Nachrichten Afghanistan
- "Shelter Now"-Mitarbeiter bekommen möglicherweise Anwalt
- Shelter Now Germany hat Faxe von inhaftierten Mitarbeitern bekommen
- Inhhaftierten Shelter-Now-Mitarbeitern sind körperlich gesund
- Shelter-Now-Mitarbeitern geht es scheinbar gut
- Neues Lebenszeichen von Shelter Now-Mitarbeitern
- Shelter-Now-Mitarbeiter nach drei Monaten Haft frei
Dies sei von Anfang an Anliegen der Bundesregierung gewesen. Auch die drei westlichen Diplomaten hätten bei ihrer Reise nach Kabul auf einen solchen Besuch gedrängt. Ein Zeitrahmen für einen möglichen Kontakt zu den Inhaftierten besteht nach Worten des Sprechers bislang aber noch nicht. Das Auswärtige Amt hoffe jedoch auf einen möglichst schnellen Besuch.
Ein direkter Kontakt wäre für die Inhaftierten eine große Erleichterung, sagte der Sprecher weiter. Zudem könnten sich die neutralen Vertreter des Roten Kreuzes ein Bild vom Gesundheitszustand der „Shelter Now“-Mitarbeiter machen. Die Medikamente und Hygiene-Artikel, die die Diplomaten Anfang der Woche mitgebracht hätten, seien nachweislich bei den Inhaftierten angekommen, betonte der Sprecher.
Unterdessen bemühen sich die drei westlichen Botschaftsvertreter um ein erneutes Einreise-Visum für Afghanistan. Die Diplomaten wollten sich weiterhin vor Ort um die Freilassung der Inhaftierten bemühen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Am 23-08-2001
"Shelter Now"-Mitarbeiter bekommen möglicherweise Anwalt
Afghanistan-Festnahme
Die in Afghanistan inhaftierten acht westlichen Mitglieder der Hilfsorganisation "Shelter Now" werden voraussichtlich einen Anwalt bekommen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Freitag auf Anfrage, das Taliban-Außenministerium habe Anwälte und ein Verfahren unter Beobachtung der Konsularbeamten zugesagt. Zum möglichen Strafmaß gebe es aber bisher nur widersprüchliche Angaben, sagte der Außenamtssprecher. Die Angeklagten würden jedoch nach den Regeln der islamischen Scharia gerichtet. Der Inhalt der am Dienstag vom Obersten Gericht der Taliban vorgelegten Anklageschrift sei dem Außenministerium noch immer nicht bekannt.
Die Gefangenen befänden sich nach aktuellen Informationen des Außenamtes bei guter Gesundheit in Hausarrest und würden gut behandelt. Deutsche Konsularbeamte hätten sich "mittelbar" davon überzeugen, die Inhaftierten mit Lebensmittel versorgen und Briefe übergeben können.
Vier Deutsche, zwei Australier, zwei US-Amerikanerinnen sowie mehrere afghanische Staatsbürger waren Anfang August festgenommen worden. Ihnen wird christliche Missionstätigkeit vorgeworfen. Vor Beginn des Prozesses am Dienstag waren die Inhaftierten an einen neuen, unbekannten Haftort verlegt worden. Briefen vom Wochenende zufolge gehe es den inhaftierten Deutschen gut, sagte der Außenamtssprecher.
Am 07-09-2001
Shelter Now Germany hat Faxe von inhaftierten Mitarbeitern bekommen
Afghanistan-Festnahme
Nach Recherchen des ARD Politikmagazins REPORT Mainz hat der Vorsitzende der Hilfsorganisation "Shelter Germany", Udo Stolte, vier Faxe aus Afghanistan erhalten. Sie stammen von den in Kabul inhaftierten Mitarbeitern. Die Schreiben sind auf den 30.9.2001 datiert und handschriftlich in englischer Sprache abgefasst. Nach Angaben von Stolte wurden die Schriftstücke über den deutsche Diplomaten Helmut Landes in Islamabad an die Hilfsorganisation in Braunschweig geschickt. REPORT Mainz liegen zwei der vier Briefe vor.
Im Schreiben von Georg Taubmann, dem Teamleiter von Shelter Now in Afghanistan, heißt es u.a.: "Die Ungewissheit ist sehr schwer zu ertragen... Wir bekommen keine Nachrichten... Andere (nicht-deutsche) Mitarbeiter erhalten von Zeit zu Zeit Post aber wir Deutsche erhalten so gut wie gar nichts... Udo, (Vorsitzender von Shelter Germany) bitte vergesse nicht, die Menschen daran zu erinnern, für uns zu beten."
Darüber hinaus berichtet Taubmann über den jetzt tätigen Anwalt Atif Ali Khan. Weiter wörtlich: "deshalb haben wir von Anfang erklärt, dass wir ihn haben möchten. Denn ohne ihn können wir gar nichts machen. Wir hatten einige Treffen mit ihm und sind froh, dass er gekommen ist. Wir waren alle sehr enttäuscht, dass wir zwei Wochen verloren haben. Während unsere Verhandlung im Gange ist, wird es immer schwieriger und gefährlicher für uns. Bitte vergesse vor allem die sechs Frauen nicht!". Taubmann beendet seinen Brief mit Grüßen an seine Frau und seine zwei Kinder: "Sag ihnen, sie sollen sich keine Sorgen machen. Gott beschütze Dich."
Margit Stebner berichtet in ihrem Brief, dass alle Inhaftierten unter verschiedene Krankheiten leiden. Wörtlich: "...Ich selbst habe nun die dritte Runde von schwerem Durchfall überstanden... Unser Alltag ist nicht sehr aufregend, aber wir haben eine Routine entwickelt. Wir Frauen treffen uns zwei Mal am Tag, wir sprechen und teilen eine Menge... Wir hoffen bald hier raus zu kommen und Euch bald wiederzusehen. Dennoch möchten wir, falls möglich, gerne hier (in Afghanistan) bleiben. Wir Deutsche fühlen uns ein wenig zurückgestellt, da wir keine Briefe oder Nachrichten erhalten und es ist oft enttäuschend zu sehen, dass alle Post erhalten, nur wir nicht."
Derzeit befinden sich vier deutsche, zwei australische, zwei amerikanische und 16 afghanische Mitarbeiter der Hilforganisation "Shelter Now" in der Gewalt des Taliban-Regimes. Ihnen wird vorgeworfen, den christlichen Glauben verbreitet zu haben. Anfang August wurden sie von der Religionspolizei der Taliban verhaftet.
Am 02-10-2001
Inhhaftierten Shelter-Now-Mitarbeitern sind körperlich gesund
Afghanistan-Festnahme
Den acht in Afghanistan inhaftierten ausländischen Mitarbeitern der Organisation Shelter Now geht es nach Angaben des Auswärtigen Amtes körperlich gut. Ein Außenamtssprecher verwies darauf, dass es Kontakte über den pakistanischen Anwalt der Häftlinge gebe, der Zugang zu seinen Mandanten habe. Danach gehe es den Gefangenen "physisch gut". Unter ihnen befinden sich auch vier Deutsche.
Dem Sprecher zufolge soll der Prozess gegen die Shelter-Now-Mitarbeiter, denen christliche Missionsarbeit vorgeworfen wird, unter Ausschluss der Angeklagten erneut aufgenommen werden. Dabei hoffe man, dass das Verfahren entsprechend der Zusicherungen der Taliban von den allgemeinen krisenhaften Umständen in Afghanistan unberührt bleibe.
Am 05-10-2001
Shelter-Now-Mitarbeitern geht es scheinbar gut
Afghanistan-Festnahme
Den in Afghanistan inhaftierten Shelter-Now-Mitarbeitern geht es nach Angaben des Auswärtigen Amtes scheinbar gut. Das Außenamt habe in der Nacht über den pakistanischen Anwalt Kontakt zu den Gefangenen gehabt. Die Bundesregierung bemühe sich nachdrücklich um die Sicherheit der Gefangenen, welche sich nun mitten im Kriegsgebiet befinden.
Das afghanische Taliban-Regime hatte vor dem US-Militärschlag angeboten, die acht ausländischen Mitarbeiter unter der Bedingung freizulassen, dass die USA nicht weiter mit Anschlägen drohen. Die vier deutschen, zwei amerikanischen, zwei australischen und 16 afghanischen Shelter Now-Mitarbeiter wurden Anfang August verhaftet. Ihnen wird christliche Missionierung vorgeworfen.
Wie Pleuger weiter mitteilte, ist die Lage in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad relativ ruhig. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, sei am Morgen zu Gesprächen nach Islamabad und Neu-Delhi geflogen. Dabei gehe es vor allem darum, die Bedingungen für die Versorgung der Flüchtlinge zu schaffen. Nach den Worten von Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye stellt die Bundesregierung kurzfristig 50 Millionen Mark für die Flüchtlingshilfe bereit.
Am 08-10-2001
Neues Lebenszeichen von Shelter Now-Mitarbeitern
Afghanistan-Festnahme
Von den vier in Afghanistan inhaftierten deutschen Mitarbeitern der Hilfsorganisation Shelter Now gibt es neue Lebenszeichen. Es seien durch Boten Briefe überbracht worden, die nun an die Angehörigen weitergeleitet würden, sagte der deutsche Diplomat Helmut Landes. Darüber hinaus bestünden inoffizielle Kontakte zu den Inhaftierten. "Wir nutzen alle Mittel und Möglichkeiten", versicherte der Botschaftsmitarbeiter. Gelegentlich bestehe auch die Möglichkeit, den Inhaftierten Briefe und Päckchen zukommen zu lassen.
Landes betonte aber, dass die Kontakte durch die Angriffe der USA auf Afghanistan nicht einfach seien. Es werde dennoch erwogen, dass auch der pakistanische Anwalt der Gefangenen in Kürze erneut nach Kabul reisen soll. Landes geht davon aus, dass die Helfer nach wie vor in verschiedenen Gebäuden der Taliban in der afghanischen Hauptstadt festgehalten werden. Nach den verfügbaren Informationen gehe es ihnen den Umständen entsprechend gut. Allerdings seien die Haftbedingungen und sanitären Verhältnisse schlecht.
Den vier deutschen, zwei amerikanischen, zwei australischen und 16 afghanischen Shelter Now-Mitarbeitern droht wegen angeblicher christlicher Missionierung die Todesstrafe. Laut Landes findet der Prozess im Moment aber nicht statt, wenngleich er nicht formell ausgesetzt worden sei. Es existiere in Afghanistan zurzeit aber keine Justizstruktur.
Am 12-11-2001
Shelter-Now-Mitarbeiter nach drei Monaten Haft frei
Afghanistan-Festnahme
Nach mehr als drei Monaten Haft sind die in Afghanistan festgehaltenen Shelter-Now-Mitarbeiter wieder frei. Die acht Entwicklungshelfer aus Deutschland, Australien und den USA kamen nach einer dramatischen Rettungsaktion in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad an. Einer der Freigelassenen, der Deutsche Georg Taubmann, sagte, er und seine Kollegen hätten bis zur letzten Minute Sorge gehabt, die Befreiungsaktion könnte scheitern. Sie hätten beinahe aufgegeben. Nach den Worten des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Ludger Volmer, geht es den Entwicklungshelfern den Umständen entsprechend gut. Es sei kein Lösegeld gezahlt worden.
Medienberichten zufolge nahmen die Taliban die Entwicklungshelfer beim Verlassen von Kabul mit und sperrten sie über Nacht in einen Container. Dort wurden sie offenbar am nächsten Tag von US-amerikanischen Einheiten gefunden und später mit einem Kampfhubschrauber nach Pakistan ausgeflogen.
Dass die Freilassung und die Ausreise nach Pakistan ohne Zwischenfälle abliefen, nannte Taubmann ein Wunder. Volmer sagte, die Entwicklungshelfer hielten sich derzeit in den entsprechenden Botschaften in Islamabad auf
Shelter Now habe Kontakt zu einer Spezialeinrichtung aufgenommen, wohin man die Mitarbeiter nach ihrer Rückkehr einladen wolle. Dort stünden Experten bereit, die auf die Probleme von Geiselhaft und die spätere Betreuung der Betroffenen spezialisiert seien.
Am 15-11-2001