Stuttgart für das Automobil der Zukunft
In dem Forschungsgebäude entstehen bis zu 160 Arbeitsplätze für höchstqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit wandlungsfähiger Produktion und funktionsintegriertem Faserverbund-Leichtbau in der Serienfertigung von Fahrzeugen beschäftigen. Unter einem Dach werden künftig Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft mit finanzieller und politischer Unterstützung durch den Bund und das Land Baden-Württemberg zusammenarbeiten. Ziel ist es, bis zum Jahr 2036 – dem 150-jährigen Jubiläum des Automobils – neuartige, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Produktionsmodelle und -systeme zu realisieren. Das Investitionsvolumen für die Forschungsfabrik beträgt ca. 27 Mio. Euro und wird von der Universität Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg getragen.
Die Direktorin des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Frau Annette Ipach-Öhmann, begrüßte die Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft und erklärte die Grundsteinlegung zum offiziellen Beginn der Bauarbeiten für die „Fabrik der Zukunft“. Weiter sagte sie: „Das neue Hallengebäude mit Werkstatt, Labor-und Büroflächen mit rund 6500 Quadratmetern Nutzfläche ermöglicht die direkte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach und unterstreicht mit seinem innovativen baulich-technischen Konzept die Leuchtturmfunktion des Forschungsprojekts. Auf dem Forschungscampus ARENA2036 sollen durch Grundlagen- und Anwendungsforschung die Zukunft des Automobils gestaltet und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Branche in Baden-Württemberg gesichert werden.“
Unterstützung durch Land Baden-Württemberg
In seiner Rede vor den Gästen sagte der Stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Nils Schmid: „Der Neubau der Forschungsfabrik wird universitäre Forschung und industrielles Praxiswissen der Zukunft unter einem Dach zusammenführen. Mit ARENA2036 entsteht nicht nur eine weitere wichtige Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft im Land, sondern auch ein baden-württembergisches Leuchtturmprojekt für den zukunftsweisenden Automobilbau. Der Fokus wird auf den Innovationsfeldern Industrie 4.0 und Leichtbau liegen. Damit bietet der Forschungscampus ARENA2036 gewinnbringende Potentiale für die Universität Stuttgart, aber auch für die Region und das Land Baden-Württemberg.“
Forschungsministerin Theresia Bauer betonte in ihrer Rede: „ARENA2036 zeigt, wie Wissenschaft und Wirtschaft in Zeiten der Digitalisierung der Produktion zusammenfinden können. Anstelle des Fließbands tritt die flexible Interaktion zwischen Mensch und Maschine - mit ARENA2036 positioniert sich Baden-Württemberg weiter an der Spitze der innovativsten Regionen Europas.“
Podiumsdiskussion
Der Grundsteinlegung folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Mit ARENA2036 die Schlüsselindustriebranchen Automobil und Maschinenbau revolutionieren?“. Neben Minister Nils Schmid und Ministerin Theresia Bauer nahmen an der Diskussion teil: Prof. Wolfram Ressel (Rektor der Universität Stuttgart), Andreas Friedrich, (Leiter Technologiefabrik Mercedes-Benz Cars, Daimler AG), Klaus Hamacher (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt), Sven Hamann (Leiter Zentralbereich Forschung und Vorausentwicklung, Produktionstechnik, Bosch GmbH) und Peter Froeschle (Vorsitzender des Vorstands von ARENA2036), der die Diskussion moderierte.
In seiner einleitenden Grußnote unterstrich Fröschle, dass die ARENA2036-Partner mit diesem Zukunftsunternehmen eine neue Epoche der Forschungspartnerschaft starteten: „Grundlagenforscherinnen und -forscher sowie anwendungsorientierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Stuttgart, außeruniversitärer Forschungsinstitute und der Industrie stecken in einem Fabrikgebäude ihre Köpfe zusammen und gehen gemeinsam einen strategischen Weg von der Forschung zum fertigen Produkt.“
Grundtenor der Diskussion war, dass die Entwicklung einer nachhaltigen Industrie 4.0 künftig eine individuelle Mobilität mit niedrigem Energieverbrauch ermögliche. Die Zukunft des Automobilbaus werde durch wandlungsfähige intelligente Produktionsformen sowie durch funktionsintegrierten, multimaterialen Leichtbau erreicht. Dabei leiste das ambitionierte Forschungsprogramm von ARENA2036 einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Automobillandes Baden-Württemberg.
Prof. Wolfram Ressel unterstrich den Modellcharakter der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft und erklärte: „Der kooperative Forschungscampus zeichnet sich durch seine zukunftsweisenden Forschungsthemen und den interdisziplinären und interinstitutionellen Ansatz aus. Die gemeinschaftliche Projektarbeit wird dazu beitragen, die Wissenschaftsregion Stuttgart zu stärken und einen optimalen Transfer von Forschungserkenntnissen in industrielle Innovationen zu schaffen.“
Andreas Friedrich sagte: „Unsere aktuellen Forschungsfahrzeuge geben einen Ausblick darauf, was ein Auto im Jahr 2036 auszeichnet: Individualität, Intelligenz, Leichtbau, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Komfort. Die daraus resultierenden, teilweise konkurrierenden Anforderungen werden wir nur lösen können, wenn wir ganzheitlich und interdisziplinär vorgehen. Zudem wird die Individualisierung der Fahrzeuge weiter voranschreiten und die Volatilität der Märkte zunehmen. Deshalb brauchen wir Produktionskonzepte, die hochgradig modular und flexibel sind. Genug Themen, um in der ARENA2036 gemeinsam mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und anderen Herstellern sowie Zulieferern im vorwettbewerblichen Umfeld intensiv und gemeinsam unter einem Dach zu forschen und zu testen.“
Klaus Hamacher führte aus:
„Das DLR ist Gründungsmitglied der ARENA2036 und bringt mit den Instituten für Fahrzeugkonzepte sowie für Bauweisen und Strukturtechnologie Kompetenzen in den Bereichen Fahrzeugkonzeption, Fahrzeugleichtbau, Crashsimulation und Versuch ein. Mit seinem Neubau bietet der Forschungscampus dem DLR die Möglichkeit, aktiv mit namhaften Partnern – vom Automobilhersteller über Zulieferer bis hin zu weiteren Forschungseinrichtungen – in einem Gebäude gemeinsam an der nächsten Generation des Automobils zu forschen.“
Sven Hamann sagte:
„Viele haben die Chancen der Vernetzung noch nicht erkannt. Bei Bosch verknüpfen wir unsere eigene Erfahrung mit unserer Kompetenz als Anbieter industrieller Lösungen. Bosch ist bei Industrie 4.0 Leitanwender und Leitanbieter. ARENA 2036 bietet eine gute Plattform, um gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft weiter an der vernetzten Fertigung zu arbeiten.“
ARENA2036-Startprojekte
Seit Juli 2013 arbeitet ARENA2036 (Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles) bereits in einem Interimsgebäude mit allen vier Startprojekten: Intelligenter Leichtbau und Funktionsintegration, Digitale Produktion: neue Materialien und Prozesse, Forschungsfabrik: Produktion der Zukunft sowie das Schnittstellenprojekt Kreativität, Kooperation, Kompetenztransfer.
ARENA2036-Gründungsmitglieder
Neben der Universität Stuttgart sind BASF, Bosch, Daimler, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) und Fraunhofer-Institute von Beginn an dabei. Weitere hochkarätige Firmen sind inzwischen dem Verein beigetreten.
ARENA2036-Finanzierung
Der Forschungscampus ARENA2036 geht auf den Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums (BMBF) „Forschungscampus – öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“ zurück, in dem der Antrag der Universität Stuttgart und der ARENA2036-Partner als modellhaft ausgewählt wurde. In einem Zeitraum von maximal 15 Jahren stellt das BMBF Fördermittel von jährlich bis zu zwei Millionen Euro zur Verfügung (www.bmbf.de/de/16944.php). Die Finanzierung des Forschungsneubaus erfolgte aus Mitteln der Universität Stuttgart sowie aus Fördermitteln des EFRE-Programms „Innovation und Energiewende in Baden-Württemberg 2014-2020“. (www.efre-bw.de)