftwerk Biblis

CDU-Minister kritisiert RWE scharf

Das Atomkraftwerk Biblis in Hessen wird seinen zweifelhaften Ruf als Pannenreaktor nicht los. Nach der Schnellabschaltung von Block B am Wochenende musste die Betreiberfirma RWE Power am Montagabend auch Block A vom Netz nehmen. Die Anlage sei heruntergefahren worden, um ein Leck an einer Messleitung zu reparieren, teilte das hessische Umweltministerium am Dienstag mit. Ein Zusammenhang zwischen den Vorfällen in den Blöcken A und B gebe es nicht. Block A war bereits im Frühjahr 2003 wegen gravierender Sicherheitsmängel abgeschaltet worden und erst im Januar wieder in Betrieb gegangen. In ungewöhnlich scharfem Ton kritisierte Landesumweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) die Informationspolitik von RWE wegen der Pannen in Block B. Er zitierte den Vorstand des Energieversorgers für Mittwoch in sein Ministerium.

Dietzel betonte, er erwarte nicht nur "glasklare Erklärungen", sondern auch "Konsequenzen" vom Vorstand. Das Bundesumweltministerium verlangte seinerseits von der hessischen Atomaufsicht einen detaillierten Bericht über die Vorfälle und ihre Ursachen.

In dem 28 Jahre alten Block B war es am Sonntag gleich zu zwei meldepflichtigen Vorfällen gekommen. Nach einem witterungsbedingten Schaden an zwei zum Kraftwerk führenden Leitungen hatte sich der Reaktor automatisch abgeschaltet. Zeitgleich fiel eine Turbine aus, die den Eigenbedarf des Kernkraftwerks an Strom sicherstellen soll. Als Folge der Störung war die Notstromverbindung zwischen Block B und Block A für etwa zwei Stunden teilweise unterbrochen. Ein Dieselgenerator musste das Kraftwerk mit Strom versorgen.

Das Landesumweltministerium als Aufsichtsbehörde wurde nach Darstellung Dietzels zunächst nur über den Ausfall der Turbine informiert, der laut RWE in die Meldekategorie "Normal" fällt. Die wichtigere "Eilt"-Meldung über den Ausfall der Notstromverbindung zwischen Block A und B ließ dagegen laut Dietzel auf sich warten.

Obwohl die formalen Fristen eingehalten worden seien und sich das Atomkraftwerk zu keinem Zeitpunkt in einem sicherheitstechnisch unzulässigen Zustand befunden habe, müsse das Zurückhalten einer "Eilt"-Meldung scharf kritisiert werden, sagte Dietzel. Zur Sicherheit von Biblis gehöre unablässig auch ein "konsequent transparentes Meldeverhalten" der Betreiberfirma RWE. Dieses sei jedoch zuletzt nicht gegeben gewesen.

Am 10-02-2004

Besonders gefährdete Atomkraftwerke abschalten

Bundesamt für Strahlenschutz:

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) König empfiehlt, die fünf durch Flugzeugabstürze besonders gefährdeten deutschen Atomkraftwerke (AKW) abzuschalten. "Das ist eine begrüßenswerte Initiative und ein erster Schritt in die richtige Richtung" kommentiert Axel Mayer, der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) die Empfehlung. Im Tausch verlängerte Restlaufzeiten für die restlichen AKW anzubieten sei allerdings nicht akzeptabel. Der BUND hatte Anfang Februar eine Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) zu den Terrorgefahren für deutsche Atomkraftwerke ins Internet gestellt. Diese Studie zeigt, dass sämtliche AKW durch Terrorismus gefährdet sind. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg stellt nun die Frage, warum die leicht angreifbaren Zwischenlager mit hochbrisanten Castor-Behältern weiter in Betrieb sind.

Leichtbauhallen wie in Gorleben oder Ahaus böten lediglich Schutz vor Witterungseinflüssen. So sei auch in einem vom BfS in Auftrag gegebenen Gutachtens festgehalten wurden, dass bei "einem ungünstigen Auftreffen schnell fliegender harter Trümmerteile oder eines beschleunigten Dachbinders die Integrität einzelner Behälter beeinträchtigt" sein kann. Als logische Konsequenz fordert die Bürgerinitiative den sofortigen Entzug der Betriebsgenehmigungen und den Verzicht auf die angekündigten überflüssigen Castortransporte aus der Leichtbauhalle Rossendorf bei Dresden in die westfälische bauähnliche Halle Ahaus.

Der BUND stellt die Sicherheit der grenznahen Atomkraftwerke in Frage. Die beiden französischen Fessenheimer Reaktoren, die ältesten AKW ihrer Art in Frankreich sind durch Flugzeugabsturz extrem gefährdet, die Hülle würde einem großen Flugzeugabsturz nicht standhalten. Ähnliches gilt auch für die grenznahen Schweizer Atomanlagen in Leibstadt und Beznau. Gerade die Uralt Reaktoren von Beznau - Inbetriebnahme 1969 und 1972 - sind noch gefährdeter als Fessenheim.

Hessens Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) betonte am Montag in Wiesbaden, es könne nicht Aufgabe einer "nachgeordneten Bundesbehörde" sein, derartige Forderungen zu erheben. Nur der Bundesregierung obliege es, eine "qualifizierte Bewertung" der Terrorgefahr für Deutschland vorzunehmen. Bundesumweltminister Trittin sieht es als Aufgabe der Länder und der Industrie an, Konsequenzen aus der Gefahr terroristischer Angriffe auf Atomkraftwerke zu ziehen. Die Grünen fordern eine Übergabe der Atomaufsicht von den Ländern an den Bund. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer bedauerte am Montag nach einer Bundesvorstandssitzung seiner Partei in Berlin, dass die Bundesländer dies bisher abgelehnt hätten. Daraus folge nun, dass die Länder angesichts der vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beanstandeten Sicherheitsmängel in einzelnen Anlagen nun ihre "Hausaufgaben" machen müssten und sich ihrer Aufgabe als Aufsichtsbehörden nicht entziehen dürften.

Am 23-02-2004

Defektes Dichtungselement im Atomkraftwerk Biblis A

Pannen-Reaktor

Im südhessischen Atomkraftwerk Biblis ist erneut ein Defekt aufgetreten. Bei einer Routineprüfung einer Lüftungsleitung im Block A des Reaktors sei ein defektes Dichtungselement entdeckt worden, teilte das hessische Umweltministerium als zuständige Aufsichtsbehörde am Donnerstag mit. Eine Gefahr für Personal und Umgebung habe aber nicht bestanden, hieß es weiter. Der Meiler ist schon seit Jahren als pannenanfällig bekannt. Auch in diesem Jahr kam es bereits zu mehreren Störfällen oder Defekten.

Durch das defekte Dichtungselement war den Ministeriumsangaben zufolge eine Klappe undicht. Eine zweite Klappe habe aber funktioniert. Derzeit wird die Schadensursache geklärt und es werden vergleichbare Abschlussvorrichtungen überprüft.

Am 22-04-2004

Leitungsleck im Atomkraftwerk Biblis

Störfall

Im hessischen Atomkraftwerk Biblis ist erneut ein Defekt entdeckt worden. Am Samstag wurde ein Leck an einer Rohrleitung für leicht radioaktive Abwässer festgestellt, wie am Dienstag das hessische Umweltministerium mitteilte. Es sei jedoch keine Radioaktivität freigesetzt worden.

Das defekte Rohrleitungsstück wurde zunächst abgedichtet. Das Rohr werde umgehend ausgetauscht, hieß es. Eine Gefahr für Personal und Umgebung habe nicht bestanden.

Am 04-05-2004

Atomkraftwerk Biblis teilweise abgeschaltet

"Sicherheitsnachrüstung"

Das südhessische Atomkraftwerk Biblis geht teilweise vom Netz. Grund sind eine "Revision" und eine "Sicherheitsnachrüstung". Das teilte das hessische Umweltministerium mit. Demnach soll Block B des Atomkraftwerkes am Freitagabend heruntergefahren werden. Geplant sind den Ministeriumsangaben zufolge unter anderem ein Wechsel der Brennelemente. Erst am vergangenen Samstag war ein Leck in einer Rohrleitung entdeckt worden.

Die Arbeiten sollen die Sicherheit des Reaktors verbessern und umfassten die Modernisierung von Armaturen des Not- und Nachkühlsystems sowie den Austausch von Rohrleitungshalterungen und Verankerungen. Sie sollen in zwei Monaten beendet sein.

In den beiden Blocks des rund 30 Jahre alten Reaktors hatte es in diesem Jahr wiederholt Störfälle oder Defekte gegeben, zwei davon erst in den vergangenen sieben Tagen. Block B war bereits im Februar vom Netz genommen worden, weil sich an einem Tag gleich zwei Pannen ereigneten, von denen eine unter die Meldekategorie "Eilt" fiel. Block A hatte Anfang Januar nach rund neunmonatiger Unterbrechung die Stromproduktion wieder aufgenommen.

Am 07-05-2004

Das Notkühlsystem des Atomkraftwerks Biblis stand teilweise nicht zur Verfügung

"Laufend" Vorkommnisse

Nach Angaben des Hessischen Umweltministeriums hat es im Notkühlsystem des Atomkraftwerks Biblis A einen Defekt gegeben. Durch eine innere Leckage an einer so genannten "Zweitabsperrarmatur" im Not- und Nachkühlsystem hatte sich seit dem 05. Januar in dem dahinter liegenden Strang ein Druck aufgebaut. Eine Untersuchung des TÜV Nord hatte ergeben, dass bei einem Leck im Reaktorkühlkreislauf der betroffene Strang dieses zentralen Sicherheitssystems nicht zur Verfügung gestanden hätte. Die Betreibergesellschaft RWE hat die Hessische Atomaufsicht offenbar erst am 31. Januar über das brisante Ereignis informiert. Der Schaden sei, so RWE, inzwischen behoben.

Auf Nachfrage von ngo-online, sagte der Sprecher des hessischen Umweltministeriums, Torsten Völkert, dass sich vergleichbare Ereignisse "laufend" ereignen würden. Aber zu 99 Prozent passiere nichts Großartiges. Es könne "halt was kaputt gehen", nur müsse das Atomkraftwerk jede kleinere Reparatur melden. Das sei der Unterschied zu anderen Industrieunternehmen.

Völkert deutete andererseits an, dass es sich nicht so ganz um eine Lapalie gehandelt hat: Eine solche Überprüfung müsse nur durchgeführt werden, wenn der Vorfall weitere "theoretisch denkbare Ereignissabläufe" mit sich ziehen "könnte", so Völkert. Mit "derartigen Ereignissabläufen" ist gemeint, dass es bei einem Leck im Kühlkreislauf eines Atomkraftwerks zum Super-GAU kommen kann, wenn die Sicherheitssysteme nicht zur Verfügung stehen. Das Notkühlsystem ist aber eines der wichtigsten Sicherheitssyteme.

Wie die Hessische Atomaufsicht weiter mitteilte, habe sie "nach Diskussion mit der RWE Power AG und dem TÜV Nord" entschieden, die Situation als Vorkommnis der Kategorie "Normal" nach den deutschen Meldekriterien einzustufen.

Vergangene Mängel am Kühlsystem von Biblis A Im Mai 2003 war bekannt geworden, dass die Notkühlung des Atomkraftwerks Biblis A im Ernstfall für viele Jahre nicht sichergestellt war: Die Ansaugfläche vor den Notkühlpumpen war vom ersten Betriebstag an wesentlich kleiner als erforderlich. In den Genehmigungsunterlagen waren 7,3 Quadratmeter als notwendige Fläche genannt. Tatsächlich aber waren nur 5,9 Quadratmeter realisiert worden. Diese Fläche war zusätzlich durch Siebe und Rohre so verdeckt, dass real nur 4,8 Quadratmeter Ansaugfläche vorhanden waren.

Die RWE Power AG ist der größten Arbeitgebers in Biblis. Die "Mehrheit der Bevölkerung" habe sich mit dem Restrisiko eines Atomkraftwerkes "arrangiert", heißt es in einem Bericht über den Ort im Hessischen Rundfunk aus dem Sommer 2004. Dem psychologischen Nachteil "versuchen wir mit Öffentlichkeitsarbeit entgegenzutreten", sagt Jürgen Haag vom Kernkraftwerk Biblis.

Am 04-02-2005

Wieder Störfall in hessischem Atomkraftwerk

Biblis A

Die Betreiberin des Kernkraftwerkes Biblis, die RWE Power AG, hat heute das nachfolgende Vorkommnis dem Hessischen Umweltministerium als zuständige Aufsichtsbehörde gemeldet. Dieses ist nach der Internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen (INES) der Stufe 0 (unterhalb der Skala = keine Sicherheitstechnische Bedeutung) zuzuordnen.

Am 21.03.2005 fiel bei dem zur Revision abgeschalteten Block A in einem Strang des Not- und Nachkühlsystems die Stromversorgung von Regelarmaturen aus. Bei dem gegebenen abgekühlten Anlagenzustand war mit drei der vier Strängen des Not- und Nachkühlsystems die Kühlkapazität einschließlich erforderlicher Reserven jederzeit sichergestellt. Nach Austausch von Sicherungsautomaten stand auch der betroffene Strang wieder zur Verfügung.

Nach einer ersten Bewertung durch die Atomaufsichtsbehörde wurde das Vorkommnis von der Betreiberin zu Recht nach den deutschen Meldekriterien in die Kategorie N (= Normal) eingestuft. Eine Gefährdung des Personals, der Umgebung oder der Anlage war mit dem Vorkommnis nicht verbunden. Eine abschließende Bewertung wird unter Hinzuziehung des TÜV-Nord vorgenommen.

Am 24-03-2005

Atomkraftwerk Biblis A nach Leck abgeschaltet

Prüfungs-Lücken

Der vor sieben Wochen generalüberholte Block A des von RWE Power betriebenen Atomkraftwerks Biblis ist am frühen Mittwochmorgen zur Reparatur eines Lecks kurzfristig heruntergefahren worden. Nach Angaben der Kraftwerksleitung war an einer Rohrleitung in der Schmierölversorgung für eine der vier Hauptkühlmittelpumpen eine undichte Stelle festgestellt worden. Der betroffene Bereich sei während der dreimonatigen Generalüberholung zwischen März und Juni nicht überprüft worden, hieß es.

Seit Wiederinbetriebnahme am 21. Juni sind in Block A mehrfach Defekte aufgetreten. So stand im vergangenen Monat einer der vier Dieselgeneratoren zur Notstromversorgung wegen einer Störung fünf Minuten nicht zur Verfügung.

Bei einem weiteren Vorfall war es im Block A zu einem Druckabfall in Teilen des Notkühlsystems gekommen. Drei weitere Defekte in den beiden Reaktorblöcken des Atomkraftwerks hatten sich Anfang Juli ereignet.

Am 10-08-2005

RWE will Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerk Biblis A

Ankündigung vor Bundestagsabgeordneten

Der Energiekonzern RWE will für das Atomkraftwerk Biblis A in Hessen eine Verlängerung der Laufzeit beantragen. Wie die Zeitung "Bild am Sonntag" berichtete, kündigte RWE-Vorstand Jan Zilius dies bei einer Veranstaltung vor Bundestagsabgeordneten vor wenigen Tagen in Berlin an. RWE müsste dafür eine Verlängerung beim Bundesumweltministerium beantragen. Bislang sei geplant, dass der Meiler im Jahr 2008 vom Netz geht.

SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber sagte dem Blatt, Biblis A habe die schlechtesten Sicherheitsvorkehrungen aller deutschen Meiler. "Entweder RWE rüstet sofort nach, oder Biblis A muss vom Netz", sagte er.

Gabriel: Koch soll vor Kommunalwahl AKW- und Atommüllstandort bekannt geben

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erwartet Vorschläge von Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) für den Standort eines neuen Atomkraftwerkes in Hessen. Koch müsse noch vor den hessischen Kommunalwahlen sagen, an welchem Standort er ein neues Kernkraftwerk bauen lassen und wo er das dazu gehörige Endlager haben wolle, sagte Gabriel der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".

Der SPD-Politiker sagte, der hessische Ministerpräsident habe im Koalitionsvertrag das Festhalten am Atomausstieg mitbeschlossen. Nun stelle er ihn infrage. Koch fordere die Energiewirtschaft auf, rechtswidrige Anträge zum Neubau von Kernkraftwerken zu stellen. "Entweder Koch lockt die Energiewirtschaft in eine Sackgasse, oder man darf ihm generell nicht trauen, wenn er was unterschreibt", sagte Gabriel.

Am 13-02-2006

Schnellabschaltung des Atomkraftwerks Biblis A

Nach Forsmark

Nach Angaben der Hessischen Atomaufsicht kam es am 15. September im Atomkraftwerksblock Biblis A zu einer Reaktorschnellabschaltung. Im Rahmen von Funktionsprüfungen des elektrischen Teils der Anlage sei es während des Abfahrens des Kraftwerks zur Jahresrevision 2006 zum Öffnen eines Leistungsschalters gekommen. "Dadurch kam es zur Trennung der Spannungsversorgung vom Hauptnetz." Die anschließende Stromversorgung sei über die automatische Zuschaltung des Reservenetzes erfolgt. Im weiteren Verlauf wurde dennoch eine Turbinenschnellabschaltung von der Warte aus per Hand ausgelöst, woraufhin es zur automatischen Reaktorschnellabschaltung kam. Die Deutsche Umwelthilfe verlangt nun in einem Schreiben an den Hessischen Umweltminister Wilhelm Dietzel Auskunft über die Umstände der Reaktorschnellabschaltung. Die Umwelthilfe will unter anderem wissen, ob die Funktionsprüfungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Störfalls im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark standen.

DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake, ehemals Staatssekretär bei der Bundesatomaufsicht, fragt die hessische Atomaufsicht außerdem, wie sie die Tatsache bewertet, dass es bei der Funktionsprüfung zu einer Reaktorschnellabschaltung gekommen ist.

Der 1975 in Betrieb gegangene Druckwasserreaktor Biblis A stehe "entsprechend den Regelungen des Atomausstiegsgesetzes" in dieser Legislaturperiode zur Stilllegung an, schreibt die Umwelthilfe bezugnehmend auf den rot-grünen Atomkonsens. Darin wurden keine festen Stilllegungstermine vereinbart, sondern gewissermaßen ein Handel von Stromerzeugungsmengen zwischen Atomkraftwerken ermöglicht: den derzeit vielfach diskutierten möglichen Strommengenübertragungen.

Der Reaktorbetreiber RWE hat wiederholt angekündigt, bei Bundesumweltminister Sigmar Gabriel einen Antrag auf Strommengenübertragung stellen zu wollen. Das Atomkraftwerk Biblis gehört nach Darstellung der Deutschen Umwelthilfe "zu den umstrittensten Reaktoren in Deutschland unter anderem wegen seines mangelnden Schutzes gegen Flugzeugabstürze, wegen des Fehlens einer verbunkerten Notstromwarte und wegen eines schweren Störfalls im Dezember 1987, der erst ein Jahr später öffentlich wurde".

Block B: Stromlieferung ins Netz eine Stunde unterbrochen

Wie die hessische Atomaufsicht weiterhin - "nachrichtlich" - mitteilt, kam es - offenbar während des Leistungsbetriebs - "bei routinemäßigen Reinigungsarbeiten am Kondensator" im benachbarten Block Biblis B am 16. September zu einer Turbinenabschaltung. Die Anlage habe dadurch rund eine Stunde lang keinen Strom ins Netz einspeisen können.

"Der Vorgang ist nach der atomrechtlichen Meldeverordnung nicht meldepflichtig", betont das hessische Umweltministerium, was deutlich macht, dass Vorkommnisse in deutschen Atomkraftwerken von Betreibern und Behörden vielfach nicht öffentlich bekannt gemacht werden.

Am 20-09-2006

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