In der Übersicht
Aber was ist eigentlich eine Depression?
Der folgende Artikel fasst den Beitrag aus dem Buch „Mensch Körper Krankheit“ von Renate Huch in einer kurzen Übersicht zusammen: Eine Depression ist demzufolge eine psychische Störung verschiedener Schweregrade, die sich meist durch eine „Stimmungseinengung“ äußert. Das heißt: Der Betroffene verliert die Fähigkeit, Freude oder Trauer zu empfinden. Er empfindet das Leben dadurch oft als „sinnlos“. Ebenfalls charakteristisch für die Depression ist mangelnder Antrieb, verbunden mit innerer Unruhe. Dieses Phänomen wird auch „lautlose Panik“ genannt.
Die meisten Patienten lassen sich auch durch freudige äußere Ereignisse nicht in ihrer Stimmung beeinflussen. Auch Schlafstörungen gehören zum Krankheitsbild, die sich durch vorzeitiges Erwachen äußern und auf einen gestörten 24 – Stunden – Rhythmus hinweisen. Begleiterscheinungen sind auch Hypochondrie (die panische Angst vor Krankheiten, die Betroffene schon bei unbedeutenden körperlichen Störungen empfinden), und unbegründet starke Sorgen um die eigene Zukunft.
Auch das Gefühl der Hoffnungs – und Hilflosigkeit sowie sinnloses Gedankenkreisen sind Symptome einer Depression. Ebenfalls auftreten können Angst- und Zwangsstörungen.
Nur Angst – oder schon Angst als Erkrankung?
Da Ängste normal und oft auch lebensrettend sind, ist der Übergang zwischen normaler und „krankhafter“ Angst oft fließend. Man geht davon aus, dass die Angst oder der Zwang dann krankhaft ist, wenn das Alltagsleben davon beeinträchtigt ist oder der Erkrankte beziehungsweise sein soziales Umfeld darunter leidet. Charakteristisch ist hierbei zusätzlich auch das sogenannte „Morgentief“, worunter man versteht, dass die Stimmung des Patienten morgens am schlechtesten ist. Falls Sie also sonst ein „normaler“ Morgenmuffel sind: Beachten Sie, dass das normal ist, solange Ihr Alltagsleben nicht tatsächlich davon stärker beeinträchtigt wird. Zu den körperlichen Begleiterscheinungen einer Depression gehören Gewichtszu – oder –abnahme durch Störungen des Essverhaltens, Schlafstörungen oder Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen, meist ein Druckgefühl auf der Brust, das von der Art der Schmerzen an einen Herzinfarkt erinnert. Auch Schwindel kann ein Symptom sein. Bei einigen Fällen sind die körperlichen Symptome so gravierend, dass nach physischen Erkrankungen gesucht und eine Depression zuerst nicht als Ursache für die Beschwerden in Betracht gezogen wird.
Depressionsphasen - Bei schwererem Krankheitsverlauf besteht Suizidgefahr. ==============================================================================================
In der ersten Phase kann der Patient seinen routinemäßigen Verpflichtungen im Privat- und Berufsleben noch nachkommen, wobei es aber schon Einbußen der Leistungsfähigkeit gibt.
Sobald die zweite Krankheitsphase erreicht ist, ist dies nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich, wobei auch die jeweilige Tagesform eine Rolle spielt. In der dritten Phase braucht der Patient psychologische Betreuung. Die vierte Phase kennzeichnet sich durch absurde Schuldgefühle, Hypochondrie und andere Angststörungen. Der Erkrankte kann seine Überzeugungen nicht relativieren, auch wenn diese für Außenstehende sehr übertrieben und nicht nachvollziehbar wirken. In der vierten Phase kann der sogenannte „depressive Wahn“ auftreten, bei dem die Betroffenen entgegen der offensichtlichen Tatsachen an einer Angst oder einem Gedanken festhalten, zum Beispiel befürchten sie, trotz eines gesicherten Einkommens zu verarmen. Diese Phase wird von Medizinern als „schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen“ bezeichnet.
Ursachen der Depressionen
Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig und zum großen Teil noch ungeklärt, es sind sowohl physische als auch psychische als auch ein Zusammenspiel beider Ursachenbereiche möglich.
Genetische Vorbelastung ist ein entscheidender Faktor – Menschen, deren Eltern bereits an Depressionen erkrankt waren, sind daher besonders gefährdet. Neurobiologische Störungen sind auch eine Ursache für diese Erkrankung, da zum Beispiel der Neurotransmitterspiegel erhöht oder zu niedrig sein kann. Auch eine Fehlanpassung an chronischen Stress kann eine Ursache sein, da die Hormonausschüttung verändert wird und zu Veränderungen im Gehirn führt. Ebenfalls eine Ursache kann ein traumatisches Erlebnis sein (reaktive Depression).
Behandlungsmöglichkeiten
- Behandelt werden Depressionen meist – je nach Schweregrad und individueller Situation des Betroffenen – mit Psychotherapie, Antidepressiva (verbunden mit regelmäßigen ärztlichen Gesprächen) oder einer Kombination aus beidem.
- Bei schweren Depressionen werden Antidepressiva eingesetzt, bei innerer Unruhe und Wahnzuständen Neuroleptika oder Tranquilizer.
- Andere Behandlungsmethoden sind Elektrotherapie oder eine Ernährungsumstellung, die meist als Ergänzung zu den oben genannten Therapiemöglichkeiten verwendet werden.
- Auch körperliche Aktivierung, zum Beispiel Spaziergänge, werden als Ergänzung zur Behandlung verwendet.
Bei der Winterdepression (eine saisonal im Winter auftretende Depression, die im Sommer meist vollständig verschwindet) ist auch Lichttherapie sinnvoll, da diese Erkrankung durch eine durch den geringeren Lichteinfall verursachten Beeinträchtigung des Stoffwechsels verursacht wird. Eine verwandte psychische Erkrankung ist im Übrigen die sogenannte „bipolare Störung“. Hier wechseln sich depressive und manische Phasen ab und können sich sogar überlagern.
- Hypnose wird manchmal als ergänzende Therapiemethode für die Behandlung von Depressionen verwendet. Es gibt verschiedene Ansätze zur Hypnose, die bei der Bewältigung von Depressionen helfen können. Hier sind einige Beispiele:
- Selbstwertsteigerung und positive Suggestionen: Der Hypnotiseur kann positive Suggestionen verwenden, um das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen des Patienten zu stärken. Durch wiederholte Suggestionen können negative Denkmuster und Überzeugungen, die zur Depression beitragen, umgewandelt werden.
- Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken: Hypnose kann dazu verwendet werden, tiefe Entspannungszustände zu fördern und Stress abzubauen. Dies kann dazu beitragen, die körperlichen Symptome von Depressionen zu lindern und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern.
- Bearbeitung von traumatischen Erfahrungen: In einigen Fällen können Depressionen auf traumatischen Ereignissen oder unverarbeiteten Emotionen beruhen. Hypnose kann helfen, diese Erfahrungen auf eine sichere und unterstützende Weise zu bearbeiten, um die Heilung zu fördern.
- Zugang zum Unterbewusstsein: Hypnose ermöglicht oft einen direkteren Zugang zum Unterbewusstsein, wo tiefer liegende Ursachen für Depressionen liegen können. Durch die Erkundung und Verarbeitung dieser Ursachen kann die Hypnose dazu beitragen, langfristige Veränderungen herbeizuführen.
- Veränderung von Verhaltensmustern: Hypnose kann dabei helfen, negative Verhaltensmuster und Gewohnheiten zu identifizieren und zu ändern, die zur Depression beitragen können. Dies kann beispielsweise das Überwinden von Ängsten, das Bewältigen von Schlafstörungen oder das Verbessern der sozialen Interaktion umfassen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Hypnose nicht als alleinige Behandlung für Depressionen angesehen werden sollte. Sie sollte vielmehr als Teil eines umfassenderen Behandlungsplans betrachtet werden, der auch psychotherapeutische Interventionen, Medikamente (falls erforderlich) und Selbsthilfestrategien umfassen kann. Vor Beginn einer Hypnosetherapie bei Depressionen ist es ratsam, mit einem qualifizierten und erfahrenen Fachmann zu sprechen, um die beste Herangehensweise für Ihre spezifische Situation zu ermitteln.
Die Depression ist also ein sehr differenziertes Krankheitsbild mit vielen möglichen Ausprägungen, dessen Erforschung allerdings noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Da aber die Anzahl der Erkrankten gerade in den Industrieländern weiter wächst, sind Unternehmensverantwortliche gut beraten, sich frühzeitig der Brisanz der Depression bewusst zu werden:
Angesichts der hohen Behandlungskosten und Krankheitsausfälle sehen sich die Krankenkassen schon heute einer höheren finanziellen Belastung ausgesetzt. Präventionsmaßnahmen werden systembedingt vielfach kaum übernommen. Unternehmen, die das – unkalkulierbare – Risiko langwieriger Ausfälle von Mitarbeitern von vorneherein minimieren wollen, ist daher aus bestem Eigeninteresse zu empfehlen, nicht nur ein Auge auf die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter zu haben, sondern eigene Präventionsmaßnahmen und Früherkennungsprogramme zu entwickeln, die letztlich dem gesamten Unternehmen – und nicht nur dem Einzelnen – helfen.
Quelle: Buch „Mensch Körper Krankheit“ von Renate Huch, herausgegeben von Klaus D. Jürgens, Verlag Urban & Fischer, 6. Auflage.