DIE Internet-Zeitung
Gastbeitrag von Axel Klingenberg

Das Wort ergreifen – Literatur als Mittel zur Inklusion und Selbstermächtigung

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Axel Klingenberg schreibt und lebt in BraunschweigJugend, Soziales und Sport – das sind die drei Aufgabenbereiche, denen sich die Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. verpflichtet fühlt. Dabei schwingt ein vierter natürlich immer mit, auch wenn er nicht explizit genannt wird: die Kultur, zu der die Übergänge manchmal fließend sind. Zählt zum Beispiel Breakdance zum Sport oder zur Musik? Neben Tanz-, Gesangs- und Trommelgruppen erschließt die Freiwilligenagentur nun ein weiteres kulturelles Feld: die Sprache. Durch innovative, interdisziplinäre und multimediale Literaturvermittlung möchten wir im Rahmen unserer Projekte „Mein_Lyrik“ und „LYRIK für ALLE“ dazu beitragen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohnern Braunschweigs und Wolfenbüttels noch besser kennenlernen – interkulturell und inklusiv.


Gastbeitrag von Axel Klingenberg

Sprechen heißt immer auch Denken – für das Schreiben gilt das umso mehr. Diese Kulturtechnik kann helfen, Dinge zu hinterfragen, auf Missstände aufmerksam zu machen und Wissen zu vermitteln. Wer schreibt, ergreift also das Wort und findet seine eigene Sprache, mit deren Hilfe er seine Gefühle und Gedanken ausdrückt. Dass hierbei Individualität im Vordergrund steht, sollte sich fast von selbst verstehen. Bei den Literaturprojekten der Freiwilligenagentur gibt es daher kein“ richtig“ oder „falsch“, denn die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden dort abgeholt, wo sie stehen. Dies wird voraussichtlich zu einer enormen Vielfalt an literarischen und lyrischen Ausdrucksformen führen, die sicherlich auch von Poetry Slam-Performances und Rap-Texten beeinflusst sein werden.

Durch Selbstermächtigung (self-empowerment wie es T.C. Boyle nennt) möchten wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu künstlerischem Schaffen, selbstständigem Handeln und gesellschaftlicher Teilhabe anleiten.

Beide Projekte bestehen aus zwei Phasen: In der ersten finden Workshops statt, in denen mit Hilfe von Schreibübungen und Sprachspielen kreative Energien freigesetzt und kurze Texte geschrieben werden, die anschließend mit den jungen Autorinnen und Autoren gemeinsam, aber bei Bedarf auch ganz individuell, diskutiert und bearbeitet werden, bis sie – hier beginnt die zweite Phase – reif für eine Präsentation im Rahmen eines Live-Literatur-Wettbewerbs sind, bei der sie durch die unmittelbaren Publikumsreaktionen und durch die Bewertung durch eine fachkundige Jury einer erneuten Prüfung unterzogen werden.

Engagement und Literatur

Die Projekte haben natürlich auch Unterschiede. „Mein_Lyrik“ richtet sich an junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren, die Lust haben Gedichte, Geschichten und Glossen zu schreiben, in denen das Thema „Engagement“ im Fokus steht. Wofür lohnt es sich, sich unentgeltlich zu engagieren? Was kann ich tun, um anderen Menschen zu helfen? Wo hört Hilfsbereitschaft auf und fängt Zivilcourage an?

Für die jungen Lyriker/innen gibt es Preise zu gewinnen, die unter anderem vom Theater Fadenschein, vom C1, vom Aha-Erlebnismuseum, von der Buchhandlung Graff, vom Guten Morgen-Buchladen, vom KingKingShop, vom Café Riptide und vom Verlag Andreas Reiffer gestiftet wurden. Die Organisation der Veranstaltung wird von einer Gruppe von Jugendlichen ehrenamtlich erarbeitet. Bei der Umsetzung wird der Kreativität der jungen Organisator/innen und Künstler/innen freien Lauf gelassen. Die Vorträge können daher auch visuell, musikalisch oder szenisch begleitet werden.

Das Ziel der Freiwilligenagentur ist es wie gesagt, junge Menschen dazu zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Der Name des Projekts, „Mein_Lyrik“, lehnt sich daher an Online-Portale wie „My_Space“ oder „My_Video“ an. Es geht also darum, etwas für sich selbst zu machen, das aber viele andere sehen und hören können, wie auf den genannten Online-Portalen. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, dem Kulturinstitut der Stadt Braunschweig und der Braunschweigischen Landessparkasse. Mehr Infos gibt es unter www.mein-medien.de/meinlyrik.

Lyrik für alle

Bei dem Projekt „LYRIK für ALLE“ ist der Name Programm. Egal ob Auszubildender oder Schülerin, ob Erwerbsloser oder Studentin, ob mit oder ohne Behinderung – bei „LYRIK für ALLE“ kann jede/r mitmachen, der oder die Lust hat, Gedichte oder Liedtexte zu schreiben und vorzutragen. Je unterschiedlicher die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind, desto besser ist es sogar. Denn „LYRIK für ALLE“ will Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungshorizonten, Perspektiven und künstlerischen Herangehensweisen zusammenbringen. Einzige Einschränkung: Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren. Genauso unterschiedlich wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auch die Themen sein, die in den Texten behandelt werden. Eines davon lautet „Mein sportliches Engagement“. Warum treibt wer welchen Sport? Wie fühlt es sich an, als Behinderte/r Sport zu treiben? Und was treibt einen Woche für Woche ins Stadion oder in die VW-Halle um „seine“ Mannschaft anzufeuern?

Mitmachen

Wer bei einem der beiden Projekte (oder natürlich auch bei beiden) mitmachen möchte, melde sich bitte bis zum 30. September 2015 unter: Freiwilligenagentur Braunschweig, 0531/4811020, Sonnenstraße 13, 38100 Braunschweig – Mail: a.klingenberg@freiwillig-engagiert.de. Homepage: www.freiwillig-engagiert.de

Axel Klingenberg

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