Erstmals geht die renommierte Auszeichnung für stifterisches Engagement an einen Verein
„Scheinbar haben die Polytechniker schon bei den Stiftungserrichtungen geahnt, worauf es in Stadtgesellschaften im 21. Jahrhundert dringend ankommen wird: langfristiges Wirken zugunsten von Vielfalt und Zusammenhalt. Für diesen Weitblick ehren wir die Polytechnische Gesellschaft mit dem Deutschen Stifterpreis 2016“, so der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Prof. Dr. Michael Göring, zur Juryentscheidung. „Dass wir damit indirekt so verdienstvolle Wegbegleiter der Polytechnischen Gesellschaft wie Adolph Diesterweg, Johann Wolfgang von Goethe und Freiherr vom Stein würdigen, ist ausdrücklich gewollt.“
Polytechnische Gesellschaft
Die Polytechnische Gesellschaft wurde im Jahr 1816 gegründet. Eine Reihe von Handwerkern, Gelehrten, Kaufleuten, Juristen und Ärzten wollte den Neuanfang nach der napoleonischen Herrschaft nicht allein der Politik überlassen. Mit Vielfalt und Tüchtigkeit – dem Wortsinn der Polytechnik – wollten die Bürgerinnen und Bürger selbst Hand anlegen. Seit 200 Jahren setzt sich der 320 Mitglieder umfassende Verein für eine moderne Stadtgesellschaft ein.
Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Die 2005 errichtete Stiftung Polytechnische Gesellschaft ist in den Bereichen Bildung, Soziales, Kultur und Wissenschaft aktiv. Das Grundkapital der Stiftung von rund 400 Millionen Euro wurde durch den Verkauf der Frankfurter Sparkasse von 1822, einer weiteren Gründung der Polytechniker, aufgebracht. Projekte wie der DeutschSommer, die StadtteilBotschafter oder das Diesterweg-Stipendium stehen dabei beispielhaft für den Einsatz der Stiftung für ein lebendiges, engagiertes und buntes Frankfurt. Dabei ist die Stiftung selbst zur vorbildlichen Projektschmiede geworden und viele ihrer Ideen fanden ihren Weg weit über Frankfurt hinaus.
Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte
Im Jahr 1837 gründeten die Polytechniker die Blindenanstalt, welche sie 1940 in die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte überführten. Damit blinde und sehbehinderte Menschen am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhaben können, betreibt die Stiftung vier Wohnhäuser mit insgesamt 47 Mietwohnungen. Über Aus- und Weiterbildungen schult die Stiftung zudem Blinde und Sehbehinderte zu Audiotechnikern oder Dokumentaren.
Wöhler-Stiftung
Die 1846 gegründete Stiftung erinnert an August Anton Wöhler, der annähernd 30 Jahre die Polytechnische Gesellschaft leitete und zu deren prägendsten Präsidenten gehörte. Zunächst setzte sich die Stiftung für die berufliche Bildung mittelloser Frankfurter ein, heute fördert sie die Frankfurter Wöhlerschule.
Stiftungen in Deutschland
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen zählt derzeit rund 21.000 Stiftungen in Deutschland. 95 Prozent der deutschen Stiftungen sind gemeinnützig. 65 Prozent der deutschen Stiftungen werden ausschließlich von Privatpersonen errichtet und rund 16 Prozent von juristischen Personen privaten Rechts, wie Vereinen. Frankfurt am Main nimmt unter den Großstädten Deutschlands eine Spitzenposition ein mit 77 Stiftungen pro 100.000 Einwohner.
Der Deutsche Stifterpreis
Der Deutsche Stifterpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ist eine der höchsten Auszeichnungen im europäischen Stiftungswesen. Die gläserne Stele wurde 1994 zum ersten Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden bisher 14 Einzelpersonen, ein Ehepaar und eine Stiftung. Der Preis ist undotiert.
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat mehr als 4.000 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.