DIE Internet-Zeitung
Gastbeitrag und Meinung von Lars Walkowiak

Fukushima - Ein Fass ohne Boden

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In Fukushima tritt, nach wie vor, radioaktives Wasser ins Erdreich, und in den Pazifik aus. Werden wir dieser Katastrophe irgendwann Herr? Bisher wurde keine wirklich wirksame Lösung gefunden die Umweltverseuchung in Japan einzudämmen. Wie ist die Lage heute? Seit dem Super- GAU im März 2011 in Japan, der auf einen heftigen Tsunami, ausgelöst durch ein schweres Erdbeben, folgte, sind nun mehr als fünf Jahre vergangen. Das sind bereits mehr als 1500 Tage. In dieser Zeit gab es immer mal wieder die Meldungen von Lecks. So wurde beispielsweise 2013 bekannt, dass 300.000 Liter kontaminiertes Wasser ausgetreten seien. Kurz darauf waren es erneut 100.000 Liter.


Der japanische Energiekonzern Tepco, das ist die Kurzform von Tokyo Elektric Power Co, ist mittlerweile weltweit berühmt-berüchtigt. Tepco beteuert zwar immer wieder, dass kein radioaktiv verseuchtes Kühlwasser aus der Ruine in den Pazifik gelange, dennoch ist es im Grundwasser auch nicht viel besser aufgehoben. Dieses dringt nach wie vor in die Überreste des AKWs ein, und muss daher aufwendig und kostspielig aus den Gebäuderesten gepumpt werden. Täglich kommen 300 bis 400 Tonnen kontaminiertes Grundwasser hinzu. Wie bereits am folgenschweren Unglückstag, wird dem Meiler auch hier seine Lage direkt am Meer zum V erhängnis.

Technik aus dem Bergbau kam zum Einsatz:

Es gibt mittlerweile knapp 1000 Tanks auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerkes, um das abgepumpte Wasser, in ihnen zu speichern. Dabei handelt es sich sowohl um das eingedrungene Grundwasser, als auch um Kühlwasser, schließlich müssen die Brennstäbe im zerstörten Reaktor auch weitergekühlt werden. Allerdings ist diese Lösung natürlich auch keine endgültige. Ein weiterer Versuch die Gefahr dauerhaft zu stoppen bestand darin, einen Wall aus gefrorenem Grundwasser, rund um die Ruine, zu errichten. Hierzu wurden spezielle Rohre mit Kühlflüssigkeit tief im Erdreich versenkt. Diese Technik ist zwar aus dem Bergbau bekannt, wurde aber in diesen Dimensionen noch nicht angewandt. Dieser Rettungsversuch schlug bislang aber ebenfalls fehl. Der Grund dafür war folgender: man schaffte es nach offiziellen Angaben nicht, die Flüssigkeit in den Rohren weit genug herunter zu kühlen. Daraufhin wurden einfach noch mehr Rohre in den Boden eingelassen. Die Atomruine Fukushima verschlingt jetzt schon Milliarden. Der Energiekonzern Tepco kann diese gewaltige Last nicht alleine tragen und stößt schon lange an seine Grenzen. Doch die japanische Regierung hält sich mit Finanzhilfen zurück. Die Bewältigung dieser Katastrophe ist unumstritten ein Jahrhundert- und ein Mammutprojekt, welches es zu lösen gilt. Diese schwere Aufgabe kann unmöglich von einem Staat alleine getragen werden. Hier ist die Expertise der besten Fachleute weltweit gefragt. Auch die finanzielle Last kann nur international getragen werden. Vor allem die angrenzenden Anrainerstaaten sind hier besonders gefragt.

Wie sieht es heute aus, und wie geht es weiter?

Nach der Havarie im März 2011 wurden, nach und nach, sämtliche der 48 zivilen Atommeiler in Japan abgeschaltet. Ein paar Jahre später sollten drei von ihnen wieder hochgefahren werden, doch ein Gericht verhinderte dies. Mittlerweile sind allerdings einige Anlagen entweder schon wieder in Betrieb, oder werden derzeit instand gesetzt. Diese Tatsache ist erschreckend, wenn man in Betracht zieht, dass die gesundheitlichen Langzeitschäden in der Bevölkerung noch gar nicht absehbar sind. Nicht ohne Grund demonstrierten hunderttausende japanische Bürger gegen diese Vorhaben. Die Bevölkerung in Japan, insbesondere auf dem nordöstlichen Teil der Insel, ist seit dem Unglück natürlich besonders sensibilisiert. So verursachen Meldungen von Erdbeben nach dem Unfall in der Zeit nach Fukushima schneller Paniken bei den Menschen, als dies vor der Katastrophe der Fall war. Dabei kann schon ein Fehlalarm zu einer kurzeitigen Panik führen. So ist es erst vor wenigen Tagen in der Metropole Tokyo zu einem solchen Vorfall gekommen. Dort brach für einen Moment eine regelrechte Massenpanik aus. Diese Angst ist nicht ganz unberechtigt. Schließlich kann es in der geographischen Region immer wieder zu schweren Beben und Flutwellen kommen.

Tepco möchte gerne weitere Tanks auf dem Gelände platzieren, doch der Aufbau von zusätzlichen Tanks birgt auch Gefahren. Denn dadurch steigt selbstverständlich auch die Anfälligkeit für Lecks. Die Arbeiten an der Atomruine wurden in diesem Jahr kurzfristig eingeschränkt, da sich die G-7 Staaten in Japan zu ihrem Treffen versammelten. Die Firma Tepco gibt als Begründung an, dass so die rasche Feststellung, möglicher Probleme, besser gewährleistet gewesen sei. Mit dem Rückbau der eigentlichen Ruine des Kraftwerks Fukushima Daiichi, wie das betroffene AKW mit vollem Namen heißt, soll erst 2020 begonnen werden. Doch das wird ebenfalls keine leichte Aufgabe. Es wird damit gerechnet, dass dies mehrere Jahrzehnte dauern kann. Bleibt zu hoffen, dass diese Umweltverseuchung am Rande eines Weltmeeres, in Zukunft ein gutes Ende nimmt, und die Verantwortlichen eine gemeinsame Lösung finden. Immerhin ist dies eine wirklich ernst zu nehmende Umweltbedrohung mit unahnbaren, weltweiten Konsequenzen. Denn das Ökosystem ist ja in sich geschlossen. Jeder Tag an dem kontaminiertes Wasser ins Grundwasser, und somit auch, anders als behauptet, in den Pazifik fließt, ist ein Tag zu viel. Mit der Katastrophe von Tschernobyl 1986 sind es nun schon zwei Super GAUs mit erheblichen Folgen, und unbewohnbaren Gebieten in der atomaren Geschichte der Menschheit.

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