DIE Internet-Zeitung
Kritik am Ausbau der Atomenergie | Störfall im AKW Beznau

Atomausstieg Deutschland Rückschau

Am

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den Vorschlag des Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt, zum Ausbau der Atomenergie zurückgewiesen. Nur erneuerbare Energien, Energieeinsparungen und die Erhöhung der Energieeffizienz durch Kraft-Wärme-Kopplung seien zukunftsfähig. Einer der Reaktoren des Atomkraftwerkes Beznau in Döttingen hatte sich am Dienstagnachmittag unerwartet ausgeschaltet. Ein inzwischen behobener Pumpenausfall beim Wiederanfahren von Block 2 nach der Jahresrevision sei die Ursache gewesen. "Bei Herrn Schmoldt scheinen in der Sommerhitze sämtliche Sicherungen durchgebrannt zu sein.", vermutet BUND-Energiereferent Walter Jungbauer.


Er verkürze die Nachteile der Atomkraftnutzung allein auf die Kühlprobleme heiß gelaufener Meiler. Von dem Millionen Jahre strahlenden Atommüll, der ungelösten Endlagerfrage, den Gefahren von Atomunfällen oder terroristischen Anschlägen auf Atomkraftwerke mit schlimmen Folgen für dichtbesiedelte Regionen scheine er noch nie was gehört zu haben. Die Bundesregierung müsse Herrn Schmoldt in die Schranken weisen. Ein Umbau der Energieversorgung sei der beste Weg zum Klimaschutz und schaffe viele neue Arbeitsplätze.

Beim Hochfahren des Reaktors im Atomkraftwerke Beznau sei eine Speisewasserpumpe ausgefallen. Die zugehörige Reservepumpehabe sich ebenfalls nicht eingeschaltet. Ursache für die Ausfälle wären ein falsch gestellter Schieber und ein defekter Manometer gewesen. Die Fehler sei umgehend behoben, die Anlage freigegeben und am späten Abend wieder angefahren worden, teilte die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) am Mittwoch mit.

Am 22-08-2003

Atomenergie

Greenpeace begrüßt die angekündigte Abschaltung des Atomkraftwerks Stade. "Jedes AKW, das vom Netz geht, reduziert die Gefahr eines schweren Atomunfalls", sagt Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. "Aber das Problem ist mit der Abschaltung von Stade nicht beendet. Der Meiler hinterlässt ein gefährliches Erbe - 550 Tonnen hoch radioaktiver Abfälle, die noch Hunderttausende von Jahren strahlen. Für sie gibt es weltweit bislang keine sichere Möglichkeit der Entsorgung."

Um der Öffentlichkeit eine geregelte Entsorgung vorzutäuschen, verschiebt Stade-Betreiber E.on die abgebrannten Brennelemente zunächst in die französische Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague. Dort werden sie chemisch in ihre Bestandteile Uran, Plutonium und radioaktive Spaltprodukte zerlegt und anschließend neu verpackt. Dabei entstehen Unmengen strahlender Abwässer: 1,4 Millionen Liter pumpt die WAA jeden Tag in den Ärmelkanal - eines der größten Umweltverbrechen in Europa, für das auch E.on verantwortlich ist.

In La Hague kann der Atommüll nicht bleiben. Nach rund 25 Jahren muss E.on ihn wieder zurücknehmen, er wird dann in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben gebracht. Für die nächste Woche steht ein weiterer Castor-Transport von zwölf Behältern aus La Hague nach Gorleben bevor. Wo der gefährliche Müll am Ende hin soll, weiß niemand: Der Salzstock Gorleben ist als Endlager völlig ungeeignet, weil der Müll dort nicht sicher von der Umwelt abgeschirmt werden kann.

Greenpeace fordert E.on auf, die Verschiebung weiterer Brennelemente nach La Hague sofort zu stoppen und den Atommüll stattdessen vor Ort sicher zu lagern. Die AKW-Betreiber müssen außerdem endlich Verantwortung übernehmen für ihre Abfälle und die neue Suche nach einer Möglichkeit der Entsorgung bezahlen.

Von der Bundesregierung fordert Greenpeace, die weitere Produktion von Atommüll zu unterbinden. Das heißt: Die deutschen Atomkraftwerke müssen so schnell wie technisch möglich vom Netz. Wenn das letzte AKW erst in 20 Jahren abgeschaltet wird - wie im rot-grünen "Atomausstieg" vorgesehen - entstehen bis dahin noch einmal rund 6000 Tonnen neuer, gefährlicher Müll.

Am 06-11-2003

Atomenergie

Seit den frühen Morgenstunden des Mittwochs blockieren Atomkraftgegner das Haupttor des atomaren "Zwischen"-Lagers in Ahaus. Mit dieser Aktion protestieren sie gegen die Pläne der Bundesregierung, im 2. Halbjahr 2004 erneut hochradioaktiven Atommüll in der Leichtbauhalle in Ahaus einzulagern. Der Atommüll soll in 18 CASTOR-Behältern aus dem ehemaligen Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden durch bis zu sechs Bundesländer transportiert werden. Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und das Münsteraner Bündnis "Stoppt Atomtransporte!!" solidarisiert sich mit der Aktion und unterstützt die Proteste gegen das Atomlager.

Es gibt keine gesicherte Entsorgung für den hochgefährlichen Atommüll. Ein Transport von Dresden nach Ahaus täuscht nur eine gesicherte Entsorgung vor und bietet keinerlei Lösung. Stattdessen ist der Transport über viele Hundert Kilometer eine neue Gefahrenquelle.

Die Organisatoren rufen deshalb zu entschiedenen Protesten gegen dieses neue Beispiel rot-grüner "Ausstiegs"-Politik auf. Die heutige Aktion sei nur ein Anfang. Deshalb rufen sie zur Teilnahme am Sonntagsspaziergang vor dem Atomlager in Ahaus-Ammeln auf. Der traditionelle Protestspaziergang findet am nächsten Sonntag, 21. Dezember, um 14 Uhr statt.

Weil es für die Lagerung von Atommüll keine sichere Lösung gibt, fordern die Demonstranten weiterhin die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen. Die Produktion von Atommüll müsse sofort eingestellt werden, da niemand in der Lage sei, den Atommüll über mehr als 10 000 Jahre sicher einzuschließen und zu bewachen. Die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen ende nicht bei den nächsten Wahlen.

Am 17-12-2003

Atomenergie

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die Vertragsunterzeichnung zwischen dem finnischen Atomkraftwerksbetreibers TVO und der Siemens-Beteiligungsgesellschaft Framatome über den Bau eines neuen Atomkraftwerks in Olkiluoto. Siemens ist gleich doppelt am Bau des Atommeilers vom Typ "Europäischer Druckwasser-Reaktor (EPR)" beteiligt: Zum einen ist Siemens am weltweit führenden Atomkraftwerkshersteller Framatome ANP mit Sitz in Paris mit 34 Prozent beteiligt. Framatome baut den nuklearen Teil des Atomkraftwerks. Zum anderen wird die Siemens AG auch die Turbine und den Generators des Reaktors liefern.

Die IPPNW hat sich gestern an finnische Regierungsmitglieder, an die nationale finnische Behörde für nukleare Sicherheit und an mehrere finnische Energiekonzerne gewandt und auf die gravierenden sicherheitstechnischen Mängel des Europäischen Druckwasser-Reaktors hingewiesen. Die IPPNW warnt in ihrer aktuellen Expertise "Sicherheitstechnische Defizite des Europäischen Druckwasser-Reaktors (EPR)" insbesondere vor der geplanten Einführung der unausgereiften digitalen Sicherheitsleittechnik beim Reaktorschutz und vor dem Risiko von Dampfexplosionen. Mit der gewaltigen elektrischen Leistung von 1600 Megawatt sei der er zudem alles andere als "inhärent sicher". Die Möglichkeit einer Kernschmelze werde selbst von Siemens nicht ausgeschlossen.

Nach Auffassung der IPPNW ist nun die Bevölkerung am Zug, ihrem Protest gegen das neue Atomkraftwerk in Europa wirksam Ausdruck zu verleihen. Die Organisation macht den Vorschlag, die letzten Weihnachtsgeschenke einfach nicht von Siemens zu kaufen. "Kann es Menschen, die nach wie vor auf einen Atomausstieg in Deutschland vertrauen, gleichgültig sein, dass eine deutsche Firma zum ersten Mal nach Tschernobyl in Europa wieder einen neuen Atomreaktor bauen wird," fragt die IPPNW.

Am 19-12-2003

Atomenergie

Die unabhängige Magdeburger Jugend-Umweltschutzorganisation Greenkids Magdeburg e.V. starten 2004 ein Projekt, das die Geschichte des ehemaligen DDR-Atommüll-Endlagers in Morsleben aufarbeiten will. In diesem Zusammenhang wird es verschiedene Veranstaltungen, Publikationen und eine Wanderausstellung geben. Ende der 60er Jahre fiel die Entscheidung für den nahe Helmstedt gelegenen Ort Morsleben als Standort für das Zentrale Endlager der DDR für Atommüll. Mitte der 70er startete dann der offizielle Betrieb und bis zur Vereinigung 1989/90 wurde etwa die Hälfte des heute dort liegenden Mülls eingelagert. Die andere Hälfte wurde von der Bundesregierung endgelagert.

Mit der "Wende" entstand eine starke Bewegung gegen den als "Atomklo" bezeichneten Standort. Argumente waren u.a. die Einsturzgefahr des ehemaligen Salzbergwerkes, die Unüberschaubarkeit der Grube, mehrere bekannte Tropfstellen etc. Diverse Klageverfahren führten zu kurzzeitigen Einlagerungsstopps und Wiederinbetriebnahmen. Eine Klage von Anwohnern, dem BUND Sachsen-Anhalt und Greenpeace führte dann zur endgültigen Stillegung. Das Bundesamt für Strahlenschutz verpflichtete sich, auf weitere Einlagerungen zu verzichten.

Seit Jahren schon läuft das Planfeststellungsverfahren für die atomrechtliche Stillegung des Endlagers. In der nächsten Zeit ist mit dem Beginn des öffentlichen Beteiligungsverfahrens zu rechnen. Die inhaltliche Aufarbeitung der Greenkids soll eine erneute Sensibilisierung der Öffentlichkeit bewirken. Verschiedene Einbrüche von tausenden Tonnen schweren Salzbrocken zeigten, dass die Argumente der früheren Morsleben-Gegner richtig waren.

Das Bundesamt für Strahlenschutz als Betreiber des Endlagers spricht heute selbst davon, dass Morsleben die Anforderungen für ein Atommüll-Endlager nicht erfüllt, zu unsicher ist. Doch an die Grundfrage im Morsleben-Konfliktes, wo soll der Atommüll bleiben, traut sich kaum jemand heran. Augenblicklich scheint dieser Müll im Salzstock verbleiben, obwohl das Bundesamt bereits Maßnahmen zur Gefahrenabwehr ergreifen musste.

Um die Probleme bei der Stillegung zu thematisieren, verschiedene Alternativen zu sammeln und sich über eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit abzustimmen, laden die Greenkids am Wochenende vom 20./21. März zu einem Seminar im Ökozentrum und -institut Magdeburg e.V., Harsdorfer Str. 49 ein. InteressentInnen sollen sich bitte unter 01 62-78 68 204 oder mail@greenkids.de anmelden.

Am 23-12-2003

Atomenergie

Die Initiative "FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V." in Augsburg ruft für Freitag, den 9.1. ab 18 Uhr zu einer Demonstration mit Lichtern gegen das geplante Atommülllager in Grundremmingen auf. In dem Aufruf heißt es: "Wie befürchtet, ist das Atommüll-Lager Schwaben in Gundremmingen genehmigt worden. Es soll nach dem Willen von RWE und EON das größte Atommüll-Lager Deutschlands werden. Aber es wäre nur ein weiterer Hochrisiko-Parkplatz, denn ein Endlager mit Langzeitsicherheitsnachweis gibt es für diesen Todesmüll nirgends auf der Welt. Nachdem schon 76.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und 22.000 in Österreich Einwendungen gegen das "Zwischenlager Gundremmingen" erhoben haben, ist der Widerstand weiter gewachsen."

In den letzten Monaten hätten in Schwaben viele Menschen sich mit dem Atommüll und der dahinterstehenden Atomenergie befaßt. Immer mehr Menschen erschreckten vor der lange vertuschten Ungeheuerlichkeit, daß wir tödlich strahlenden Atommüll in den Kernkraftwerken erzeugen, der auch noch in über 100.000 Jahren unsere Nachkommen bedroht. Die evangelische und die katholische Kirchen in Heidenheim, Dillingen, Höchstädt, Donauwörth haben sich deshalb öffentlich gegen den Bau des Atommüll-Lagers und für eine Energiewende ausgesprochen.

"Wir wollen mit der Lichterdemo am kommenden Freitag, ein Zeichen für die Politik in Brüssel, Berlin und München setzen, daß wir das gefährliche Zwischenlager und den Ausbau des Akw Gundremmingen, verharmlosend Leistungssteigerung genannt, entschieden ablehnen. Daß wir für eine verantwortbare Energiepolitik arbeiten und die Energiewende von München, Berlin und Brüssel wünschen und fordern! Alle Bürgerinnen und Bürger, Städte und Gemeinden, Kirchen und Vereine, denen zum Schutz unserer Gesundheit und zur Bewahrung der Lebensgrundlagen unserer Nachkommen die Verhinderung des Atommüll-Lagers Schwaben und zugleich die Verwirklichung einer atomfreien sowie klimaunschädlichen Energiewirtschaft ein Anliegen ist, sollen dies am 9. Januar 2004 in Dillingen zeigen!", heißt es im Aufruf des FORUM.

Bisher haben ihre Unterstützung erklärt: Ulmer Ärzteinitiative, Bund Naturschutz, Mahnwache Gundremmingen, ödp Schwaben, GRÜNE Jugend Dillingen, Energiewende atomkraftfreies Schwaben. Sprechen werden nach heutigem Stand: zur Begrüßung wahrscheinlich Oberbürgermeister Weigl, Pfarrer Kleiner, ein kath. Pfarrer als Vertreter des Regionaldekans Fellner, Rita Jubt für den Bund Naturschutz, Raimund Kamm für das FORUM.

Am 08-01-2004

Atomenergie

Die Förderung der Atomenergie in Europa durch den Euratom-Vertrag könne auf der kommenden Sitzung des EU-Rates zementiert zu werden. Die Regierungen der EU-Mitgliedsländer wollen nächsten Donnerstag und Freitag in Brüssel über die EU-Verfassung abstimmen. Mit der Verfassung wird in ihrem Anhang auch über den fast 50 Jahre alten Euratom-Vertrag abgestimmt. Nach Einschätzung der Umweltorganisation Greenpeace würden sich die Mitgliedsstaaten damit für weitere Jahrzehnte auf die uneingeschränkte Förderung der Atomkraft festlegen.

"In Deutschland den Atomausstieg predigen und in Europa Atompolitik durchzuwinken, ist unglaubwürdig", sagt Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace. "Gerade der grüne Außenminister Fischer muss in Europa ein starkes Signal gegen Atomenergie setzen." Die Bundesregierung könne nicht still halten, wenn "über die Hintertür der Verfassung" die Atomenergie gefördert werden solle.

Der Vertrag über die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) aus dem Jahr 1957 ist ein Relikt einer überkommenen Politik der Atomenergieförderung. Sein Ziel war "die Voraussetzung für die Entwicklung einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen, welche zum Wohlstand ihrer Völker beiträgt". Im Rahmen der Atomausstiegspolitik hat der Bundestag 2002 beschlossen, den Euratom-Vertrag abzuwickeln.

Der Euratom-Vertrag sei heute vo allem fragwürdig, weil er an den Realitäten vieler EU-Länder vorbeigehe: Zwölf Länder würden keine Atomenergie nutzen (Italien, Dänemark, Österreich, Irland, Luxemburg, Griechenland, Portugal, Estland, Lettland, Polen, Zypern, Malta). Vier weitere EU-Staaten wollten aussteigen (Deutschland, Spanien, Schweden, Belgien) und in Litauen sollen die Reaktoren aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden.

"Euratom entstammt den Träumereien der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Wir sind heute weiter und das muss die europäische Verfassung zeigen", so Breuer.

Am 11-06-2004

Atomenergie

Beznau-2 soll eine unbefristete Betriebsbewilligung erhalten, obwohl es bereits heute zu den ältesten Atomkraftwerken der Welt gehört. Damit der AKW-Betrieb nicht zum totalen Blindflug verkommt, fordert Greenpeace für Beznau-2 klare technische und werkspezifische Abschaltkriterien, die für Betreiber und Behörde verbindlich sind. Seit es 1971 in Betrieb genommen worden war, erhielt das Atomkraftwerk Beznau-2 jeweils nur befristete Betriebsbewilligungen, weil die Kernnotkühlung und der Schutz gegen Flugzeugabsturz und andere Einwirkungen von aussen grosse Defizite in der Sicherheitsauslegung aufwiesen.

Trotz beträchtlichen Nachrüstungen liegt Beznau-2 auch heute klar hinter den geltenden Anforderungen an die Sicherheitsauslegung zurück. Das zeigt sich etwa darin, dass die Gefahr eines Kernschmelz-Unfalls bei dieser Anlage zehn Mal grösser ist als beim neueren Atomkraftwerk Gösgen. Im Hinblick auf die aktuelle Erneuerung der Betriebsbewilligung wurde Beznau-2 einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Die HSK kam in ihrem Gutachten zum Schluss, dass nichts gegen die - erstmalige - Erteilung einer unbefristeten Betriebsbewilligung sprechen würde. Dies, obwohl Beznau mit 33 Betriebsjahren inzwischen weltweit zu den ältesten seines Typs zählt.

Weil für den Betrieb derartiger Atomreaktoren über 35 Jahre hinaus keine Erfahrungsbasis vorhanden ist, mahnt Greenpeace zu größter Vorsicht, denn die sicherheitswichtigen Anlageteile sind hohen Beanspruchungen durch Neutronenstrahlen, Druck und Temperatur ausgesetzt und die Wissenslücken über die Materialveränderungen sind groß. Diesem fortschreitenden Alterungsprozess müssen jetzt vorausschauend Grenzen gesetzt werden, und zwar mit technischen Grenzwerten, welche die Grenzlinie zwischen "noch sicher" und "nicht mehr sicher" klar definieren. Diese Grenzwerte sind in den kommenden Jahren von der Behörde und dem Betreiber als Abschaltkriterien zu beachten. Erreicht eine Komponente den Grenzwert, muss das Atomkraftwerk abgeschaltet und das altersschwache Teil ersetzt werden. Ist das geschwächte Teil unersetzbar oder lohnt sich die Ersetzung nicht mehr, muss das Werk definitiv stillgelegt werden.

Diese klaren Sicherheitsgrenzwerte müssen mit großzügigen Sicherheitsmargen festgelegt werden - und zwar unabhängig davon, ob der Weiterbetrieb befristet ist oder nicht. Greenpeace fordert den Bundesrat auf, für Beznau-2 Sicherheitsgrenzwerte und Abschaltkriterien vorzuschreiben und auf diese Weise seine Verantwortung für den Schutz der Schweiz vor einer Atomreaktor-Katastrophe wahrzunehmen. Das verlange das neue Kernenergiegesetz. Und es entspricht dem Volkswillen, wollten doch selbst die Gegner des politischen Atomausstiegs den Weiterbetrieb der bestehenden Atomkraftwerke nur so lange zulassen, wie diese noch sicher sind.

Am 14-07-2004

Atomenergie

Mit scharfem Protest hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V. auf ein Schreiben des nordrhein-westfälischen Energieministeriums reagiert. Anfang Juni hatte der BBU NRW-Energieminister Horstmann aufgefordert, gegen einen akut drohenden Urantransport von der Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau nach Russland aktiv zu werden. Der Minister reagierte jedoch überhaupt nicht und der Sonderzug mit 19 Waggons voller Uranhexafluorid verließ am 22.06., begleitet von vielfältigen Protesten das Münsterland. Erst zwei Wochen nach dem Transport (05.07.2004) ließ der Minister einen seiner Mitarbeiter lapidar das Schreiben des BBU beantworten: "Das Schreiben des Ministeriums ist jedoch keine Antwort, sondern eine Zumutung", so Udo Buchholz, BBU-Vorstandsmitglied aus Gronau.

Jetzt hat der BBU dem Ministerium geantwortet. In dem Brief heißt es wörtlich: "Wir protestieren auf das Schärfste, dass u.E. weder Sie noch Herr Minister Horstmann - in dessen Auftrag Sie uns geschrieben haben -, die Besorgnis hinsichtlich der UAA Gronau und der Urantransporte, u. a. nach Russland, ernst nehmen. Anstatt sich schützend vor die Bevölkerung zu stellen, zitieren Sie ein altes Schreiben aus dem letzten Jahrtausend (1996), ohne detailliert auf die aktuelle Situation in Rußland einzugehen. Aus diesem alten Schreiben leiten Sie ab, dass auch heute alles in Ordnung sein wird. Dieser Logik zu folgen, fällt uns mehr als schwer!

Der Minister erläutere auch nicht, weshalb die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen einerseits Atommülltransporte von Rossendorf nach Ahaus ablehnt, aber weiterhin hochgefährliche Urantransporte, die im Zusammenhang mit der Gronauer Urananreicherungsanlage erfolgen, quasi wie unvermeidbare Naturereignisse darstelle.

In seinem Antwortschreiben bekräftigt der BBU seine grundsätzliche Forderungen nach der sofortigen Stilllegung der UAA Gronau und nach dem Verbot aller Urantransporte: "Sofern Sie möglicherweise für den letzteren Bereich nicht umfassend zuständig sein sollten, fordern wir Sie auf, sich bei den zuständigen Stellen für ein Verbot der Urantransporte, ggf. Auch juristisch, einzusetzen", so der BBU in seinem Brief an das

Energieministerium. Weiter heißt es: "Trotz der von Ihnen bisher nicht erfolgten Würdigung unserer sachbezogenen Argumentation gegen die UAA Gronau sind wir weiterhin an einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem NRW-Energieministerium interessiert und ersuchen Sie, möglichst bald folgende Fragen zu beantworten:

  1. B.: Weshalb lehnt die NRW-Landesregierung Castortransporte von Rossendorf nach Ahaus ab, nicht jedoch die Urantransporte von und nach Gronau? - Wer ist für die Genehmigung der Atomtransporte von / nach Gronau ver-antwortlich? - In welchen russischen Urananreicherungsanlagen wurde bisher Uran aus Gronau angereichert? - Wieviel abgereichertes Uranhexafluorid wurde bisher von Gronau nach Russland gebracht? - Wie oft waren Angehörige des NRW-Energieministerums bereits vor Ort in den russischen Urananreicherungsanlagen? - Wie verhält sich das Energieministerium NRW dazu, dass die Fa. Urenco in der Vergangenheit angekündigt hat, den Standort Gronau zu schliessen, falls die Genehmigungsbehörde (also das NRW-Energieministerium) Auflagen gegen Flugzeugabstürze erteilt?"

Am 14-07-2004

Atomenergie und Rüstung in den USA

Auf Einladung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg wird der US-amerikanische Aktivist Dave Kraft über den Widerstand gegen die Atomindustrie und Überschneidungen mit der Atomwaffenproduktion und deren Auswirkungen referieren. In welchem Ausmaß schon der Normalbetrieb von Atomanlagen führt, wird er anhand der Ergebnisse eines flächendeckenden Krebsregisters und unabhängiger Studien aufzeigen. Laut diesen Studien sind neben den großen Atomkatastrophen von Tschernobyl oder Three Miles Island die Atombombentests Verursacher der weltweit steigenden Krebserkrankungen.

Nicht zu kurz kommen wird auch die Rolle George Bush's, seit dessen Amtantritt 10 neue AKW in den USA in Auftrag gegeben wurden, die zu 15 Prozent durch die Steuerzahler subventioniert werden sollen. Der 52jährige Dave Kraft ist Gründungsmitgleid des Nuclear Energy Information Service, in dem er seit 23 Jahren aktiv arbeitet. In seinem Wohnstaat Illinois befindet sich die größte Dichte an AKW, mit merkwürdig anmutenden Namen wie Dresden, Zion oder Clinton.

Die Veranstaltung findet am Freitag, dem 20.08.04 ab 19:3o Uhr im Cafe Grenzbereiche in Platenlaase statt.

Am 16-08-2004

Atomenergie

Der Naturschutzbund NABU hat die Ankündigung von Umweltminister Wilhelm Dietzel zum 30jährigen Betriebsjubiläum des Atomkraftwerks Biblis scharf zurückgewiesen, im Falle eines Regierungswechsels in Berlin über eine Laufzeitverlängerung von Biblis A zu sprechen. Der NABU bezeichnete es als "absurd", den Ausstieg aus der Atomenergie als eine "Fehlentwicklung" zu bezeichnen.

"Statt zurück in die Vergangenheit zu marschieren", solle der Minister zukunftsorientiert denken, so Prof. Dr. Rüdiger Wagner, Landesvorsitzender des NABU. Die Probleme der Atomenergie seien nach wie vor ungelöst. Niemand wisse, wohin mit dem hochgefährlichen Müll. Und in Zeiten aktueller Terrorgefahr könnten die Atomkraftwerke nicht früh genug vom Netz genommen werden. Es sei "unverantwortlich", den mühsam gefundenen Konsens zum Ausstieg aufzukündigen, so Wagner.

Am 27-08-2004

"Klimaflop"

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW (Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) startete am Dienstag gemeinsam mit EUROSOLAR die internationale Plakatkampagne "Fakten zur Atomenergie". Auf der Website www.facts-on-nuclear-energy.info werden mit acht Plakatmotiven Fakten und Argumente gegen die Nutzung der Atomenergie angeboten. Die Plakate werden weltweit in 30 Sprachen verbreitet. "In allen Ländern, die Atomkraftwerke betreiben oder neue Atomkraftwerke planen, werden unsere Plakate deutlich machen, dass diese Technologie gefährlich und überflüssig ist", erklärte Dr. Angelika Claußen aus dem IPPNW-Vorstand zum Auftakt der Kampagne.

Die Plakatkampagne ist nach Angaben der Initiatoren eine Antwort auf die Nuklearkampagne der Atomindustrie, "die wieder einmal versucht, eine Renaissance der Atomenergie herbeizureden".

Die Atomindustrie argumentiert vor allem damit, dass aus Klimaschutzgründen neue Atomkraftwerke benötigt werden würden. Mit den Plakaten von IPPNW und EUROSOLAR wird auf eindrucksvolle Weise deutlich, dass die Atomenergie das Klima keineswegs retten kann. Um auch nur 10 Prozent der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas bis zum Jahr 2050 zu ersetzen, müssten bis zu 1000 neue Atomkraftwerke errichtet werden. Auch dann wären 90 Prozent des Klimaproblems noch immer ungelöst. Sogar die Internationale Atomenergie Organisation IAEA musste im Juni 2004 in einem Bericht zugeben, dass Atomenergie auch unter günstigsten Bedingungen nicht schnell genug ausgebaut werden könne, um den Klimawandel auch nur zu begrenzen. Folgerichtig heißt eines der Plakatmotive: "Klimaflop Atomenergie".

Hinzu komme, dass den 440 Atomkraftwerken, die heute weltweit betrieben werden, schon in wenigen Jahrzehnten der Brennstoff ausgehe. Das Uran sei so knapp, dass es möglicherweise schon in 20 Jahren nicht mehr wirtschaftlich sei. Würden noch 1000 Atomkraftwerke gebaut werden, "dann stünden diese Kraftwerke in 50 Jahren ohne Brennstoff sinnlos in der Landschaft herum, ohne Strom produzieren zu können", so Claußen.

Ohnehin sei die Atomenergie - so ein anderes Plakat - ein "Hochstapler". Denn die 440 Atomkraftwerke trügen gerade mal 2,3 Prozent zum weltweiten Endenergieverbrauch bei. Nur durch statistische Tricks werde die Bedeutung der Atomenergie künstlich überhöht: Die offizielle Primärenergiestatistik weist einen Wasserkraftanteil von nur 2,2 Prozent aus, während der Atomenergie ein Anteil von 6,9 Prozent zugeschrieben wird. Dies, obwohl Wasserkraftwerke praktisch genau so viel Strom erzeugen wie die 440 Atomkraftwerke!

Verharmlost werde aber auch das Risiko schwerer Atomkatastrophen. Lege man die Zahlen der offiziellen Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke zugrunde, dann summiere sich das Super-GAU-Risiko der rund 150 Atomkraftwerke Europas auf 16% in einem Zeitraum von 40 Jahren. "Das entspricht der Wahrscheinlichkeit, auf Anhieb eine 6 zu würfeln", so Dr. Angelika Claußen. "Wie die Atomkatastrophe in Tschernobyl zeigt, ist bei einem Super-GAU mit mehreren zehntausend Toten zu rechnen", erläutert die Ärztin.

IPPNW und EUROSOLAR fordern auf jedem der acht Plakatmotive nüchtern und konsequent: "Atomkraftwerke abschalten."

Auf der Homepage www.facts-on-nuclear-energy.info findet sich anschließend an die acht Plakatmotive ein ausführliches Hintergrundpapier.

Am 28-09-2004

Philippsburg

Zum Urteil der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), das Atomkraftwerk Philippsburg sei im internationalen Vergleich sicher, entgegnete der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Südlicher Oberrhein, die IAEO sei eine Lobbyorganisation der Atomindustrie. Daher kämpfe sie zur Zeit gegen den deutschen Atomausstieg. Überall riefen AKW-Betreiber und Atomlobby nach den "Kontrollen" der scheinbar neutralen Behörde.

Doch deren Urteil der "geprüften Ungefährlichkeit" der Atomanlagen sei laut BUND nicht zu trauen. Leider griffen die Medien diese Beurteilungen der Atomenergiebehörde oft unkritisch auf. Auf der BUND-Homepage ist ein Beitrag von Prof. Dr. Michel Fernex zu lesen, der an einem Beispiel das propagandistische Wirken der IAEO aufzeigt.

Am 28-01-2005

Atomkraftwerk Philippsburg

Wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet, war der für die im Jahr 2001 entdeckten, brisanten Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Philippsburg verantwortliche ehemalige Reaktorchef Mitglied der Expertenkommission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die dem Kraftwerk vor wenigen Tagen einen Persilschein ausgestellt hat. Gerd Bassing war der einzige Deutsche in der Expertenkommission, die nach dem Vorkommnis das Atomkraftwerk im Auftrag der Betreibergesellschaft beurteilte. 2001 war in den so genannten Flutbehältern zu wenig boriertes Kühlwasser, um im Notfall den Reaktorkern kühlen zu können. Nach Auffassung von Bundesumweltminister Jürger Trittin (Grüne) war das Risiko "bewusst" vom Betreiber eingegangen worden. Daraufhin sollte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Zustand der Anlage prüfen. Die Atomenergiebehörde gab zusammen mit dem Betreiber Energie Baden-Württemberg (EnBW) bekannt, dass die Anlage in einem "guten" Sicherheitszustand sei.

Der Journalist Andreas Müller gibt an, auf der Liste der 13 Experten "Bassing, G." ohne Erläuterungen zu seiner Person gefunden zu haben. Gerd Bassing sei jedoch "jener leitende EnBW-Angestellte, der bei den Pannen vor dreieinhalb Jahren eine besonders unrühmliche Rolle gespielt" habe. Der Ingenieur Bassing sei zu der Zeit des Störfalles für den zweiten Reaktorblocks verantwortlich gewesen. Dieser Reaktorblock sei wieder angeschaltet worden, obwohl das Notkühlsystem noch nicht ordnungsgemäß zur Verfügung stand.

Daraufhin sei Bassing "umgehend von seinem Posten in Philippsburg abgelöst und unternehmensintern versetzt" worden. Heute sei er bei der EnBW-Kraftwerksgesellschaft mit "nuklearen Grundsatzfragen" befasst. Im Atomuntersuchungsausschuss des Landtags hätte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ihm persönlich die Verantwortung für die Pannen gegeben: Bassing habe um die Probleme im Notkühlsystem gewusst und "dennoch entschieden, die Anlage weiter zu betreiben".

Auf Anfragen, welche Aufgaben Bassing in dem Prüfungsteam habe, gebe es keine konkrete Antwort, sagt Müller: Bassing gehöre nicht zum eigentlichen Prüfungsteam, so die EnBW. Er sei der vom Betreiber benannte Ansprechpartner für die IAEO-Inspektoren gewesen. Als "Mädchen für alles" habe er sich um Organisatorisches gekümmert: Räume reserviert, Flüge gebucht, gedolmetscht und den Kontakt zu den Umweltministerien von Land und Bund gehalten. Mit der inhaltlichen Bewertung des Kernkraftwerks habe er "nichts zu tun" gehabt.

In dieser Eigenschaft sei Gerd Bassing auch Teil des Gesamtteams, jedoch mitnichten und entgegen dem Bericht der Stuttgarter Zeitung Teil des insgesamt 13 Experten umfassenden internationalen Prüfteams. Nur diese 13 Experten hätten das Kernkraftwerk beurteilt und am Prüfbericht mitgewirkt. Die Nennung von Gerd Bassing sei seiner Aufgabe entsprechend auch optisch deutlich abgesetzt vom fachlichen Prüfteam im Prüfbericht gelistet.

Die Stuttgarter Zeitung hatte beton, dass auf der letzten Seite des IAEA-Berichts ausdrücklich auf Bassings langjährige Erfahrungen in Kernkraftwerken verwiesen werde. "Years of nuclear experience: 29", heiße es dort. "Was sollte das für eine Rolle spielen, wenn der Ingenieur wirklich nur Hilfsdienste geleistet hat?", fragt die Zeitung.

Am 01-02-2005

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