DIE Internet-Zeitung
Gastbeitrag von Peter Mainka

Servicetechniker - Ein Bericht aus der Praxis

Am

Ein oftmals stiefmütterliches Dasein fristet die vorbeugende Instandhaltung in manchen Produktionsunternehmen. Durch Fachpersonalmangel und Budgetreduzierungen kann nur reaktiv gehandelt werden. Ständig müssen Maschinenausfälle und Havarie Schäden instandgesetzt werden. Für eine vorbeugende Instandhaltung mit Wartungen und Inspektionen fehlt Zeit, Personal und Geld. Ein Trugschluss, denn aus der Folge von mangelnden Investitionen in die Produktionsmaschinen, die betriebliche Infrastruktur und letztendlich die Instandhaltung steigen die Kosten sogar an. Durch gezielte und geplante Instandhaltung mit Wartung/Inspektionsintervallen, durch eine konsequente Dokumentation von Instandhaltung und der daraus resultierenden Schwachstellenanalyse und letztendlich Schwachstellenbeseitigung, lässt sich der Nutzungsgrad von Fertigungsmaschinen stabilisieren und steigern.


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Durch standardisierte Arbeitspläne kann die Fertigung in Wartungsroutinen miteinbezogen werden. Arbeitsabläufe können standardisiert werden Unterweisungen und Arbeitsanweisungen helfen den Vorgesetzten bei der Umsetzung.

Die autonome Instandhaltung führt klar beschriebene Arbeiten aus dem Routinekatalog aus und unterstützt die betriebliche Instandhaltung. So können Abschmierarbeiten oder das Ablesen von Maschinendaten und Parametervergleich, Filterkontrollen und Wechsel durchgeführt werden. Die Investitionen in eine vorbeugende Instandhaltung, welche gut organisiert und strukturiert Arbeiten kann, ist sehr gut angelegtes Geld.

Ein Beispiel aus meiner Zeit als Servicetechniker.

Es ist Donnerstag, nur noch der Einsatz an der 2000to Presse. Einem Kunden ist die Ölumlaufschmierung an einer großen Exzenterpresse ausgefallen. Die Pumpe soll einen Defekt haben und ich fahre um 6.30uhr los. Bei dem Verkehr brauche ich 55 min um vor Ort zu sein. Der Kunde gilt als schwierig, er führt als Geschäftsführer eine Stanzerei die er vom Garagenbetrieb zum ansehnlichen Mittelständler geführt hat. Eine Leistung die meinen allergrößten Respekt hat und nicht mehr alltäglich ist in unserer Zeit. Nur leider ist ein zu patriarchischer Führungsstil nicht für alle Bereiche sinnvoll.

Vor Ort schaue ich mir die Situation erst einmal genauer an und finde im Fundamentkeller eine erschreckende Situation vor. Das Hydraulikaggregat steht mit offenem Deckel da. Eine Leckage an marode 2 Zölle Druckluftleitung wirbelt die ganze Zeit über Staub und Dreck auf. Der ganze Dreck ist natürlich im Aggregat gelandet und hat den Schaden dann verursacht.

Der Schlosser kommt um 8.00uhr und zusammen dichten wir erstmal die Druckluftleitung ab. Dann schauen wir uns das Hydraulikaggregat an und finden auf dem Grund des Behälters üblen Dreck. Das Öl scheint eher zum Straßen bauen geeignet. Wir bauen die Pumpe aus und stellen fest das diese defekt ist , durch den Dreck im Öl hat sich das Ansaugsieb dermaßen zugesetzt das die Pumpe wahrscheinlich trocken gelaufen ist. Eine fehlende Überwachung des Aggregats/Filter hat dann zum Totalausfall geführt.

Typischer Fall von mangelnder vorbeugender Instandhaltung.

Der Kunde möchte nur schnell eine neue Pumpe einbauen und dann schnell weiter produzieren. Auf meinen Vorschlag den Behälter zu reinigen, die Leitungen zu spülen und eine geeignete Nebenstromfiltration zu integrieren reagiert er fast schon allergisch. Nach zäher Diskussion einigen wir uns auf einen Kompromiss; sofort den Behälter reinigen und die Anlage spülen, dann die Pumpe mit Filtration montieren und die Druckleitung mittels Druckschalter überwachen. Die Nebenstromfiltration bereiten wir komplett vor und schließen diese beim nächsten Stillstand der Anlage mit an. In der Zwischenzeit wird das Öl mit einer mobilen Filtereinheit zusätzlich gefiltert Gegen 13.00uhr sind wir mit der ganzen Montage, Reinigung, Ölwechsel und Anschluss der Überwachung durch und die Anlage kann wieder produzieren. Die Installation der Nebenstromfilteranlage wird von uns weitestgehend vorbereitet und muss vom Schlosser und Elektriker vor Ort beim nächsten Stillstand nur noch angeschlossen werden.

Ich hoffe jedenfalls dass sie es tun und ich nicht extra nochmal deswegen hierher muss, aber wann weiß es nie im Voraus. Durch Wartung und Inspektion hätte sich dieser Schaden sicher vermeiden lassen. Auf mein Nachfragen mit welchen Wartung, Inspektionsintervallen denn die Instandhaltung arbeitet sagt mir der Instandhaltungsleiter nur:" Nach den Herstellerangaben natürlich".

"Das scheint wohl eher nicht zu funktionieren denn sonst wäre doch das dreckige Öl, die Leckage an der Druckluftleitung und somit der Schaden im Vorfeld zu vermeiden gewesen" ,antworte ich dem Inst.Leiter.Der schaut mich an und meint dann nur lapidar:" Wir haben einfach keine Zeit mehr uns um vorbeugende Instandhaltung zu kümmern , es reicht soeben um die Produktion am Laufen zu halten, mehr geht nicht". So hat wieder mangelnde Sauberkeit, Wartung und Inspektion zum Ausfall einer Maschine geführt und meinen Arbeitsplatz gesichert. Ob der Betrieb mit einer reinen reaktiven Instandhaltung billiger arbeiten kann ist unwahrscheinlich und weltfremd. Die Kosten einer vorbeugenden Wartung, Inspektion und Instandhaltung lohnen sich immer und sind eine Investition die den Wert der Anlagen erhalten und sogar steigern können und die Anlagenverfügbarkeit sicherstellen um durchgehend produzieren zu können. Das es immer noch Betriebe gibt die ihre Instandhaltung dermaßen stiefmütterlich behandeln ist bedauerlich aber Realität. Und es sind ja nicht die „unlösbaren Probleme“ welche oft zum Produktionsausfall führen sondern das Anhäufen von kleinen Problemen führt dann zur Havarie.

Eine Dokumentation hilft der Instandhaltung ihre Aufgaben wahrzunehmen und diese transparent für Kunden und Kollegen zu kommunizieren. Ein Instandhaltungsplan basierend auf einer Instandhaltungsstrategie bilden das Gerüst für die tagtäglichen Routinen und Arbeiten.

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